BESSERE NACHRICHTEN AUS DRESDEN
Von Franz Dobler | 1. Dezember 2019 | Kategorie: Lifestyle | Kommentare deaktiviert für BESSERE NACHRICHTEN AUS DRESDENwird es so schnell nicht geben …
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Für die Neuausgabe des Nero-Wolfe-Klassikers von Rex Stout, neu übersetzt von Gunter Blank, habe ich ein 23 Seiten langes Nachwort geschrieben, das nicht nur auf den so sophisticated wie strikt antifaschistischen Autor eingeht, sondern auch aktuelle Bezüge bringt. Hier ein paar Auszüge:
„Stouts Story klingt heute romantisch, ein Mord mit Zyankali ist ebenso ein Symbol für die guten alten Tage wie Bullen ohne Handys (während wir jedoch, fällt mir erst jetzt auf, ein Comeback des armchair-detective erleben, ohne dessen Ermittlungsarbeit am Computer nichts mehr geht). Parallel zur Entwicklung, dass aus dem gemütlich freundlichen Nikolaus eine Weihnachtsmannpuppe wurde, die die Wand hochgeht (was wiederum als Zeichen einer umfassenden Comedysierung anzusehen ist), haben wir jetzt ein modernes, kaum zu steigerndes Weihnachtsverbrechen im kollektiven Kopf: den Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz, bei dem am 19.12.2016 zwölf Menschen ums Leben kamen und der das Erscheinungsbild von Weihnachtsmärkten in Deutschland verändert hat. Ein Weihnachtsverbrechen, das bewusst auf das westliche Fest der Liebe abzielte und das kein irgendwie gemütliches oder humoristisches Potential für einen Weihnachtskrimi enthält.
Allerdings wäre es ein Stoff für einen düsteren Thriller vor Weihnachtskulisse: Was den Aufklärungswillen des Falles betrifft, für den offiziell ein Einzeltäter, der islamistische Terrorist Anis Amri, verantwortlich gemacht wird, müsse man „ernüchtert feststellen, dass das Credo der Bundesregierung wohl aus drei Dingen besteht: Täuschen, Tricksen, Tarnen“, schrieb im Berliner Tagesspiegel vom 19.12.2018 nicht ein möglicherweise übereifriger Journalist, sondern Benjamin Strasser, Obmann der FDP im Untersuchungsausschuss Breitscheidplatz und Mitglied im Innenausschuss des Deutschen Bundestags. Und weiter: „Entgegen der anfänglichen Beteuerungen scheint der Attentäter von V-Personen geradezu umzingelt gewesen zu sein“, genauer gesagt „von mindestens acht“, und der Fall insgesamt „erinnert stark an den Fall des rechtsterroristischen NSU-Trios“, wo „40 V-Leute von sieben Behörden“ aktiv waren. Ich frage mich, was aus dem Fall wurde, wenn Sie dies lesen.“
„Der deutschsprachige Produktion zum Subgenre Weihnachtskrimi hat sich auf Anthologien konzentriert. Wer bisher der Meinung war, der Regionalkrimi oder auch Heimatkrimi sei der Totengräber des Kriminalromans, hat die Rechnung ohne den als Ansammlung von Kurzgeschichten auftretenden Weihnachtsregionalkrimi gemacht (dem mit der Hinzufügung von Rezepten gerne zusätzliche Durchschlagskraft verliehen wird). Nehmen wir den Titel „Hessisch kriminelle Weihnacht“ und die unschlagbare poetische Verlagswerbung: „Versprechen oder Verbrechen. Küche oder Kittchen. Duft oder Schuft. Verheißungsvolle Köstlichkeiten aus hessischer Küche schließen verhängnisvolle Leidenschaften und verruchte Gewohnheiten nicht aus, nicht einmal zur Weihnachtszeit. Gerade dann tauchen die 24 Autorinnen und Autoren besonders genüsslich die Feder in die Tinte und wetzen die Messer. Sie verwickeln Boeuf Bourgignon, Diebchen mit Duckefett, Bethmännchen, Bratapfelcookies und andere Besonderheiten der Regionen Hessens in kriminelle Handlungen, und niemand kann sie stoppen.“ Ebenfalls Federn in Tinte getaucht wurden für „Badisch kriminelle Weihnacht“ und „Schwäbisch kriminelle Weihnacht“ und „Das kriminelle Nürnberger Weihnachtsbuch“ und „Glühwein, Schnee und Harzer Knüppel. Kriminelle Weihnachtsgeschichten aus dem Harz“.
