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ANKER GEGEN ASYL

ist eine Rede, die ich im Namen des Augsburger Flüchtlingsrats bei einer Demonstration vor dem Amtsgericht Augsburg am 7.11. gehalten habe:

ANKER GEGEN ASYL

Seit 2015 hat sich Bayern und seine Regierung stark damit beschäftigt, einen zunehmenden Rechtsruck in Deutschland zu unterstützen. Oft genug war die rechte Seite der CSU nicht mehr von der AfD zu unterscheiden. Mit Begriffen wie „Asyltourismus“ oder der Behauptung, Migration wäre „die Mutter aller Probleme“ in Deutschland, erreichten die christlich-sozialen Anführer ein besonders mieses Niveau.

Auch diese so genannten Anker-Zentren (mit ihrer vertuschenden Abkürzung für „Ankunft, Entscheidung, Rückführung“), diese Lager für Geflüchtete, denen man keinen Rettungsanker gewähren will, sind eine Idee dieser CSU-Christen – eine Idee, die genausogut aus der rechtsextremen AfD stammen könnte. Eine eiskalte bürokratische Idee, auf die nur jemand kommen kann, der mit Begriffen wie Humanität, Menschenwürde oder Asylrecht keine Inhalte mehr verbindet.

Diese Flüchtlings-Lager sind inzwischen (neben den rigoros-brutalen Abschiebungen nach Afghanistan) das stärkste Symbol dafür, dass das Grundrecht auf Asyl, das aufgrund der Erfahrungen der Nazi-Zeit eine große Bedeutung bekam, in Deutschland nicht mehr viel Wert hat, ebenso wie die Genfer Flüchtlingskonvention.

Ausgerechnet das reiche Deutschland, das auf unterschiedliche Arten in Fluchtursachen massiv verstrickt ist, fühlt sich diesen humanitären Errungenschaften immer noch weniger verpflichtet – aber das Maul immer ganz weit aufreißen und sich großartig vorkommen (darf ich mit Blick auf meine griechischen Freunde hinzufügen).

Diese Lager sind sozusagen die Bulldozer, mit denen die durchaus asyl-freundlichen Bilder des Jahres 2015 zurück- und weggeschoben wurden, um die rassistische Hysterie der angeblich so „besorgten Bürger“ einzudämmen (auch so eine irre Idee). Die Lager dienen vor allem dazu, den Prozess der Nicht-Anerkennung und Abschiebung zu vereinfachen und die Mauer um Europa weiter zu verstärken und um Abschreckung zu verbreiten.

Der Jurist und Journalist Heribert Prantl schrieb dazu in der Süddeutschen Zeitung: „Der inhaltlichen Prüfung jedes Asylantrags soll ein Zulässigkeitsverfahren vorgeschaltet werden, in dem dann in der Regel festgestellt wird, dass der Flüchtling überhaupt keinen Asylantrag stellen darf. Es soll immer dann auf ‚unzulässig‘ erkannt werden, wenn es irgendeinen Staat in Heimatnähe des Flüchtlings gibt, der hierzulande als für diesen Flüchtling sicher gehalten wird. In diesen ‚Drittstaat‘ soll er verbracht werden. Eine inhaltliche Prüfung des Asylantrags gibt es dann nicht mehr (…) Deutschland übernimmt die Führungsrolle bei der Durchsetzung dieser Zurückweisungspolitik.“

Auf die Problematik dieser Massenlager wurde von Anfang an hingewiesen, nicht nur von Helferkreisen und Flüchtlingsräten, sondern auch von den tatsächlich christlichen Teilen der CSU und von anderen Bundesländern. Aber wie so oft geht Bayern auch in Sachen Ankerzentren besonders scharf voran. Das zeigen auch die Vorfälle der letzten Monate, eine Anhäufung von überzogenen und dubiosen Maßnahmen, wie im Fall Donauwörth, um den es heute hier am Amtsgericht Augsburg geht. (* Anm. s. unten)

Agnes Andrae vom Bayerischen Flüchtlingsrat brachte es auf den Punkt: „Massenlager und AnkER-Zentren scheinen sich immer mehr zu einem rechtsfreien Raum zu entwickeln, in dem Sicherheitskräfte walten können wie sie wollen und die Polizei in die Privatsphäre der Bewohner*innen eindringt und wahllos Menschen inhaftiert“. Bayern geht Richtung rechts voran, was Einschüchterung und Verhinderung von Integration und Gewährleistung von humanen Bedingungen betrifft.

Wer die Hoffnung hatte, nach den Wahlen in Bayern würde sich in Sachen Asylpolitik irgendwas zum Besseren verändern, konnte diese Hoffnung jetzt begraben. Die Koalitionsvereinbarungen von CSU und Freien Wählern stehen für Repression, Lagerunterbringung, maximale Reglementierung. Parole: Macht es Geflüchteten so schwer wie möglich. Diese Freien Wähler sind nur eine neue Abteilung der CSU und das bedeutet die Fortsetzung einer menschenfeindlichen Asylpolitik.

