Literatur

THORWALD PROLL IST

ja in den letzten 50 Jahren als dies und das bezeichnet worden, tatsächlich aber ist er einer der eigenwilligsten und interessantesten Lyriker, und nicht nur der „Pierrot Le Fou“ (wie ihn mal jemand im Godard´schen Sinn bezeichnet hat), sondern der Karl Valentin (oder sogar James Brown, dafür gibt es gute Gründe) unter den standhaften 68-ern, der seinen zahlreichen Gedichtbänden jetzt diesen hinzugefügt hat, check it out – get it on!

Thorwald Proll - Radikalinski

Gedichte Trikont-Duisburg und Dialog-Edition, 2019, 66 Seiten, 10 €

„Thorwald Proll geb. 22.7.1941 in Kassel, besuchte dort das humanistische Gymnasium.
Kam über ein Anfangsstudium für Germanistik und Theaterwissenschaften nicht hinaus.
Stattdessen lernte er in der Studentenbewegung einige „Volksuniversitäten“ (Gefängnisse) kennen. Folgerichtig erschien sein erster Gedichtband 1972 über die Zeit im Gefängnis als lyrische Beichte mit dem Lektor Klaus Röhler im Luchterhand Verlag. Zuletzt erschienen, jeweils als Self Publishing, die Bücher: „Raus mit der Sprache“, 2016 und „(M)Ein 68 Aufzeichnungen Briefe (Tagebuch) Schlusswort im Kaufhausbrandprozess Fotos Dokumente im Sinne des Unerforschlichen“, 2018.“



DAS GLÜCK DER FALSCHE FÄHRTEN

Unser alter Freund und Kollege (und Wien-Korrespondent darf man sagen) und der spannendste Schweizer Schriftsteller (sagen nicht nur wir), Andreas Niedermann, hat nicht nur ein neues Buch draußen, sondern es ist nach circa 13 oder vielleicht 23 Büchern sein most spooky & crazy Werk (bei allem Realismus, für den er geschätzt wird). Wunderschön passender Titel : Das Glück der falschen Fährten. Die 132 Seiten starke Novelle (bei Edition Baes) würden knallharte Marketing-Experten-Autor*innen natürlich Roman nennen, während wir mit einem Bulleit drauf anstoßen.

DIE AKTION DAZU HEUTE IN WIEN

ZUM INHALT „Was machen, wenn eines Tages eine berühmten Singer-Songwriterin bei einem einquartiert wird? Wenn Lucinda Williams, die sie sich in Wien – inkognito – ihre ramponierten Stimmbänder behandeln lassen will, mit einem Mal dasselbe Bad benutzt? Niedermann, der einen Vortrag zu schreiben hat, kommt dabei schwer aus dem Tritt. Jede Nacht erscheinen ihm Countrygrößen im Traum, seine Arbeit geht nicht voran, und so vertreibt er sich die Zeit mit Spaziergängen, dem Abschreiben fremder Texte, Erinnerungen an Boxkämpfe und Lesungen, vergangene Skandale und das 90er-Jahre Wien. Dabei denkt er auch über den Literaturbetrieb nach, streitet sich mit seinem Kollegen, dem Bestsellerautor Alex, und versucht ansonsten Lucinda Williams Aufenthalt in seinem „Camp“ so angenehm wie möglich zu gestalten.“

EIN AUSZUG “Bis vor kurzem hatte ich an der Uni geboxt, von 6 bis 7.30 Uhr … mir gefiel die Idee, dass mein Umgang mit der geistigen Elite dieses Landes sich auf das Austauschen von Schlägen, von Haken und Geraden beschränkte. Auf was sonst?, könnte ein Kritiker der geistigen Elite nachhaken. Aber die Kritiker der geistigen Elite gehörten ebenfalls zur geistigen Elite, und eine Krähe hackt einer anderen kein Auge aus. Außer die Krähe war der Ansicht, dass die andere Krähe über ein drittes Auge verfügte, das ihr einfach nicht zustand. Aber wen interessierte das? Lesen Sie Thomas Bernhard, der hatte dazu einiges zu sagen. Nein, lesen Sie Bernhard nicht. Wozu auch?”

