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RECHTS MOBILISIEREN

Historiker Volker Weiß über die jüngsten Äußerungen des CSU-Rechtsaußen Dobrindt im Interview mit heute.de (als Ergänzung zum Blockeintrag gestern), und auf der Seite (link unten) auch das Interview mit Dobrindt im ZDF-Heute Journal. (Mein Klett-Cotta-Kollege) Weiß ist Autor des Bestsellers „Die autoritäre Revolte – Die neue Rechte und der Untergang des Abendlandes“.

heute.de: Herr Weiß, in einem Gastbeitrag für die Tageszeitung „Die Welt“ wettert Alexander Dobrindt gegen die „linke Revolution der Eliten“ der 68er-Bewegung. Nun, 50 Jahre danach, fordert er eine „konservative Revolution“ – ein Begriff, der traditionell von der Neuen Rechten verwendet wird. Macht Dobrindt sich da die Sprache der Rechten zu eigen?

Volker Weiß: Zumindest sehen wir eine Rhetorik, die wir aktuell eher von einem Donald Trump gewohnt sind. Dobrindt argumentiert dabei völlig widersprüchlich und stellt Begriffe in den Raum, ohne dass er sie näher bestimmt. Und viele dieser Begriffe stammen tatsächlich aus dem Repertoire der Neuen Rechten. Politisch ist das hochinteressant: Denn die CSU sendet damit das deutliche Signal – sicher verbunden mit der anstehenden Landtagswahl in Bayern -, dass sie bereit ist, weit rechts Wähler zu mobilisieren.

https://www.zdf.de/nachrichten/heute/konservative-revolution-dobrindts-neue-rechte-wortwal-100.html



DER RECHTSRUTSCH

der CSU wird täglich deutlicher: „Alexander Dobrindt aus der CSU hat in der Welt sieben Thesen zu Deutschland aufgeschrieben“, (die man online leider nicht lesen kann), „die sich am besten in diesen zwei Sätzen zusammenfassen lassen: „Linke Aktivisten“ wurden seit 1968 zu „Meinungsverkündern, selbst ernannten Volkserziehern und lautstarken Sprachrohren einer linken Minderheit“. Und: „Deutschland ist nicht der Prenzlauer Berg, aber der Prenzlauer Berg bestimmt die öffentliche Debatte.“ Aus dieser angeblichen linken Hegemonie leitet er ab, dass es nun einer „bürgerlich-konservativen Wende“ bedürfe. Es wird Zeit, dass mehr Leute diesem Quatsch widersprechen.“ Schreibt Christian Bangel auf Zeit-online am 4.1.

http://www.zeit.de/politik/deutschland/2018-01/alexander-dobrindt-csu-thesen-linke-politik-antwort



ANKARA VS JÜCEL

Welt, 4.1.: „Ankara antwortet auf Yücels Beschwerde vor Verfassungsgericht. Von Daniel-Dylan Böhmer | | Lesedauer: 2 Minuten : Zur Haftbeschwerde des WELT-Korrespondenten Deniz Yücel hat die Türkei jetzt eine Stellungnahme eingereicht. Sie ist die erste weitere Entwicklung in diesem Verfahren seit mehr als neun Monaten. Yücel hatte die Beschwerde gegen seine Untersuchungshaft bereits im März 2017 eingereicht.“

https://www.welt.de/politik/ausland/article172163190/Deniz-Yuecel-Ankara-antwortet-auf-Beschwerde-vor-Verfassungsgericht.html



EINEN SCHÖNEN GRABSTEIN

setzt Karl Bruckmaier einigen der 2017 verstorbenen Musikern:

https://www.br.de/radio/bayern2/sendungen/zuendfunk/der-letzte-macht-das-licht-aus-teil-eins100.html



FÜRS 18ER

wünschen wir allen unseren Abonnenten und Leserinnen alles Gute.

