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NEUES VON DENIZ YÜCEL

ist leider nicht die Entlassung aus dem Knast in Istanbul, aber wenigstens ein Buch:

Wir sind ja nicht zum Spaß hierEdition-Nautilus.de
Herausgegeben und mit einem  Vorwort von Doris Akrap. Illustriert, 224 Seiten, 16,–

Der Verlag: „»Dieser Ort«, schreibt Deniz Yücel im Februar 2017 aus dem Polizeigewahrsam in Istanbul, »hat keine Erinnerung. Alle, die ich hier kennengelernt habe – kurdische Aktivisten, Makler, Katasterbeamte, festgenommene Richter und Polizisten, Gangster – alle haben mir gesagt: ›Du musst das aufschreiben, Deniz Abi.‹ Ich habe gesagt: ›Logisch, mach ich. Ist schließlich mein Job. Wir sind ja nicht zum Spaß hier.‹«

Seinem Job als Journalist kann er seither nicht nachgehen. Denn er sitzt in der Türkei in Untersuchungshaft – davon neun Monate in einer Einzelzelle. Alle Anstrengungen seiner Anwälte, seiner Freunde und Kollegen in Deutschland wie in der Türkei, internationaler Journalistenorganisationen und der Bundesregierung seine Freilassung zu erwirken, sind bisher gescheitert. Nicht einmal eine Anklageschrift liegt bislang vor (Stand Dezember 2017). Doch seine Stimme lässt sich nicht wegsperren.

In mühsamer Kommunikation über seine Anwälte und kuratiert von der Journalistin Doris Akrap hat er eine Auswahl aus seinen Texten aus den vergangenen 13 Jahren zu einem ebenso klugen wie unterhaltsamen und in jeder Hinsicht abwechslungsreichen Buch zusammengestellt – Reportagen, Satiren, Polemiken, Kommentare, Glossen und andere »Gebrauchstexte aus dem Handgemenge«. Außerdem gibt es zwei Stücke, die er im Hochsicherheitsgefängnis Silivri Nr. 9 hierfür verfasst hat, sowie einen Beitrag seiner Frau, der Fernsehproduzentin und Lyrikerin Dilek Mayatürk Yücel.

Ob es um Journalismus geht – »Scheißefinden und Besserwissen« –, um unsere Mitbürger mit Migrationshintergrund – »Mathe für Ausländer« –, um ganz Allgemeines wie »Biokoks und Surenbingo« oder, natürlich, um die Türkei – »Der Chef, der Putsch und der Park«: Bei Yücel geht bissige Gesellschaftskritik mit einer klaren Analyse der harten Fakten einher.

»Aber wir sind ja nicht zum Spaß hier«: Mit diesem Buch sprechen wir unserem Autor und Freund unsere Solidarität aus und fordern die sofortige Freilassung Deniz Yücels und aller in der Türkei inhaftierten Journalistinnen und Journalisten.“



BAYERISCHER MINISTERPRÄSIDENT

wird, das ist relativ logisch, jemand, der dafür besonders geeignet ist: „Bereits als Jungpolitiker hatte er, im Alter von 16 Jahren in die CSU eingetreten, einen entsprechenden Riecher entwickelt. Gemeinsam mit Parteifreunden organisierte er Anfang der 1990er Jahre ein Bürgergespräch zum Thema >Was können wir gegen das Asylbewerberwohnheim tun<…“, lesen wir in der neuen Ausgabe von konkret am Beginn einer längeren Liste. Ob bei dem Zitat ein ? vergessen wurde, konnte unsere Rechercheabteilung noch nicht ermitteln.



SIE NANNTEN IHN MÄDCHENHÄNDLER

Heute vor 80 Jahren heirateten „(an einem unbekannten Ort) die Berlinerin Dorothea Herz“ und der in Karlsbad geborene Walter Eduard Seligmann alias Dr. Walter Serner. Exakt 26 Jahre zuvor hatte der „schriftstellernde jüdische Mädchenhändler“ in der Aktion angefangen, die deutsche Literatur wie kaum sonst jemand in die Moderne zu bewegen (s. Link unten). Das Ehepaar wurde 1942 von Nazis in Theresienstadt ermordet. Ehe nun damit begonnen wird, Serner-Texte von deutschen Hauswänden zu entfernen, soll´s betont sein: der „Mädchenhändler“ war eine Erfindung der Nazis (die allerdings auch von Serners Verleger mit werbetechnischen Maßnahmen dazu animiert worden waren).

http://www.walter-serner.de/die-aktion-1912-1914/die-aktion-1912-1915/nr-6-vom-5-2-1912/

