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EINE ECHTE LEGENDE

ist der Jazzer Emil Mangelsdorff, d.h. zum Beispiel, dass er (seit dem Tod des ebenso steinalten Coco Schumann) vermutlich der letzte ist, der buchstäblich körperlich zu spüren bekam, dass die Nazis Jazz auslöschen wollten.

Frankfurt: „Zum 198. Mal Jazz mit dem Emil Mangelsdorff-Quartett und einem besonderen Gast im Holzhausenschlösschen. Am Montag, 4. März 2019, 19.30 Uhr … An jedem ersten Montag im Monat (außer an Feiertagen und in den Ferien) spielt das Emil Mangelsdorff Quartett mit einem besonderen Gast. Schon die Besetzung des Quartetts mit Emil Mangelsdorff (Saxophon), Thilo Wagner (Klavier), Jean-Philippe Wadle (Kontrabaß), und Axel Pape (Schlagzeug) ist einzigartig, und auch der jeweilige „besondere Gast“ unterstreicht das hohe Niveau des Quartetts. Emil Mangelsdorff zählt zur europäischen Jazz-Elite, und wir sind froh, dass wir ihn regelmäßig mit seinen Freunden im Holzhausenschlösschen erleben dürfen.“

Ich durfte ihm die Hand schütteln und etwas mit ihm plaudern, als er vor zwei Jahren zu einer Veranstaltung im Jüdischen Museum Frankfurt kam, mit der der Schriftsteller Hans Frick geehrt wurde, der mit den Mangelsdorff-Brüdern befreundet war.

Bildergebnis für emil mangelsdorff stolen


WAS ZU BRECHT

Umgeben von Brecht-Aktivitäten schenke ich diesem Kommentar aus dem neuen Konkret von „Marit Hoffmann über Heinrich Breloers Primetime-Schmierentheater »Brecht«“ besondere Beachtung:

https://konkret-magazin.de/hefte/heftarchiv/id-2019/heft-32019/articles/glotzt-nicht-so-romantisch.html



PRESSEMITTEILUNG DES AUGSBURGER FLÜCHTLINGSRATS

21.2.2019

Pressemitteilung des Augsburger Flüchtlingsrats 

Mit vereinten Kräften: Said Fardnour aus Abschiebehaft entlassen!

„Am Abend des 20. Februar konnte Said Fardnour das Abschiebegefängnis in Eichstätt verlassen. Dort war er seit Ende letzten Jahres inhaftiert und für die Abschiebung in den Iran vorgesehen, wo ihm als zum Christentum Konvertierten lebenslange Haft oder sogar die Todesstrafe drohen. Inhaftiert wurde er bei einem Besuch auf dem Standesamt, den er mit seiner Verlobten, einer EU-Bürgerin, wahrnahm, um die Ehe schließen zu können. Seine „innere Überzeugung“ wollte ihm das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge nicht abnehmen, obwohl sein Taufpfarrer, Dekan Dr. Slencka, bestätigt, dass er bereits vor Besuch des Taufkurses einen sicheren Umgang mit der Bibel pflegte.

Der Augsburger Flüchtlingsrat und matteo – Kirche und Asyl e.V. hatten deshalb im November 2018 gemeinsam eine Petition initiiert, die sich zum einen gegen die Abschiebung wendete und zum anderen die Eheschließung zwischen Said Fardnour und seiner Verlobten ermöglichen sollte. Anne-Kathrin Kapp-Kleineidam, Pfarrerin der Dreifaltigkeitskirche in Göggingen und Vorsitzende von matteo, hat die Petition am 06.02. vor dem Landtagsausschuss vertreten und konnte die Abgeordneten von der Richtigkeit dieses Vorhabens überzeugen.

Said Fardnour ist nun frei. Das Standesamt prüft derzeit die seit geraumer Zeit vorliegenden Unterlagen zur Eheschließung und es bleibt zu hoffen, dass Said Fardnour nicht nur vorrübergehend aus der Haft entlassen wurde, sondern auch sein weiteres Leben in Deutschland verbringen kann – frei von der Angst vor Abschiebung und den damit einhergehenden Konsequenzen.

