Artikel mit dem Schlagwort ‘ Blog ’

FALSCHER EXPORT BEI BR/ZÜNDFUNK & IMPORT/EXPORT

Die antisemitischen Zeichen, die schon länger im Münchner Club Import/Export zu beobachten sind, wurden in einem Zündfunk-Beitrag vom 11.6. sozusagen durchgewunken bzw. sogar verdreht dargestellt. Dagegen hat mein Artists Against Antisemitism-Kollege Gerald Fiebig so ausführlich wie sorgfältig protestiert:

„Sehr geehrte Zündfunk-Redaktion,

zu Ihrem Beitrag „Warum das Import Export um seine städtischen Fördergelder bangt“ vom 11.06.2025 (https://www.br.de/radio/bayern2/sendungen/zuendfunk/der-muencher-club-import-export-und-die-antisemitismus-vorwuerfe-100.html) muss ich leider eine scharfe Kritik äußern. Sie betrifft in erster Linie das tendizöse Framing, das sich durch den ganzen Artikel zieht.

Ich spreche dabei als einer der Unterzeichner der Erklärung der „Artists Against Antisemitism“ (www.artistsagainstantisemitism.org), die auch unser im Beitrag erwähnter Münchner Kollege Werner Gaßner unterzeichnet hat. Die „Artists Against Antisemitism“ setzen sich bereits seit 2021 gegen den ja schon lange vor dem 7. Oktober 2023 in der Pop- und Clubwelt grassierenden, v.a. israelbezogenen, Antisemitismus (Stichwort BDS) ein. DIe Liste der Unterstützer:innen umfasst Hunderte von Künstler:innen aller Kunstsparten, darunter zahlreiche Musiker:innen, DJs und Bands.

Werner Gaßner ist einer der Münchner „Artists Against Antisemitism“. In dem Beitrag erscheint er aber konsequent als Einzelperson, während das „Import Export“ sich stets als „Institution“ äußern darf. Das Bild, das hier gezeichnet wird, läuft darauf hinaus, dass jemand, der konsequent antisemitische Strukturen benennt und kritisiert, als querulantischer Einzelgänger, als „Spalter“, erscheint, der eine imaginierte „größere gemeinsame Sache“ (hier: die Clubkultur) gefährde. Das muss ich auf das Schärfste zurückweisen: Das Problem ist der Antisemitismus, nicht die Person, die ihn kritisiert.

Die reißerische Überschrift „Warum das Import Export um seine städtischen Fördergelder bangt“ trägt von Anfang an zu diesem Framing bei. Viele Leser:innen werden davon aufgeschreckt sein und werden in der Sorge um ihren Lieblingsclub von Anfang an zu einer bestimmten Positionierung für das „Import Export“ und gegen Kritik an ihm gedrängt. Dabei ist der Aufmacher völlig irreführend, denn 1. geht es in dem beschriebenen Vorgang überhaupt nicht um die institutionelle Förderung der Stadt München für das „Import Export“, sondern nur für ein dort stattfindendes Festival, und 2. erfährt man am Ende des Beitrags ja, dass das Festival nach Überprüfung des Line-ups seine städtische Förderung nun doch bekommt. Viel Lärm um nichts also im Zündfunk-Beitrag, aber Hauptsache, die Kritik an Antisemitismus ist erst mal als Problem für die Kulturszene etabliert? 🙁

Mit anderen Worten: Weder die Festivalveranstalterin noch das „Import Export“ haben aufgrund der kritischen Überprüfung des Line-ups irgendwelche finanziell-existenziellen Bedrohungen zu gewärtigen. Dass ein Fördergeber geklärt haben will, wofür seine Gelder verwendet werden, ist gerade beim Thema Antisemitismus  – wo viele Skandale und Eskalationen im Kulturbereich hätten vermieden werden können, wenn sich Verantwortliche vorher nicht naiv gestellt hätten, sondern kritisch nachgefragt hätten, bevor das Kind auf offener Bühne in den Brunnen fällt – nicht nur legitim, sondern auch professionell: Vorbeugen ist besser als Blamieren – für alle Beteiligten.

