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MEIN NEUER ROMAN (3)

„Ein Sohn von zwei Müttern“ wurde von der Jury der SWR-Bestenliste auf Nr. 8 gewählt.

Wie üblich ist der Kampf um den Klassenerhalt der härteste: auf dieser Nr. 8 stehen mit 25 Punkten fünf Romane. Dann kommt der Abgrund.

Zuletzt stand ich mit meinem Roman „Aufräumen“ auf der SWR-Bestenliste, im Juni 2008 auf Platz Nr. 3 (und hatte damit immerhin Friederike Mayröcker und Cormac McCarthy abgehängt, das werde ich wohl noch sagen dürfen). In den Jahren danach wechselte ich in die Liga der Kriminalromane, die aufgrund ihrer zweifelhaften Statuten zurecht als Nicht-Literatur eingestuft wird und konnte mich auch mit zwei Deutschen Krimipreisen nicht in die Literatur-Liga zurückschießen, besser gesagt natürlich hocharbeiten.

https://www.swr.de/swr2/literatur/bestenliste/index.html



DIE UNFASSBARE GEISTIGE BANKROTTERKLÄRUNG

die in weiten Teilen des Kulturbusiness zu erkennen ist und wohl nur als Ahnungslosigkeit oder Bösartigkeit zu übersetzen ist, hat Nils Minkmar in der Süddeutschen heute prägnant beschrieben:

„Es ist immer wieder erstaunlich, Menschen zu hören, die gemäß der Ideologie der Hamas einem frühen und grausamen Tod versprochen sind: Künstlerinnen und Künstler, Feministinnen, queere Personen. Sie äußern sich für die Sache der Palästinenser und gegen Israel, ohne von der Hamas zu reden, die sich zu keiner Sekunde für die Palästinenser interessiert. Als bedrohe die Hamas nicht auch ihr Lebensmodell, also auch das derer, die sich in Berlin gerne Filme aus einer freien Welt ansehen. Als gäbe es keine jüdischen und nicht-jüdischen Geiseln, die selbst derzeit nicht sprechen können und aber auch lieber ins Kino gingen.“ (Kursives im Original)

Es folgt die Passage, die uns ebenfalls von den Hamas- und BDS-Freund:innen unterscheidet, weil die Kamera mehr zeigt als nur den Tunnelblick: „Jede gesunde Seele sieht die Bilder von Tod, Verwüstung und Hoffnungslosigkeit aus Gaza mit blankem Entsetzen. Und es ist wichtig, weiter auf diese schreckliche israelische Regierung einzuwirken, die Zivilbevölkerung zu schonen und ihr eine Perspektive zu eröffnen. Auch die Hamas könnte, was noch nicht überall angekommen zu sein scheint, dazu beitragen, die Lage zu befrieden (…) Der Kampf gegen Antisemitismus ist aber, wie derzeit erschreckend selbstverständlich in Kulturzirkeln behauptet, keine deutsche Folklore und keine Parteinahme für die Netanjahu-Regierung. Antisemitismus bezieht sich nicht auf konkrete Taten von jüdischen Menschen, sondern er wechselt seine Gestalt je nach Zeit und Ort. Alles, was verabscheut und diskriminiert werden soll, wird dann den wenigen Juden zugeschrieben, die die Welt bewohnen…“ (Der ganze Minkmar-Kommentar ist mehr als 4x so lang).

Die Kluft zu den erwähnten „Kulturzirkeln“ wird von uns noch lange nicht zugeschüttet werden (um es fast schon unangemessen sanftmütig auszudrücken), auch wenn sie dann, das ist abzusehen, wieder zu dem für sie normalen Kulturgelaber zurückkehren.



JOHNNY CASH EIN FREUND ISRAELS

Wenn ich heute etwas in meine Johnny-Cash-Biografie an seinem Geburtstag reinschreiben würde:

Johnny Cash war ein großer Freund Israels, auch weil er sich der Bedeutung dieses Staates als „safe space“ bewusst war, und er hätte gesagt: Am Elend in Gaza sind diese Hamas-Typen schuld und sie könnten es beenden, wenn sie die israelischen Geiseln freilassen.

Wahrscheinlich hätte er wie ich hinzugefügt: Sie sollen zur Hölle fahren.



TALKSHOWS MIT NAZIS

Man stelle sich mal vor, es hätte 1931/32/33 schon Fernseh-Talkshows gegeben. Und die verantwortlichen Journalist*innen / Moderator*innen wären so drauf gewesen wie viele der heute für solche Sendungen zuständigen Kolleg*innen. Was hätten wir da für ein Spitzen-Archiv-Material? Die komplette NS-Führungsriege tauchte da auf und hetzte, löge, machte sich über die naiven Journalist*innen lustig, dementierten die eigenen belegten Aussagen … Ein Schatz für jede Redaktion, die Dritte-Reich-TV-Dokus herstellen muss…. Man müsste allerdings auch zugeben, wie gruselig und unendlich bescheuert es war, Goebbels und Konsorten damals diese Plattform geboten zu haben.

