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KEINE DISKUSSION

Bildergebnis für internationaler tag roma 2016Bildergebnis für internationaler tag roma 2016



UND DANN STEHT MAN WIEDER

auf und bekommt die traurige Nachricht, dass Merle Haggard vorgestern, an seinem 79. Geburtstag gestorben ist. Keiner der ganz großen Songschreiber hatte mehr Missverständnisse zu ertragen als er.

Merle Haggard Willie Nelson Django and Jimmie album cover



DEN GEIST VON ALBERT AYLER

habe ich dann vielleicht im Haus gegenüber entdeckt. Das so kaputt aussieht von außen, als ginge nichts mehr. Aber falsch. Im durchaus eleganten ersten Stock die Jazzband, sechs junge Männer, überwiegend in kurzen Hosen.  Wenn ich irgendwas ablehne, dann Musiker in kurzen Hosen. Aber sie sind echt gut. Als hätten sie diese Art Jazz erfunden, funky und mit Saxophon etc drüber über der stabilen Contrabass/Schlagzeug-Basis, wie Albert Ayler, wahnsinnig energievoll, Standards spielend und zerlegend. Ich erinnerte mich an die unglaublichen Konzerte von Shannon Jackson und James Blood Ulmer anfangs der 80er-Jahre, die alles weggeballert haben. Das Publikum jetzt so 50 Leute, ziemlich jung, ich und noch eine Oma waren sicher die ältesten. Aber die Kinder kennen wahrscheinlich keinen James Blood. So what, wie schon Miles gesagt hat. Man muss gar nichts wissen, um gute Musiker zu erkennen. Also, fuckin great. Und weiterhin ein Rätsel, warum Belgrad Jazz City ist. Wir bleiben dran!



BTR JAZZ CITY BELGRADE

kann ich im Moment ergänzen – unabhängig von der Tatsache, dass ich ausgerechnet hier nun erstmals das erste Album von Chic gehört habe, auch das erste von Josipa Lisac übrigens, was aber zu Kroatien gehört, falls man das so sehen will, aber Edo sagt (verkürzt aber nicht falsch wiedergegeben): fuck this Balkan shit, wir sind alle Balkonien – dass Selman Trtovac meinte, dieser Jazz sei ja nur für die Touristen. Aber hey, dachte ich, Jazz, in welchen Formen auch immer, ist ja nicht grade angesagt… Er schickte dann sofort sein lautes, großes, ansteckendes Lachen hinterher. Also nach wie vor, ich weiß nicht, warum das hier so ist. Heute in einem Restaurant Essen, also keine Kneipe, und was lief, Jazzstandards und viele Sachen, die nach Tony Allen, also AfroJazz, SoulJazz etc klangen. In welchem deutschen Restaurant hast du das denn? So. Jetzt gehe ich in das Haus gegenüber. Das klingt nach einer Live-Band. Und wonach klingt es?

Bildergebnis für josipa lisac



EIN WEISSES HEMD

habe ich mir in Zagreb mit der so freundlichen wie nötigen Hilfe von Snježana Božin, der Leiterin der Bibliothek des Goethe Instituts, gekauft (und wir haben dabei nicht über Thomas Bernhard und sein Stück „Claus Peymann kauft sich eine Hose und geht mit mir essen“ diskutiert).

Hier der Link zum 8-min.-Film, den Nebojsa Vasic und Vesua Grba auf der Zugfahrt von Belgrad nach Zagreb gedreht haben, der am nächsten Tag, nach viel Nachtarbeit logischerweise, vorgeführt wurde. Mit dem wunderbaren Servicemann in der eigentlichen Hauptrolle, den Wes Anderson sofort engagieren würde. Er hat mir gezeigt, wo ich mal eine rauchen kann, wenn die Kontrolleure nicht in Sichtweite sind, und den Kaffeebecher sicher neben dem Feuerlöscher abstellen.

https://www.youtube.com/watch?v=aFNqnZwVcrI

Und hier der Link zu den Kulturnachrichten vom 05.04. – ab Minute 6:54 mit Edo Popovic und mir, und mit der fuckin (würde Edo sagen, der öfter fuckin sagt als Tony Soprano) bitteren Ironie, dass zwei Minuten davor der neue kroatische Kultusminister in der Sendung ist, der „einfach nur ein Faschist ist, da gibt es nichts Drumherum zu reden“, und der Edo Popovic als einen der Protagonisten einer sehr breiten Protestfront gegen sich hat…

