Archiv für September 2020

SPITZENSATZ (54)

„Dass sie dennoch lesbare Literatur produzierte, geht allein schon

aus der Tatsache hervor, dass sie lange missachtet wurde.“

(Klaus Gietinger, junge Welt, 28.9.)



KLARE ANSAGEN DER AFD

„Rechts. deutsch. radikal.“, ProSieben, Montag, 20.15 Uhr.

Süddeutsche Zeitung, 28.9.: „Im Vertrauen auf das Einverständnis seiner Zuhörerin spricht der Funktionär den Zitaten zufolge über die Strategie der Partei: Es müsse Deutschland schlechter gehen – je schlechter, desto besser für die AfD. Die AfD müsse dafür sorgen, dass es Deutschland schlechter gehe.

Dann folgen unfassbare Zitate über Migranten, die ins Land kommen. „Wir können die nachher immer noch alle erschießen“, soll der Mann gesagt haben. „Das ist überhaupt kein Thema. Oder vergasen, oder wie du willst. Mir egal!“ Der Sender versichert auf Nachfrage, dass ihm eidesstattliche Erklärungen von Menschen vorliegen, die das so mitgehört hätten. Am Wochenende wurde über dieses Zitat bereits in verschiedenen Medien berichtet. Ein Sprecher der AfD-Bundestagsfraktion erklärte am Sonntagmittag, dass man den Film bisher nicht kenne und deshalb auch nicht kommentieren könne.“



ICH ARBEITE IM MOMENT

an einem Buch mit dem Titel Die schönsten Einzelfälle der Freunde und Helfer – Teil 1: 2011-2020 und bin schon bei Seite 1111 angekommen. Werde sicher kürzen auf etwa 666 Seiten. Vielleicht paar Abbildungen dazu, damit es auch ansprechend aussieht, aber da muss ich mich natürlich zuerst mit meinen SicherheitsberaterInnen absprechen. Die gefühlte Sicherheit geht immer vor.



NICHTS FÜR WEICHEIER

(jeder menschlichen Sorte) ist wie immer die neue Ausgabe dieser Zeitschrift für Politik & Kultur. Mit einer geballten Ladung zum deutschen Eiertag – doch, ich finde den ziemlich gut – und anderen Entertainment-Knallern wie ein Interview mit Ronen Steinke „über Antisemitismus in der deutschen Sprache“, über das „US-Musikleben“ nach 9/11, „Was bedeuten die BDS-Attacken auf Israel für Juden weltweit?“, „Zur »Querdenken«-Demonstration in Berlin versammelte sich eine bunte Mischung Rechtsextremer“ von Thomas Blum, oder auch die Rubrik „Der letzte Dreck“ mit dem neuen Roman von Monika Maron in der Hauptrolle. Wir sagen, wie es ist: Wenn Sie das Heft nicht kaufen, wird es ihnen auch nichts querhelfen.



THANK BOB FOR BEATNIKS

„Thank Bob for Beatniks“ – Musikalisches Hörspiel über den Beatpoeten Bob Kaufman von Andreas Ammer

Einer der wenigen wirklichen Avantgardisten Amerikas: Der karibisch-deutsche Poet Bob Kaufman aus San Francisco hat die Beat-Bewegung maßgeblich geprägt. In Europa wurde er als „Schwarzer Rimbaud“ bezeichnet und innerhalb der ostdeutschen Dichterszene um Durs Grünbein gelesen und übersetzt. Ein akustisch-anarchistisches Hörspiel, mit Auszügen aus seiner FBI-Akte, Erinnerungen von Allen Ginsberg, Lesungen der afro-amerikanischen Jazz- und Hip-Hop-Musikerinnen Angel Bat Dawid und Moor Mother und der legendären Patti Smith. // Musik: Markus und Micha Acher, Leo Hopfinger / Realisation: Andreas Ammer, Markus und Micha Acher / BR 2020 // Aktuelle Hörspiel-Empfehlungen per Mail: www.hörspielpool.de/newsletter

great stuff tonight live 2105 oder

https://www.br.de/mediathek/podcast/hoerspiel-pool/thank-bob-for-beatniks-musikalisches-hoerspiel-ueber-den-beatpoeten-bob-kaufman-von-andreas-ammer/1804938

Wer hören kann auch lesen:

Stadtlichter Presse: Der Alte Regen, Bob Kaufman 2-sprachig, dt. von Egon Günther

 



WIR VERSTEHEN DEN INNENMINISTER

Germaniens, Herren Horst Seehofer, jetzt sehr gut, dass er einen genauen Polizeibericht nicht lesen möchte: „100 rechte Verdachtsfälle bei der NRW-Polizei“. Das wäre ja vielleicht keine so wahnsinnig irre Entdeckung, aber der Innenminister des Bundeslandes, Herrn Herbert Reul, wie Herren Seehofer ein Mitglied der Christenpartei, fügte noch etwas hinzu: „Ich kann nur eine Momentaufnahme vortragen“, sagte er und fügte noch etwas hinzu: „Das Ende der Fahnenstange ist lange nicht erreicht.“

Das ist jedoch überhaupts kein Grund zur Beunruhigung, denn der Herrn Reul fügte noch etwas hinzu: „Die Mehrheit der Polizistinnen und Polizisten in NRW steht auf der richtigen Seite.“

Weil ich vor meiner Zeit als Dichtungsmechaniker Mathematikagent war, möchte ich auf meine Frage, ob damit auch 50,001 % gemeint sein könnten, keine vorschnelle Antwort geben. Und warte auf weitere vollkommen haltlose Spekulationen von meiner Zitatquelle Süddeutsche Zeitung vom 25.9.