Es gelang mit vereinten Kräften und der Unterstützung vieler, diesen Zwischenschritt zu erreichen. Ohne öffentliche Aufmerksamkeit und das intensive Engagement zahlreicher Unterstützer*innen wäre Said Fardnour jedoch – wie auch andere iranischen Konvertiten, denen das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge ihre Konversion nicht abnimmt – in den Iran abgeschoben worden.

Ohne Einbeziehung der Situation im jeweiligen Heimatland, ohne Rücksicht auf familiäre Bindungen und selbst kurz vor einer Eheschließung werden Menschen so jeglicher Perspektive beraubt. Der Fall von Said Fardnour offenbart exemplarisch die rücksichtslose und einzig auf Abschiebungen zielende Asylpolitik der Bundesregierung. Besonderes Augenmerk verdient dabei auch die bei Said Fardnour und zahlreichen anderen angewandte, rechtsstaatlich skandalöse Praxis der Abschiebehaft. Ohne jegliches Gerichtsurteil erlaubt sie es den sogenannten Sicherheitsbehörden, Menschen unter fadenscheinigen Gründen festzusetzen und auf unbestimmte Zeit zu inhaftieren. 

Blickt die Institution der Abschiebehaft in Deutschland bereits auf eine unrühmliche Geschichte von 100 Jahren zurück, so soll nach dem Willen von Heimatminister Seehofer die Zahl der Abschiebehaftplätze künftig stark ausgeweitet und die Praktiken der Durchsetzung massiv verschärft werden. Immer mehr Menschen würden dann ohne zivilgesellschaftliche Kontrolle unter fragwürdigen Bedingungen interniert und abgeschoben. Staatlicher Willkür wird damit Tür und Tor geöffnet.

Trotz der menschenverachtenden Politik von einigen Regierenden und trotz deren anhaltender Kriminalisierungsversuche von Unterstützer*innen und Aktivist*innen, zeigt der Fall Fardnour jedoch auch, dass viele gemeinsam in der Lage sind, der autoritär-verrohten Politik in Deutschland die Grenzen aufzuzeigen.“



HEUTE IST MIR KLAR

geworden, dass sie jetzt auch mich beobachten. Ich grinse den Bildschirm an (naturgemäß weil ich schon wieder so einen tollen Satz geschrieben habe), und paar Sekunden später kommt die Antwort.  Gar nicht mal unfreundlich. Deswegen überlege ich, ob ich die Linse verkleben soll. Wird mein Leben wirklich besser, wenn ich keine Botschaften mehr bekomme?

 

Warnung: Es erfolgt keine Haftungsübernahme, wenn Sie draufklicken!

 



BLACKBOX ABSCHIEBEHAFT

Eine Veranstaltung des Augsburger Flüchtlingsrats: 22.2. 19h30 @ Café Tür an Tür



4SHADES

mit neuen Songs und diesem schönen Video und einem der eher seltenen Konzerte jetzt dann in der Münchner Glockenbachwerkstatt (Beginn: 20:30 Uhr) und einer, mit allen Formationen und Mutationen, langen tollen History (s.u.):

https://www.youtube.com/watch?v=Q_SsDu5ytqo

18.02. MMM shades_presse2-1.jpg

„Früher gab es die „3 Shades of Blues“, die waren mindestens zu viert (u.a. mit den Acher-Brüdern und Carl Oesterhelt). Nun sind daraus die 4 Shades geworden, und die sind zu dritt. Das fasst den Humor der Band doch schon patent zusammen: Spröde, aber gar nicht blöde! Und gerade so verhält es sich auch mit ihrem ersten Album: Von Ivi Vukelic (Club 2), Albert Pöschl (echokammer) und Martin Rühle (Domains) gleich ganz charmant-einladend mit einem Zwei-bis Dreifachen-Instrumental eröffnet, entwickelt es sich jedoch im Folgenden nonchalant zum zart verrumpelten und vertwängten Pop-Album: Schon referenz gesättigte Titel wie „Down and out“ (siehe Bessie Smith), „That’s How Strong My Love Is“ (siehe Otis Redding), „Nothing Like the Sun“ (siehe – nein, nicht Sting: Shakespeare!) und schon gar „Vampire’s Kiss“ oder „Honkytonk“ weisen darauf hin, wie hier nicht bluestrunken herum gefuhrwerkt, sondern bedachtsam und elegant gebündelt wird. Und dann noch diese sexy Ü40-Knabenstimmen, die mit Zeilen wie „I feel a bit like a bum“ oder „I wish I heard voices / I wish I was a telephone“ betören! Wer die 4 Shades hört, gibt den Neid auf die Jugend leichten Herzens auf.“



