Musik

AUS DEM TAGEBUCH EINES ÜBEREIFRIGEN MUSIKSTUDENTEN (6)

In Christof Wackernagels „Selbstentführung“ auf S.115 gelesen: „Der Produktionsleiter in Uganda war übrigens früher der Schlagzeuger von den Rainbows gewesen (…) der hat tatsächlich bei ‚My Baby Baby Balla Balla‘ mitgespielt, aber ich war der Einzige von dem Team, der das kannte, und himmelte ihn deswegen natürlich an, bewunderte ihn als historische Figur, was ihm aber völlig egal war …“

Schlagartig eingefallen: Habe ich auf einer Single von Rudolfs Rache aus Heidenheim, wo Iko Schütte mitgerockt hat, Hammertrack/Hammerplatte!, der mir außerdem seine Singles „Sommer der Liebe“ (Soundtrack zum Film von Wenzel Storch) und eine von Numb Tongues sowie die Rache-LP schenkte, als ich zu Veranstaltungen dort war, Neunziger glaube ich. – Ich I: Ordne endlich mal deine Singles! Ich II: Dauert zu lange, gibt wichtigeres. Ich I: Deine besten Schätze sind bei den Singles. Ich II: Ordnung macht´s nicht besser. – Was macht´n jetzt der Iko.



COCO SCHUMANN

ist am 28.1.2018 im Alter von 93 Jahren verstorben. Der Swing-Gitarrist war einer der letzten Holocaust-Überlebenden; er hatte mit den Ghetto Swingers in Auschwitz La Paloma für Nazis spielen müssen, um zu überleben. In seiner so großartigen wie unglaublichen Autobiografie Der Ghetto-Swinger hat er 2003 alles erzählt, auch dass er immer noch eine gepackte Tasche in seiner Wohnung bereithielt, um sofort abhauen zu können; am Ende des Buchs berichtete er von einem düsteren Erlebnis, das seinen Verdacht bestätigte. Erst mit den neuen und retrospektiven Alben, die auch Abenteuerflüge in alle Winkel des Showbusiness sind und ab 1997 auf Trikont erschienen, wurde sein Werk erstmals angemessen gewürdigt. Aufgebrochen zu seiner letzten Kreuzfahrt ist Coco Schumann am Tag nach dem Jahrestag der Befreiung von Auschwitz.

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ZUM TOD

dem viel zu frühen von Mark E. Smith der Nachruf von Karl Bruckmaier mit dem schönen Schluss: „Die Welt ist um einen ganz großen Miesepeter ärmer. Die Welt schuldet ihm noch einen Drink. Darum kommt das Gesamthonorar für diese Zeilen britischen Gin- und Whisky-Herstellern zugute, Amen.“

http://www.sueddeutsche.de/kultur/zum-tod-von-mark-e-smith-ohne-ihn-waere-der-punk-der-witz-der-musikgeschichte-geblieben-1.3840625

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DIE CASSETTE

weiter hart am Comeback! Ein Beispiel mehr: nach 25 Sek. im charmanten Animationsfilm von Zachary Zezima zum charmantem Song Au Tir à La Carabine von den charmanten französischen General Elektriks.

https://vimeo.com/250030285



BEST OF MUNIC

im Import Export, Dachauer Str. 114: Do. 01.02.2018 LeRoy & ANGELA AUX & Belp

LeRoy _Angela_Aux_freiEinlass: 20:30 Beginn 21:00 h  Eintritt: 8 €
„Ein Musikprojekt wie ein Sandkasten. LeRoy und Angela Aux buddeln sich durch die Genres und Dekaden, ohne dass die Zeit vergeht. Haben sie ein Loch gegraben, brauchst du dich nur einmal umzudrehen, und du findest den ganzen Sand hinter dir frisch aufgeschaufelt … ein Spiel ohne Grenzen. Das Format ist auf den ersten Blick klar überschaubar abgesteckt: Eight-Tracker-Blues, Kassetten-Sinfonien. Jeder Song ein anrüchiges Einzelbild. Tijuana Bible? Auf jeden Fall Schmuggelware. Bluesie. Diese Band ist bluesie. Rip-Off-Presser vom Vierspurband. Musik in einem Zelt, in dem die Zeit vor- und rückläuft. Freewheelin‘ durch die Zeiten driften … mit dem knatternden Bass von Something’s Goin Down so richtig auf Grund gehen. Den Grund finden wir im Arbeitstitel: eine Hymne auf das Grundeinkommen! Aufwiederhören: Comicstrip–Stimmen, die klingen wie die Freak Brothers, Donald Duck und Little Orphan Annie. Und dann wieder dieser eine Track. War es Jungle Tune? Diese göttliche Schleife. Helium, lass rieseln, lass sandeln … Popcorn!