Ich könnte jetzt aufhören, Sie zu quälen, aber ich stehe auf „Entertainment Through Pain“ (Throbbing Gristle) und möchte deshalb auch „Tödlicher Glühwein. 21 Weihnachtskrimis aus der Pfalz“ erwähnen (wobei die Zahl 21 in diesem Zusammenhang eher selten ist) und „Killer, Kerzen, Currywurst. Kriminelle Weihnachtsgeschichten aus dem Ruhrgebiet“ und „Stille Nacht, tödliche Nacht. 24 mörderische Adventsgeschichten“ und „Stollen, Schnee und Sensenmann“ und „Süßer die Schreie nie klingen“ und „Maria, Mord und Mandelplätzchen“ und „Glöckchen, Gift und Gänsebraten“ und „Kerzen, Killer, Krippenspiel“ und „Türchen, Tod und Tannenbaum“ und „Plätzchen, Punsch und Psychokiller“ und „Makronen, Mistel, Meuchelmord“, nicht zu verwechseln mit der Sammlung „Makrönchen, Mord und Mandelduft“, deren Titel mir fast so gut gefällt wie „Der kleine Mord. Heitere Weihnachtskrimis“, womit diese unvollständige Liste neuerer Produktionen leider doch beendet werden muss.“
Klett-Cotta, 139 S., 12.-
dass er im konkret-Interview erstmal penetrant auf seine Tätigkeit für das Springer-Blatt Welt festgenagelt werden soll (als wäre die Geschichte so einfach) und kontert mit: „Ich weiß noch, wie das ausging, als zum letzten Mal ein konkret-Redakteur (dem konkret-Herausgeber) Hermann L. Gremliza widersprochen hat…“
Außerdem im neuen Heft: Verfassungsschützen Vom hessischen Geheimdienstmitarbeiter Andreas Temme führen Spuren nicht nur zum NSU, sondern auch zum Mörder von Walter Lübcke. Von Friedrich C. Burschel. Tatort Wache Die juristische Aufklärung des Falls Oury Jalloh ist trotz neuer Erkenntnisse offiziell für beendet erklärt. Von Peter Nowak. Ist der Kommunismus böse?« Interview mit der US-Ethnografin und Osteuropa-Expertin Kristen R. Ghodsee über Frauenrechte und Sex im Sozialismus und ihren Traum von einer sozialistischen US-Präsidentin. Und wie immer ein Gemälde von Ernst Kahl, aus gegebenem Anlass „Oh, Tannenbaum“.
mit dem neuen Album FOR SALE/POLITE auf Echokammer/Gutfeeling Records, erste Show am 2.12 in München/Milla. Vinyl mit Liner Notes von Christos Davidopoulos und mir, Text schon jetzt auf echokammer.de und demnächst hier.
von links Simon Dieu, Josip Pavlov, Nikos Papadopoulos & Albert Pöschl hanging out at the Gutfeeling Record Store / promoshot by g.rag
like always The Man upfront against shitheads:
ICH KENNE KEINEN, DER NEUTRAL WAR, OBWOHL ICH EINIGE KENNE, DIE SO TATEN.
Dashiell Hammett
Unser alter Freund und Kollege (und Wien-Korrespondent darf man sagen) und der spannendste Schweizer Schriftsteller (sagen nicht nur wir), Andreas Niedermann, hat nicht nur ein neues Buch draußen, sondern es ist nach circa 13 oder vielleicht 23 Büchern sein most spooky & crazy Werk (bei allem Realismus, für den er geschätzt wird). Wunderschön passender Titel : Das Glück der falschen Fährten. Die 132 Seiten starke Novelle (bei Edition Baes) würden knallharte Marketing-Experten-Autor*innen natürlich Roman nennen, während wir mit einem Bulleit drauf anstoßen.
DIE AKTION DAZU HEUTE IN WIEN
ZUM INHALT „Was machen, wenn eines Tages eine berühmten Singer-Songwriterin bei einem einquartiert wird? Wenn Lucinda Williams, die sie sich in Wien – inkognito – ihre ramponierten Stimmbänder behandeln lassen will, mit einem Mal dasselbe Bad benutzt? Niedermann, der einen Vortrag zu schreiben hat, kommt dabei schwer aus dem Tritt. Jede Nacht erscheinen ihm Countrygrößen im Traum, seine Arbeit geht nicht voran, und so vertreibt er sich die Zeit mit Spaziergängen, dem Abschreiben fremder Texte, Erinnerungen an Boxkämpfe und Lesungen, vergangene Skandale und das 90er-Jahre Wien. Dabei denkt er auch über den Literaturbetrieb nach, streitet sich mit seinem Kollegen, dem Bestsellerautor Alex, und versucht ansonsten Lucinda Williams Aufenthalt in seinem „Camp“ so angenehm wie möglich zu gestalten.“
EIN AUSZUG “Bis vor kurzem hatte ich an der Uni geboxt, von 6 bis 7.30 Uhr … mir gefiel die Idee, dass mein Umgang mit der geistigen Elite dieses Landes sich auf das Austauschen von Schlägen, von Haken und Geraden beschränkte. Auf was sonst?, könnte ein Kritiker der geistigen Elite nachhaken. Aber die Kritiker der geistigen Elite gehörten ebenfalls zur geistigen Elite, und eine Krähe hackt einer anderen kein Auge aus. Außer die Krähe war der Ansicht, dass die andere Krähe über ein drittes Auge verfügte, das ihr einfach nicht zustand. Aber wen interessierte das? Lesen Sie Thomas Bernhard, der hatte dazu einiges zu sagen. Nein, lesen Sie Bernhard nicht. Wozu auch?”
EINE ART HINWEIS könnte man auch die neuste Short Story „Bad Ass“ auf seinem Blog nennen – aber Achtung! Für verblödete Radfahrer mit schwachen Nerven nicht geeignet!
http://songdog.at/blog/?p=14405
„Franz Dobler legt mit „Ein Schuss ins Blaue“ einen großartig irritierenden Kriminalroman vor (…) denn „das Leben (ist) nichts als eine gigantische To-do-Liste“. Daran lässt sich vermutlich nichts ändern, aber immerhin kann man hin und wieder ein paar Bücher draufsetzen. Dieses sollte jedenfalls dabei sein.“ (Frankfurter Rundschau, Sylvia Staude)
Klett-Cotta-Tropen, 288 S., 20€
Gerade erreichte uns die Meldung, dass die AfD heute eine Demonstration in Augsburg veranstalten möchte. Start soll um 15 Uhr am Königsplatz sein. Das kann nicht unbeantwortet bleiben! Start soll um 15 Uhr am Königsplatz sein. Kein Fußbreit statt ein Fußbreit!
ist die Adresse in Mainz in der Frauenlobstraße:
Das hat aber schon gar nichts mit dem 11.11. zu tun.