Anekdote: https://www.franzdobler.de/2013/01/21/wie-franz-jung-einmal-vom-dr-serner-geholfen-wurde/

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AUS DEM TAGEBUCH EINES ÜBEREIFRIGEN MUSIKSTUDENTEN (6)

In Christof Wackernagels „Selbstentführung“ auf S.115 gelesen: „Der Produktionsleiter in Uganda war übrigens früher der Schlagzeuger von den Rainbows gewesen (…) der hat tatsächlich bei ‚My Baby Baby Balla Balla‘ mitgespielt, aber ich war der Einzige von dem Team, der das kannte, und himmelte ihn deswegen natürlich an, bewunderte ihn als historische Figur, was ihm aber völlig egal war …“

Schlagartig eingefallen: Habe ich auf einer Single von Rudolfs Rache aus Heidenheim, wo Iko Schütte mitgerockt hat, Hammertrack/Hammerplatte!, der mir außerdem seine Singles „Sommer der Liebe“ (Soundtrack zum Film von Wenzel Storch) und eine von Numb Tongues sowie die Rache-LP schenkte, als ich zu Veranstaltungen dort war, Neunziger glaube ich. – Ich I: Ordne endlich mal deine Singles! Ich II: Dauert zu lange, gibt wichtigeres. Ich I: Deine besten Schätze sind bei den Singles. Ich II: Ordnung macht´s nicht besser. – Was macht´n jetzt der Iko.



AFROBEAT BACKSTAGE

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9. 2. 2018, 19h, Stadtbücherei Augsburg: Lesung mit Christian Jakob: Diktatoren als Türsteher Europas – Wie die EU ihre Grenzen nach Afrika verlagert + Podiumsdiskussion mit Christian Jakob (Autor und Taz-Redakteur), Rex Osa (Flüchtlingsaktivist), Julian Pahlke (Jugend Rettet) + Eine Veranstaltung des Augsburger Flüchtlingsrats.



DER GANZ GROSSE KNALLER

kommt natürlich einmal mehr von Autor Jan Off: Die Fortsetzung seines Erfolgsromans  VORKRIEGSJUGEND erscheint im Ventil Verlag nicht etwa auch als Hörbuch, sondern

Vorkriegsjugend. Im Schatten der Chaostage (Vinyl-LP) Ventil-Verlag.de

als Vinyl Only mit der Stimme von Robert Stadlober (40 Min. zu 22.- inkl. Versandkosten!). Ob damit die Zukunft des Buchhandels vorgezeichnet werden soll, ist dem Verlagsinfo nicht zu entnehmen: „Als der Roman »Vorkriegsjugend« von Jan Off 2003 erschien, war nicht abzusehen, was in Sachen Punk noch alles zu Papier gebracht werden würde: Prominente Musiker verarbeiteten ihre Jugend als Punk auf dem Dorf, weniger bekannte Literaten ihre wilde Zeit in den Städten, fast jeder Tatort-Kommissar nennt sich heute Expunk und den journalistischen Soundtrack zur neoliberalen Ellenbogengesellschaft liefert ein Hochglanzmagazin namens »Business Punk«. Dabei war das alles ja eigentlich mal ganz anders gedacht …“ Wobei das Coverfoto vor seiner Zeit als „Societyphilosoph“ aufgenommen wurde.



AN DIE LIEBEN SOZIALDEMOKRATEN

 

Bild könnte enthalten: Text31. Januar 2018

Offener Brief an die Augsburger SPD-Bundestagsabgeordnete Ulrike Bahr

Sehr geehrte Frau Bahr,

der Augsburger Flüchtlingsrat wendet sich heute an Sie als Augsburger Bundestagsabgeordnete der SPD: mit der dringenden Bitte, auf alle an den Koalitionsgesprächen Beteiligten aus Ihrer Partei einzuwirken, sich gegen den abzeichnenden Rechtsruck der Unionsparteien zu stellen.

Die Sondierungsgespräche für eine Große Koalition haben den Weg in eine Ausgrenzungsrepublik Deutschland markiert: mit isolierten Großlagern nach bayerischem Vorbild, einer weitgehenden Verhinderung des Familiennachzugs zu subsidiär Geschützten und einer de-facto-Obergrenze für Kriegsflüchtlinge und Folteropfer.

Die zu erwartenden Inhalte einer GroKo gehen vor allem zu Lasten von Geflüchteten. Der Abbau von Grund- und Menschenrechten ist nicht zu übersehen, während im Gegenteil eine an den Menschenrechten, dem Grundgesetz und der Europäischen Menschenrechtskonvention orientierte Flüchtlingspolitik nötig wäre. Wir schließen uns der Analyse von Pro Asyl an, dass die geplanten Maßnahmen „integrationsfeindlich, teilweise rechtswidrig und nicht zuletzt unvernünftig“ sind.