Der Augsburger Oberbürgermeister gehört zur CSU-Abteilung, die behauptet und glaubt, mit diesen Massenlagern auf christliche Weise ihre Heimat zu schützen – der Augsburger Flüchtlingsrat hält sich lieber an das Grundgesetz und sein Grundrecht auf Asyl: und fordert deshalb die sofortige Schließung aller Ankerzentren genannten Massenlager.

(*) Am 14. März 2018 sollte ein Asylbewerber aus der Unterkunft zur Abschiebung abgeholt werden. Nach Protesten kam es zu einem massiven Polizeieinsatz. 27 Asylbewerber wurden wegen Beleidigung, Widerstands, Landfriedensbruchs u.a. zu Geldstrafen verurteilt. Zwei von ihnen erhoben Einspruch gegen die Strafbefehle über 800.- bzw. 900.- Euro. Ihre Einsprüche wurden am 7.11. am Amtsgericht Augsburg abgelehnt, die ursprünglichen Strafbefehle bestätigt.



CATWALK SMALLTALK (13)

EIN TRAUM, DIESER VORZEITIGE RUHESTAND.

ENDLICH VERDIENTE RUHE NACH DER HETZJAGD. ES WAR (hustet) EINE VERDAMMT HARTE ZEIT.

DER ER GROSSARTIG STANDGEHALTEN HAT. MUSS MAN SAGEN.

MUSS MAN WOHL NOCH SAGEN MÜSSEN.

JETZT BUCHVERTRÄGE UND PODCASTOPTIONEN.

FALLS NOCH ZEIT IST. DER NEUE JOB BEI BLACKROCK WIRD FÜR EINEN RUHESTANDSBEAMTEN KEIN SPAZIERGANG WERDEN.

BLACKROCK IST KEIN WUNSCHROCKKONZERT. DOPPELKONZERT BLACKROCK MEETS BLACKWATER.

BLACKWATER? DU SPINNST GANZ SCHÖN.

GLAUBE ICH NICHT. WIR WERDEN BEOBACHTET.

DU VIELLEICHT. ICH HAB DIR GESAGT, DU SOLLST NICHT OHNE UNTERWÄSCHE RAUSGEHEN.



SPITZENSATZ (40)

„Noch die alltäglichsten Handlungen – einen Kühlschrank öffnen, auf einem Sessel Platz nehmen, einen Drink bestellen – spiegeln sich in seinem Gesicht als Epochenbrüche wider.“

(Arne Koltermann, Filmdienst, via Perlentaucher, 3.11.2018) * Anm.: Die Unterhaltungsred. protestiert wieder einmal, in dieser Rubrik nichts kommentieren zu dürfen, erfolglos.

 



DAS HOBOS

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MEINE ANTWORT

bei einer Welt-Umfrage zur Buchmesse über mein Verhältnis zur Literaturkritik war dies:

„Mit den Leuten aus der Literaturkritik-Abteilung habe ich ein sehr gutes Verhältnis. Das läuft immer äußerst fair ab, muss ich sagen. Viele aus unserer Abteilung können nicht schreiben, und viele aus ihrer Abteilung können auch nicht lesen: Das ist Gerechtigkeit. Deutschland ist ein faires und gerechtes Land, seine Literaturkritikerinnen und -kritiker sind ein Vorbild. Läuft die Kamera schon oder soll ich´s wiederholen?“



FLUCHTURSACHEN & KAPITALISMUS



NILS KOPPRUCH (21)

„Etwas Besseres als den Tod finden wir überall“ war unglaublicherweise der Song, an dem Nils Koppruch zuletzt, vor seinem Tod am 10. Oktober 2012 gearbeitet hatte. Just another song oder für das zweite Kid Kopphausen-Album, möglicherweise. Sein Freund und Partner Gisbert zu Knyphausen hat den Song dann für sein Album Das Licht dieser Welt großartig vollendet, interpretiert und mit Nils´ vorhandenem Entwurf collagiert.



NILS KOPPRUCH (20)

WIR REISEN HIER NUR DURCH UND NEHMEN NICHTS MIT.

Nils Koppruch, 27.10.1965 – 10.10.2012

# „Meine erste Gitarre hatte keinen Namen, aber sie war über und über mit weißer Farbe beschmiert und diente einem Freund als eine Art Tisch.“

# Werkschau Nils Koppruch+Fink bei Trocadero Records

 lp cover

Grand Hotel van Cleef, 2010

# SAM. (alias Nils): Dilettant. Kunstkatalog, Hamburg 2006

# Eine Widmung: „DIES HIER FÜR FRANZ: MIT DEM ICH IRGENDWANN AUCH NOCH EIN BUCH MACHE. ALLES LIEBE NILS KOPPRUCH“. Wir sind noch nicht dazu gekommen.



