NICHT DIE QUALITÄT VON JOHN FANTE

aber den unglaublich brillianten, den ganzen Horizont mit Blitzen aufreißenden ersten Absatz seines Romans Westlich von Rom hatte ich vergessen. Zum Glück sah ich zwischen dem Dutzend Gleisen vor meinen Augen eine Kiste rumstehen und sah rein, ehe jemand durchsagte, man solle keine einsam rumstehenden Gepäckstücke anfassen…

„Es war Januar und kalt und dunkel. Es regnete, und ich war müde und fühlte mich scheußlich, und meine Scheibenwischer funktionierten nicht, und ich hatte Kopfschmerzen nach einem langen Abend voll Wein und Gerede mit einem millionenschweren Regisseur, der wollte, daß ich aus dem Mord an Sharon Tate ein Drehbuch machte <in der Art wie Bonnie und Clyde, witzig und geschmackvoll>. Geld war kein Thema gewesen. <Wir sind Partner, fifty-fifty>. Es war das dritte Angebot dieser Art im letzten halben Jahr, ein sehr entmutigendes Zeichen.“

Erschienen kurz nach seinem Tod 1986, auf deutsch ein Jahr später bei Eichborn. Da ist zu ergänzen, dass bei Eichborn eben nicht nur dies und das, sondern eine ziemlich gute amerikanische Serie verlegt wurde, neben Fante auch Richard Brautigan, die Motel Chronicles von Sam Shepard und besonders zu erwähnen die Short-Story-Sammlung Blues von Wanda Coleman.

Unfassbar, dass man die 1947 in Watts geborene afroamerikanische Autorin hier nicht wahrgenommen hat. Könnte man als Angst vor den wahren literarischen Messlatten interpretieren. Mit einem Beitrag ist sie in der Anthologie L.A. Woman vertreten (Ariel Verlag, 2000), und das war´s.

Beim Abfeiern einer gewissen US-Literatur (begleitet immer wieder von Essays, die betonen, dass die deutsche Literatur doch nicht weniger unterhaltend-intelligente Autoren habe) läuft das etwa so ab, wie bei diesen TV-Musikshows über Das Beste der 80-er usw. Wenn man sich´s mal ansieht, ist man ganz perplex über die Superleistung der Macher, dass absolut nichts von den guten Sachen reingenommen wird, nur der Scheiß, der dann von entsprechenden  Sabberköpfen kommentiert wird. In den Literaturredaktionen ist man natürlich viel geschickter darin, eine Menge Mainstream-Schrott als „Literatur“ anzubieten. (Setzen wir demnächst mit Harry Crews fort).

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