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DIE AKTION / FINALE NR. 220

Die Ordnung des Profanen

hat sich aufzurichten an der Idee des Glücks / Zum Gedenken an Lutz Schulenburg

Die Aktion Nr. 220 - Die Ordnung des ProfanenEdition Nautilus, 128 S., 10.- Hrsg. von Hanna Mittelstädt

Nach dem gänzlich unerwarteten Tod des Herausgebers dieser Zeitschrift, die seit 1981 erschienen ist, veröffentlichen wir zum Gedenken an Lutz Schulenburg eine letzte Ausgabe mit Nachrufen und Würdigungen dieses unbeugsamen Verlegers und Freundes.

Mit Beiträgen von: Manfred Ach, Ingvar Ambjørnsen, Uli Becker, Wolfgang Bortlik, Robert Brack, Uta Brandes und Michael Erlhoff, Manfred Chobot, Martin Dieckmann, Franz Dobler, KP Flügel, Pierre Gallissaires, Tobias Gohlis, Annett Gröschner, Gerald Grüneklee, Egon Günther, Frank Horstmann, Peter Laudenbach, Andreas Löhrer, Sieglinde und Fritz Mierau, Hanna Mittelstädt, Rainer Nitsche, Karen Nölle, Roberto Orth, Jürgen Otte, Sabine Peters, Katharina Picandet, Thorwald Proll, Jorinde Reznikoff, Horst Rosenberger, Karl Heinz Roth, Jochen Schimmang, Jürgen Schneider, Hans Schulz, Corinna T. Sievers, Konrad Singer, Hajo Steinert, Ulf Tralau, Christoph Twickel, Matthias Wittekindt, Herbert Woyke



WAS DANN KOMMT

 VÖ: 3.10.2013 Edition Tiamat

THE BOY NAMED SUE – AUS DEN MEMOIREN EINES ZERSTREUTEN MUSIKLIEBHABERS

192 S., 14.- (Hier noch der alte Titel, mit „A“ statt „THE“)

Details dazu demnächst hier…



ICH DACHTE JETZT DIE TAGE

also bei den Nachrufen auf den bedeutenden Mann fehlen ja schon immer ein paar Details, gerade dort, wo in Sachen Kritik nur die üblichen Klischees verbraten wurden. An ein sehr gutes Detail konnte ich mich erinnern und habe es gefunden, in einem Buch des großartigen Gerhard Henschel: Beim Zwiebeln des Häuters / Glossen und Verrisse 1992-2012 (Edition Tiamat). Am Ende eines kurzen Beitrags für Titanic mit dem Titel „Reich-Ranicki und Kraus revisited“ bringt Henschel ein Reich-Ranicki-Zitat, mit dem eine echte Kritik, die von Ignoranz und Unkenntnis handeln würde, schon perfekt skizziert ist:

„Das viertletzte Wort hat Marcel Reich-Ranicki: <Der letzte große humoristische Roman in deutscher Sprache war, wenn ich mich nicht irre, Der Erwählte von Thomas Mann.> Irrtum. Setzen. Sechs.“

Henschels gesammelte Kritiken: von kurz und heftig bis ausführlich und geradezu hypergenau. Seine bevorzugte Methode ist die beste: zitieren und Zitate unter die Lupe nehmen, bis der Quatsch runtertrieft. Seine „Opfer“ sind nicht nur leichte Beute (Grass, Käßmann), sondern auch Champions: allein schon seine Parodie auf Brechts Keuner-Geschichten kann mit den größten humoristischen Romanen seit Thomas Mann mithalten. Auch ein Zeitspiegel: Vom brüllend komischen „Telefonat“ mit dem 100-jährigen Ernst Jünger bis zum neusten Kracht.

Wer sich am Wahltag ins Bett legt und nichts anderes tut als diese 240 Seiten zu lesen, wird den Tag nicht sinnvoller verbracht haben können.

Nachtrag1: Wer sich jetzt an die Arbeit macht, diesen Essay – wie sollte man es sonst nennen? – zu schreiben, bekommt von mir noch diese Unterstützung: „Ich ging langsam nach hinten. Als ich nahe genug ran war, konnte ich sehen, was er las. Thomas Mann. Der Zauberberg. – <Der hier hat ein Problem>, sagte er und hielt das Buch hoch. <Und zwar?> – <Er hält Langeweile für Kunst.>“ War Bukowskis Kommentar zum letzten Pulp-Roman in deutscher Sprache (Ausgeträumt, S.14).

Nachtrag2: Marcel Reich-Ranicki über Jörg Fauser, Klagenfurt 1984: http://www.youtube.com/watch?v=Dov06nMeiCU



SERVUS, BAYERN

Quelle: Gute-Nacht-Baiern.de



RY COODERS LOS ANGELES

Jetzt meine Übersetzung in der preislich dünneren Version bei Heyne Hardcore:

  352 S., 8.99€, ebook 7,99€

Siehe auch Video auf der Startseite



SPITZENSATZ (12)

Bedenkt man das ewige Gemetzel im Oevre von Zeitgenossen wie Nick Cave, mutet es seltsam an, dass dieses der einzige Pulp-Song über eine Frau ist, die ermordet wird.

