VERLOGENE WERTLOSE KRETINS

Mal wieder in den Spiegel zu schauen ist vielleicht sogar weniger seltsam als mal wieder in ein Buch zu schauen, das man selber vor zwanzig Jahren veröffentlicht hat. Muss nicht immer gleich ein Schocker sein, aber aus guten Gründen mache ich das selten. Und aus guten Gründen manchmal schon, so wie jetzt, wo ich nach Artikeln suche, die ich seit 1997 über Nils Koppruch oder seine erste Band Fink geschrieben habe. Weil ich demnächst mindestens einen Abend in Erinnerung an meinen im Oktober 2012 so früh verstorbenen Freund machen werde.

Ich blättere also in meinem Buch Auf des toten Mannes Kiste rum, eine Sammlung der Kolumnen über Countrymusik, die ich für die junge Welt geschrieben habe, und der am 19. August 1998 veröffentlichte Text mit dem Titel „Sonne Süden Hausmusik“, endet so:

„Aus aktuellen Anlass zuletzt ein Zitat von William S. Burroughs, der vor einem Jahr gestorben ist: <Wo bleibt die Kavallerie, das Raumschiff, das Rettungsteam? Wir sind alleingelassen auf diesem Planeten, und den regieren verlogene Drecksäcke mit bescheidenen Geistesgaben. Ohne Verstand und ohne einen Hauch von guten Absichten. Verlogene, wertlose Kretins.>“ (Notierte er eine Woche vor seinem Tod in seinem Tagebuch).

Klingt so isoliert natürlich auch (wie geschehen z.B. mit missbrauchten oder auch verfälschten Sophie-Scholl-Zitaten), als könnten das die Arschgeigen von der Corona-Demo-Front benutzen. Wer solche Zitate fälscht oder sie gegen die Absicht der Urheberinnen in Umlauf bringt, sollte genauso in den Knast wandern, wie die miesen Typen, die mit Verweis auf ihre christliche Gesinnung Menschen in Not verrecken lassen, oder wie jemand, der ne Oma krankenhausreif schlägt, um an die zwanzig Euro in ihrer Handtasche zu kommen.

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