EINE ART HINWEIS könnte man auch die neuste Short Story „Bad Ass“ auf seinem Blog nennen – aber Achtung! Für verblödete Radfahrer mit schwachen Nerven nicht geeignet!

http://songdog.at/blog/?p=14405



PLATZGUMER GEHT OPTIMAL

LESUNG mit Hans Platzgumer: Do 31.10. 20 Uhr @ Optimal Records München
Moderation: Ralf Summer, Plattenauflegen: Albert Pöschl

Hans Platzgumer

Geb. 1969 in Innsbruck, wohnhaft in Bregenz und Wien, wo er als Autor und Komponist tätig ist. Schreibt Romane, Essays, Theatermusiken und Hörspiele. In den 90er-Jahren wurde Hans Platzgumer für einen Grammy nominiert. Seit Beginn der 00er-Jahre verlagerte er den Schwerpunkt seines künstlerischen Schaffens hin zur literarischen Arbeit. 2016 stand sein Roman Am Rand auf der Longlist des Deutschen Buchpreises. Zuletzt erschienen: Drei Sekunden Jetzt (Roman, 2018), „Holst Gate“ (CD/LP, 2018)

 

 

 

 

 



NICK TOSCHES DEAD

Nick Tosches, who started out in the late 1960s as a brash music writer with a taste for the fringes of rock and country, then bent his eclectic style to biographies of figures like Dean Martin and Sonny Liston and to hard-to-classify novels, died on Sunday at his home in Manhattan. He was 69.“

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Eine miese Nachricht, er war einer der größten und seit vielen Jahren unglaublich wichtig für mich. Vor ein paar Tagen, und das ist irgendwie bizarr, habe ich ihn bei meiner Buchvorstellung auf der Frankfurter Messe erwähnt, weil es eine Stelle im Buch gibt, die ich aus seiner Arnold Rothstein-Biografie „King of the Jews“ gesaugt habe. Ich habe mich sogar durch einige nicht übersetzte Originale gelesen, was harte Arbeit ist, weshalb sie nie ins Deutsche übersetzt wurden. Seinen Roman „In the Hand of Dante“ habe ich nicht geschafft, weil ich es nicht lesen konnte, sondern so sehr mit Dictionaries beschäftigt war, dass ich irgendwann aufgegeben habe … Goddam.



DENIZ YÜCEL (9)

Bild könnte enthalten: eine oder mehrere Personen und Text



WILL STAPLES PFEILE & LIVE

Der großartige Schriftsteller Egon Günther hat einmal mehr tolle Gedichte von Will Staple übersetzt, und die Sammlung Pfeile bei Stadtlichter Presse (170 S., 20.-) kommt auch noch mit einer CD, für die Staple live 2017 gelesen und der legendäre Oud-Spieler Roman Bunka (Embryo, Dissidenten, Dein Kopf ist ein schlafendes Auto) eine handvoll Tracks beigesteuert hat.

Aus dem Vorwort von Gary Snyder: „Will Staples einmalige, schräge, originelle Poesie verfolge ich, seit wir uns in den sechziger Jahren erstmals begegnet sind.“

Aus dem Nachwort von Egon Günther: „Der feine Humor und die empfindsame Hintergründigkeit dieser Gedichte wurden mit Gesang, Gelächter und beifälligem Kopfnicken geteil an Lagerfeuern und Berghütten, in ländlichen Spelunken und großstädtischen Galerien.“

DIESSEN 25. September 2019, 20:00 Uhr
Der kalifornische Dichter Will Staple liest mit seinem Übersetzer Egon Günther und das Duo Señor Blues bringt mit Invite auch ein von ihm vertontes Gedicht Staples.
Buchhandlung Colibri, Bahnhofstraße 14, 86911 Dießen
MÜNCHEN 6. Oktober 2019, 19:00 Uhr
Will Staple liest mit seinem Übersetzer Egon Günther und musikalisch begleitet von Roman Bunka.
Galerie Klaus Lea, Fürstenstraße 19, 80333 München



BEST OF WIGLAF DROSTE

neu bei Edition Tiamat, hrsg. von seinem längjährigen Freund und Verleger Klaus Bittermann. Mit einem Vorwort von Friedrich Küppersbusch. 304 Seiten, 18.- Euro