Owen Heatherly, These Glory Days. Ein Essay über Pulp und Jarvis Cocker. Edition Tiamat, Berlin 2012



R.I.P. GUIDO HUONDER

Der große Schweizer Regisseur starb am 6. August im Alter von 71 Jahren. Er war seit Jahren an einem unheilbaren Krebs erkrankt. Im Dezember hatten wir uns zuletzt in einem Wiener Café getroffen. Ich war mir nicht sicher, ob er genau wusste, mit wem er sich traf. Aber was weiß man denn schon genau. In jedem Fall haben wir uns gut unterhalten.

Wir hatten uns bei einem Theatertreffen kennengelernt, und dann näher, als ich 1989 eine Hospitanz am Schauspielhaus Dortmund machte. Huonder inszenierte George Taboris Montage-Stück ‘Masada’. Das Stück greift die historische Situation auf: die jüdischen Widerstandskämpfer in der Festung Masada werden von römischen Truppen belagert, und haben keine Chance. Die Frage ist nun, soll man sich ergeben oder kollektiv Selbstmord begehen?

Zu der Zeit ging etwas mit einem RAF-Hungerstreik durch die Medien, und Huonder brachte dieses Thema mit hinein. Obwohl er mit kaum einem Satz einen deutlichen Bezug herstellen konnte – mit den Bildern war er deutlich genug. Die Inszenierung war nicht nur anstrengend, sondern auch wie ein Faustschlag ins Hirn, und, einmal mehr, umstritten sowieso. Bei Probenbeginn wurde erstmal Aktuelles diskutiert. Sollte keiner auf Idee kommen, er würde vielleicht in einem Historienspiel locker herumflanieren.

In der Kantine setzte er sich oft an den Tisch der Bühnenarbeiter. Nicht, weil man das als Direktor-Regisseur ja auch mal machen muss, sondern weil er Schauspieler nicht immer ertragen konnte. Er konnte mit jedem reden und redete mit jedem so, wie er eben redete. Er konnte sogar zuhören, jedem; selten, bei Männern in so einer Position. In Sachen Smalltalk war er allerdings ganz schlecht ausgebildet. Aber ein Meister in den Fächern Komik und Gscheit-auf-die-Schippe-nehmen. Dass er mal Lehrer in einem Schweizer Kuhdorf gewesen war, wollte ich ihm nie glauben.

Parallel dazu inszenierte Huonder, der damals das Dortmunder Haus leitete, auch Taboris Stück “Mein Kampf”, das vom jungen Adolf Hitler in Wien erzählt. Neben ‘Warten auf Godot’ ist es für mich das beste Theaterstück seit ca. 1789. Ich habe inzwischen mehrere Inszenierungen gesehen – die von Huonder scheint nicht erreicht werden zu können.

Die Arbeit mit Guido Huonder und die Beschäftigung mit dem Werk von George Tabori waren mit die wichtigsten Lektionen, die ich je bekommen habe. Bis heute kann ich sie immer wieder gebrauchen, habe Situationen, Szenen, Gespräche im Kopf. Guido hatte die Art Soul, die nicht mit Seele zu übersetzen ist.

Hier ein lesenswerter Artikel/Nachruf über seine Zeit als Intendant in Potsdam:

http://www.pnn.de/potsdam/776586/



NILS KOPPRUCH (11)

Über die Elbe fahren

Von der belebten zur weniger belebten Seite

So 40 Minuten in einem Oldsmobile Toronado

Durch die Industrie und so Anlagen

Wo nichts ist oder irgendwas (wie immer)

Da ist kein Sound – nur die Stimme im Kopf

What shall we do with a drunken sailer

Dem sie ihn die Reifen schießen können

Aber der vielleicht mal Glück hat (wenn sie Pech haben)

So machen wir weiter (was sonst)

So geht das schon – es geht so, wir essen mal ´n Eis

So geht´s, so geht´s doch irgendwie

Man muss ja sowieso

Von irgendwie nach irgendwo.



ACHTUNG BAYERN HER GEHÖRT!

Es folgt eine Durchsage für DIE PARTEI und es geht wie üblich im Vordenwahlen-Gewerbe um Geld. Für die 3 Kandidaten von der DIE PARTEI. Mal ganz unter uns und mal ganz ehrlich, aber eine Partei mit solchen Slogans hat eine Spende von Euch verdient:

Organe spenden war gestern! PARTEI-spenden ist heute!

Die PARTEI Landesverband Bayern
Bank: Stadtsparkasse München,  Konto: 1000457570, BLZ: 70150000

[Bild] Gott

schütze die Landesvorsitzende Andrea Schagalkowitsch!



WENN ALLE

Elbphilharmonien einst wieder den Bach runter

wird´s hier immer noch weiter gehn: