IN EIGENER SACHE – ES REICHT

Ich mache hiermit bekannt, dass ich meine Zusammenarbeit mit der Tageszeitung junge Welt nach 24 Jahren und ca. 400 Texten beende, weil ich die Haltung des Blatts btr. Nahost-Konflikt als israel-feindlich einstufen muss und damit auf keinen Fall in Zusammenhang gebracht werden möchte.

In den letzten Tagen hagelte es im Blatt Äußerungen, die weit über eine mehr oder weniger berechtigte Israelkritik hinausgehen – um nur zwei katastrophale Beispiele anzuführen: „Der vom israelischen Militär gemeldete stundenlange Beschuss mit Hunderten Raketen aus Gaza ist für die in ihre Bunker geeilten Bewohner der grenznahen israelischen Städte sicherlich traumatisch (…) Doch bei den meisten dieser Raketen handelt es sich um selbstgebaute primitive Flugkörper mit wenig Sprengkraft und Reichweite…“ (12.5.) Oder: Die „geballte Militärmacht“ Israels werde „gegen Widerstandsgruppen in Gaza“ eingesetzt (15.5.)

Innerhalb der jungen Welt habe ich in den 24 Jahren, in denen ich für das Feuilleton schrieb, immer mal wieder derartige einseitig-verzerrte Beiträge, die immer auch die bei allen Tageszeitungen zu beobachtenden Unterschiede zwischen den Redaktionen (Außen-)Politik und Feuilleton markierten, mitbekommen und hingenommen. Jetzt reicht es, die Entwicklung von Israelkritik zu Israelfeindschaft macht es mir jetzt unmöglich, weiterhin solidarisch zu sein.

Ich bedanke mich bei denen, die mich und meine Arbeiten von 1997 bis gestern begleitet haben: Conny Lösch, Christof Meueler, Peter Merg. Bessere RedakteurInnen kann man nicht kriegen. Mit schlechteren RedakteurInnen will ich auch weiterhin nichts zu tun haben.

Franz Dobler, Bergkirchen/Dachau 18. Mai 2021

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