Genau so ist es, auf den Punkt gebracht von Kollege und u.a. Edition-Tiamat-Autor Hartmut El Kurdi (f-book, 23.2.)



MEIN NEUER ROMAN (2)

Eine sehr informierte und weitgehende Kritik vom Kollegen Gerald Fiebig:

»Er freute sich, nur noch ein halber Deutscher zu sein«

Mit Vergleichen, von denen ich nur hoffen kann, dass sie auch nur ein bisschen berechtigt sind, wie: „Die Passagen, in denen Dobler der Lebenswelt seiner Mama in ihren eigenen Worten ein literarisches Denkmal setzt (…) kann man getrost einschlägigen Meisterwerken wie Erich Hackls Dieses Buch gehört meiner Mutter oder Oskar Maria Grafs Das Leben meiner Mutter an die Seite stellen.“



POLIZEI- U.A. PROBLEME

Bei der Demonstration im Gedenken an die Ermordeten von Hanau hatten wir vor einigen Tagen so viele Polizist:Innen an beiden Seiten der Straße, dass wir uns (ich nenne es mal) extremst sicher fühlen mussten. So kam es jedoch zum weiteren Problem, dass dann woanders sogenannte Ordnungskräfte fehlten:

„Teilnehmer von Grünen-Versammlungen berichten immer häufiger von einer „bedrohlichen und einschüchternden“ Stimmung durch Protestierende. In Hirschaid musste nun eine Veranstaltung aus Sicherheitsgründen abgebrochen werden.“ (BR24, 22.2., Link unten)

Bei dieser Hanau-Gedenken-Demonstration in Augsburg zeigte sich noch ein weitreichendes Problem: etablierte Parteien wie Grüne und CSU hatten nicht zur Teilnahme aufgerufen und waren nicht dabei: obwohl sie doch so vehement „gegen rechts“ und die AfD agitieren … Man könnte fast nachdenklich werden.

https://www.br.de/nachrichten/bayern/extreme-angst-erneut-proteste-bei-gruenen-versammlung



DIE ITALIENISCHE INVESTIGATIVJOURNALISTIN

„und Buchautorin Stefania Maurizi zeigt, mit welchen Methoden Julian Assange von Behörden bekämpft wurde“ (und warum der Westen, vor allem die US und die Briten, ganz nah dran sind, dass der Fall Assange so ähnlich wie der Fall des (so muss man´s wohl nennen:) ermordeten russischen Dissidenten Alexei Nawalny betrachtet werden kann …) – hier das Interview mit der extrem couragierten Frau im Neuen Deutschland vom 19.2.:

https://www.nd-aktuell.de/artikel/1180148.kampf-um-informationsfreiheit-thema-wikileaks-ist-nicht-karrierefoerdernd.html

Sie sagt z.B.: „Es ist verrückt: Ein Mann sitzt sieben Jahre lang wegen eines Ermittlungsverfahrens in einer Botschaft fest, und keine Zeitung will die Behörden herausfordern und die Dokumente verlangen, um zu verstehen, was da gelaufen ist. Ich habe das alleine gemacht. Stellen Sie sich vor, »Guardian«, »Washington Post«, »New York Times« oder BBC hätten ihr ganzes politisches und journalistisches Gewicht in diese Sache gelegt – Assange wäre heute wahrscheinlich in Freiheit. Diese Klagen sind harte Arbeit. Aber ich habe wichtige Dokumente bekommen. So konnte ich die Rolle der britischen obersten Staatsanwaltschaft in diesem Fall enthüllen.“

Wobei man ja noch ein paar Medienhäuser ergänzen könnte.



MEIN NEUER ROMAN

„Ein Sohn von zwei Müttern“ (Klett-Cotta-Tropen) ist seit heute im Laden, und die ersten Stimmen sagen Folgendes:

taz: „Franz Dobler ist ein Mensch, im jiddischen Wortsinn, und sein Buch ist schön, berührend, große Kunst.“ (Ulrich Gutmair) –  https://taz.de/!5990157/

„Buch der Woche“ (Optimal Records & Books, München)

BR2-Diwan: „sehr empfehlenswerter neuer Roman“ (Knut Cordsen) – Im Gespräch bis 18′ vor und nach Norah Jones: https://www.ardaudiothek.de/episode/diwan-das-buechermagazin/timon-karl-kaleyta-heilung/bayern-2/13158721/

Süddeutsche Zeitung, 17.2.: „… ist keine betuliche Problembiografie (…) keine breite Straße zum Ich, sondern ein bereitwillig dem Reiz der kleinen Abschweifung erliegender Streifzug durch eine Biografie, in deren Eckchen Geschichten hocken.“ (Christian Joos-Bernau)



FORTSETZUNG BIZARR

muss die Ergänzung zum vorhergehenden Eintrag hier (13.2.) genannt werden:

„Nach der Störung der Lesung von Tania Bruguera im Hamburger Bahnhof (unser Resümees hier und hier), infolge der sich die kubanische Künstlerin entschloss, die Performance abzubrechen, hat Bruguera selbst ein Statement auf Instagram abgegeben. Sie stellte darin klar, dass es eine Verwechslung gegeben habe: die erste Unterbrechung durch Aktivisten (die am Samstagnachmittag stattfand) sei auf ihre Einladung hin erfolgt. Die zweite Störung sei „ein Protest gewesen“, zwar verurteile sie die verbalen Angriffe auf den Direktor des Museums und das Publikum, trotzdem habe sie Verständnis für die Protestierenden (…)“

