IM KAMPF GEGEN K.I.

ist es mutmachend zu beobachten, wie sich die besten Textarbeiter*innen nicht unterkriegen lassen, sondern ihre Talente mehr als voll ausspielen. Wir zollen Respekt, unabhängig von Person und Position, und wissen somit auch den bekanntlich vielseitig talentierten Karl-Theodor zu Guttenberg zu würdigen, vermittelt durch unsere Quelle FAZ-Redakteur Tobias Rüther (hinter der Zahlschranke, an der sich unser Block-Hacker fast die Zähne ausgebissen hätte).

„Falls Sie es jetzt unhöflich finden sollten“, schreibt Rüther (Anfang April), „mit der alten Geschichte um Rücktritt und Plagiat nach all den Jahren wieder anzukommen: Guttenberg hat angefangen. Seit Monaten schreibt er auf seiner LinkedIn-Seite eine Art literarisches Tagebuch“ und „fängt in jedem Eintrag von selbst wieder davon an“, das jedoch nicht ohne Esprit, möchte man schon nach wenigen Auszügen behaupten:

„Sonntagmorgen. Ich blinzele aus dem Fenster in einen klaren Winterhimmel. Ein Ballon tanzt vorbei. Einer der teuren. Silberglänzend, mit Helium gefüllt“, schreibt er beispielsweise Ende Februar. „Nun, ich bin selbst einmal ein bunter Ballon gewesen, der mit ikarusgleicher Flugkurve gar nicht hübsch genug platzen konnte. Der Knall tat mir gut. Auch der schmerzhafte, aber heilsame Aufprall.“ Und letzte Woche, nach einem Heimflug aus Los Angeles: „Vor wenigen Jahren hatte ich neun Stunden Zeitunterschied noch routiniert weggesteckt. Wirklich? Unsinn, das habe ich lediglich immer behauptet. Maßlose Prahlerei in gewissen Runden. Die tatsächliche Routine war ein Mix aus Melatonin und Schlafmitteln. Hat mir ebenso wenig gutgetan wie – bekanntlich – das Schaumschlagen.“

Er zappt durchs Programm und bleibt bei der Oscar-Verleihung und dem Auftritt von Lady Gaga hängen, wie die erst im Abendkleid den roten Teppich entlangschreitet, dann aber in Jeans auf der Bühne singt: „Der Mensch Lady Gaga tritt ab. Das Publikum feiert sie – und seine eigene Illusion. Es beklatscht Lady Gaga. Oder unbewusst seine eigene Schwäche. Und natürlich wird es auch jene geben, die nur eine Inszenierung sehen wollen. Wie immer. Irgendwann bin ich dann im Sessel eingeschlafen. Seit Langem bereits demaskiert.““

Und was könnte diese „seit Monaten“ intensive Literaturtagebuchfabrikation bedeuten? Mit all unserer langjährigen Erfahrung erkennen wir ein Buch am Horizont. Was da raushängt, könnte ein Lesebändchen sein. Wir tippen auf eine Kollaboration mit Freiherr von Stuckrad-Barre, „Alle sind immer noch so ernst, wenn sie mal wach sind“ vielleicht, aber wir wollen uns hier natürlich nicht in Spekulationen ausdemaskieren und weisen unsere Gesellschaftsreporterin unmissverständlich in die Schranken, die gehört haben will, mit einem Vorwort von Ulf Poschardt, denn hier ist kein Platz für Fake News, Pseudo-Fake-News und Einbrechende News.

https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/guttenberg-schreibt-tagebuch-auf-linkedin-18790265.html

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