Und empfehlen den Rückspiegel von Crime/Culturmag:

http://culturmag.de/litmag/highlights-2017-unser-grosser-culturmag-jahresrueckblick/105830

champ1

(Ich weiß nicht, wo sie das Foto geklaut haben, aber Verbrechen zahlt sich aus… vgl. The Getaway, also die Filmversion natürlich, genauer gesagt die von Produzenten zerschossene Filmversion…)



VOODOO-RITUAL

„Die Meditation fühlte sich an wie ein Voodoo-Ritual, bei dem man selbst die Puppe ist“, heißt es in der neusten „Neue Heimat“-Kolumne der großartigen Lillian Ikulumet, die im November in unserem Benno-Ohnesorg-Theater zu Gast war.

http://www.sueddeutsche.de/muenchen/neue-heimat-die-hoelle-auf-matten-1.3807314



AFROBEAT BACKGROUND

Mit der Zündfunk-extra-Sendung „Afrika muss draußen bleiben! Wie die EU ihre Grenzen nach Süden verlagert“ von Barbara Wossagk. (Aber keine Angst, Handel und Geldströme werden weiterhin beliebig migrieren können, also von uns aus gesehen natürlich…)

https://www.br.de/radio/bayern2/programmkalender/ausstrahlung-1253770.html



WIE ÜBLICH

verweisen wir (im 1003. Beitrag dieses Blocks) mit Nachdruck auf die neue Ausgabe von

SigiGötz-Entertainment – Die dreißigste Schrift (3,50 €)…

Bildergebnis für sigi götz entertainment

In der wir fast exakt zehn Jahre nach dem Kanon des deutschen Films wieder eine Schneise der Cinephilie durch die Tonfilmgeschichte schlagen und mit 99 deutschsprachigen Filmen den Neuen Kanon des deutschen Films präsentieren. Außerdem schreibt Oliver Nöding unter der Überschrift „Mensch Faber“ über Dominik Grafs Folgen der Vorabendserie DER *FAHNDER+, stellt Stefan Ertl zehn neue Glamour-Hits vor, erinnert Clemens Klopfenstein an Polo Hofer, den größten Rockstar der (Deutsch-)Schweiz, spricht Henry John Kaiser mit dem Musiker und Schreiber Roland van Oystern („Richtig hart die Knute geben“), rezensiert Ulrich Mannes ein Buch über den Komiker Fritz Benscher. Ferner: ein Nachruf auf Lukas Ammann von Benedikt Eppenberger, ein Kurzbericht über eine Jubiläumsveranstaltung der Lisa-Film und noch einige Beiträge mehr.“

http://www.sigigoetz-entertainment.de/

Außerdem unvergesslich (für mich jedenfalls): 11. 12. 2016 SGE-Leser im Porträt: Franz Dobler (das Foto ist weg, aber hier ein passender Ersatz):

Bildergebnis für sigi götz entertainment franz dobler



DIE TRIKONT-STORY (12)

Für die Dezember-Ausgabe des Magazins a3-kultur habe ich das dazu geschrieben:

DER SOUND DER FREIHEIT

Wenn es nicht echt gewesen wäre, könnte man es als gelungenen Einstieg für einen Actionmusikfilm betrachten: Wenige Stunden nach der Buchpräsentation von „Die Trikont-Story“ bekam Trikont-Gründer Achim Bergmann auf der Frankfurter Buchmesse von einem Nazi zwei Faustschläge ins Gesicht, weil er ein Interview über die bösen 68er am Stand der rechtsextremen Zeitung junge Freiheit mit dem Zwischenruf „du redest Scheiße!“ gestört hatte.

Es war kein Zufall, dass ausgerechnet dieser Musikverleger angesichts der auftrumpfenden Rechten nicht die Klappe hielt. Denn das Trikont-Label ist nicht nur eines der ältesten Independent-Labels der Welt, sondern die bedeutendste, von sog. 68ern gegründete Kulturfabrik, die überlebt hat und seit 50 Jahren für eine offene, antinationalistische Gesellschaft und die dazu passende Musik kämpft.

Mit den Machern des heute weltweit legendären Labels aus München-Giesing bin ich seit einem Vierteljahrhundert befreundet (kann hier also keinen Hauch von Objektivität bieten), habe einige Compilations herausgegeben und Texte geschrieben. Aber meine emotionale Bindung geht sogar noch viel weiter zurück.

