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ECHOKAMMER VOL 100 FEIER

Das Münchner Label Echokammer, die Zentrale für The Sound of Munich Underground, feiert nach 24 Jahren seine 100. Veröffentlichung mit einer Doppel-LP (für die ich die Ehre hatte, Liner Notes beizusteuern) – und feiert live im Giesinger Bahnhof am 20.9. ab 19 Uhr: „22 Echokammer Bands spielen live je 1 Song“ (*)

Auszug aus meinem Jubiläumstext: Was unheimlich Bizarres passierte mir, als ich jetzt die 100 Echokammer-Teile (und damit einen erheblichen Teil meines Musiklebens) durchcheckte und plötzlich dachte: „Deutschland. Aber normal.“ Dieser Slogan der Neonazis ballerte mir in den Kopf. Verdammt fuck you, fluchte ich, kann man denn nicht mal mehr in Ruhe dieses Jubiläum feiern! Warum hat mich dieser so blöde wie feindselige Spruch angefallen wie ein Kampfhund? Weil aus der Echokammer die Tracks & Songs & Sounds kommen, die diese „Aber normal“-Germanen verachten und, wenn sie könnten, verbieten würden. Sie hassen die Lebensmittel, die uns die Echokammer liefert: das Unberechenbare-Unerwartete-Unfassbare, und das alle möglichen Grenzen Einreißende, und das Traditionen Durchleuchtende und Zerlegende, und das über angebliche Normen Lachende, und nicht zu vergessen diese Experimente, die sich sogar bis in Gelände vorwagen, in die vielleicht kaum noch jemand mitgeht, was man ja aber nicht wissen kann, wenn man´s nicht riskiert. Die Freiheit der Kunst wird nicht nur mit klaren Worten zu schönen Pianoklängen verteidigt.

(*) Aus gut unterrichteteten Kreisen habe ich erfahren, dass für jede Band eine eigene Arena aufgebaut wird, die nach dem Song sofort wieder abgebaut wird.



DEMOKRATISCHE NOTLAGE

ist der Titel des Kommentars zu den Wahlen im Osten, verfasst von Verbrecher Verlag-Autor Markus Liske und so lesenswert wie aufschlussreich wie alle seine Polit-Kommentare:

https://jungle.world/artikel/2024/36/erfolge-afd-bsw-landtagswahlen-demokratische-notlage?



WIE DANN GEFEIERT WURDE

bei der AfD-Party in Thüringen nach dem Wahlsieg berichtet MDR-„Altpapier“ unter dem Titel „Ein bisschen Sylt in Erfurt“ (und natürlich ist man kein Nazi, nur weil man so´n Liedchen singt, man wird ja wohl noch…):

„Was passierte denn nun eigentlich auf der Wahlparty der AfD Thüringen, bei der keine Journalisten zugelassen waren? Weil man die Geistesbrüder von „Compact“ dann doch rein ließ (sind ja auch keine Journalisten, LOL), kamen über Umwege Bilder in Umlauf, auf denen zu sehen und zu hören ist, wie sich Besucher mit „Döp-dö-dö-dö, Döp-dö-dö-dö“, also einer textlosen Version von „L’amour toujours“, auf die erste Prognose in der ARD einstimmten. Gareth Joswig in der taz dazu:

„Der Song ist in den letzten Monaten zu so etwas wie dem Soundtrack der Selbstverharmlosung des Rechtsextremismus geworden, nachdem vielfach Videos bekannt worden sind, bei denen besoffene Jugendliche, handelsübliche Neonazis, aber auch Sylter Bonzenkids oder Sicherheitsleute in Flüchtlingsunterkünften auf die Melodie den althergebrachten Nazi-Slogan ‚Deutschland den Deutschen, Ausländer raus‘ singt. Höcke findet das witzig, wie ein Video belegt, dass vom extrem rechten Magazin Compact ins Netz gestellt wurde. Er grinst, als die Melodie von rechtsextremen Aktivisten um ihn herum gesungen wird.“

https://www.mdr.de/altpapier/das-altpapier-3822.html#sprung1



IN DOIZLAND HEUTE

gibt es so viele Fragen zu vielen Problemen, dass man die wirklich wichtigen leicht vergisst: „Jetzt ist es so weit, und plötzlich ist da eine große Sorge: Kann eine Oasis-Reunion wirklich leisten, was ich von ihr erwarte?“ Fragte sich Spiegel-Journalist Christoph Hickmann am 27.8. Wir nehmen diese Sorge immer noch sehr ernst und machen es uns mit einer Antwort nicht leicht.



ZU DEN WAHLEN IN BRD/OST

hat die großartige Autorin Manja Präkels (>Verbrecher Verlag, >Der Singende Tresen) einige großartige Reportagen geschrieben, die hoffentlich auch paar falsche Kreuze verhindern … Zum Schützenfest in Luckenwalde gehts hier:

https://taz.de/Ueberlandschreiberinnen/!6029534&s=manja+pr%C3%A4kels/



IN MEMORIAM JÖRG FAUSER

anlässlich des 80. Geburtstags des Schriftstellers: im Rahmen einer öffentlichen germanistischen Fachtagung (Eintritt frei, plus Ausstellung u.a.) in München vom 11.-13.9. lese ich am 12.9. 19h einige seiner Gedichte / hier das ganze Programm:

https://www.bernhard-springer.de/Das-Leben-als-Rohstoff.html

DAS LEBEN ALS ROHSTOFF
Familie Jörg Fauser – Eine Werkschau

Bilder- und Exponate Ausstellung der Künstlerfamilie Fauser,
Maler Arthur Fauser (1911-1990),
Schauspielerin und Autorin Maria Razum Fauser (1917-2007)
Schriftsteller Jörg Fauser (1944-1987)


