Alle Artikel dieses Autors

WIE COURTNEY LOVE UND KURT COBAIN EINMAL VON MARTIN BÜSSER

Eine neue Folge der akustischen Beispiele aus „Lazy Confessions“, eine Sammlung von (musik-)journalistischen Texten, die zehn Jahre nach dem Tod von Martin Büsser im Ventil Verlag am 28. Oktober erscheinen:

Jonas Engelmann liest »Wie ich einmal Courtney Love und Kurt Cobain verkuppelte« von Martin Büsser: https://www.youtube.com/watch?v=v-8GZpedAxc

https://www.ventil-verlag.de/assets/images/titel/full/fullview-1.jpg „»Schön wäre, mal wieder Texte zu lesen – sei es über zeitgenössische Kunst, sei es über Städtebau, über das Verhalten von Fußballfans oder meinetwegen auch nur über eine neue CD der Pet Shop Boys –, die ganz ohne die üblichen Zitate und Verweise auskämen und sich ganz dem darin behandelnden Phänomen widmen würden«, hat Martin Büsser kurz nach der Jahrtausendwende in der Zürcher »Fabrikzeitung« gefordert. »Und zwar nicht im Sinne journalistischer Gebrauchstexte, sondern im Sinne eines intellektuellen Hinterfragens, das stets Gesellschaft- und Kulturkritik mit bedenkt.«

Weil solche Texte rar sind, hat der 2010 verstorbene Autor, Musikjournalist, Verleger und Musiker das Schreiben kurzerhand selbst übernommen und sich in den zwei Jahrzehnten seines Schaffens zu einer der wichtigsten kritischen Stimmen der deutschen Popkritik entwickelt.“ (Ventil)

On the Wild SideDopplung und Deutungtestcard #13: Black Music



1860 AUSNAHMEZUSTAND

Die neue Folge „Ausnahmezustand“ der Serie München-Mord steht schon jetzt in den Top-5 der extremskurrilen München/Bayern-Filme aller Zeiten (jedenfalls bei allen Fernsehern, die mehr als nur Dietäääl kennen) und ist schon jetzt eine Legende unter den 1860-Giesing-Fans, die sowieso alle rekrutiert wurden.

Warum ein Ausnahmefilm? Zuerst weil Ina Jung und Friedrich Ani das Drehbuch geschrieben haben. Dann auch, weil die Besetzung hinter den Hauptrollen wahnsinnig ist: mit den über sich hinausgewachsenen Jürgen Tonkel, Sigi Zimmerschied, Ernst Hannawald, Christof Wackernagel, die Regisseur Jan Fehse zum Glück nicht bändigen wollte. Außerdem an der Kamera ein Michael Wiesweg (der Jüngere!), der sich nach Im Angesicht des Verbrechens eigentlich nicht mehr steigern zu können glaubte … Ich gebe es zu, ich möchte fast wieder ein Sechzger werden!

https://www.zdf.de/serien/muenchen-mord/muenchen-mord—ausnahmezustand-100.html

Wer übrigens glaubt, Friedrich Ani hätte nur vom Giesinger Fußballwahnsinn eine Ahnung, kann sich am 19.11. ins Münchner Volkstheater bewegen. Da lesen er und ich aus unseren neuen Gedichtbänden. Und halten uns außerdem an die Anweisung unserer Trainer von Trikont-Booking, gelegentlich gescheit daherzureden und auch mal einen fast aussichtslosen Steilpass zu spielen (der womöglich als blöder Witz daherkommt). Im Angesicht der Krise geben wir mehr als alles. Wobei der Vorplatz der Giesinger Tonträgerfirma Trikont im Film fast schon die heimliche Hauptrolle spielt. Trikont-Gründer und 60er-Fan Achim Bergmann hätte sich gefreut; ein echter Löwe freut sich natürlich auch im Himmel oder wo sonst er grade rumfliegt.



O.R.P.

Mehr zu den nicht klein zu kriegenden griechischen Fabrikbesitzern oder Fabrikbesetzern erfährt man bei diesem Unterstützungsgeschäft, in dem es die Produkte auch zu kaufen gibt:

https://seiferei.noblogs.org/

In meinem neuen Gedichtband (VÖ 2.11.) steht sogar ein sehr sachliches Gedicht über Viome (das es in der Seiferei-Dependance vielleicht immer noch als Plakat gibt), in dem ich ihren schlagkräftigen Slogan zitiere:

DENN WIR BRAUCHEN SIE NICHT

DAMIT WIR GERETTET WERDEN

UND SIE BRAUCHEN UNS NICHT

DAMIT SIE KAPUTT GEHEN.



