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DIE LITERATURABTEILUNG

des Augsburger Modular-Festivals 2010 habe ich zusammengestellt. Hier das Programm:

15.4. Marina Bartolovic (Heidelberg) und Juli Zucker (Regensburg)

16.4. Jasmin Ramadan (Hamburg)

17.4. Schwabinger Schaumschläger Show (München): Moses Wolff, Michael Sailer, Jaromir Konecny



BITTE DRINGEND MITHILFE

bei der Suche nach Maya Pikowski. Die 26jährige Kunststudentin aus Nürnberg ist seit über einem Monat spurlos verschwunden.

Es gibt keinen Hinweis, dass ihr Verschwinden nicht fremdverschuldet ist.

Alle Informationen dazu bei: maya-vermisst.de  und „Maya Pikowski“ auf Youtube.

(Nachtrag: einige Tag später wurde Maya Pikowski tot in der Pegnitz aufgefunden; die Ermittlung ergaben bisher keine Hinweise auf Fremdverschulden, vollständig aufgeklärt sind die Umstände nicht.)



ICH WUSSTE NICHT

dass Paul Weller „Corrine, Corrina“ gespielt hat.

Es gibt soviel, was man nicht weiß.

Soviel, was man wissen muss.

Soviel, was man nicht wissen will.

Soviel, was man gewusst hat.

Soviel, was man nie wissen wird.

Soviel, was man nie gewusst haben wollte.



Zum Glück muss

ich mir keine Block-Neujahrsrede aus der Rippe hauen, weil ich einen Freund habe, der eh schon alles gesagt hat, wie es der Songdog-Autor und -Verleger Andreas Niedermann eben so zu tun pflegt.

„Wir hier, liebe Gemeinde, wir machen einfach weiter unseren Job. Uns Autoren ist es vollkommen blunzen, was für ein Jahr ist. Wir stehen auch diese Feiertage durch, mit all den Amateursäufern und ihrem Zwang zur Fröhlichkeit und zum Kauf von Glücksbringern. Wir glauben nicht ans Glück. Wir Autoren glauben ans Schreiben und an die Arbeit, an Großzügigkeit, Rache, Herzensgüte und Nassrasur. Wir glauben daran, dass man sich tüchtig verirren und trotzdem wieder auf den Weg kommen kann. Wir glauben an Drogen und Alkohol. Manchmal an die Liebe. Und wir glauben daran, dass wir uns bemühen müssen. Wir glauben an die Freiheit und an gute Gedichte, und an die grundgütige Wirkung von rotem burgenländischen Wein und viel Sport. So, liebe Gemeinde, sieht es aus. “

Wer einen Nachhall auf die letzte Mitternacht braucht, soll sich den von King Dynamite holen und bei Youtube „Roman Signer Rampe 2008“ hineintippen.



DAS JAHR WAR

auch deswegen erheblich besser als 1938 oder wenn man 2008 in Reichweite der aus Gaza abgefeuerten Bomben war, weil man lesen konnte

Maxim Biller/Der gebrauchte Jude & Edo Popovic/Die Spieler &  Ludwig Fels/Die Parks von Palula & Andreas Niedermann/Log & Gabriele Goettle/Wer ist Dorothea Ridder? & Jasmin Ramadan/Soul Kitchen & Miron Zownir/ Parasiten der Ohnmacht & Friedrich Ani/Mitschnitt & Dominik Graf/Schläft ein Lied in allen Dingen & Harry Crews/Nackig in Garden Hills & Leonard Cohen/Das Lieblingsspiel & Wiglaf Droste/Am Nebentisch belauscht

und lauschen konnte The Dad Horse Experience/Electric Gates of Heaven & Various Artists/Roll Your Moneymaker & Bob Log III/My Shit Is Perfect & Mama Rosin/Black Robert & Steve Earle/Townes & 3Shades/Thank God For Beatniks & Smokestack Lightnin/Roadmasters & Roland Heinrich/Lichterloh & King Automatic/In The Blue Corner & Rickie Lee Jones/In The Evening Of My Best Day & Soundtrack Soul Kitchen & The Popes feat. Shane MacGowan, wenn man selbst fern von Outlaw Heaven war.

„If you´re drivin tonight, don´t forget your car!“



VON DER GEBURT BIS ZUM TOD

könnte man sein Block-Leben verbringen, indem man nur Zeugs aus Magazinen kommentiert, und würde sich wohl schon nach einem Jahr aufhängen müssen, um in einen sinnvolleren Zustand überwechseln zu können.

Aber bei den sog. Intelligenzblättern ist es schon manchmal ganz interessant. Wenn sie so schlau herumtun, aber dann kräht einem die furchtbarste Kleingeistigkeit, Spießigkeit und Dummheit entgegen, zu der meine Oma, die keine Volksschule abgeschlossen hat, sich niemals hätte hinreißen lassen.

Dann gehn wir mal rein: eine (natürlich edel gemachte) Fotostrecke, mit dem Titel „Die Welt ist eine Scheibe“, die Fotos werden kommentiert. Foto von Amy Winehouse: „Fahrt ins Vergessen“. Aufgenommen nach einem Club-Konzert in London.