Belp
„A dub label, from all places in the world, Munich…“ it was said in 2013 when BELP started the JAHMONI label project, and he adds: „… prior to that Munich had a crisis for at least a decade or so with people constantly moving to Berlin and leaving behind a backwards-oriented mainstream culture hanging on to Munich’s old disco days with little international relevancy.“
„In recent years UK Bass has become a real thing tho, as we see lots of young people getting together in small collectives making stuff happen DIY-style. It actually fits very well with Munich as a counter-culture to the conservative & posh surface. Right now we have this phase where little groups actively reach out trying to find like-minded people in this 2 million urban area – as things were previously hidden away deep in the underground – trying to further establish a small but growing UK Bass scene, putting Munich back on the map.“

„Sound-wise it can be said that the flavor of UK Bass coming from Munich is a bit more surreal, dreamy, experimental & flow-oriented, perhaps touching on the city’s krautrock heritage a bit…“ BELP has a rather unusual mix aesthetic giving little nods to things like noise, drone and glitch while keeping with some idea of afro-futurism and tribal spiritualism. A split 10″ with Top Shotta from Ruffhouse Munich and a full 12″ Album will be released by BELP this year.“

Kontakt



EINE GROSSE GESCHICHTE

ist mit dem Tod von Christian Burchard am 17. Januar, seit 1969 Soulman und Mastermind der Band Embryo, eine echte und internationale Legende, nicht beendet, hat aber einen langen Weg abgeschlossen.  Mitte der Achtziger hatte ich Christian oft getroffen, als wir mit einer Formation im Embryo-Haus herumprobten, aus der nichts wurde, mit einem blinden Schlagzeuger, der Blind Pete genannt wurde; an die anderen kann ich mich nicht erinnern, wie ich mich

40 2cd Retrospektive/Trikont.de

nicht an Petes richtigen Namen erinnern kann, falls ich ihn überhaupt kannte. Christian spielte nicht mit, kümmerte sich aber um Blind Pete und fragte immer nach, ob wir alles hätten, was wir brauchten, ein Kabel oder ein Bier. Er war eine Seele von Mensch. Wenn er mit Leuten spielte – und er spielte ja nicht nur mit Größen wie Mal Waldron oder Roman Bunka oder den Trommlern des Yoruba Dun Dun Orchestra, deren LP mein Freund Hubl Greiner 1985 in seinem Studio in Glashütte aufnahm (Schneeball 1043/12), wobei Yulius Golombeck Gitarre spielte, den ich etwas später in Dortmund oft getroffen habe – , die von seinen musikalischen Erfahrungen und Fähigkeiten sehr weit weg waren, was ich mehrmals erlebt habe, zum Beispiel bei einer Session mit Punks im Milbenzentrum, ließ er sie das nie spüren. Es war für Christian ein freundschaftliches Treffen, eine weitere Erfahrung und vor allem war Musikmachen eine Form von Verständigung. Er war ein idealer Bandleader (oder Regisseur), der mit den typischen Erscheinungs- und Sprachformen eines Bandleaders nichts zu tun hatte. Rest In Peace oder besser gesagt Gute Reise!

Der berühmte Dokumentarfilm von Werner Penzel:

Und eine Folge „Stadtgespräch“ mit Christian und Tochter Marja Burchard (die nicht nur seit Jahren bei Embryo spielt, sondern auch bei der Express Brass Band, die wiederum auf ihrem letzten Album Pluto kein Planet (ebenfalls auf Trikont wie Embryos It Do von 2016) Christians Embryo-Klassiker „Strasse nach Asien“ interpretiert mit ihm als Gast an den Keyboards), mit ein paar Minuten sehr interessanten historischen Bildern am Anfang:

https://www.muenchen.tv/mediathek/video/embryo-jazzrock-band/

Im ausführlichen Booklet zu Embryo 40 hat Christoph Wagner auch einige besonders treffende Aussagen von Ex-Franz Ferdinand Nick McCarthy zitiert: „Embryo – das war extrem harte Arbeit, echte Musik, viel Improvisation, keine Noten. Der Standard extrem hoch. Als ich dazukam, spielten sie diese extrem schwierigen Stücke aus Indien, der Türkei und Marokko (…) Ich war geschockt, hab´ überhaupt nichts gecheckt. (…) Embryo ist nicht so sehr ein Musikstil, als eine Haltung. Es geht um die ernsthafte Auseinandersetzung mit traditioneller Musik. Dahinter verbirgt sich ein soziales Anliegen: die Welt durch Musik zusammenbringen. (…) Viele junge Musiker aus München, meistens die besten, sind durch Embryo hindurchgegangen als eine Art Musikschule. Man lernt direkt auf der Bühne und hockt nicht die ganze Zeit im Übungsraum. (…) Christian Burchard ist der unglaublichste Musiker, den ich kenne: unglaubliches Können, unglaubliche Ohren. Der kann mit jedem mitspielen – sofort!“