http://www.hrt.hr/enz/vijesti-iz-kulture/329616/



DÉTECTIVE

Im Park gegenüber eine Frau beobachtet, die in ihr Handy sah und ihre Haare und paar andere Dinge neu sortierte. Mindestens fünf Minuten, ein faszinierender Anblick. Ich sah in mein Mobil und tat so, als würde ich ein Motiv zu optimieren versuchen. Dann kam ich jedoch auf die Idee, dass die Frau vielleicht nicht sich selbst, sondern mich beobachtete, wie ich so tat, als würde ich sie nicht beobachten. Das Handy ist heute also das, was früher für den Detektiv die Zeitung mit dem kleinen Loch war. +++ Détective von Godard spielt in meinem neuen Buch eine gewisse kleine Rolle, als Film(-plakat), und Stil möglicherweise – Stil oder Haltung? +++ „A Bohemian tune composed in 1927 by Jaromir Vejvoda and originally entitled ‚Modranska polka‘ was recorded in Germany by Will Glahé and released in the United States on the Victor label in 1938 as the ‚Beer Barrel Polka‘. The same tune, with English lyrics added, was recorded on the Decca label in 1939 by the Andrew Sisters, who were popular music artists. Each of the two versions enjoyed enormous popularity and each sold in excess of a million records. Polka Music had become acceptable outside ethnic circles“. (Charles F. Debevec, Slovenian recordings made in America prior to world war II, in: Traditiones, 43/2, 2014)



JETZT

passt mal auf, Freunde, ich kann hier nicht so viel reinschreiben, wie ich möchte, ich kann nur versichern, ich gebe mein Bestes —  so finde ich jetzt nicht die Adresse der Bar, in der ich die ganze Zeit John Lee Hooker höreen durfvte konnte und wollte …. natürich jetzt bissechen betrujnken, kannts du dien st3ein auf mich werfenh, viel gl´ck.,,



IM HOTEL

Palace in Zagreb an der Wand im Flur zur Lobby neben etwa zwanzig anderen auch ein eingerahmtes Foto mit dieser Handschrift:

6 4 1970  for my favorite hotel in Yugoslavia – with many thanks   Orson Welles

Wär das was? Alle Hotels besuchen, in denen der Geist von Orson Welles herumschleichen könnte? Allein der Gedanke fährt schon ins Blut.



SPRACHFETZEN

„Ovaj grad je dovoljno velik da se s nekim ljudima koje poznajete možete godinama mimoilaziti; štoviše: možete i umrijeti ne susrevši se više s njima.“ Edo Popović, Tetovirane priče (via come-as-an-old-enemy)

Ich weiß nicht, was das heißt in meiner Sprache – aber es gibt nichts Besseres zu tun, als mit Edo Popovic in einer Bar in Zagreb zu sitzen, in der Tom Waits läuft, und über Gott und den Rest der verdammten Welt zu diskutieren. Mit allen Sprachfetzen, die es so gibt.



DON’T TELL US WHAT TO PLAY (IN JAZZ CITY BELGRADE)

Sava Mala ist ein altes Viertel in der Nähe des Hauptbahnhofs, den Berg rauf Richtung Zentrum. Der Reiseführer sagt zurecht, es sei ziemlich kaputt und vergessen etc. Trotz der phantastischen Lage mit Nähe zur Donau. Genau deswegen finden sich jetzt eine Menge Anzeichen für den Beginn der Aufbau- und Aufräumarbeiten, die man Gentrifizierung nennt. +++ Ein paar Häuser links von der Reihe auf dem Foto unten das große Restaurant „Berliner“ (Slogan schon draußen: “bier-musik-essen”; der Wirt war natürlich mal in Berlin). Nur deshalb aufmerksam geworden, weil um 11h nicht irgendein Jazz aus der offenen Tür kam, sondern “Sidewinder” von Lee Morgan, was ich jetzt bei den Lesungen immer als Musikbeispiel benutzt habe, weil Lee Morgan in meinem Roman eine wichtige Nebenrolle hat; meine Reaktion also, hey, was ist das denn?! Auf den großen Unterlagen aus Packpapier am Tisch: “Ich bin ein Berliner”. Eines der Bilder an der Thekenverkleidung: ein Trabbi, der die Berliner Mauer durchbricht. (Adr. Facebook: berliner.pivnica) +++ An der Treppe rauf ins Zentrum der nächste Jazzclub. Früher Sonntagnachmittag: draußen ziemlich voll, viele schicke Leute; drei der vier Kellner haben die Haare oben am Kopf zu einem Zöpfchen gebunden. +++ Überhaupt glaube ich jetzt langsam behaupten zu können: Jazz City Belgrad. Wirklich verblüffend aus wie vielen Lokalen Jazz bzw. Jazzyfied Musik kommt, auch mit House oder Funky Zusätzen. Darauf war ich überhaupt nicht vorbereitet, und ich habe noch nicht herausgefunden, warum das so ist. +++ Gestern kamen wir nach anstrengender 10-Std-Autofahrt im Zentrum nähe Goetheinstitut wieder in Belgrad an, und parkten genau vor dem Lokal, das wir erhofft, aber bisher nicht gefunden, nicht mal einen Hinweis darauf bekommen hatten. Aus der Tür kam so SoulJazz. Der Vinyl-DJ gleich am Fenster. Innen eine Wand Regale mit Platten zum Verkauf, und das Ganze zugleich eine Bar, die zum Glück nicht so studentisch ist. Hat jemand mal was Besseres erfunden? Großes Schild an der Wand: “We don´t tell you what to drink… So don´t tell us what to Play!“ Extrem sympathisch alles … Adr: LEILA Records and Books, Kralja Petra 41. www.leila.rs +++ Paar Straßen weiter ein Graffiti: „Call 1-800-Train“ mit Brustbild von John Coltrane. +++ Während im Supermarkt Maxi – anderes Viertel, zwanzig Fußminuten weiter – anscheinend immer Reggae und Ska läuft. Was auch, plus okayer aktueller Disco, aus dem Laden von gegenüber dröhnt. In dessen Biergarten eine Milosevic-Büste steht. Und heute abend auf dem Gehsteig zwei Plastikelephanten, so groß, dass ich im ersten Moment erschrocken bin. Was ich jetzt weder interpretieren könnte noch wagen würde… verdammt, diese magnetische Wirkung kommt mir jetzt bekannt vor!