Aber der ganze Artikel baut diese Bedrohung rhetorisch auf, um Werner Gaßner aufgrund seiner kritischen Nachfragen als Problem für die Clubkultur zu stilisieren. Das „Import Export“ spricht angesichts der geäußerten sachlichen Kritik von „canceln“, dabei ist doch leider die „Pro-Palästina“-Bewegung dafür bekannt, dass sie in ihrem moralischen Furor inzwischen auch zu Todesdrohungen und physischer Gewalt gegen Menschen und Orte greift, die sich mit dem Staat Israel und jüdischen Menschen hierzulande solidarisieren. Wenn die Verhältnisse in München sich noch ein Stück weit in Richtung Berliner Verhältnisse entwickeln würden, dann gäbt ihr mit so einem Framing einen Menschen für seine politischen Gegner zum Abschuss frei. Und zwar nicht metaphorisch: In Berlin sind die roten Hamas-Dreiecke als Todesmarkierung inzwischen an der Tagesordnung. Mal drüber nachgedacht?

Die Veranstalterin des nun überprüften und letztlich doch von der Stadt München geförderten Zarda-Festivals wird im Artikel mit den Worten zitiert, sie weise zurück, „dass du einfach annimmst, dass irgendeine arabische Veranstaltung irgendeine antisemitische Äußerung auf der Bühne mitbringt.“ Hier wird wieder implizit der Vorwurf des antiarabischen Rassismus gegen denjenigen konstruiert, der kritisch nachfragt. Dabei hat doch gar niemand pauschal unterstellt, alle Araber:innen seien antisemitisch – Anlass der Nachfrage war eine spezifische Vorgeschichte, nämlich dass der gewählte Veranstaltungsort „Import Export“ in der Vergangenheit eine erkennbare Vorliebe für antisemitische Künstler wie Arabian Panther gezeigt hat (und, anders als z.B. die „Rote Sonne“, hier auch keinem Dialog zugänglich war.“).

Hier hätte eine kritische Einordnung ebenso not getan wie bei hanebüchenen Äußerungen wie der folgenden vom „Import Export“: „Das Instrumentalisieren von Antisemitismus-Vorwürfen rollt rechten Narrativen, also allen Nazis in Deutschland, die wirklich antisemitisch sind, den roten Teppich aus“. Schon das „Instrumentalisieren“ unterstellt Werner Gaßner und letztlich uns Artists Against Antisemitism im Ganzen, dass wir mutwillig Clubs zerstören wollen – aus was für einer absurden Motivation heraus sollte das denn passieren?! – und dafür nur einen taktischen Vorwand suchen. Für das „Import Export“ ist offenbar unvorstellbar, dass es uns ernsthaft und dringlich darum geht, solche Orte zu erhalten – aber eben als sichere Orte für wirklich alle, auch für Jüdinnen:Juden.

Das Ablenken vom real existierenden Antisemitismus nicht nur in arabischen, sondern v.a. in weiten Teilen einer sich als „progressiv“, „links“ und „dekolonial“ missverstehenden „Pro-Palästina“-Bewegung durch den Verweis auf Nazis ist in diesem Kontext von nahezu grotesk realitätsblinder Selbstbezogenheit. Abgesehen davon, dass der Antisemitismus der Nazis und der Antisemitismus der palästinensischen Nationalbewegung durchaus historische Parallelen haben – bis hin zur aktiven Kollaboration der palästinensischen Führung der 1930er und 1940er bei der NS-Judenvernichtung und beim palästinensischen Kampf für den Sieg der deutschen Wehrmacht in Nordafrika, damit die Deutschen dann die Juden aus Palästina deportieren -, kann man dieser Äußerung im aktuellen Kontext fast nur noch mit Sarkasmus begegnen: Liebes „Import Export“: wenn sich jüdische Gäste bei euren Partys durch Accessoires mit „Fuck Israel“-Aufschrift und eure riesigen „Free Palestine“-Graffiti eingeschüchtert und bedroht fühlen und das euch gegenüber äußern würden – glaubt ihr, denen würde es besser gehen, wenn eure Security sie darauf hinweist, dass es ihnen noch viel schlechter gehen würde, wenn sie in einen Naziaufmarsch auf dem Odeonsplatz geraten wären, und sie sich mal nicht so anstellen sollen? Super Awareness-Konzept, danke für nichts. 🙁

Aber dass Jüdinnen:Juden und kritische Stimmen gegen Antisemitismus „sich nicht so anstellen sollen“, das ist ja leider deutscher Standard. Insofern ist das Schlimme an der Haltung des „Import Export“ genau das, was es an uns kritisiert: „Es ist mal wieder so typisch, dass sich Deutschland nur um sich selbst dreht“, so wie das „Import Export“ um sich und seine unreflektierten Haltungen.

