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UKRAINISCHES KRIEGSTAGEBUCH VOL 122

„Ukrainisches Kriegstagebuch (122): Schluss jetzt mit Taiga-Blues

Der ukrainische Autor, DJ und Musiker Yuriy Gurzhy lebt seit 1995 in Berlin. Hier schreibt er über den Krieg in der Ukraine.“ Und obwohl der Trikont-Artist eine großartige Serie schreibt, wünschen wir, dass er sie bald beenden kann…

https://www.tagesspiegel.de/kultur/ukrainisches-kriegstagebuch-122-schluss-jetzt-mit-taiga-blues-9585749.html



BERLIN IS SO TOLL ISSO

„Persönlich bin ich aber besonders begeistert davon, dass wir jetzt einen Kultursenator kriegen, der als Musikmanager schon die Kelly Family promotet hat und sogar in der deutschen ESC-Jury saß. Das ist doch mal echte Kompetenz!“ (Markus Liske, 3.4.)



VON NSDAP BIS BDS

Am 1. April 1933 war auf zahllosen Plakaten zu lesen: „Deutsches Volk! Wehr dich! Kauf nicht beim Juden!“ Und die Fortsetzung: „Wem nur einigermaßen klar vor Augen steht, was mit dem ‚Judenboykott‘ von 1933 in Deutschland begann, der kann sich eigentlich nur wundern, wie unbekümmert auch hierzulande, besonders in den Universitäten, manche das B-Wort im Munde führen, wenn es um Israel geht. Die BDS-Bewegung („Boycott, Divestment and Sanctions“) wird nicht akzeptabler, nur weil jeder Widerspruch und jede Form zivilen Ungehorsams gegen die verheerende Politik der Netanjahu-Regierung dringend geboten ist“, verbindet Historiker Norbert Frei, was zu verbinden ist (SZ, 31.3.).

https://www.hentrichhentrich.de/buch-die-israel-boykottbewegung.html

https://artistsagainstantisemitism.org



AUS DEM TAGEBUCH EINES ÜBEREIFRIGEN MUSIKSTUDENTEN (25)

Can und Heiner Müller – hätte ich nicht vermutet; auch nicht erhofft. Im September 1969 kams dazu, Zürich, Theater! Schon erstaunlich, dass der damals 40-jährige DDR-Mann Müller die West-Can mitbekommen hatte, die noch nicht mehr als Monster Movie veröffentlicht hatten (oder kannte er die obskure Single mit Rosy Rosy?, geradezu undenkbar).

„Can werden gebeten, die Musik für das Theaterstück ‚Prometheus‘ von Heiner Müller zu liefern, das drei Monate lang im Zürcher Schauspielhaus gespielt werden soll. Kurz vor der Premiere läßt der Regisseur seine ursprüngliche Idee einer gleichberechtigten Zusammenarbeit zwischen Schauspielern und Musikern fallen und bittet Can, diskrete Hintergrundmusik zu spielen. Als Reaktion darauf treten die Musiker voller Wut auf die Bühne, und Malcolm Mooney schreit in sein Mikrophon: ‚Das Schauspielhaus ist Scheiße!‘ Anschließend spielen sie so laut, wie sie nur können. Später einigen sie sich mit dem Management des Theaters darauf, daß sie den Theatersaal nach der eigentlichen Aufführung für ein Freikonzert nutzen dürfen. An einigen Abenden ziehen Can ein größeres Publikum an als der ‚Prometheus‘. [Wird nicht klar, ob sie nun bei den Aufführungen dabei waren…] Außerdem wird ihnen gestattet, an einem Abend ein extralanges Konzert zu geben, das von sechs Uhr abends bis ein Uhr morgens dauert (…) Die Zürcher Lokalzeitung ‚Die Tat‘ kommentiert: ‚Diese Burschen sitzen auf hölzernen Stühlen und spielen elektrische Instrumente. Es wäre besser, wenn sie auf elektrischen Stühlen säßen und hölzerne Instrumente spielen würden.‘ Ein Zitat, das Can [verständlicherweise!] in der Zukunft für Promotionzwecke verwenden werden.“ (Bussy/Hall: Das Can Buch, Sonnentanz Verlag 1992)

Weil ich in einer dämlichen Kleinstadt wohnhaft bin, deren Kinos den Irmin Schmidt-Can-Dokfilm ignorieren (weil Lars Eidinger nicht mitspielt, okay, kann man nachvollziehen), und weil ich kürzlich ein großartiges Interview mit ihm las, und weil ich mit MegaCanFan Thomas Weber/Kammerflimmer Kollektief (auch und sogar) Can-Botschaften austausche, habe ich das Buch rausgezogen und geblättert und bin gleich auf diesen Glanzpunkt der Theatergeschichte gestoßen … Habe dann gleich Müllers Textsammlung Rotwelsch rausgezogen und geblättert und wieder auf den schönen Zufall gehofft, sowas wie: dass diese Can-Wessis vielleicht für miese Actionfilme wie Deadlock Musik machen können, aber fürs Theater nichts taugen … aber Essig, nix gefunden.

Ich gehe davon aus, dass der Ossi-Müller sein Leben lang gehofft hat, dass seine Can-Nummer vergessen wird, und er sollte recht behalten (siehe myself). Dass der vielseitig interessierte/informierte Theaterstar (und DJ, aber hallo, ich habe ihn erlebt ca. 10 Min.) Lars E. von Can garantiert mehr Ahnung hat als Irmin Schmidt selber, steht natürlich auf nem ganz anderen Blatt … (Idee ausbaun! the man who can not can-can oder son shit) – 14:23 „Ich schlüpfe in die bereitgestellten Filzpantoffeln. Eine Duftkerze flackert im Frühlingswind.“ (Dirk von Lowtzow) Zum Glück muss man sich nicht immer alles selber ausdenken – wenn man aus Büchern klaun kann, die man nicht gelesen haben will.