WAS WÄRE EIN MANN

ohne Freunde? Jedenfalls kein Stoff für eine Actionstory: „Es sind vor allem Männer, die sich an diesem sonnigen Samstagvormittag in einem Hotel in der Kölner Innenstadt eingefunden haben. Und viel Sicherheitspersonal, viele russischer Herkunft.“

Im Angesicht des Verbrechens, endlich die zweite Staffel!: „Unter den rund 150 Teilnehmern“ stehen „der ehemalige Verfassungsschutzpräsident Hans-Georg Maaßen, der umstrittene Politikwissenschaftler und Politikberater Werner Patzelt, Klaus Kelle und der Publizist und selbsterklärte Sympathisant der Identitären-Bewegung Matthias Matussek.“

Warum ist diese Spezialeinheit im Einsatz? „Ein Treffen der Werte-Union“, eine „Vereinigung konservativer Politiker von CDU und CSU“, die vielleicht bei einer anderen Partei besser aufgehoben wären? Man wird ja wohl noch fragen dürfen. Denn: „Die Mitglieder der Werte-Union sind Fans. Für sie ist“ Herr Maaßen nämlich „ein Held, ein Aufrechter.“

Der ganze Plot hier: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/werte-union-in-koeln-hans-georg-maassens-erster-auftritt-ist-ein-heimspiel-a-1253622.html



JAN OFF LIVE ON

stage in diesen Tagen: mein alter Freund (den ich bei guter Laune „Societyphilosoph“ nennen darf, während ihn ernsthaftere Menschen natürlich eher Punkrocker oder Weißderhenker nennen) liest aus seinen Werken wie „Vorkriegsjugend“, „Ausschuss“, „Angsterhaltende Maßnahmen“ oder viel wahrscheinlicher aus den neueren wie „Klara“ oder „Die Helligkeit der letzten Tage“ oder was immer man nicht verpassen sollte:

16.02.2019 Schwerte, Rattenloch * 17.02.2019 Bonn, Bla * 18.02.2019 Köln, Sternhagel Bar

 

http://www.jan-off.de/tour.php



AUS DER REIHE

Logos, die wir selbst gerne hätten

Keine Fotobeschreibung verfügbar.

(btr. Augsburg, falls jemand sucht)



AUS DEM TAGEBUCH EINES ÜBEREIFRIGEN MUSIKSTUDENTEN (9)

Niemand ist so brutal mit dem ständig weiter fortgeschrittenen Alter konfrontiert wie der Musikfan. Das Radio blökt mir die gefeierte moderne Deutsch-Popgruppe HanniMayerKanntereit entgegen, deren Namen ich mir noch nie merken konnte, und es ist Helene Fischer für Leute, für die Indie-Rock nichts anderes als verständliche Kindersprache ist (>prägnanter ausdrücken). Ein Problem, das beim Berliner Kurden-Rocker Adir Jan, der sein Debut-Album (auf Trikont) übermorgen im Münchner Import-Export präsentiert, nicht auftreten wird. Der Indie-Rock-Kindergarten mag ja übrigens keine Gastarbeiter-Rocker (>stimmt das so?: mal genauer untersuchen). Könnte eine Parallele sein: Weiße Rocker spielen gerne in möglichst kaputten Klamotten, selbst wenn sie aus der liebsten Mittelschicht kommen (Ausnahme: Mods und nachfolgende Brit-Popper), während Schwarze sich eher möglichst schick machen, selbst wenn sie aus dem ärmsten Funkloch kommen (Ausnahme: die letzte Blues-Generation, Fat Possum Rec. usw.) – warum eigentlich?

Adir Jan - Leyla