Der Zündfunk hat nach dem 7. Oktober 2023 durchaus wertvolle und differenzierte Beiträge zum Thema Israel/Palästina gebracht (z.B. https://www.br.de/radio/bayern2/sendungen/zuendfunk/palaestinensische-community-in-deutschland-100.html). In jüngster Zeit gewinnt man wiederholt den Eindruck, als würde er seine kritische journalistische Distanz zu dem plakativen „Free Palestine“-Narrativ (in dem stets Israel als einziger Gegner der zivilen Palästinenser:innen erscheint und nie die Hamas & Co.) verlieren, das in weiten Teilen der Popkultur Mainstream geworden ist. Der Zündfunk hat es über 50 Jahre lang geschafft, nicht Mainstream zu werden – wenn er es jetzt ausgerechnet bei diesem Thema werden würde, wäre das fatal. Bitte arbeiten Sie daran, dass das nicht so wird.

Sollten Sie an einer differenzierteren Berichterstattung über die „Artists Against Antisemitism“ interessiert sein, so finden Sie in der Unterstützer:innenliste auf www.artistsagainstantisemitism.org zahlreiche namhafte Acts, die Sie ansprechen könnten. Gerne bringen wir Sie aber auch mit weiteren regionalen Stimmen aus Bayern in Kontakt.

Mit freundlichen Grüßen“

 



HAUSMUSIK IM FERNSEHN

6 Minuten 14 über „Eines der wichtigsten deutschen Indie-Labels“, welches „kommt aus Landsberg am Lech. ‚Hausmusik‘ – 1991 von Wolfgang Petters gegründet. Legendäre Bands wie Calexico und Lali Puna starteten dort ihre Karriere.“ Mit Calexico, Marion „Jimmy Draht“ Epp und Wolfgang „A Million Mercies“ Petters in historischem Ambiente.

https://www.ardmediathek.de/video/capriccio/das-hausmusik-label/br/



EIN HOCH AUF DIE ZOMBIE-MUSIK

und die Pianistin Mary Lou Williams habe ich für neues deutschland geschrieben. Mit einem Geständnis am Anfang: „Schon etwas deprimierend, wenn man wieder mal draufkommt, dass man von einer Sache viel weniger Ahnung hat, als man denkt.“

https://www.nd-aktuell.de/artikel/1191869.jazz-und-emanzipation-ein-hoch-auf-die-zombie-musik.html



THE 39CLOCKS (MIT 49 YEARS)

Eine Sensation – jedenfalls für uns Randfiguren an den Außengrenzen der Popmusik: Die neue Nr.49 des monatlichen online-Bulletins The Skai Report ist ganz der Band 39Clocks gewidmet. Es gab sie nicht lang, ihr Werk ist nicht riesig, aber sie gehören immer noch zum Besten, was Germany seit den frühen 80ern und jemals anzubieten hatte.

„…mir fiel zufällig auf“, schreibt Herausgeber Hollow Skai, auf dessen No Fun-Records 1980 die erste Single erschien, einleitend, „dass die Clocks in diesem Juni ihren 49. Geburtstag feiern könnten – als The 49 Clocks. Et voilà – here’s The 49 Clocks Issue. Natürlich in klassischem Schwarzweiß. Aber sehr unserem Motto entsprechend: Von Ehre ohne Ruhm, von Größe ohne Glanz, von Würde ohne Sold. Die Texte stammen ausnahmslos von JG39 und CH 39, die hier erstmals in ihrer eigenen Schreibe über ihre Anfänge und ihr Ende als The 39 Clocks Auskunft geben und erzählen, was sie heute so (nicht) machen.“

Interessierte beantragen die kostenlose 49Clocks-Ausgabe (oder ein kostenloses Skai-Report-Abonnement) bei: email hidden; JavaScript is required

Das 39Clocks-Gesamtwerk erschien 2019 auf 5 LP/CDs, auch mit unveröffentlichten Live- und Outtakes: https://shop.tapeterecords.com/the-39-clocks-next-dimension-transfer-3235