 »Mit dieser komprimierten, aber repräsentativen Auswahl versteht man sofort, dass Droste ein Monolith war: sprachlich brillant und von großer Klarheit, analytisch scharf, mit überraschendem Witz und in offener Gegnerschaft zu praktisch jedem, gegen alles Nationale, Patriotische, Rechte, Neoliberale sowieso.« (Heiko Werning, ver.di publik)

„Wiglaf Droste, mit 57 Jahren überraschend gestorben, wird gerne mit Kurt Tucholsky in einem Atemzug genannt. Er war in jedem Fall ein ebenso begnadeter Polemiker wie Dichter hinreißender Liebeserklärungen, ein mit den Nuancen der Sprache vertrauter Analytiker und ein unversöhnlicher Kritiker der politischen Verhältnisse und der Dummheit. (…) In diesem Buch erscheinen seine Texte, die für Furore sorgten und Debatten auslösten, wie »Als Schokoladenonkel unterwegs«, der ihm einen Boykott seiner Lesungen eintrug, »Mit Nazis reden?«, eine bereits vor 25 Jahren gegebene letztgültige Antwort auf eine aktuell diskutierte Frage, eine feine Liebeserklärung an »Die rauchende Frau« und »Die Rolle der Frau«, ein Zusammentreffen mit dem »Proletariat«, eine Reise um die Welt mit 80 Phrasen, die Wahrheit über den »Commandante Reduntante« aus der Konkret und viele andere unvergessene Evergreens.“



DEAR US-COPS

LASST MICHAEL MADSEN IN RUHE! DON’T TOUCH MICHAEL MADSEN! DAS SAGE ICH NICHT NUR ALS FAN DES DICHTERS, SONDERN VOR ALLEM ZU EURER EIGENEN SICHERHEIT.

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Ich hatte in meinem neuen Roman „Ein Schuss ins Blaue“ eine Stelle, wo sich zwei Männer über die Gedichte von Michael Madsen unterhalten. Aber die ist dann doch wieder rausgeflogen – jetzt denke ich, das war ein verdammter Fehler. Für den ich mich entschuldige. Aber ich kann´s fuckin nicht mehr ändern, es tut mir fuckin leid, ich habe einen fuckin Fehler gemacht.

Tatsächlich bin ich einmal im Jahr auf den Knien am Portal des Klett-Cotta-Tropen Verlags und bitte darum, sie mögen endlich weitere englisch-deutsche Ausgaben von Michael Madsens Gedichtbänden veröffentlichen, aber niemand hört auf mich, das fuckin Portal öffnet sich nicht, und wenn es Nacht wird, gehe ich wieder zurück in die fuckin Kälte, ohne ein wärmendes Wort erhalten zu haben.



TONI MORRISON

Ein Nachruf auf Toni Morrison von Trikonts Mr. Black Music Jonathan Fischer:

https://www.sueddeutsche.de/kultur/toni-morrison-nachruf-1.4555189

Bildergebnis für toni morrison jazz



JÖRG FAUSER 75

Heute eine Würdigung von Katja Kullmann in der taz, mit einem Thema, das wir und Friedrich Ani heute ab 20h im Münchner Literaturhaus ebenfalls ansprechen werden:

>Neuerdings wollen sogar „Junge Freiheit“ und Matthias Matussek Fauser für sich reklamieren (…) Alles Braune war ihm zuwider. „Ohne Scham vor ihrer Geschichte haben die Deutschen nach 50 Jahren ihren Hitler wieder groß rausgebracht“, schrieb Jörg Fauser 1983 im Berliner Stadtmagazin tip. Kurz zuvor hatte der Stern die alte Bundesrepublik mit gefälschten Hitler-Tagebüchern überrascht. „Statt in diesem Jahr die Geschichte der Opfer zu schreiben, blieb es der linksliberalen Millionenzeitschrift vorbehalten, auf den Führer zu bauen“, wütete Fauser.<

https://taz.de/!5606963/

Ich habe eine kurze Zusammenfassung über den Dichter geschrieben, den das rechte Pack mit paar dünnen und hanebüchenen Argumenten nicht einkassieren wird:

https://www.br.de/nachrichten/kultur/joerg-fauser-75-geburtstag-schriftsteller-franz-dobler,RWITZ0C