SPITZENSATZ (55)

„Im Literaturbetrieb warnten viele früh davor, in der Corona-Krise könne zu viel Literatur mit ungeordnetem Gegenwartsbezug entstehen.“ (Marie Schmidt, SZ, 16.4.2020)



KULTURPOLITIK SUPER WELTFREMD

Der Konzertveranstalter, Journalist und Autor Berthold Seliger analysiert die Unterstützungs- bzw. Nichtunterstützungsmaßnahmen für den Kulturbereich und seine Position im Vergleich zB zur Lufthansa:

„Wie wirklichkeitsfremd darf Kulturpolitik eigentlich noch sein?

Zur aktuellen Situation von Konzertveranstaltern, Kulturarbeitern, Clubs und Spielstätten in der Corona-Krise. Teil 2″

https://www.heise.de/tp/features/Wie-wirklichkeitsfremd-darf-Kulturpolitik-eigentlich-noch-sein-4922635.html?seite=all&fbclid=IwAR13gnZYemX-Ajs8Nwp4O7LoEnyVoLJv8lDgG8YQBdnWJ9uK9Vuuev0DUNs



ALLES WIRD GUT ECHT JETZT

„Wer weiß eigentlich, dass der Philosoph, der heute Bildlesern die Welt erklärt, früher Swami Peter hieß und nach Poona pilgerte?“ Ich natürlich nicht (antworte ich der extrem zuverlässigen Quelle), dachte mir aber schon immer, wärste doch auch mal nach Poonasiem gegangen, dann lägste jetzt nicht in der Ecke wie´n Schluck übergelaufenes Wasser. Aber nachher biste ja immer klüger. Also manchmal jedenfalls schon.



DACHAU KULTURKAMPF HEUTE

Dachau: SPD knickt vor rechter Kampagne gegen Punkband ein:
Die Dachauer SPD unter Florian Hartmann – Oberbürgermeister für Dachauhat sich nun tatsächlich auf dem Rücken einer Punkband von AfD und Consorten durchs Dorf treiben lassen, es ist nicht zu fassen!
Kulturförderung in Dachau geht in Zukunft nur noch an Gruppen, die keine „Hassbotschaften“ verbreiten. Die „Hassbotschaften“, die diesen Beschluss ausgelöst haben, waren dabei keine rassistischen, antisemitischen oder sexistischen Parolen, sondern die Liedtexte unserer Genossen von der Dachauer Punk-Band Sabot Noir.
Deren polizei- und gesellschaftskritische Inhalte passten der örtlichen AfD nicht in den Kram und auf diesen bescheuerten Zug sprangen dann noch Freie Wähler, FDP und die CSU auf. Dieser reaktionäre Zirkus trieb dann offenbar die SPD Dachau dazu, auch zu finden, dass das zwangsweise Einschwören von Punkbands auf das Grundgesetz eine richtig gute Idee sei.
Wir finden es eine unglaubliche Unverschämtheit, dass sich Sozialdemokrat*innen ernsthaft vor einen Zug spannen lassen, der offensichtlich von nichts anderem geheizt wird als von reaktionärem Stumpfsinn und blankem Protofaschismus. Wir finden es unfassbar, dass man einen SPD-Bürgermeister daran erinnern muss, was Punk ist. Was Jugendkultur ist. Daran erinnern muss, dass in einigen der bekanntesten bayerischen Volkslieder härtere Polizeikritik geäußert wird als in den meisten zeitgenössischen Punktexten…“
meldete der Nachrichtendienst Königlich Bayerische Antifa gestern um 0051.
 


STAY TUNED WITH BUKOWSKI

DONNERSTAG VON 19:00 UTC+02 BIS 20:30 UTC+02

Schreiben als Selbstbehauptung: 100 Jahre Bukowski

Online-Veranstaltung / Donnerstag von 19:00 UTC+02 bis 20:30 UTC+02
Öffentlich · Gastgeber: junge Welt
Online-Veranstaltung:  https://www.jungewelt.de/lesewoche/
Am 16. August 1920 wurde Charles Bukowski geboren, die Mutter aller Väter der Undergroundliteratur. Wie kaum einer verkörperte er das »Schreiben als Selbstbehauptungsprogramm«, eine brutale wie zärtliche Gegenwehr gegen die Zumutungen der Plebejerexistenz.

Der Schriftsteller und Journalist Frank Schäfer, Sarah Käsmayr von Bukowskis deutschem Hausverlag Maro und jW-Literaturredakteur Peter Merg lesen Gedichte des Great American Underdog und aus aktuellen Büchern über ihn, plaudern über sein Leben und Schaffen und gehen der Frage nach, weshalb Bukowski bis heute fasziniert.

Weniger anzeigen


NILS KOPPRUCH (24)

27.10.1965 – 10.10.2012

* * *

holnwa nach:

25.10. ABGESAGT MÜNCHEN Heppel&Ettlich 20h Such a Night – In Memoriam Nils Koppruch – Vortrag Songs Bilder

23.10. ABGESAGT AUGSBURG Grandhotel Cosmopolis 20h Such a Night – In Memoriam Nils Koppruch – Vortrag Songs Bilder



DIE JÜNGERE GESCHICHTE IN DER HOLZKISTE

In der Holzkiste liegen schon lange ein paar alte Zeitungen, die darauf warten, irgendwann Holz anzubrennen, und dann holt man sie raus und schaut nach, was damals los war.

