NICHTS ZU DANKEN

Laut meinem Kenntnisstand musste ich die Vermutung haben, dass Bundespolizisten relativ gut ausgebildet sind. So war ich doch etwas überrascht über eine Äußerung der Beamtin Claudia Pechstein, die in ihrer knapp bemessenen Freizeit auch fünfmalige Eisschnelllauf-Olympiasiegerin geworden war.

Die 44-Jährige, die in Uniform vor dem Bundesgerichtshof erschien, sagte laut Presseberichten: „Wir Sportler sind scheinbar Menschen zweiter Klasse.“ Das ist auch mein Eindruck, dass erfolgreiche deutsche Sportler keine Menschen zweiter Klasse sind. Selbst dann nicht, wenn sie nicht wissen was „scheinbar“ bedeutet: Der Schein trügt, die Realität sieht anders aus. Falls man etwas bei Tasse ist, versteht man, was die Beamtin damit sagen wollte: dass sie und andere Leidensgenossen anscheinend Menschen zweiter Klasse sind. „Anscheinend“ ist ein Wort, dem mit höchster Vorsicht begegnet werden sollte: wenn meine Oma sagen würde, „anscheinend bin ich die Größte“, hätte ihr nicht einmal Muhammad Ali das Gegenteil beweisen können.

Diesen ihren falsch ausgedrückten Eindruck präzisierte Polizistin Pechstein auch noch mit diesem Vergleich: „Jeder Flüchtling, der nach Deutschland kommt, genießt Rechtsschutz. Wir Sportler nicht.“ Meine Oma hätte dazu, zweifellos nicht ganz passend, nur geknurrt: Dann hätten Sie halt was Gescheites gelernt! Während wir die angespannte Situation der Beamtensportlerin in dieser Situation verstehen können und über ein passenderes Beispiel nachdenken. Vielleicht so: „Jeder besoffene bayrische Mann, der seine Frau absticht, weil sie zu blöd war, das Finanzamt richtig zu bescheißen, genießt Rechtsschutz. Wir Sportler nicht.“

Wir wissen nicht, was die uniformierte Exeisschnelllaufläuferin dazu sagen würde. Aber wir helfen immer gern. Wenn die Sportabteilung Probleme hat, muss eben die Abteilung für Sprache und Zweifel antreten. Eine Gesellschaft kann nur dann funktionieren, wenn die verschiedenen Rädchen auf die anderen Rädchen achten. Ich wünsche Ihnen allen ein schönes Wochenende. Und denken Sie daran: Das Eis kann immer dünn sein!

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