„Bei Spon fragt Ulrike Knöfel, inweit Bruguera gar selbst in die Aktion involviert sein könnte: „War diese Störung am Nachmittag eine geplante Intervention, wer war im Vorfeld informiert worden? Till Fellrath, der andere Chef des Hamburger Bahnhofs, lässt über eine Sprecherin dieses ausrichten: Bruguera habe ‚mit uns‘ – über ‚Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus der Wissenschaft gesprochen, von denen auch einige vorab eingeladen wurden‘. Klingt also durchaus inszeniert. (…).“

Der Historiker Volker Weiß zeichnet in der SZ noch einmal nach, wie Bruguera selbst die Lesung um ein Plädoyer für Redefreiheit in Sachen Israelkritik erweitert hatte. Ein Manöver, das nach hinten los ging, insbesondere als Mirjam Wenzel, Direktorin des Jüdischen Museums Frankfurt, Ziel der Attacken wurde: „Die Filmaufnahmen offenbaren einerseits einen bemerkenswert autoritären Gestus, in dem sich moralische Selbstgewissheit mit massiver Aggression paart, andererseits dokumentieren sie die völlige Hilflosigkeit eines eigentlich wohlmeinenden und diskussionsbereiten Publikums. Die deutsch-englisch brüllenden Störerinnen duldeten nur ihre eigenen Stimmen. Sie trugen einen sektenhaften Vorbeter-Nachbeter-Singsang von Palästina und ‚from the river to the sea‘ vor und schrien dem Publikum ein ‚Shame on you‘ entgegen. Einer Besucherin, die sich grundsätzlich solidarisierte, aber die Form des Auftritts kritisierte, wurde rabiat der Mund verboten: ‚Wenn du inhaltlich auf unserer Seite wärst, dann wärst du ruhig!'“ Weiß meint: „In dieser ‚Intervention‘ zeigt sich der ganze Widerspruch der BDS-Bewegung. Redefreiheit wird reklamiert, um anderen den Mund zu verbieten.“

https://www.perlentaucher.de/efeu/2024-02-14.html



EINE DISKUSSION MIT NAZIS

egal, in welcher Verkleidung sie auftreten, läuft so ab (wie auf Perlentaucher.de am 13.2. beschrieben, Link unten):

„Vanessa Vu war dabei als pro-palästinensische Aktivisten am Samstagabend eine Performance der Künstlerin Tania Bruguera im Hamburger Bahnhof störten. (Unser Resümee) Sie beschreibt die Szene auf Zeit Online. Nachdem ein Protest am Nachmittag friedlich verlaufen war, kamen Teile der Gruppe abends zurück und brüllten eine Lesung der Direktorin des Jüdischen Museums Frankfurt, Mirjam Wenzel, unter anderem mit „From the river to the sea“-Rufen nieder: „Was aus der Ferne kaum zu erkennen war und dafür auf einem Handy-Video aus der Mitte der Protestierenden deutlich wird: Immer wieder versuchte auch die Künstlerin Tania Bruguera mit wedelnden Armen einzuschreiten. ‚Ihr wisst nichts über mich, ihr wisst nichts über meine Geschichte und was ich für die Palästinenser getan habe‘, sagt Bruguera in dem Video, sichtlich aufgewühlt. ‚Du bist immer noch eine weiße Person!‘, schrie eine Frau zurück. (…)“ 

„Im Spon-Interview mit Tobias Rapp beschreibt Mirjam Wenzel ihre Erfahrung während der Störaktion. Für sie besteht kein Zweifel, dass gerade ihre Lesung gestört wurde, weil sie Jüdin ist: „Die Ankündigung, wer wann spricht, kam kurzfristig über Tania Brugueras Instagram-Account. Hinter meinem Namen hieß es ‚Direktorin des Jüdischen Museums Frankfurt‘. Ich war die einzige Teilnehmerin, bei der ‚Jüdisch‘ dabeistand.“ Sie mache sich „Sorgen, welche Signalwirkung von solchen Aktionen auf in Deutschland lebende Jüdinnen und Juden ausgeht. Offenbar können sie in öffentlichen Räumen nicht darüber sprechen, was das Massaker der Hamas und der Krieg in Gaza für sie psychologisch und biografisch bedeutet. Auch nicht darüber, was es heißen würde, wenn der Staat Israel nicht mehr als Lebensversicherung wahrgenommen werden kann.“ (…)

„In der Welt möchte Christian Meier die Aktion als das bezeichnet wissen, was sie war, „eine offene Proklamation von Antisemitismus“. Denn den Aktivisten geht es nicht darum „für“ etwas zu sein, sie positionierten sich „gegen einen offenen Dialog, der geplant war, gegen die Künstlerin, gegen Israel.““

https://www.perlentaucher.de/efeu/2024-02-13.html