EINE SCHÖNE HITPARADE

vom Zündfunk, mehr besser geht nicht  … „Bewertung: 4,87 von 5 bei 15

https://www.br.de/radio/bayern2/sendungen/zuendfunk/was-bayern-2017-musikalisch-drauf-hatte100.html



DAS WEBRADIO ByteFM

ist heute 10 Jahre alt oder Warum der Tag 25 Stunden haben sollte … Immer wieder unglaublich, welche Sendungen es gibt und wer da alles auf Sendung geht.

Der schöne Trailer zum Jubiläum: https://www.youtube.com/watch?v=m7LiKDkCjMs

Die Kommandozentrale: https://www.byte.fm/   mit Shop:

69,00 inkl. 19% MwSt. zzgl. Versandkosten / Die Berlin Boombox besteht aus hoher Wellpappe, im Siebdruck bedruckt und in den Mosaik Werkstätten Berlin weiterverarbeitet und gelagert. Die Firma MIVOC Pro hat den Lautsprecher und  Verstärker speziell für die Berlin Boombox entwickelt. Als Bausatz geliefert ist die Berlin Boombox in  Minutenschnelle zusammengebaut und kann überall hin mitgenommen werden. Eine würdige Neuauflage der Oldschool Rekorder. Lieferzeit: 3-5 Werktage



THE HAZE GOES ON!

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Norton Records, New York: „Hasil Adkins, West Virginia’s wildest original, will receive the highest musical honors posthumously, at his home state’s Hall of Fame in a ceremony at the Culture Center in Charleston, WV on Saturday, February 10. Hasil will join the ranks of music legends including Hawkshaw Hawkins, the Swan Silvertones, Johnnie Johnson, Connie Smith, Red Sovine, Bill Withers, and Little Jimmy Dickens. Fred „Sonic“ Smith of the MC5, and performance artist Ann Magnusson are also 2018 Inductees.“

 

PRESS RELEASE from The West Virginia Music Hall Of Fame: Inductee: Hasil Adkins (1937-2005) Boone County, Acceptor: Miriam Linna (Norton Records), Music: Southern Culture on the Skids and Alan Griffith

With a reckless and self-styled approach to his music and his life, Boone County’s Hasil Adkins embodied the “wild and wonderful” spirit of West Virginia. The youngest of 10 children, he grew up in a tar paper shack on property rented from a coal company and reportedly attended a total of six days of school. Adkins began recording as a “one-man band” in the mid-’50s, most often singing, and playing guitar and drums at the same time.

With the roguish aura of a hillbilly James Dean and songs like “She Said,” “Chicken Walk” and “No More Hotdogs,” he pioneered a genre that would be dubbed “psychobilly.” When Billy Miller, owner of New York’s Norton Records, began re-releasing his early singles and issuing new recordings, Adkins became a cult figure with fans all over the world.

Adkins also appeared in several movies, documentaries, and television shows including Asia Argento’s 2004 film, The Heart Is Deceitful Above All Things, and was the subject of Julien Nitzberg’s documentary The Wild World Of Hasil Adkins. Among his fans are Mike Judge and the bands The Cramps and Southern Culture on the Skids.

On April 25, 2005, Adkins was found dead in his home at age 68, the result of injuries sustained when he was run over in his front yard by a teenager on an ATV.

MEMO FROM NORTONVILLE:

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Hasil knew he was a star. It took the universe a while to admit to that fact, but now it’s clear. Around the world, hundreds of one man bands are making a racket, and thousands of fans listen to his music every day. Hasil was, as many of you know, our first artist. OUT TO HUNCH was the first album on Norton. We never planned to start a record label. We made that album because our Billy Miller had written a lengthy article for our Kicks magazine about Hasil and readers demanded to know what this West Virginia one man band sounded like. That’s how it started, almost 33 years ago- our lifelong friendship with „the Haze“, and our professional relationship, reissuing and recording his new material. It’s a privilege to accept on his behalf, and in his memory. We encourage those who are able to attend, to join us at the ceremony and celebration, and later, if the snow is not too deep, and the road is traversable into the glade where he rests, let us pay our respects with the „Hunch man“ of Madison, West Virginia, whose contribution to music and culture still reverberates in his home state and across the globe.

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EINEN SCHÖNEN GRABSTEIN

setzt Karl Bruckmaier einigen der 2017 verstorbenen Musikern:

https://www.br.de/radio/bayern2/sendungen/zuendfunk/der-letzte-macht-das-licht-aus-teil-eins100.html