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VOM ENDE DER STRASSE

  Konstanz

Quelle: http://www.bahnbilder.de/?name=galerie&kategorie=suchen&suchbegriff=konstanz



URLAUBSGRUESSE

aus dem schönen Kairo in der freundlichen Schweizerstadt Bern:



MARINA ABRAMOVIC SAGT

Ich glaube nicht an Pension, ich werde auf dem Schlachtfeld sterben.



MEHR SALUT AUF WALTER SERNER

Nachdem der einzige Investigativjournalist in unseren Reihen endlich über die Beziehungen zwischen Franz Jung und Dr. Walter Serner ausgepackt hat, reagieren die Kollegen von Songdog.at mit einem sehr persönlichen Salut auf Walter Serner, der nicht nur im Schlusssatz „Wir lieben Serner!“ mündet, sondern so zum Schlusssatz kommt:

„Als Friederich Dürrenmatt einmal gefragt wurde, was er von Günther Grass halte, antwortete er, dass ihm Günther Grass zu wenig intelligent für dessen dicke Bücher sei.“

Hier die ganze Festrede: http://songdog.at/blog/?p=8074



SPITZENSATZ (7)

Er „tat das, was alle gescheiterten Deutschen tun: Er machte mit seiner Frau eine Kneipe auf.“

(Helmut Mauró, 25.1.2013, Süddeutsche Zeitung)



DER GEDICHTBAND 2012

 Hrsg. von Cordula Güdemann und Jörg Sundermeier. Mit Zeichnungen von Fritz Panzer. 146 S. Verbrecher Verlag, Berlin 2012

„Dieser Gedichtband“, der sicher auch eines der bestgestalteten Bücher des letzten Jahres ist, „stellt in gewisser Weise Peter O. Chotjewitz´ letztes zu Lebzeiten geplantes Buch dar“, schreibt Verleger Jörg Sundermeier im Nachwort.

„Wir sprachen seit Herbst 2010 viel über einen möglichen Gedichtband. Chotjewitz fand es bezeichnend, dass er – der seinen ersten Gedichtband 1965 herausgebracht hatte und immer wieder Gedichte veröffentlichte, jedoch seit den 70er-Jahren keinen weiteren eigenständigen Lyrikband mehr vorgelegt hatte – am Ende seines Lebens nun wieder einen Gedichtband publizieren wollte. Als möglicher Illustrator stand für ihn schnell der österreichische Künstler Fritz Panzer fest.

Wie der Band genau aussehen würde, hätte Chotjewitz, der am 15. Dezember 2010 starb, ihn noch selbst zusammenstellen können, lässt sich nicht sagen. (…)“ – Die meisten der Gedichte, alles 3-Zeiler, entstanden 2010. Dieses heißt

Am Mississippi

Jazz ist es soweit

Blech blitzt Gold die Vorhaut senkt

die Krempe Pluto Platz



TOPCOVERS DER WELT NR.93

Let's Have A Beatnik Party!



BRECHTFESTIVAL AUGSBURG 2013 (5)

(+ Knastlesen 3) Mit den Kindern im Knast mal wieder Brecht gelesen. Kinder ist falscher Ausdruck (aber ich meine damit ja sowas wie meine Kinder), Durchschnittsalter 19 würde ich sagen, Teilnehmer 7 Männer und 1 Frau. Das Besondere im Rückblick ist, dass ich einen Rekord im Selberreden aufstellen musste. Was heißt, ca. 105 min. vorlesen (eher weniger) und drumherum Schlingensief-mäßig nonstop Spontanvortrag halten, Anekdoten resp. Brecht und alles mögliche erzählen und erwähnen und erklären.

Meine Kinder waren selten ruhig und aufmerksam; aber es kam wenig von ihnen; niemand dabei, derdie, wie es nicht selten vorkommt, mal ordentlich über sich selbst ausgepackt hätte. Keine Diskussion untereinander (das Thema Boxen ging zu meinem Erstaunen vollkommen ins Leere, obwohl 4 Migranten unterwegs (ich dachte, die boxen alle?!), und selbst der asiatische Kickboxer erzählte nicht mehr, als dass er Leichtgewicht kämpft und in letzter Zeit „wegen Arbeiten und so“ kaum dazu kommt….). Niemand erzählte, weswegen sie ihn eingebuchtet hatten, und niemand ist extrem selten…

Kurz gesagt: wenn man mal nen hyperaktiven Quatschkopf gebrauchen könnte, ist er nicht da.