MEANWHILE IN MARGATE THE MING

Ist möglicherweise Kunst von Text „JAIG BREAK JALL BREAK TAIL BRENK 92 JAIL BREAK TAIL BREAK JAIL BREAH SEXTON MINGS & JASON WILLIAMS' 'PORRIDGE VAN' PRIVATE VIEW, FRIDAY 31ST OF MARCH, 6-9 pm EEL, l0la Northdown Road, Margate“

unbreakable Sexton Ming – Old Horse Of The Nation (1987, Vinyl) - DiscogsSexton Ming – Master Of Gibberish (1993, Vinyl) - Discogsuva



ALLES MUSS PLÖTZLICH ODER NICHTS

Im täglichen Kampf gegen unsaubere Sprache (bzw. Äußerungen) müssen wir naturgemäß immer nur verlieren. Und müssten aufgeben, wenn wir nicht dranbleiben müssten … Nehmen wir den bekannten Musiker, der ein Buch veröffentlicht hat und im Interview sagt: „Alles muss plötzlich politisch sein.“ Obwohl gar nichts sein muss – wer muss denn aus der Buchstabensuppe irgendwas rausholen müssen, außer das, was er selber zu müssen meinen muss.

Wenn Tocotronics Dirk von Lowtzow den Eindruck hat, man würde ihm (und anderen) nahelegen, was zu müssen, kann man nichts machen, aber man muss das auch korrigieren können. Das ist so ähnlich wie mit der berühmten gefühlten Bedrohung: am meisten von Kriminellen bedroht fühlen sich nachgewiesenermaßen die BewohnerInnen von Reihenhaussiedlungen in Kleinstädten … So geht die ganze Müssen-Stelle: „Heute habe ich hingegen den Eindruck, dass das Politische grundlegend geworden ist für die Vermarktung von Produkten. Alles muss plötzlich politisch sein. Als Künstler wird man permanent gefragt: Ist dies und jenes politisch?“ Wenn es auch noch permanent wird, muss man vielleicht die falschen Leute kennen?

Allerdings musste ich lachen, als ich die Stelle las, die dem Kollegen Thomas Blum in diesem Interview auffallen musste: „Das merkt man dem Buch glaube ich auch an, dass ich ein Jahr lang täglich damit konfrontiert war, Äpfel vom Ereignisbaum zu pflücken.“

https://www.nd-aktuell.de/artikel/1171978.ich-tauche-auf-dirk-von-lowtzow-alles-muss-ploetzlich-politisch-sein.html



WER STREIKT WIRD BELOHNT

 

Ist möglicherweise ein Bild von Text „22.12.2022 15:24 ZUSCHLAG VON ZEHN PROZENT Bahn-Chef Richard Lutz erhält deutliche Gehaltserhöhung Von: Martin Greive, Dietmar Neuerer Der Vorstandschef der Deutschen Bahn, Richard Lutz, verdient pro Jahr 900.000 Euro. lm kommenden Jahr soll sein Gehalt laut einer vertraglichen Vereinbarung angehoben werden.“



GERMANY TODAY GOOD NIGHT

„Das Recht auf Asyl hat einer Umfrage zufolge in Deutschland an Rückhalt verloren. Laut der repräsentativen Erhebung des Instituts für Demoskopie Allensbach im Auftrag der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ halten nur noch 39 Prozent der Bevölkerung das Asylrecht in seiner aktuellen Form für gut. Im Jahr 2017 waren es demnach noch 52 Prozent. 49 Prozent finden, das Recht auf Asyl müsste eingeschränkt werden; 2017 waren es 39 Prozent.“

Recht auf Asyl verliert an Zustimmung



WIGLAF DROSTE VERY SPECIAL

am Indiebookday: Edition Tiamat-Verleger Klaus Bittermann hat eine weitere großartige Sammlung von unserem allzu früh verstorbenen Freund herausgegeben, eine Anthologie mit Sprachkritik und -forschung und Attacken auf Germanistans Sprachverrottung bei zuverlässiger Unterhaltung zum Totlachen:

Vollbad im Gesinnungsschaum »Droste ist ein beneidenswerter Stilist. Und es liegt an seinem verwunderten Spott, seiner Beobachtungsgabe und dem Hang zum Absurden, weshalb das Buch anderen humoristisch gemeinten Grammatikstunden überlegen ist.« (Die Zeit)



WÄHREND WIR IN GEISELHAFT

genauer: von Streikenden „in Geiselhaft genommen werden“, wie der große weise Anführer des Bundesverbands mittelständische Wirtschaft (BVMW), Markus Jerger, so scharfsinnig analysiert, wenn nicht sogar angekündigt hat, können wir wenigstens die neuen Songs/Videos unserer extremtalentierten Freunde A Million Mercies und Philip Bradatsch hören, also falls wir vorher nicht, wie es Geiseln durchaus passieren kann, draufgehen:

A Million Mercies / Under The Blue Light

Philip Bradatsch / Herzen ausgebombt

Beide Künstler Ende April mit großen Live-Acts, auf die wir noch hinweisen, natürlich nur, falls wir nicht, wie es Geiseln oder auch BVMW-Präsidenten durchaus passieren kann, draufgegangen sind.