EIN GANZ MIESES VERBRECHEN oder DIE RATTEN BETRETEN DAS SINKENDE SCHIFF

1 Wenn nicht nur ein paar katholische Laien, sondern 45 Ordensobere in einem offenen Brief gegen die CSU aufstehen, kann man davon ausgehen, dass die Lage ernst ist. „Klosteraufstand gegen Seehofer“ titelt die Süddeutsche Zeitung im Bayernteil vom 12. November, und zitiert schon im Untertitel den Protest: „Wir fühlen uns von dem, was die CSU in der Flüchtlingskrise tut und sagt, nicht mehr repräsentiert.“

„Wir wissen, wie es in den Krisengebieten aussieht. Wir sind als reiches Land gefordert“, sagte Franziskaner-Schwester Mirjam Schambeck, die den Brief mitinitiierte, der Zeitung. Und: Im Brief werde der Ministerpräsident aufgefordert, „sich dafür einzusetzen, dass die Bezeichnung ’sichere Herkunftsländer‘ für die Westbalkanstaaten zurückgenommen werde.“

2 Vor wenigen Tagen wurde in Augsburg eine Roma-Familie unter Bedingungen abgeschoben, die nicht nur die 45 Ordensoberen interessieren dürften: Auf der Webseite von WeltWeitWintprecht (alle Links am Ende), einer Einrichtung des Diakonischen Werks, lautet der Titel dazu: „Wir holen euch zurück! Eure Abschiebung ist ein Verbrechen!“

Im Detail: „Am Donnerstag, 5.11.2015, wurde die 9-köpfige Familie Rama aus einer Flüchtlingsunterkunft in Augsburg nach Belgrad abgeschoben. Ohne Ankündigung, völlig unverhältnismäßig, rechtlich anfechtbar und menschlich unterirdisch. Sie lebten seit knapp fünf Jahre hier, ließen sich nichts zu Schulden kommen und integrierten sich vorbildlich (…) Am Tag der Abschiebung wollte Herr Rama den Antrag für seine beiden jugendlichen Kinder auf Bleiberecht bei der Ausländerbehörde einreichen. Hierfür hatte er an diesem Tag einen Termin um 13:40 Uhr bei der besagten Behörde. Die Abschiebung kam dem zuvor.

Früh morgens um 6:30 Uhr öffneten Polizisten die Wohnungstüre und überraschten die Familie im Schlaf. Sie gaben ihnen eine Stunde Zeit um alles zu packen, steckten das vor Angst schreiende und krampfende Mädchen mit der Angststörung in das Polizeiauto (…) Sämtliche Versuche, die Abschiebung aufzuhalten, waren vergebens. Die Ausländerbehörde teilte mit, die Abschiebung sei schon bezahlt und der Flug gebucht, das Innenministerium behauptete, der Fall sei ihnen im Einzelnen nicht bekannt. Selbst das laufende Petitionsverfahren im Bayerischen Landtag hatte keine aufschiebende Wirkung, obwohl der Petitionsausschuss noch nicht getagt hatte und nicht informiert war. Ein Eilantrag vor Gericht wegen dem Krankheitszustand von den zwei Kleinkindern und dem Antrag auf Bleiberecht für die zwei Jugendlichen wurde abgelehnt. Das Familie wurde von Frankfurt nach Belgrad ausgeflogen. Die Familie verließ nach mehreren Ganzkörperkontrollen um kurz nach Mitternacht den Flughafen.“

3 Diese Fakten werden von der Webseite ForumAugsburg ergänzt: „Die Unterstützer der Familie vermuten, dass für den rabiaten Kurs der Ausländerbehörde auch das Innenministerium verantwortlich ist. Es wird eine Anweisung des Innenministers vermutet, gnadenlos abzuschieben, um hier Zahlen – also quasi eine Erfolgsquote – zu haben. Eine erste Welle von Abschiebungen sei bereits erfolgt, „da waren die Albaner dran“. Jetzt seien die Roma aus dem Balkanstaaten dran, dann würden die Afghanen folgen.

Die Bundesregierung schafft sich zur Zeit mit dem sogenannten „Asylverfahrensbeschleunigungsgesetz“ eine rechtliche Handhabe für eine diskriminierende Kategorisierung von Flüchtlingen (…) Diese Maßnahmen bestehen in einer faktischen Aufhebung des Asylrechts für bestimmte Kategorien von Schutzsuchenden, nämlich aus den sogenannten „sicheren Herkunftsstaaten“, vornehmlich den Staaten des westlichen Balkan: seit November 2014 Bosnien-Herzegowina, Mazedonien und Serbien, seit Oktober 2015 auch Albanien, Kosovo und Montenegro (…)  Allein 15.000 Roma in Deutschland sind nun von Abschiebung bedroht.“

4 Laut unseren Informationen haben Die Deutschen seit der Nazi-Zeit immer noch dermaßen viele Schulden bei Sinti und Roma zu begleichen, dass sie alle für die nächsten 1000 (tausend) Jahre vollkommen unbehelligt und beschützt hier leben können müssen. Ich bin der Meinung, man sollte jeden Beamten entlassen, der ihnen dabei irgendwie in die Quere zu kommen versucht.

5 Und direkt damit verbunden ist der Gedanke, folgend aus 1-3, dass ein nicht ganz unerheblicher Teil der Widerstandskämpfer gegen die Nazis streng gläubige Katholiken waren. Ist das keine seltsame Koinzidenz? Natürlich wurde keiner von ihnen so bekannt wie die tapferen Soldaten des 20. Juli 1944, die zur Tat zu schreiten versuchten, als es nun auch schon ziemlich egal gewesen war.

6 Eine Fußnote, die mir vielleicht deshalb jetzt einfällt, weil Augsburg, angesichts eines dermaßen miesen Verbrechens, das von seinen Beamten getätigt wurde, vielleicht eher Festspiele im Namen des Waffenbauers Willy Messerschmitt veranstalten sollte, anstatt seines berühmten Brecht-Festivals … Eine Stelle aus Soma Morgensterns Erinnerungen „Joseph Roths Flucht und Ende“, die 1933 mit 1938 verbindet: „Eines regnerischen, kalten Abends sagte mir am Telephon eine Stimme: >Wenn du mich an meiner Stimme erkennst, sag meinen Namen nicht. Ich bin hier incognito.< Ich hab ihn natürlich sofort erkannt und zitierte ihm, als Zeichen dafür, den Satz, mit dem Karl Kraus, auch in der Nacht per Telephon, den nach Wien geflüchteten Bert Brecht begrüßte: Die Ratten betreten das sinkende Schiff.“

7 Ich gehe davon aus, dass an dieser Stelle nur noch (wieso eigentlich?) die Premium-Abonnenten dieses Blocks dabei sind, und erlaube mir deshalb (was für ein schwachsinnige Formulierung, ja, man verblödet schon langsam) die Verbindung anzugeben, über die man die Familie Rama (die in Belgrad auf ganz andere Art als wir auf bessere Zeiten hofft) unterstützen kann: Diakonisches Werk Augsburg e.V., Kennwort: Familie Rama, Stadtsparkasse Augsburg, IBAN: DE95720500000000004200, BIC: AUGSDE77XXX – Ist das eine Bitte? Ja.

8 Das miese Verbrechen ausführlich:

http://weltweitwindprecht.blogspot.de/2015/11/alle-informationen-zur-abschiebung-und.html

http://www.forumaugsburg.de/s_2kommunal/Migration/151109_abschiebung-roma-familie/index.html

Tags: