WIE IMMER ÄUSSERST LESENSWERT

(falls man ein nicht ganz so naiver Musikhörer ist) die Nachrichten und Kulturkommentare des Konzertveranstalters und Journalisten Berthold Seeliger (dessen neues Buch I HAVE A STREAM im Juni bei Edition Tiamat erscheint). Hier ein besonders interessanter Punkt seines Newsletters (den Sie hier abonnieren können: bseliger.de):

„Eines der großen, legendären Festivals in Europa findet jedes Jahr in Glastonbury statt. Daß Rock-Fans nicht notwendigerweise weltoffen und kulturell neugierig sind, zeigte sich dieses Jahr, als die Festivalveranstalter einen der führenden HipHop-Künstler unserer Tage für das größte englische Festival verpflichtet hatten: Kanye West. Ein Aufschrei ging durch Großbritannien, Petitionen wurden geschrieben, es sei „eine Beleidigung für Musikfans in aller Welt“, daß Kanye West in Glastonbury auftreten dürfe, man solle ihn von der Liste streichen und durch eine Rockband ersetzen.
Rock-Fans können eben auch durchaus Reaktionäre sein, weiße Männer, die weiße Musik im Viervierteltakt hören wollen, ein Publikum wie Pegida mit zugehaltenen Ohren. Und so ergab auch eine Abstimmung auf „Spiegel Online“: 93,75% der Teilnehmer fanden, „West hat dort nichts verloren“, nur 6,25% sagten „Was soll das, laßt den Mann auf die Bühne“ (bei 15596 Gesamtbeteiligung, Stand 21.3.2015 12:19 Uhr).
Ach ja: das nach verkauften Tickets mit Abstand größte Rock-Event Deutschlands 2015 sind die vier Open-Airs, die die „Böhsen Onkelz“ auf dem Hockenheimring spielen. Der Veranstalter hat bereits 350.000 Tickets abgesetzt und rechnet mit 400.000 Zuschauern bei den vier Auftritten im Juni. Haben wir noch irgendwelche Fragen?“

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