Ich steckte in der oberbayrischen Kleinstadt fest, in der Franz Josef Strauß spätestens 1946 das Kommando übernommen hatte, als ich mit sechzehn endlich etwas nachdenklicher wurde und dabei das bis heute bekannteste Trikont-Buch in die Finger bekam, „Wie alles anfing“ von Bommi Baumann. Damit distanzierte sich der Mitbegründer der Bewegung 2. Juni vom bewaffneten Kampf. Und lieferte sehnsüchtigen Teenagern wie mir, nicht zuletzt durch seine bodenständig-verständliche Art, eine Menge Stoff für unsere Anti-Haltung gegenüber einem CSU-Bayern, das uns etwa soviel zu sagen hatte wie ein kaputter Toaster.

Von den Problemen mit diesem Buch wusste ich natürlich nichts. Kein Mensch hätte damals, 1975, einen Pfennig darauf gewettet, dass diese Firma jemals 50 werden würde. Das erfuhr ich erst jetzt von Achim Bergmann, der zusammen mit Eva Mair-Holmes das Schiff bis heute steuert. Trikont wurde einerseits von RAF-Leuten buchstäblich belagert und bedrängt, das Bommi-Buch nicht zu veröffentlichen, denn in ihrer verkorksten ultra-autoritären Denke war es das konterrevolutionäre Werk eines Verräters. Und andererseits wurde das Buch dann gleich beschlagnahmt und der Verlag von den Staatsorganen mit Durchsuchungen und Prozessen angegriffen. Dass sich Trikont von beiden Truppen nicht aufhalten ließ, ist eine Antwort auf die Frage, wie dieser kleine Independent auch nachfolgende Krisen überlebt hat, ohne von seiner ursprünglichen Haltung viel weg- oder sich an irgendeinen Musikantenstadl ranzuschmeißen.

Als ich 1979 nach München kam, fing ich mit dem Trikont-Musikstudium an, das ich bis heute nicht abschließen konnte. Zur selben Zeit trennte sich das Label vom Verlag, der sich schon eine Weile, passend zu den damals angesagten Trends, auf esoterischen Mumpitz verlegt hatte und ein paar Jahre später einging, während das Label immer noch einen Zahn zulegte. Selbst in den stärksten Punk- und New-Wave-Stürmen wurde man von diesem Leuchtturm Trikont immer daran erinnert, dass die (Musik-)Welt viel größer war als die kleine Punkwelt zwischen dem Milbenzentrum in Milbertshofen und der, ebenfalls schon lange verstorbenen, Wirtschaft zur Post in Ampermoching.

So deutlich wie jetzt bei der Arbeit am Buch hatte ich nie erkannt, wieviel Pionierarbeit da geleistet worden war, zum Beispiel mit der ersten feministischen Platte („Lieder von Frauen“, 1974) oder der ersten Schwulenplatte („Schwul“ von Warmer Südwind, 1977). Es gab keine Afrobeat-Welle, als 1978 die erste LP der liberianischen Band Kapingbdi erschien – die man heute mit einer brandneuen Trikont-Produktion verbinden kann, dem ersten Album der Banda Internationale aus Dresden, die aus geflüchteten und deutschen Musikern besteht. Ein starkes Symbol für Trikonts unveränderte internationale Haltung und musikalisch-politische Bedeutung.

Das Label versucht weiterhin – im Verbund mit seinen Acts wie Hans Söllner, Attwenger, Bernadette La Hengst, Lydia Daher oder Kofelgschroa, um hier wenigstens einige zu nennen – die Grenzen zu durchlöchern, die Deutschland und Europa permanent dichter machen, um in ihrem nationalen Irrsinn möglichst wenig gestört zu werden.

Da mag es dann einige Leute überraschen, dass ausgerechnet dieses Label so gründlich wie nichts und niemand auch die bayrischen Roots von Bally Prell und Liesl Karlstadt über Karl Valentin bis Kraudn Sepp erforscht hat. Auch um zu zeigen, dass die bayerische Kulturgeschichte mehr hergibt als die Partei denkt. Von deren Heimatministerium mit Hausmeister Söder soviel kommt wie von einem kaputten Toaster. Ohne ein paar Institutionen wie Trikont wäre Bayern auf dem kulturellen Stand von Ende Mai 1945.



SU & CRIME

Ein kurzes Filmportrait in der Reihe „Münchner G´schichten“ über den Autor Su Turhan, der neulich bei uns im Benno-Ohnesorg-Theater mitgemischt hat: