WER BIN ICH

(ohne Fragezeichen), der in jeder Hinsicht ausgezeichnete „Tatort“ von Bastian Günther, wird heute um 20h15 auf 3sat wiederholt, weil es der einzige „Tatort“ ist, der für den 3sat-Zuschauerpreis nominiert wurde. Ich kann mich genau erinnern, wer ich in diesem Film bin… Anlässlich der Folge 1000 vor zwei Wochen schrieb ich für die Welt diesen kleinen Beitrag:

Ich habe dem Tatort etwas so Einmaliges zu verdanken, dass hier kein Platz für Kritik an dieser inzwischen ziemlich unüberschaubaren Serie mit sehr unterschiedlichen Abteilungen sein kann.

In einer frühen Folge (an deren Ermittler ich mich passenderweise nicht erinnern kann) habe ich meine erste Sexszene gesehen. Man hat natürlich nichts gesehen – nur die heftige Action der Bettdecke. Es war großer Germanentrash: der Böse verharrte plötzlich in seiner Missionarsstellung, um einen Schluck aus der Bierflasche zu nehmen! Mein Problem war, dass ich dabei auch auf meine Eltern aufpassen musste. Mein Vater sagte: „So ein Saubär, so ein dreckiger!“ Mama und ich sagten naturgemäß nichts.

Dennoch ist die relativ neue Folge Nr.968 „Wer bin ich“ für mich die beste aller Zeiten. Auch weil ich in diesem bizarren Film-im-Film-Labyrinth, in dem Ulrich Tukur nicht nur Murot, sondern auch den Schauspieler Ulrich Tukur spielt, die (verdammt wichtige) Nebenrolle des Waffenmeisters übernehmen durfte. Ich hatte in meinem Roman „Ein Bulle im Zug“ eine Szene, die den Autor und Regisseur Bastian Günter auf die Idee brachte, ich könnte das machen. Als er mir sein Drehbuch schickte, war ich sofort begeistert. Meine erste Frage an ihn lautete: „Wie bist du denn mit dieser irren Story durchgekommen?!“ So erfuhr ich, dass es mutige Tatort-Redaktionen gibt.

Das ist leider sicher: ich werde die nächsten 1000 Folgen nicht schaffen. Aber ich hoffe, sie werden geschafft.“

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