FALLS SICH NOCH JEMAND MEHR FÜR

Musik (und ihre Bedingungen) als für Streamingdienste interessiert, kann ich dieses Interview mit Tourneeveranstalter (zB Daniel Kahn & The Painted Bird oder The Residents, bei denen er, habe ich echt gehört, auch mitspielt) und (konkret-) Autor Berthold Seliger empfehlen (den man am 15.11. in Innsbruck (ggf nur mit Einreisegenehmigung) live befragen kann, zB ob es nur so ein Gerücht ist, dass er bei den Residents mitspielt):

https://www.musicaustria.at/aufstand-der-bildungswilligen-berthold-seliger-im-mica-interview-teil-2/?fbclid=IwAR3_QhsN2LExMOuQteT2zptDu3rhMocwT1gHoTvYr0jvN65K3seoLsRqm0Q

Hier sein aktuelles Profil durch Playlist (www.bseliger.de):

Marco Stroppa, Upon a Blade of Grass, Pierre-Laurent Aimard/Peter Eötvös/Orch. Philh. de Radio France
Shemekia Copeland, America’s Child
Aretha Franklin, I Never Loved A Man The Way I Love You (Japan-Pressung)
Schubert, Sinfonie NR. 8 (9) C-Dur, D 944, Rudolf Kempe/Münchner Philharmoniker (1968)
Bach, Solo Cantatas for Bass (BWV 82, 56, 158, 203), Klaus Mertens/Ton Koopman/Amsterdam Baroque
Mussorgsky, Without Sun – Songs and Dances of Death, Eugene Nesterenko/Vladimir Krainev
Swamp Dogg, Love, Loss, and Auto-Tune
Mahler, Sinfonie Nr. 3, Leonard Bernstein/New York Philharmonic (live, 1987)
Charles Ives, Four Sonatas, Hilary Hahn/Valentina Lisitsa
They Might Be Giants, The Communists Have The Music (
Single)
Alexander Melnikov, Four Pianos – Four Pieces (Schubert, Chopin, Liszt, Stravinsky)
Prince, Piano & A Microphone 1983
Walt Solek, Larry Chesky And His Orchestra, Hey Jude – Live Polish Party

Morton Feldman, Violin & String Quartet, Peter Rundel/Pellegrini Quartet
Cat Power, Wanderer
Mozart, Klavierkonzerte #20 d-moll KV 466 & #21 C-Dur KV 467, Arthur Schoonderwoerd/Cristoferi
Félix Blume, Death in Haiti: Funeral Brass Bands & Sounds from Port Au Prince
Alpha Maid, Cinnamon (on Soundcloud)
Count Ossie & The Mystic Revelation Of Rastafari, Groundation/Ethiopian Serenade (7’’)
Noname, Room 25
Damir Imamović Trio, Abrašević live
Mahler, Das Lied von der Erde, Kathleen Ferrier/Julius Patzak/Bruno Walter/Wiener Philharmoniker (1952)
Nicole Johänntgen, Henry II
Cherubini, Medea, Maria Callas u.a./Leonard Bernstein/Orchestra e Coro del Teatro all Scala (live 1953)
Pet Shop Boys, Behaviour: Further Listening 1990-1991 (2018 Remastered Version)
Will Oldham, Songs of Love and Horror



BEIM MAURERHANSL AM AMMERSEE

kommt es zu einem äußerst viel versprechenden Abend:

Goys letzter Sonntag, 28. Oktober 2018 im Maurerhansl, Johannisstraße 7, 86911 Diessen a. AmmerseeBeginn 20 Uhr Literatur und MusikEgon Günther & Señor Blues Egon Günther 1953 in München geboren und in Thalkirchen aufgewachsen, war im früheren Leben Kontorist, Drucker, Maurer und Pflasterer. Heute ist er nicht nur Romanautor (Watschenbaum – Roman einer Kindheit, Edition Nautilus) sondern auch Lyriker (allerlei entzwei – Gedichte für Besiegte, gangspuren, hegt traum kerne, Verlag Peter Engstler), Übersetzer (Charles Plymell Rauchzeichen, Will Staple – Herbe Schönheit, Dale Pendell - Geistertanz) und Herausgeber (Feuerstuhl Zeitschrift für Brot und Rosen). An diesem Abend wird er Streiflichter auf die Poesie und Prosa radikaler nordamerikanischer Nonkonformisten wie Kenneth Rexroth, Charles Plymell & Dale Pendell werfen. Señor Blues Danach präsentieren Guido Rochus Schmidt und Tom Höhne- laut Süddeutscher Zeitung die großen Minimalisten des rauen, ehrlichen Blues – ihre eigenen Bluessongs sowie traditionelle Bluestitel in eigenwillig modernen Interpretationen, ohne jedoch ihre musikalischen Wurzeln zu verleugnen. Mit Fingerstyle-, Slide- und Baritongitarre nehmen sie ihr Publikum mit auf eine Reise zu den Hinterhöfen Harlems bis hinunter in die schweißtreibenden Juke Joints im tiefen Süden des Mississippi-Deltas.