ANTIFASCHISMUS

ist bekanntlich das Lieblingshobby der Deutschen. Nicht von allen, naturgemäß, und nicht schon immer; wie man sich von Dr. Goppel und auch anderen Doktoren bestätigen lassen kann. Wie auch immer, Outdoor-Sportarten sind eben in, und es gibt wahrlich Sinnloseres, seine Freizeit totzuschlagen.

Gelegentlich kommt es zu überraschenden Beispielen. Eines davon entdecken wir im wie immer wärmstens ans Herz gelegten neuen Heft von Konkret. Herausgeber Gremliza schreibt: „Der für die ehemaligen Städte der Bewegung und der Reichsparteitage zuständige Ministerpräsident Seehofer beim Bewältigen seiner heimatlichen Vergangenheit:“ <Die Juden Bayerns sind unser fünfter Stamm> (äußerte also Seehofer; weiter Gremliza:) „Der erste Stamm sind Bayerns Bayern, der zweite Bayerns Franken, der dritte Bayerns Schwaben, der vierte Bayerns Nazis, pardon: Bayerns Sudetendeutsche. Da wird ihn sein fünfter Platz mächtig stolz machen, den Juden.“

Andere Menschen verbringen ihre Freizeit jedoch weniger gesund. Auch ohne darüber urteilen zu wollen, kann man´s nicht gutheißen. Ein Beispiel dazu aus Ry Cooders „Los Angeles Stories“, die ich zur Zeit versuche in anständiges Deutsch zu übertragen, natürlich selbst an Stellen, die gutzuheißen ich mich nicht verpflichtet fühle:

„Weiter oben in der Straße hörte ich ein Tenorsaxophon, auf dem jemand ein Riff mit nur einem Ton spielte, sowas wie ba-ba-bada, wieder und wieder. Ich ging dorthin, wo der Sound herkam – ein Pachuco in einem lila Zoot-Suit marschierte im Gleichschritt zum Rhythmus, den er trötete, gefolgt von zwei betrunkenen Matrosen, die eine Zwergen-Hure in die Mitte genommen hatten, einem Filipino mit einer zu großen Krempe am Hut und zuviel Luft in den Schuhen, und im Gefolge der Party torkelte auch noch ein Weinpenner aus der Fünften Straße im Regenmantel. Dann bog der Saxophonist in eine Bar mit dem Namen Club Rendezvous ein, und die Party folgte ihm.

Nur einen Moment später kam der Penner wieder rausgestolpert und fiel in den Rinnstein. Ich reichte ihm die Hand und half ihm auf, er bedankte sich höflich bei mir und ging seiner Wege. Ich ging rein.“

Zeit der Handlung: 1952. Die Staaten sind natürlich auch nicht mehr das, was wir mal gewollt hätten. Aber wer war das schon?

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