Ich hatte die 39Clocks erst mit ihrer „Aspetando Godo“-Single zum zweiten Album Subnarcotic 1982 mitbekommen und war überwältig davon, wie sie, bei aller Punk-Inspiration (die sowieso nie zu linientreuem Abrocken geführt hatte), Punk überwunden hatten und schon viel weiter waren (was ich in meinem letzten Roman Ein Sohn von zwei Müttern beschrieben habe), wofür sie von in engen Grenzen stehengebliebenen Punks auch angegriffen wurden (wie in der 49Clocks Issue berichtet wird) und weswegen wahrscheinlich ihr Konzert im Münchner Café Größenwahn, das in meiner Rubrik „Konzerte meines Lebens“ in der Spitzengruppe steht, damals nicht so gut besucht war. Ausgerechnet diese beiden Musiker, deren Wirkung (auch mit den Ableger-Bands Exit Out, The Beauty Contest, The Cocoon) viel größer ist, als es den Anschein hat, haben sich aus der sog. Öffentlichkeit ferngehalten, wenn´s dann und wann mal ´ne Gelegenheit gegeben hätte… Umso größer die Freude, dass sie bei diesem Skai Report No49 nicht nur mitspielen, sondern immer noch gute Typen sind, weiterhin gewitzt, eigensinnig, offen oder sogar brutal offen, nicht zu vereinnahmen und auf kein, von welcher Seite auch immer, Bundesverdienstkreuz scharf.



FREE GAZA FROM HAMAS

Drei wichtige Beiträge: 1. Von FAS-Redakteurin Tania Martini (auch Mitherausgeberin der Sammlung „Nach dem 7. Oktober“ bei Edition Tiamat) mit einem Kommentar zu einem Protest in Israel. 2./3. von der Königlich Bayerischen Antifa.

(30.5.) https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/kritik-von-israelischen-akademikern-an-der-kriegsfuehrung-in-gaza-110507455.html?

(1.6. f-book) „Gaza: Hilfe an der Hamas vorbei 🇮🇱
In den letzten Tagen hat sich die Lebensmittelversorgung der Bevölkerung in Gaza etwas verbessert. Die Verteilungsstellen der Israelischen Streitkräfte funktionieren nach Anfangsschwierigkeiten endlich einigermaßen sicher und reibungslos. Über 2 Millionen Rationen wurden bereits an die Menschen verteilt.
Die Hamas versucht vergeblich, die Versorgung der Zivilbevölkerung durch Israel aktiv zu sabotieren und zu verhindern. Aber die Störungsversuche und Falschmeldungen der Terroristen haben keinen Erfolg darin, die Hilfesuchenden abzuschrecken. Die Menschen in Gaza sind bereits so wütend und selbstbewusst, dass sie angefangen haben, Lager der Hamas gewaltsam zu plündern, in denen die Terroristen gestohlene Mehlsäcke gehortet haben. Man geht davon aus, dass die Islamisten insgesamt etwa die Hälfte der Hilfslieferungen geplündert und missbraucht haben, die in den letzten eineinhalb Jahren in Gaza angekommen sind.
Die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln und Hilfsgütern von der Hamas und allen Organisationen zu trennen, die mit der Hamas kooperieren, ist ein wichtiger Schritt dabei, die Terroristen aus der Bevölkerung zu treiben. Das Monopol der Islamisten auf die notwendigsten Dinge des täglichen Überlebens war ein maßgeblicher Faktor, der die Menschen von der Hamas abhängig gemacht hat. Bald wird die Verteilung hoffentlich so umfassend funktionieren, dass der strukturelle eiserne Griff, den der Terror um die Bevölkerung hatte, endlich gebrochen ist.
Unsere besten Wünsche mit allen Palästinenser*innen in Gaza, die sich Frieden, Brot und die Hamas zum Teufel wünschen. Free Gaza from Hamas.“
(3.6. f-book) „Gaza: Journalismus und Hamas-Propaganda ⚠️

