BRECHT ABC FESTIVAL

Gestern die Eröffnung des großen, Brecht gewidmeten abc-Festivals (Augsburg Brecht Connected). Gesamtleitung Albert Ostermaier, musikalische Leitung Hans Platzgumer.

Platzgumer erzählte, dass es unglaublich schwer war, durch-zusetzen, dass jede Band dieselbe Gage bekommt – schwer durchzusetzen: bei den Bands: bei jenen, die wissen, dass sie üblicherweise viel mehr bekommen als diese unbekannte Band, die jetzt dasselbe bekommen soll; und dass er einfach nicht darum herum kam, Ausnahmen zuzulassen; und dass er erstaunt war, dass nun ausgerechnet anlässlich eines Brecht-Festivals gewisse Leute die Devise gleiche-Gagen-für-alle nicht akzeptierten, nicht kapierten.

Michael Krüger erzählte, dass er jetzt auch eine Hütte im Wald hat.

Christian Kracht will mich einfach nicht mehr kennen, das wundert mich nicht, geht mir selber auch oft so, trotzdem, gleich ist mir der ganze Abend versaut, ach was, die ganze Woche. (An deren Ende ich mir eine Ladung Dynamit um den Bauch binden werde, um eine Gruppe von Kindern ins Paradies zu bringen, jawohl, soviel ehrenhafte Tapferkeit muss sein, wenn man sich derart beleidigt fühlt.)

Mit Frank Spilker und Friedrich Ani Diskussion über die Entwicklung der Wohnungsmieten; dass Hamburg schon komplett mit dem Münchner Wahnsinn gleichgezogen hat; aber wem kann man denn in den Arsch treten dafür: SIE sagen, niemandem, SIE sagen, dass man dafür keine einzelnen Personen verantwortlich machen könne, und SIE glauben, diesen Mist würden wir glauben.

Wer, SIE!? Z.B. vgl. Tocotronic: “Sie wollen uns erzählen” (”sie wolln uns glauben machen, es gäbe was zu lachen”).

(Augsburg ist auf dem Geld der übelsten Kapitalistenbanden er-baut, aber heute hat man wenigstens nicht die Münchner Mietpreise.)

Mit Friedrich Ani diskutiere ich leidenschaftlich über Notizbücher, wir sind uns einig, diesen Moleskinquatsch kann man doch nicht benutzen; wir diskutieren in der Hotelbar sogar über noch viel wichtigere Sachen.

Letztes Jahr war für mich Saam Schlammingers Videoinstalla-tion “Der Radwechsel” der Höhepunkt des Festivals. Ich schaue in den Himmel – kann es sein, dass es dieses Jahr keinen Höhepunkt geben wird? Kann absolut gut sein.

Oder wird es Dis*ka sein, oder Chumbawamba, oder der Udo Jürgens, oder der Herbert Grönemeyer, oder die Sterne, oder mein alter Freund Thomas Palzer?

Oder war es doch schon die Eröffnungsrede von Ani, die ich nicht gehört, aber später gelesen habe.
Kann absolut gut sein.

Thema (wie das des Festivals) Geschäfte. Er sprach die Anwesenden direkt an und speziell die Autoren – “wer wie sie heute auf dem Marktplatz einer Buchmesse oder eines Literaturhauses tanzt, tanzt für Geld, und wer zuschaut, schaut für Geld zu.

Sie haben keine Augen mehr, sondern Kameras.
Sie haben keine Ohren mehr, sondern Mikrophone.
Sie haben keine Gedanken mehr, sondern Dünkel.
Sie haben keine Worte mehr, nur noch Stichworte.” (…)
Eine bittere Rede.

Ich habe den Eindruck, ich befürchte, ich ahne – die meisten Autoren wissen nicht, wovon die Rede ist.

Die meisten Autoren wären sofort bereit, so zu schreiben wie ein Martin Walser, um einmal ein freundliches Schulterklopfen von der Faz (o.ä. bzw. usw.) zu bekommen.
Unsinn: alles nur Spaß.

Tags: