ES IST AN DER ZEIT

zumal in der Nähe von Pasolinis Skelett, meinen Kommentar zu den anstehenden Wahlen hier zu veröffentlichen, geschrieben für die aktuelle Ausgabe des Magazins konkret und dort mit dem Titel „Gegen Zahnschmerzen“ erschienen:

Das kleinere Übel – dieser eklige Ausdruck klebt an mir seit gut 40 Jahren. Da können Menschen, die ihr Leben in Hamburg und anderen Ländern verlebt haben, nicht mitreden. Ich habe schon so oft ein angeblich kleineres Übel gewählt, dass es mir hochkommt, wenn ich nur daran denke. Möchte aber erwähnen, dass ich es nicht immer gewählt habe. An einem Sonntag hatte ich Zahnschmerzen und durfte im Bett bleiben, als die Familie zum Wahllokal ging. Ich konnte am (wie immer sinnlosen) Kampf gegen das größere Übel nicht teilnehmen und entschied mich, Jean Améry zu lesen, um wenigstens in Gedanken politisch Sinnvolles zu leisten. Glaube mich zu erinnern, dass Améry auch gut gegen Zahnschmerzen ist. Und habe später doch mal wieder irgendein scheinbar oder anscheinend kleineres Übel gewählt. Dummheit oder Illusionen, sowas hinterlässt Spuren, ich hänge mit dem Kopf nur noch in der Schüssel. Ich bin seit 22170 Tagen ein Insasse des Freistaats Bayern. Wenn Sie das lesen, kann ich nichts mehr für Sie tun.

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