Vernissage: 11.09.2024, 19:30 Uhr,

Ausstellungsdauer: 12.09.2024 – 22.09.2024, 10:30 Uhr

Öffnungszeiten: täglich geöffnet von 16 – 19 Uhr

halle50 Domagkateliers,
Margarete-Schütte-Lihotsky-Str. 30, 80807 München

 

 



MEIN NEUER ROMAN (8)

Ein Sohn von zwei Müttern (Klett-Cotta-Tropen) wurde im nd besprochen: „lakonisch, elegant, souverän und lustig“ resümiert Frédéric Valin, und was hätte ich mehr aufm Kasten haben können.

https://www.nd-aktuell.de/artikel/1183941.ein-sohn-von-zwei-muettern-franz-dobler-ein-dasein-das-kein-schicksal-ist.html



DAS HÄNGT SEHR GUT

Mein schon etwas älteres Kurzgedicht macht mal wieder eine Runde, jetzt auf einem Plakat von DIE PARTEI:

„Heimat ist da, wo man sich aufhängt“

Wird anscheinend gern unter AfD-Plakate gehängt, die was anderes meinen: „Heimat ist keine Altlast“, und das ist ein sehr guter Platz für mein Gedicht. (Die Kommentare auf f-book etc dazu sind natürlich ziemlich vielfältig…) Danke Die Partei hau rein!



ÜBER DEN RUSSISCHEN ANGRIFFSKRIEG

schreibt der Musiker, DJ, Trikont-Artist Yuriy Gurzhy wöchentliche Kommentare (auf die wir, auch wenn sie großartig sind, lieber verzichten würden), inzwischen auf f-book:

(Auszug vom 11.8.): „Manchmal bleibe ich stecken – so wie jetzt, ich komme einfach nicht weiter. Seit zweieinhalb Jahren schreibe ich wöchentlich Texte, die sich mit dem Schicksal meiner Landsleute und den aktuellen Ereignissen in der Ukraine befassen, und manchmal verzweifle ich. Ich hätte lieber über die Disco-Jahre in der Karriere von Herbie Mann gesprochen (…) aber ich verfasse diese deprimierenden Chroniken, in denen ständig Menschen leiden und sterben und Städte verwüstet werden. Doch auch wenn ich manchmal feststecke, habe ich meine Wahl längst getroffen und werde weitermachen – bis die Ukraine diesen Krieg gewinnt.“

Weiterhin unbedingt lesenswert: Yuriy Gurzhy: Richard Wagner und die Klezmerband. Der neue jüdische Sound in Deutschland



DEMOKRA-WAS?!?

Eingeladen bei „Augsburger Gespräche zu Literatur, Theater und Engagement 2024“, die seit 2018 unter dem Label des jährlichen Hohen Friedensfests veranstaltet werden,  hatte ich auch einen Text zum diesjährigen Thema „Demokratie“ einzureichen und schrieb dies:

Merksatz Demokratie

Einen starken Satz über die Demokratie und ihren Killer, die Diktatur, bekam ich erstmals mit etwa acht Jahren zu hören. Ich verstand natürlich kaum was von dem ganzen Ausmaß, das in diesem Satz steckt; in dem neben der klaren Haltung schon viele Probleme angedeutet sind und der dennoch so prägnant und einfach ist, dass ich ihn mir sofort und für immer merken konnte.

Mit meinem Vater fuhr die ganze Familie einmal im Jahr in seine alte Heimat Niederösterreich und dann besuchten wir auch seinen alten Freund Hans. Sie kamen aus demselben Dorf, hatten alle Schuljahre nebeneinander gesessen und waren im Zweiten Weltkrieg Soldaten in der Wehrmacht. Mein Vater war aus dem Krieg (zumindest scheinbar) unverletzt zurückgekommen, der Hans nach einer Schussverletzung mit einem kaputten Bein, er konnte nur noch mühsam mit Krücken gehen.

Diese Männer waren in einem Weinanbaugebiet aufgewachsen. Wenn die Familien zusammensaßen, wurde viel Wein getrunken. Ich verfolgte das Gespräch der Männer, sie waren keine stillen Typen. Sie fingen immer mit ihren Schulgeschichten an und dann kamen der Krieg und die Nazizeit. Die Nazizeit beurteilten sie 25 Jahre danach unterschiedlich, und dabei ging es immer auch um die Frage, ob es gewisse Probleme von heute damals nicht gegeben hätte und ob denn damals absolut alles schlecht gewesen wäre … Die Diskussion wurde lauter. Wenn wir in oder vor einem Wirtshaus saßen, sagten die Frauen irgendwann, sie sollten jetzt aber mal wieder aufhören mit dieser Politik.

Früher oder später (laut oder lauter) sagte der Hans dann jedes Mal, als wäre es sein Schlachtruf: „Die schlechtestfunkionierende Demokratie ist mir immer noch lieber als die bestfunktionierende Diktatur!“

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Bei Starfruit Publications erschien 2021 der 386 S. starke Sammelband „Ruiniert euch!“ mit Beiträgen der bisherigen Teilnehmer*innen der Gesprächsreihe (und einigen Autoren des Verlags, weshalb ich mit meinem Gedicht „Pasolini und ich“ dabei bin):

https://www.starfruit-publications.de/buecher/ruiniert-euch