Mehr Fotos dazu u.a.: http://textbaufranzdobler.tumblr.com/

belgradestreetphotography: Sava Mala  |©Carlos González Moreno Sava Mala (vgl. auch die Eintragung vom 31.3.) ist ein altes Viertel in der Nähe des Hauptbahnhofs, den Berg rauf Richtung Zentrum. Der Reiseführer sagt, es sei ziemlich kaputt und vergessen etc. Trotz der phantastischen Lage mit Nähe zur Donau. Genau deswegen finden sich jetzt eine Menge Anzeichen für den Beginn der Aufbau- und Aufräumarbeiten, die man Gentrifizierung nennt. +++ Ein paar Häuser links von der Reihe auf diesem Foto das große Restaurant "Berliner" (Slogan schon draußen: “bier-musik-essen”; der Wirt war natürlich mal in Berlin). Nur deshalb aufmerksam geworden, weil um 11h nicht irgendein Jazz aus der offenen Tür kam, sondern “Sidewinder” von Lee Morgan, was ich jetzt bei den Lesungen immer als Musikbeispiel benutzt habe, weil Lee Morgan in meinem Roman eine wichtige Nebenrolle hat; meine Reaktion also, hey, was ist das denn?! Auf den großen Unterlagen aus Packpapier am Tisch: “Ich bin ein Berliner”. Eines der Bilder an der Thekenverkleidung: ein Trabbi, der die Berliner Mauer durchbricht. (Adr. Facebook: berliner.pivnica) +++ An der Treppe rauf ins Zentrum der nächste Jazzclub. Früher Sonntagnachmittag: draußen ziemlich voll, viele schicke Leute; drei der vier Kellner haben die Haare oben am Kopf zu einem Zöpfchen gebunden. +++ Überhaupt glaube ich jetzt langsam behaupten zu können: Jazz City Belgrad. Wirklich verblüffend aus wie vielen Lokalen Jazz bzw. Jazzyfied Musik kommt, auch mit House oder Funky Zusätzen. Darauf war ich überhaupt nicht vorbereitet, und ich habe noch nicht herausgefunden, warum das so ist. +++ Gestern kamen wir nach anstrengender 10-Std-Autofahrt im Zentrum nähe Goetheinstitut wieder in Belgrad an, und parkten genau vor dem Lokal, das wir erhofft, aber bisher nicht gefunden, nicht mal einen Hinweis darauf bekommen hatten. Aus der Tür kam so SoulJazz. Der Vinyl-DJ gleich am Fenster. Innen eine Wand Regale mit Platten zum Verkauf, und das Ganze zugleich eine Bar. Hat jemand mal was Besseres erfunden? Großes Schild an der Wand: “We don´t tell you what to drink… So don´t tell us what to Play!" Extrem sympathisch alles … Adr: LEILA Records and Books, Kralja Petra 41. www.leila.rs +++ Paar Straßen weiter Graffiti: Call 1-800-Train mit Brustbild von John Coltrane. +++ over and out.  

Foto: belgradestreetphotography.tumblr.com