Wie berufs-ethisch kaputt muss eigentlich ein Internationaler Journalismus sein, der sich sehenden Auges und derart dummdreist zum medialen Stiefelknecht von Islamistischen Mordbrennern macht? Vielleicht könnte diese Berichterstattung die Hamas-Propapaganda zumindest kauen, bevor sie sie willfährig herunterschluckt und dann dem Westlichen Publikum unverdaut vor die Füße speibt?
Man muss sich die Bösartigkeit auch erstmal ausdenken, dem Islamistischen Terror die mediale Tür dafür offenzuhalten, Menschen in Gaza durch Lügen und Gewalt von der Humanitären Hilfe in den Israelischen Versorgungszentren wegzutreiben und den Menschen in der Welt allen Ernstes das Bild zu vermitteln, Israel greife seine eigenen Versorgungszentren an.
Israel schießt nicht auf Hilfesuchende. Keines der im Netz kursierenden „Augenzeugenvideos“ zeigt einen solchen Angriff auf Zivilisten. Israelische Drohnenvideos hingegen zeigen deutlich Hamas-Terroristen, die mit Sturmgewehren auf hilfesuchende Palästinenser schießen. Keiner der Vorfälle, in denen Schusswaffen eingesetzt wurden, hat sich innerhalb der Hilfszentren ereignet, sondern auf den Zugangswegen dorthin bzw. im weiteren Umfeld um die Perimeter herum. Für jeden dieser Vorfälle gab es Gründe, die nicht Israel zu verantworten hat.
Der mediale Furor der Hamas, ihrer westlichen Vorfeldorganisationen und ihrer medialen Steigbügelhalter gegen das Israelische Hilfsprogramm zeigt vor allem eines: Dem Terror geht der islamistische Hintern auf Grundeis. Die Trennung von Hamas und Zivilbevölkerung durch den Ausschluss der Terroristen aus der humanitären Hilfe funktioniert. Der Hamas bricht in Gaza zusehends der operationelle Boden unter den Füßen weg. Und alle Versuche der Hamas, die Menschen von der Hilfe wegzuhalten werden diesen Riss nur vertiefen, bis die Islamisten von der eigenen Bevölkerung aus allen Löchern gejagt werden, in denen sie noch stecken.
Wir freuen uns für alle Palästinenser in Gaza, die nun Brot haben und sich Frieden wünschen. Für die historische Schande, die Westliche Medien als Nahost-Berichterstattung verkaufen, haben wir nur demokratisches Unverständnis und inhaltliche Verachtung.
Solidarität mit Israel. Free Gaza from Hamas.“


ACHTUNG IHR HUNDE

Wer nicht nur fühlen will, muss zuhören:

Sa. 14.06. – 13:30 Oldenburg, Weiße Rose 1
Internationale Fachtagung „Demokratie entsteht im Untergrund“
Erich Mühsam-Programm „Das seid ihr Hunde wert!“ mit Markus Liske, Manja Präkels & Der Singende Tresen
[Der Mühsam-Reader im Verbrecher Verlag]


GRAPHIC RECORDINGS

nennt der phantastische Comic-Zeichner Michael Jordan eine Abteilung seiner Arbeiten und die werden zur Zeit im Augsburger Textilmuseum ausgestellt. Thema hier: er begleitet wie ein Gerichtsreporter „die Augsburger Gespräche zu Literatur, Theater und Engagement seit nunmehr drei Jahren in Form von graphic recording. Als teilnehmender Beobachter skizziert er vor Ort die Beteiligten und die Szenerie und gibt dadurch… besondere Einblicke … in die internen Diskussionen, die wesentlicher Bestandteil des Formats sind. Drei Tage begleitet er die anwesenden Künstler*innen sowie die Studierenden des Studiengangs Ethik der Textkulturen, die hinter geschlossenen Türen über den Zusammenhang von politischer Teilhabe und ästhetischer Form sprechen…“

Augsburger Gespräche – graphic recordings von Michael Jordan

Michael Jordan ist außerdem einer der Initiatoren der Aktion „Wie geht es dir?“, zu der jetzt dieser Comics-Band erschienen ist: „Wie geht es dir? – eine einfache Frage, doch unter dem Eindruck des Leids der Menschen infolge des Überfalls der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 und der Angriffe des israelischen Militärs im Gazastreifen herrscht auch bei uns Sprachlosigkeit und eine tiefe gesellschaftliche Spaltung.

Eine Gruppe von Comic-Künstler*innen schloss sich zusammen, um das Projekt Wie geht es dir? ins Leben zu rufen. Seitdem sprachen 48 Zeichner*innen mit 60 Menschen, die von Antisemitismus, Hass und Rassismus betroffen sind oder sich mit menschenfeindlichen Ideologien auseinandersetzen. Darunter sind Prominente, aber auch private Bekanntschaften der Autor*innen.“

https://www.avant-verlag.de/comics/wie-geht-es-dir/

Michael Jordan



DER GHETTO-SWINGER

ist der Titel der Memoiren des Jazzgitarristen Coco Schumann, der heute vor 101 Jahren in Berlin geboren wurde. Nachdem er, vor allem dank seiner musikalischen Fähigkeiten, einige Konzentrationslager der Nazis überlebt hatte, wurde er der erste Elektrogitarrist in dem Land, das nichtmal scheinbar entnazifiziert worden war.