In der linken Tageszeitung junge Welt (für die ich seit 23 Jahren schreibe) vom 22.9.2007 schrieb der damals besonders eifrige linke Journalist und heute rechtsextreme Wortführer und Compact-Chefredakteur Jürgen Elsässer in einem Artikel mit dem Titel „Operation Herrhausen“: „Auch andere Opfer politischer Morde jener Jahre (…) standen den Plänen aggressiver US-Kreise im Wege.“ Diverse Autoren „sind diesen Spuren in ihrem Buch ‚Das RAF-Phantom‘ gefolgt und haben weitere Indizien gefunden, daß die gesamte sogenannte Dritte Generation des bundesdeutschen Terrorismus höchstwahrscheinlich ein Konstrukt westlicher Geheimdienste war.“

In der gleichen Ausgabe drei Seiten später der Beitrag von Bommi Baumann – einem der Gründer der Bewegung 2.Juni (mit dessen autobiographischem Buch Wie alles anfing ich zum ersten Mal etwas vom Trikont-Verlag&Label mitbekam) – „God bless America“, die „gekürzte Fassung des Vorworts von Bommi Baumann zu dem Buch ‚Radikales Amerika. Wie die amerikanische Protestbewegung Deutschland veränderte‘, das er zusammen mit Till Meyer im Rotbuch Verlag herausgibt. Es ist eine Sammlung von Originaltexten aus der emanzipatorischen Subkultur der USA“, mit dem Buch „wollen die Herausgeber dem immer wieder verbreiteten Gerücht, die Linke sei antiamerikanisch, entgegentreten.“

Baumann (1947-2016) schrieb: „Je mehr sich unsereins, das heißt meine Generation, mit den Dingen auseinandersetzte oder aber Verhaltensweisen annahm, die der amerikanischen Kultur entstammten, desto mehr wurde man dafür kritisiert, weil derlei Dinge schlichtweg abgelehnt wurden. Da ich in Ostberlin großgeworden bin und zu dieser Zeit die Mauer noch nicht stand, konnte man feststellen, daß beide Seiten geradezu darum bemüht waren, amerikanischen Einfluß in jeder Hinsicht – jeder ideologisch gegensätzlich motiviert – auszugrenzen, abzulehnen und, wenn bereits vorhanden, kurzerhand zu verbieten. Vom einfachen Tragen von T-Shirts und Jeans über das Kauen von Kaugummi bis hin zum Interesse für amerikanische Filme und Musik wurde alles stets bekrittelt und bemängelt. Die einzigen, die sich dieser Sachen angenommen haben waren Leute meiner Generation – und nicht die unserer Eltern.“

Und ich hole die Illustrierte Focus vom 23.6.2008 aus der Kiste. Harald Pauli (den ich schon kannte, als er Filmredaktor der Münchner Stadtzeitung war, in deren Abteilung Texterfassung ich Mitte der 80er arbeitete) interviewte Clint Eastwood anlässlich einer neuen Special Edition der „Dirty Harry“-Serie.

Beginnt mit der Frage, ob sich Eastwood „zuletzt nicht etwas zurückhaltend über die Gewaltdarstellung und Selbstjustiz der Filme geäußert“ habe. Eastwood: „Nein, ich habe immer noch meinen Spaß damit. Es sind harte Cop-Thriller mit einem abtrünnigen Polizisten, der Feuer mit Feuer bekämpft. Es fällt ihm schwer einzusehen, dass er sich nicht dieselben Freiheiten nehmen kann wie Kriminelle … Naja, Kindern würde ich die Filme nicht unbedingt zeigen.“

In der gleichen Ausgabe „begleitete“ Reporter Wolfgang Bauer „einen Wilderer auf seiner Pirsch in den Alpen“: „Roman Schiffer (Name geändert) weiß, dass er sich beeilen muss. Jetzt beginnt die zweite Jagd. Die Jagd auf Roman Schiffer. In den Abendstunden ist er vom Tal aufgestiegen, getarnt als einfacher Tourist. Er achtet stets auf akkurate Freizeitkleidung (…) Ein Helfer unten im Tal informiert ihn am Handy über mögliche Gefahren. Immer ist es an, auf lautlos gestellt. ‚Riskiere nicht so viel‘, bat ihn die Freundin bei der Abfahrt. ‚Pass auf‘, gab ihm die Mutter mit auf den Weg. Dazu einen Käse und Brot von daheim.“

Trotz erhöhter Nachdenklichkeit bin ich dann gezwungen Feuer zu machen, denn es ist schon fast saukalt da draußen, was den Bach naturgemäß nicht daran hindert, unbekümmert sein leises Liedlein zu plätschern. Als das Holz kracht, nehme ich die Axt und spring raus.