ZUR VOLKSBÜHNE AM ROSA

-Luxemburg-Platz in Berlin hier ein Interview mit der großartigen Sophie Rois, die zum Beispiel sagt: „Und es gibt keine Ambivalenzen, sondern nur das reine Opfer – im Gegensatz beispielsweise zu den Filmen von Sam Peckinpah. Moralische Anklage interessiert mich nicht. Gymnasialer Eifer, gibt es auch sehr viel am Theater, kann ich mir auch nicht anschauen. Zusammengefasst ist das Theater als Evangelischer Kirchentag. Und davon sind wir umstellt. Deswegen gehe ich auch so selten ins Theater.“

http://versorgerin.stwst.at/artikel/jun-1-2017-2320/%C2%BBfremd-bin-ich-eingezogen-fremd-zieh%E2%80%98-ich-wieder-aus%C2%AB

Ich habe einige Stücke dort gesehen. Das größte Abenteuer war Clockwork Orange. Gitarrist Steve Binetti kam als erster und allein auf die Bühne und hat angefangen. Ehe es sozusagen richtig losging. Schon bald wurde es immer wieder protestierend laut im Zuschauerraum, was sich einige Male bis zum drohenden Tumult steigerte. Ich habe eine junge Frau, die zwei Meter neben mir saß, fast schon angebrüllt, sie solle endlich die Klappe halten oder heim zum Fernseher gehen. Binetti war am Ende wieder allein auf der Bühne. (Ein einsameres Bild habe ich nur noch einmal gesehen, als Guido Huonder Taboris „Mein Kampf“ in Dortmund inszenierte.)

Anschließend wartete ich fast eine Stunde an irgendeinem Bühnenausgang; etwas, das ich nie wieder gemacht habe. Bis Steve Binetti endlich rauskam. Tatsächlich konnte ich wie erhofft den Soundtrack kaufen, die legendäre CD in dreieckiger Verpackung. Und Jahre später stand ich mit Binetti auf einer Volksbühne-Ausweichbühne und wir interpretierten zusammen einige Jörg-Fauser-Gedichte.

Ich habe mehrmals in der Volksbühne im Roten Salon gelesen, allein oder bei irgendwas beteiligt (z.B. mit dem Magazin Trash und ein Hank-Williams-Abend mit Nils Koppruch, Peter Lohmeier und Wiglaf Droste). Am unvergessbarsten war ein Auftritt mit einer Rockabilly-Band aus dem Fränkischen. An den Namen oder den Zusammenhang kann ich mich nicht erinnern. Während ich las, saßen die Billys unten und hörten zu, genauer gesagt sah ich dann, dass der Bassist eingeschlafen war. Wecken wollte ich ihn aber auch wieder nicht. Trotzdem war der Abend ganz schön und ich werde diese Volksbühne nie vergessen.

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