100 JAHRE BUKOWSKI

Wenn man in einem Dschungel sitzt und nur ein Netz hat, das kaum eine Feldmaus tragen könnte, muss man mit Worten sparsam umgehen bzw. – und das wäre schon mal eine Bukowski-Lektion – noch vorsichtiger als sonst. Ich war 17 und hatte immerhin eine Buchhandlung in Reichweite, die das Taschenbuch Aufzeichnungen eines Außenseiters im Angebot hatte. Am Anfang also ein falscher Titel, denn das Original heißt ja Notes of a dirty old man, genauer gesagt eine Marketing-Lektion, but anyway, das wusste ich natürlich nicht, und von da an gings aufwärts. Jetzt, vielleicht animiert vom Rauschen der Autobahnen und Landstraßen um mich herum, fällt mir ein, dass mich eine Zeitung einlud, einen Nachruf zu schreiben, ich weiß nicht mehr, welche, aber ich könnte es jetzt in meinem Buch Sprung aus den Wolken nachlesen, wenn ich so blöd wäre, mit einem Buch von mir in den Dschungel zu gehen.

Michael Schweßinger hat eine sehr schöne Buk-Reflexion geschrieben: „Es gibt also für mich eine zweifache Lesart bei der Lektüre von Bukowski. Eine frühe und eine, die sich mir erst nach und nach durch die Erfahrungen des eigenen Lebens offenbart. Outsider zu sein, gegen den Strom schwimmen, ist irgendwann nicht mehr ein glänzendes Pin-up-Poster wie in der Jugend, sondern wird eher zur dusty beaten road, aber da erst lernst du die kleinen poetischen Zärtlichkeiten am Rande schätzen.“

https://www.jungewelt.de/artikel/384332.literatur-die-kleinen-z%C3%A4rtlichkeiten-am-rande.html

Gedichte, die einer schrieb, bevor er im 8. Stockwerk aus dem Fenster sprangAlle reden zu viel

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