ZU DJANGO REINHARDT

seinem 100. Geburtstag ein Fundstück aus der Biographie „Chanson für Edith – Das Leben des Norbert Glanzberg“ von Astrid Freyeisen (List Verlag, 2003). Glanzberg war ein jüdischer Pianist und (Film-)Komponist, der 1933 vor den Nazis fliehen musste.

Ort: Paris, 1936 oder -37: „Der Gitarrist des kleinen Orchesters war ein Zigeuner, ein schwarzhaariger Mann mit tiefen Falten im Gesicht und einem dünnen schwarzen Menjou-Bärtchen. Er hieß Django Reinhardt. Im Vergleich zu den anderen Musikern und vor allem zu Glanzberg, dem jungen Flüchtling, war Django Reinhardt ein klingender Name in der Szene (…) Reinhardt war ein begnadeter Musiker, dessen Unzuverlässigkeit sprichwörtlich war. Verspürte er den Drang, einen schönen dicken Fisch zu angeln, machte er sich zu den Ufern der Marne auf, ließ sich dort irgendwo mit seinen Angelutensilien nieder und vergaß die Welt um sich herum. Auch die Uhrzeit. Auch die Auftritte am Abend. Die Mitglieder seines Orchesters lernten es, die Gewohnheiten des Meisters mit der Zeit zu erahnen und liefen, wenn er wieder einmal nirgends zu finden war, fluchend den weiten Weg bis zum Fluss, um Reinhardt hoffentlich noch rechtzeitig aufzustöbern.“

Dann der Abend, an dem Glanzberg Edith Piaf kennenlernt: „Glanzberg wandte sich gelangweilt ab. Doch dieses Wesen rief ihm plötzlich ein paar Brocken in einem Französisch zu, das er so gut wie gar nicht verstand. Offenbar handelte es sich um Anweisungen. Fragend sah er zu Django Reinhardt hinüber. Anstatt zu helfen, wandte der sich an die bucklige Person und sagte trocken zu ihr: ‚Gib dir mit dem boche keine Mühe, der versteht sowieso kein Wort.‘ Immer dasselbe! Reinhardts liebster Spaß war: Hey boche, du deutsches Sauerkraut, hast du überhaupt verstanden, was ich dir gesagt habe? Glanzberg musste grinsen und schüttelte den Kopf.“

Zum 100. ist bei Trikont die tolle Tribute-CD „Django´s Spirit“ erschienen, kompiliert von Susie Reinhardt (ex-DM Bob & The Deficits und heute bei  Hoo Doo Girl). 20 Covers/Annäherungen von u.a. Dotschy Reinhardt, Biréli Lagréne, Coco Schumann, Mama Rosin, Dead Brothers, G Rag Y Los Hermanos Patchekos und den unwiderstehlichen Hoo Doo Girl.

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