Klärung vorab: Brecht. Hatte niemand je gehört. Ich hielt eine streng nichtwissenschaftliche Einleitung. Las dann die Titelgeschichte aus dem Suhrkamp-Band „Der Kinnhaken und andere Box- und Sportgeschichten“. Das Mädchen war intelligent, die checkte alles. Der interessanteste Punkt an dieser Geschichte über einen hoffnungsvollen Bantamfighter ist ja, dass er deshalb scheitert, weil er im entscheidenden Moment das Selbstvertrauen verloren hat, sich zugleich ärgert, nicht den Mumm zu haben, zu tun, worauf er Lust hat (Bier und Zigaretten) und in den Kampf geht, als er schon zuviel Ablenkung zugelassen hat (Motorrad, Verlobte, Hausstand etc). Mit dem schönen Schlusssatz: „Wissen Sie, Vorsicht ist die Mutter des k.o.“ Aber wie gesagt, ich durfte mir zu allem den eigenen Mund fusslig reden. Was nicht heißt, dass es mich nicht gefreut hätte bzw. mich die wenigen Bemerkungen des Mädchens nicht gefreut hätten. Und mir gegenüber saß ein Türke, der absolut nichts rausließ und dabei von Minute zu Minute mehr brannte vor Aufmerksamkeit und mit leichtem Lächeln und Nicken etc immer wieder auf irgendwas reagierte.

Thema Sport natürlich. Boxen, ich laberte irgendwelches Zeug über Boxen bzw. erzählte von Max Schmeling oder Bubi Scholz, banales Auswendiglernwissen also. Lockte immerhin einen Jungen aus der Reserve, der dann erzählte, er habe eine Fußballkarriere angestrebt, ehe ihn vor einem Jahr der 3. Kreuzbandriss stoppte. Angeschoben hatte ihn sein Vater: der sei in den 80ern Profi in Polen gewesen und heute Schiri in der Landesliga. Guter Junge: war immer dabei und half mir immer wieder, indem er manchmal was sagte oder fragte.

Thema Theater, issja wohl berechtigt. Niemand von ihnen war je im Theater – halt, einer war als Kind mit der Schule in der Augsburger Puppenkiste (so wie ich), und davon hatte jeder schon mal gehört, also vom bedeutendsten Augsburger Theater, ist das vielleicht nichts. Ich schwadronierte also rum, woran das wohl liegen könnte, warum wir alle („ich auch, ich erzähl euch keinen Scheiß hier, ich mach euch nichs vor“) lieber fernsehen als ins Theater gehen. Thema: Rahmen. Thema: Tradition, gesellschaftlicher Hintergrund, Bildung. Und: Subvention; Millionen. Beispiel: Wieso bekommt das Theater Millionen, aber ein Filmfestival hier nur paar Zigtausend, sodass es nur noch alle zwei Jahre was machen kann? Was steckt dahinter, wer sagt, was wichtiger und mehr wert ist? Und was hat das mit uns zu tun? (Ich selbst habe eigentlich keine Meinung dazu, außer die, dass es erlaubt sein muss, diese Frage zu stellen, die ja für viele in der Theater-Verwaltungs-Subventions-Branche schon per se ein Angriff ist…verständlicherweise… – im Kopf hatte ich dabei, ohne es zu erwähnen, Thomas Meineckes wunderbaren Aufsatz von ca. 1982 in seiner Zeitschrift Mode & Verzweiflung mit dem Titel „Theater zu Parkhäusern“, und allein daran sieht man schon, so einfach wie es sich die Theaterfuzzis bei der Begründung zur Verteidigung ihrer Kohlen machen, denn sie behaupten ja in der Regel kaum mehr, als die letzte Security der wahren Kultur zu sein, ist es nicht…)

Ja, wo waren wir dann stehengeblieben? Weiß nicht mehr. Zuletzt las ich ein paar Geschichte vom Herrn Keuner vor. Von denen ich einige selbst nicht kapierte. Dann war es 16 h und für sie Zeit fürs Abendessen. Dann durften sie sich aufs Bett legen. Tagsüber ist es ihnen verboten, sich aufs Bett zu legen. Du kannst in der Zelle auf und ab gehen oder Kniebeugen machen oder am Tisch sitzen und ein Buch lesen. Mach ich auch oft. Ist okay.



CRAIG VS MARTINI

Der Berliner Filmemacher Christoph Rüter, seit seinem Film über Jörg Fauser ein großer Freund und Bündnispartner dieses Blocks, hat nicht nur ein großes Werk vorzuweisen, sonder auch eine Menge nicht verwendetes Material dazu.

Er hat jetzt angefangen, sein Archiv zu sichten und wird hochwertige Teile auf Youtube zu stellen. Schon die Nr.1 ist ein toller Clip: Der junge Daniel Craig during the shooting of Obsession (D: Peter Sehr), 1996 in Berlin with Heike Makatsch, Heinz Kraehkamp u.a. – 6´30

http://www.youtube.com/watch?v=TIiAtqKT3cw

Hier ein Überblick über Christoph Rüters Arbeiten:

http://christoph-rueter-filmproduktion.de/



WIE FRANZ JUNG EINMAL VOM DR. SERNER GEHOLFEN WURDE

Heute ist der 50. Todestag von Franz Jung: „Protagonist der Literaturrevolte, Expressionist, Dadatrommler, Revolutionär, … Deserteur, Börsenkorrespondent, Meuterer, Schriftsteller, Agitator…“

Mein liebstes Buch von den vielen, die ich von ihm gelesen habe, ist seine Autobiografie „Der Weg nach unten“, sicher auch, weil es das im banalen Sinn lesbarste und am leichtesten bis in unsere Zeit rüberstrahlende ist, erstmals 1961, dann bei Edition Nautilus erschienen.

Dies ist für mich die schönste und bedeutendste Anekdote der deutschen Literatur seit Walther von der Vogelweide:

Rückblende zum Anfang des 1. Weltkriegs (S.91): „Ich befand mich in der Gruppe der Kriegsfreiwilligen. (…) Mit dem ersten Einsatz zum aktiven Regiment, mitten hinein in die Schlacht bei Tannenberg. (…) Den größten Teil des darauf folgenden Rückzuges … habe ich allein gemacht, als Mitglied der Grünen Armee, einer Gruppe von Deserteuren, die sich auf eigene Faust in die Heimat absetzte … Unser Feind war die berittene Feldgendarmerie.

Ich bin durchgekommen. Ich kam nach Berlin. Im Café des Westens wurde ich von einem Dr. Serner in Empfang genommen, der von Margot gebeten war, sich meiner anzunehmen. Dr. Serner empfing mich im Café in einem pompösen Pelzmantel – das war aber auch alles; darunter war nur spärliche Unterwäsche, den Anzug hatte er versetzen müssen. Dieser Serner war auch kein Doktor und hießt nicht Serner, sondern Seligmann. Sohn eines Zuckerbäckers aus Karlsbad. Serner schrieb unter seinen vollen Titeln einen ärztlichen Rapport an das Ersatz-Regiment, wonach er auf der Straße einen Soldaten mit dieser und dieser Nummer aufgefunden habe, in einem desolaten Zustand, so daß er sofort die Überweisung in ein Spital veranlaßt habe – er vergaß, den Namen des Spitals anzugeben. Ich hatte damit einen Vorsprung von gut einer Woche für meine Flucht nach Österreich gewonnen.

Walter Serner schrieb später eine Reihe Kurzgeschichten, darunter den Sammelband ‚Der Pfiff um die Ecke‘ (oder sein bekanntestes Buch, den Roman ‚Die Tigerin‘; A.d.V.), aus dem man ganze Serien von amerikanischen Kriminalromanen herausstehlen könnte. Es mir eine große Freude gewesen, später zu hören, daß Dr. Serner sich nach der Schweiz absetzen konnte, und zwar am gleichen Tage, als die Polizei im Café des Westens bereits mit dem Verhaftungsbefehl auf ihn wartete.“

Der Jurist Dr. Walter Serner starb vermutlich am 23.8.1942. Er war Sprachenlehrer im Prager Ghetto, als er am 10.8. mit seiner Frau Dorotea ins KZ Theresienstadt deportiert wurde, „am 20. August 1942 mit dem Transport Bb nach Riga“, und dort „wahrscheinlich am 23. August 1942 –  im Wald von Bikernieki zusammen mit seiner Frau Dorotea und allen anderen 998 Menschen dieses Transports ermordet“ wurde (Wikipedia).

  Dr. &  Deserteur

NeuausgabeDas Trottelbuch

bei Edition Nautilus. Und das Gesamtwerk:

http://www.edition-nautilus.de/programm/franzjung/list-self.html