AN DER NETTE

Im Gasthaus Lüchemühle am Flüsschen Nette wurde mir wieder einmal bewusst, dass ich, selbst auf der Höhe meines Alters, immer noch der gutmütige Junge aus der Provinz geblieben bin. An der Lüchemühle ist es so idyllisch wie auf einer Postkarte. Auch ein großer Pferdehof gehört dazu. Und im Zimmer hing eine Angel. Der Frühstücksraum war so hoch und mächtig wie in einer Draculaverfilmung. Mit einem wuchtig-rustikalen Kronleuchter und einem „offenen“ Kamin, hinter dessen Verglasung ein halber Ster Holz brannte. Mit Bücherregalen bis zur Decke, die ich so gebannt anstarrte, dass ich nur langsam essen konnte. Was mochte da alles verborgen sein? Ich ging nah ran. Ich entdeckte, dass es nur Buchattrappen waren. Zwei Zentimeter hinter dem Buchrücken waren die Bücher abgesägt und ans Regal geklebt worden. Ich dachte, mich tritt ein Pferd. Dann sah ich zum Glück, dass ab der dritten Regalebene die Bücher echt waren. Im Gegensatz – ich war eben mal wieder zu nah dran – zum Holz im imposanten Ofen, das Holz hatte Stromanschluss für seine lustig flackernden Flammen. Wenigstens konnte ich jetzt zügig futtern. Und mir dabei den Kronleuchter mit seiner fünfzig Kerzen genauer ansehen. Verdammt gut gemacht. Dann ging ich raus, um mir die Pferde mal genauer anzusehen.

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