Ein besonders krasses Beispiel dafür sind die geplanten sog. ANkER-Zentren nach bayerischem Vorbild: „Aufnahme-, Entscheidungs- und Rückführungseinrichtungen“, in denen alle Asylsuchenden und sogar unbegleitete Minderjährige bis zum Ergebnis ihres Verfahrens untergebracht werden sollen. Die Folgen der Dauerisolierung in diesen trostlosen Lagern sind zweifellos Verelendung, Gewalt und Stigmatisierung. Damit wird der Nährboden für zunehmenden Rechtspopulismus und Rassismus in Deutschland geschaffen. Vor allem für ein an christlichen Werten orientiertes Deutschland zeigen diese Lager keinen Weg in die Zukunft, sondern in die Vergangenheit.

Sehr geehrte Frau Bahr, wir hoffen sehr, dass Sie sich mit Blick auf die humanistische Tradition der SPD gegen diese Tendenzen einsetzen, die im Moment von einer sich abzeichnenden Großen Koalition zu erwarten sind.

Mit freundlichen Grüßen: Augsburger Flüchlingsrat

http://augsburgerfluechtlingsrat.blogspot.de/



WENN DAS KEIN GUTER WITZ IST

„Augsburgs Brechtforscher Prof. Dr. Prof. h.c. Jürgen Hillesheim ist aus dem Augsburger Brechtkreis ausgetreten. Als Grund gab Hillesheim die “Politisierung des Brechtkreises” an. Dem schillernden Augsburger Brechtforscher gefällt es nicht, dass sich der Brechtkreis für eine Resolution gegen Abschiebungen nach Afghanistan stark macht, die dem Augsburger Stadtrat zur Unterzeichnung vorgelegt werden soll. In dieser Resolution, die vom Augsburger Flüchtlingsrat ausgeht, heißt es, dass sich der Augsburger Stadtrat gegen Abschiebungen von im Verantwortungsbereich der Stadt Augsburg untergebrachten und lebenden Menschen nach Afghanistan aussprechen soll …“

Quelle: https://www.daz-augsburg.de/?p=61254

Das Programm ab 23.2.: https://brechtfestival.de/festival/programmheft-2018



COCO SCHUMANN

ist am 28.1.2018 im Alter von 93 Jahren verstorben. Der Swing-Gitarrist war einer der letzten Holocaust-Überlebenden; er hatte mit den Ghetto Swingers in Auschwitz La Paloma für Nazis spielen müssen, um zu überleben. In seiner so großartigen wie unglaublichen Autobiografie Der Ghetto-Swinger hat er 2003 alles erzählt, auch dass er immer noch eine gepackte Tasche in seiner Wohnung bereithielt, um sofort abhauen zu können; am Ende des Buchs berichtete er von einem düsteren Erlebnis, das seinen Verdacht bestätigte. Erst mit den neuen und retrospektiven Alben, die auch Abenteuerflüge in alle Winkel des Showbusiness sind und ab 1997 auf Trikont erschienen, wurde sein Werk erstmals angemessen gewürdigt. Aufgebrochen zu seiner letzten Kreuzfahrt ist Coco Schumann am Tag nach dem Jahrestag der Befreiung von Auschwitz.

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NEUES VOM AUFKLÄRUNGSSTAB

„Die Männer des Ersten Weltkriegs – Teil 158: Franz Dobler wurde als Sohn eines Bauern in Rothof, heute ein Teil der Gemeinde Neuhaus am Inn, geboren. Im Ersten Weltkrieg diente er als Infanterist in der 11. Kompanie des 16. bayerischen Infanterie-Regiments. Am 28.08.1914 wurde er bei Gefechten in den Rücken getroffen und galt von da ab als vermisst. Später meldete die französische Seite, dass er in Kriegsgefangenschaft seinen Verletzungen erlegen und bei Menil-Rambervillers begraben worden sei. Der Volksbund gibt als Ort des Verschwindens Anglemont an. Die Gemeine von Franz Dobler ruhen heute auf dem Soldatenfriedhof Bertrimoutier in Block 1 Grab 225.“

+ A.d.V.: Dank an Abonnentin M. aus B. + Quelle: http://geschichte-hautnah.de/www/?p=2687 + Auch zu betrachten als geistiges Ufo zum derzeitigen Studium von Alfred Döblins „November 1918“ + Dsbzgl. Details folgen. + Versalien nicht beachten. + Stop. +