EIN TRUCK VOLL TROST
Von Franz Dobler | 28. Januar 2022 | Kategorie: Lifestyle | Kommentare deaktiviert für EIN TRUCK VOLL TROST


Ein freundlicher Mensch hat einen Stapel Filme von Herbert Achternbusch und Dokus in seinen Y-tubekanal gestellt, die man nirgendwo kriegen kann, falls man noch nicht ins Münchner Filmmuseum einbrechen möchte. Wenn ich mal weiß, wer das ist, geb ich einen aus.
https://www.youtube.com/channel/UCCBRV1zAuqRfF9Lctw9_OkQ/videos



Warum ich dem verstorbenen Herbert Achternbusch etwas schuldig war, was mit diesen 10Tausend Zeichen nicht auszudrücken ist, steht im Text. Schön auffrisiert mit einem Foto von Hias Schaschko. Und mit einer nachdenklichen Frage:
„Noch bevor ich ein Wort von diesem Text des Präsidenten las, dachte ich, so, jetzt dreht sich der Achternbusch aber wirklich im Grabe. Dann dachte ich, goddam, gib es zu, du hättest in dieser Kürze nichts besser sagen können. Obwohl ich, goddam, kein SPD-Wähler bin. Und dann dachte ich: Wenn eine junge Dichterin zur Einführung des Präsidenten einer Supermacht staatstragend spricht und dafür von so ziemlich allen außer irgendwelchen Nazis verehrt wird, warum soll dann nicht auch ein anderer Staatspräsident zum Tod eines Anarchisten was Respektvolles sagen können?“
Mein Nachruf Nr.3 zum Tod von Herbert Achternbusch erscheint morgen in der taz und hat einen etwas anderen Dreh: Nachrufe und Realität.
Auszug 1: „Bis heute tragen viele seiner Filme („Das Gespenst“ sowieso) den gefährlichsten Stempel, den die Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (FSK) kurz vor der Indizierung draufhauen kann: „ab 18 Jahre / nicht feiertagsfrei“. Das ist mehr als grotesk, das schaffen sogar die miesesten Killerspiele, die selbst diese tapferen Nazis aus der Mitte der Gesellschaft erzittern lassen, nur selten. Das war seit Jahrzehnten geschäftsschädigend.“
Auszug 2: „Der Nachruf in der F.A.Z. vom ehemaligen Theater-Redakteur Gerhard Stadelmeier (… viele Zitate…) Hier die Kurzform meiner sorgfältigen Analyse: Der Text wäre besser in einem rechtsextremen Blatt wie Junge Freiheit erschienen, wo er hingehört.“
„Der legendäre Frankfurter Saxofonist Emil Mangelsdorff ist im Alter von 96 Jahren gestorben. Gemeinsam mit seinem Bruder Albert gehörte er zu den prägenden Figuren des deutschen Jazz. Auch als Aufklärer über die NS-Zeit machte er sich einen Namen.“ (faz.net, 21.1.)
Wir waren bereit für ein Interview, aber er war schon seit Dezember nicht mehr gut beinander, hatte auch sein letztes Konzert in Frankfurt absagen müssen. Wir hatten uns 2017 bei einer Gedenkveranstaltung im Frankfurter Jüdischen Museum für den Schriftsteller Hans Frick kennengelernt, der mit Emil und Albert Mangelsdorff befreundet war. Freunde im Namen von Jazz und Antifaschismus. Erst ab da hatte ich angefangen, die verschiedenen Verbindungen richtig zu recherchieren, verdammt zu langsam. Geschrieben wird das trotzdem. Einige Details werden fehlen. Haltung und Werk dieser drei großen Männer werden nicht vergessen, sie werden sozusagen als Barrikaden dringend gebraucht.
Es ist doch immer wieder überraschend, was in dieser Situation alles hochgespült wird, was man noch nie oder lange nicht mehr im persönlichen Aufmerksamkeitsbereich hatte, wenn man nicht in der zuständigen Spezialabteilung beschäftigt ist – nun sind also auch noch die Indolenzzahlen auf 700 explodiert!
Die Wissenschafts-Redakteurin unseres Blocks ist erfahren genug, um nicht sofort brüllend durch die Büroetage zu rennen, sondern sich zu informieren. Um dann beruhigend auszurufen: Das ist eine gute Nachricht! Das heißt, dass immer mehr Menschen keine Schmerzen empfinden! Spielt doch keine Rolle, ob manche auch einfach zu blöd sind, Schmerz zu empfinden!
Ehe sich der Sport-Redakteur meldet, zurückhaltend wie immer, und deshalb kaum gehört wird: Da geht´s aber um Inzidenzzahlen. Was aber nicht heißt, gibt seine Kollegin selbstbewusst zurück, dass Indolenzzahlen nichts mit Inzidenzzahlen zu tun haben!
So beginnen viele Bürotage erst mal ziemlich interessant, und man kann sich nicht vorstellen, dass der Tag noch lang ist.
(Anm.: und wenig später die Meldung: Emil Mangelsdorff ist gestorben. Wir waren bereit für ein Interview mit dem 96-jährigen Saxophonisten, der als jugendlicher Jazzer die SS-Inhaftierung und die Strafversetzung an die Ostfront überlebt hatte).


Trikont hat den Geburtstag des Größten schon zu Lebzeiten gefeiert:

Und ich bin für eine Übersetzung schon mal in den Clinch mit ihm gegangen, und ich darf sagen, es war ein gerechtes Unentschieden im Stadion von Edition Tiamat:
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