Auch 50 Jahre nach der Kapitulation enden seine Erinnerungen ohne Happyend: an einem schönen Sommerabend setzt er sich an einen Tisch zu freundlichen jungen Leuten und als dann auch über Politik geredet wird, legen sie los mit dem „Ausländerproblem“ und „schon wieder Scherereien mit dem Weltjudentum“ und dann sagt einer „schließlich wisse jedes halbwegs kluge Kind, Auschwitz sei eine einzige große Lüge“, und Coco Schumann verabschiedet sich mit den Worten „ich weiß es besser. Ich war da.“, und als er 2018 starb, war´s nicht besser geworden.

Sein musikalisches Spätwerk und Compilations mit Archivaufnahmen bei Trikont:

https://trikont.de/shop/?product_cat=coco-schumann



PANZER & JEEPS / & HANS FRICK (12)

Der Autor Hans Frick beschrieb in seinem Roman Die blaue Stunde, wie er, von den Nazis als „Halbjude“ eingestuft und in Lebensgefahr, als 14-jähriger aus Frankfurt abhaute und nach wochenlanger Flucht das Kriegsende erlebte:

„Ich erreichte die ersten Häuser [von Langenselbold bei Frankfurt] und sah, daß der Krieg für mich beendet war; überall amerikanische Panzer, Jeeps und schwerbewaffnete Soldaten. Aus den kleinen Fenstern der Bauernhäuser hingen weiße Bettlaken. Die deutsche Bevölkerung stand unterwürfig auf der Straße. Wie oft war ich während meiner Flucht von ihnen abgewiesen und davongejagt worden, wenn ich mir ein Herz gefaßt und die Bauern um etwas zu essen gebeten hatte. Einige hatten sogar gedroht, ihre Hunde auf mich zu hetzen. Für mich standen sie stellvertretend für alle, die Juden verfolgt und russische Kriegsgefangene mißhandelt hatten. Nun sah ich sie in ihrer ganzen Armseligkeit auf der Straße stehen und den amerikanischen Soldaten zuwinken. In meinen Augen nahmen sie sich damit ein Recht heraus, das gerade ihnen nicht zustand. Aus ihrem <Ein Volk, ein Reich, ein Führer>-Gegröle war ein erbärmliches Winseln geworden. Manche der amerikanischen Panzersoldaten lachten und winkten zurück.“

Hans Frick (1930-2003) hatte schon als Kind verstanden, was es bedeutete, dass seine Mutter von den Nachbarn als „Judenhure“ beschimpft und bedroht wurde, und ein SS-Mann erzählte dem Jungen genau, was in den Konzentrationslagern mit Juden passierte. Dieses Thema sollte Hans Frick lebenslänglich immer wieder verfolgen; in seinem ersten Roman 1965 Breinitzer oder Die andere Schuld (den er überarbeitete und 1979 als Breinitzer neuveröffentlichte) lautete die Kernaussage, dass es die Deutschen wieder tun würden… Als ich Frick 2002 einen Abend lang kennenlernte, war der Autor, der seit zwanzig Jahren nichts mehr veröffentlicht hatte, schon ziemlich vergessen, und als er im Jahr darauf starb, war ich der einzige, der einen Nachruf (in taz und Frankfurter Rundschau) veröffentlichte (https://www.franzdobler.de/2015/08/03/hans-frick/). Ende der 70er war ich auf den Schriftsteller aufmerksam geworden, als Helmut Qualtinger die Hauptrolle in Helmut Käutners Verfilmung seines Romans Mulligans Rückkehr spielte – gottverdammt, wer hat das geschrieben!?!



ÜBER DIE SCHULDLOSEN AM SCHLUSSSTRICH

der Artikel „Die Schuld der Schuldlosen“ – „Die deutsche Schlussstrichdebatte hat eine postkoloniale Entsprechung bekommen / Der Versuch von rechts, die Shoah mit Verweis auf die Verbrechen des Stalinismus zu relativieren, dient der Verteidigung deutschen Nationalstolzes. Die postkoloniale Relativierung der Shoah durch die Einbettung in Kolonialverbrechen hingegen dient der Rechtfertigung des eliminatorischen Antisemitismus der Hamas.“ Von Markus Liske in der aktuellen Ausgabe der Jungle World.

https://jungle.world/artikel/2025/19/deutsche-schlussstrichdebatte-postkolonialismus-die-schuld-der-schuldlosen?