MARTIN BÜSSERS LAZY CONFESSIONS

erscheint Ende Oktober im Ventil Verlag und in kleinen Teilen schon jetzt.

„Zehn Jahre nach seinem Tod erscheint im September 2020 mit »Lazy Confessions« ein Sammelband mit Artikeln und Interviews, die einmal mehr die Vielseitigkeit von Martin Büsser zeigen, der nicht nur über Musik, sondern auch über Literatur, Film oder Kunst ebenso kluge wie kritische und vor allem bis heute lesenswerte Texte verfassen konnte. Wir haben Freunde und Weggefährten von Martin gebeten, Texte aus dem Buch einzulesen und auf diese Weise an ihn zu erinnern.“

Schon jetzt zu hören/sehen: Marit Hofmann, Myriam Brüger, Thorsten Nagelschmidt. (Ich werde demnächst Auf dem Weg zum <coolsten Plattenladen von Istanbul> lesen).
Myriam Brüger liest »Eine Pappnase in der Neuen Welt“:
https://www.youtube.com/watch?v=KB0-AFJH4n4
„»Schön wäre, mal wieder Texte zu lesen – sei es über zeitgenössische Kunst, sei es über Städtebau, über das Verhalten von Fußballfans oder meinetwegen auch nur über eine neue CD der Pet Shop Boys –, die ganz ohne die üblichen Zitate und Verweise auskämen und sich ganz dem darin behandelnden Phänomen widmen würden«, hat Martin Büsser kurz nach der Jahrtausendwende in der Zürcher »Fabrikzeitung« gefordert. »Und zwar nicht im Sinne journalistischer Gebrauchstexte, sondern im Sinne eines intellektuellen Hinterfragens, das stets Gesellschaft- und Kulturkritik mit bedenkt.«
Weil solche Texte rar sind, hat der 2010 verstorbene Autor, Musikjournalist, Verleger und Musiker das Schreiben kurzerhand selbst übernommen und sich in den zwei Jahrzehnten seines Schaffens zu einer der wichtigsten kritischen Stimmen der deutschen Popkritik entwickelt. Diese Stimme ist vor zehn Jahren verstummt, die Lücke ist nach wie vor spürbar. »Seine Haltung, sein Denken, seine Texte würden heute dringend gebraucht«, hat Julian Weber in der »taz« anlässlich von Martin Büssers 50. Geburtstag 2018 geschrieben. Das gilt auch 2020 nach wie vor.“

https://www.ventil-verlag.de/assets/images/titel/full/fullview-1.jpgOn the Wild Sideuva



ROSEN

ist der Titel dieses Aquarells mit Kreide des Künstlers Richard Schiele (1926-2000), das sein Sohn Stephan dem Augsburger Flüchtlingsrat für seine Spendenseite „Spendekunst.org“ gespendet hat. Kostenpunkt: 300 .- € (Maße: 52,5 x 43cm; Passepartout 73 x 55 cm)

Hier eine Kurzbiographie des Künstlers: https://www.antikbayreuth.de/kuenstlerverzeichnis/Kunstler_Q_bis_S/Richard_Schiele_Richard_1926_U/richard_schiele_richard_1926_u.html

Unterstützen Sie den Augsburger Flüchtlingsrat durch den Kauf von Werken, die von ca. 101 Künstler*innen gespendet wurden. Die Einnahmen werden nicht für Sekretäre, Consultingagentinnen oder Partys verwendet!: http://spendekunst.org/

https://augsburgerfluechtlingsrat.blogspot.com/

Augsburger Flüchtlingsrat



EINE GUTE FRAGE

Exotic? Der Schweizer Blick nach außen im Zeitalter der Aufklärung
24.09.2020–28.02.2021 Palais de Rumine, Place de la Riponne 6, 1005 Lausanne

„Die Museen des Palais de Rumine organisieren eine neue gemeinsame und interdisziplinäre Ausstellung. Wie wird in der Schweiz und anderswo definiert, was »exotisch« ist? »Exotic?« untersucht die Beziehungen zwischen der Schweiz und dem Ausland im Zeitalter der Aufklärung, versucht jedoch auch, die Visionen der Welt und die Klischees, die sich daraus ableiten, besser zu verstehen und einen Bezug zum 21. Jahrhundert herzustellen.“

Der Katalog bei diaphanes.net

Exotic Switzerland?

Exotic Switzerland?

Claire Brizon (Hg.), Noémie Étienne (Hg.), Chonja Lee (Hg.), Étienne Wismer (Hg.)

366 S., Broschur, zahlr. Abb., € 40,00 / CHF 45,00



VOLLDEPP ARBEITSMORAL

Gestern im Tagesspiegel: „Wir müssen ein bisschen aufpassen, dass wir uns nicht alle daran gewöhnen, dass wir ohne Arbeit leben können“, sagte Merz bei „Bild live“ am Sonntagabend. „Wir müssen zurück an die Arbeit.“

Heute unsere Politredakteurin: „Wir müssen seeeehr aufpassen, dass wir uns nicht an Typen wie Merz auch nur ein bisschen gewöhnen. Der sollte dorthin zurück, wo er die Klappe halten musste.“



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