PEN Berlin: Pressemitteilung vom 23. Juni 2025:
Protest gegen die Verhaftung von Fatih Altayli
„PEN Berlin protestiert gegen die Verhaftung des türkischen Journalisten Fatih Altayli. Altayli gehört zu den bekanntesten Journalisten des Landes; seine Verhaftung zeigt auf besorgniserregende Weise, wohin sich die Türkei zu entwickeln droht – von einer Autokratie zur Diktatur.
Mit Fatih Altayli trifft die Wut des Regimes einen Journalisten, der lange Zeit für große Medien gearbeitet hat, solange dort noch Reste von kritischem Journalismus möglich waren. »Die Verhaftung von Altayli ist kein Zeichen von Stärke, sondern von Schwäche dieses Regimes«, sagte PEN-Berlin-Sprecher Deniz Yücel. »Und genau deshalb ist zu befürchten, dass Staatspräsident Erdoğan alles – wirklich alles – tun wird, um den Verlust seiner Macht zu verhindern. Fast schon lustig ist der konkrete Vorwurf: „Bedrohung“ des Staatspräsidenten. Der Mann, der den gesamten Staat – inklusive der Justiz – kontrolliert, wirft Fatih Altayli „Bedrohung“ vor – einem Journalisten, der in seinen 43 Berufsjahren über keine anderen Mittel verfügt hat als die Kraft seines Wortes.«
Nach den – für das Regime unerwartet breiten – Massenprotesten gegen die Verhaftung des Istanbuler Oberbürgermeisters Ekrem Imamoğlu war mit einem Gegenschlag der Machthaber zu rechnen. Darum – und wegen des gleichzeitigen Einbrechens der Werbeeinnahmen durch Google – hat PEN Berlin Ende April unter dem Motto „Journalismus ist kein Verbrechen – und nicht umsonst“ eine Spendenkampagne für unabhängige Medien in der Türkei gestartet. Unterstützt wird die Kampagne vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels, dem Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger, dem Deutschen Journalisten-Verband, der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union, dem KulturForum TürkeiDeutschland, dem Medienverband der freien Presse, Reporter ohne Grenzen (RSF), der taz Panter Stiftung und der Gewerkschaft ver.di.
»Niemand kann von außen Menschenrechte und Rechtsstaatlichkeit in die Türkei bringen, das müssen sich die türkischen Bürgerinnen und Bürger selbst erkämpfen. Aber wir können Solidarität zeigen, bei dieser Kampagne sogar auf ganz praktische, zählbare Weise«, sagte Deniz Yücel. »Zugleich rufen wir Bundeskanzler Friedrich Merz und die Bundesregierung auf, sich nicht vermeintlichen realpolitischen Erwägungen folgend zu Komplizen dieses verbrecherischen Regimes zu machen.«
PEN Berlin. Wir stehen im Wort.“