„Sie kämpft sich durchs Gedränge“, schreibt der Kommentarschreiber, „gerät mit einem Fotografen aneinander, spuckt, schreit. Vor nicht langer Zeit hat sie ihr Comeback desavouiert, weil sie betrunken auf der Bühne erschienen ist. Das Bild der am 17. September aus dem Auto pöbelnden Winehouse wird zum Dokument ihres Scheiterns – obgleich der Gig im Jazz After Dark brillant war“.

Darauf muss man erstmal kommen: nach einem brillanten Konzert pöbelt sie ein paar Säcke an, die sie nicht in Ruhe lassen, und ist deswegen gescheitert. Ist das Logik? Oder sollte man jemanden, der das darunter versteht, bei einem sog. angesehenen Wochenblatt, feuern? Oder den Chef vom Dienst? Der vielleicht seit 30 tapferen Jahren behauptet, Fotografen könnten keine griffigen Bildunterschriften verfassen? Würde der „griffig“ sagen? Kann ich mir vorstellen. Auch egal. Genaueres findet man wie immer an der Quelle: Die Zeit Nr. 51/2009.



DAS BRECHT FESTIVAL

in Augsburg 2010 nennt sich jetzt Das neue Brechtfestival – hätte aber vielleicht eigentlich doch das „neue“ heißen müssen, falls man sich fragt, ob das „neue“ nicht doch, wenigstens in seinen Highlights, eine müde Kopie des alten, von Albert Ostermaier gestalteten, ist.

Anyway, wie die deutschen Emigranten in den Staaten zu sagen pflegten.  Schon die Eröffnungsgala feuert ein Wahnsinnsfeuerwerk ab: „Die musikalische Gestaltung übernimmt Annett Louisan mit eigens erarbeiteten Brechtrezitationen“. Wäre ein perfekter Abend womöglich, wenn die Frage nicht bohren würde: Wo ist Udo Lindenberg? Kann man denn eine Brechteröffnungsgala ohne Udo durchziehen wollen? Nein. Niemals. Nirgendwo.

Dennoch ist das Schwerpunktthema des Festivals Brecht und der Film. Warum denn auch nicht mal wieder. Wenn schon eine Extrem-Diskussion über Brechts berühmten Satz über die Banken nicht zu haben ist. Wie geht der gleich? „Deine Bank ´s nich´ meine Bank“? Aus dem Stück „Die Geschichte ist jung – enteignet die Fugger und verkauft ihre Schätze“? Ich kann mich nicht erinnern.

Aber wie ein Bekannter zur Zeit zu sagen pflegt: „Auf den Banktypen dauernd rumhacken wird ja auch irgendwann langweilig – ich wechsel mal wieder zum Bischof Mixa oder zum dauerbrüllnden Fußballfan, ich weiß, dass ´ne verdammt fragwürdige Entscheidung, um nicht zu sagen ´ne voll behämmerte“.



DIE JÖRG FAUSER

-Forschung muss nun zweifellos und ganz erheblich umgeschrieben werden. Der Beweis ist eine sich in meinem persönlichen Besitze befindliche, vom Autor Fauser selbst handgeschriebene Postkarte (* vgl. Anm. ganz unten), welche eine Antwort bezüglich meines Schreibens an den Autor war, mit dem ich ihn zum damals von mir mitorganisierten Literaturfestival ‚Sage & Schreibe‘ nach München einladen gewollt hatte.

“ J. Fauser

Krumme Str. 70

1000 Berlin 12

19.8.83

Lieber Dobler, vielen Dank für die Einladung. Die Vorstellung mit so vielen Dichtern auf einem Haufen zu hocken, erweckt in mir das pure Grauen, auch wenn das als Einzelne sicher sehr nette Leute sind.

Also nichts für ungut – Jörg Fauser “

Wir haben dann nicht etwa als Ersatz Kiev Stingl eingeladen, sondern hatten denselbigen schon im ersten Planungsstadium auf der Rechnung gehabt, die dann von keiner Kulturbehörde bezahlt wurde, die wir auch nicht gefragt oder um etwas gebeten hatten.

(* Verkauf nicht ganz total ausgeschlossen)



JOHN LEE HOOKER IM CLUB2

das ist ja leider nicht passiert im besten Club, den München je gesehen hat seit mindestens 1927 – gibt es denn die 2-CD noch, die als Abgesang rausgekommen ist? Sicher, irgendwo geht irgendwas immer, sagt der Hias Schaschko, also dann geh los, junger Mensch, wenn du nicht vor die Hunde gehn willst, und du alter Mensch, der du zuviel verschlafen hast, auch, das macht nichts, Neugier macht Freiheit, sonst nichts.

Ich höre eine banal scheinende John Lee Hooker-Bestof, überwältigend selbstredend, und erfahre dann aber im Booklet erstmals seine vielen Pseudonyme, die er nahm, um der Geldgier des weißen, auf Exklusivität bedachten Mannes entgehen zu können:

Birmingham Sam. Texas Slim. Delta John. The Boogie Man. Little Pork Chops. John Lee Booker. John Lee Cooker. Johnny Williams. Sir John Lee Hooker.

(Okeh, Plattensammler, geh los, da gibt´s was zu tun).

Kommt mir so vor, – kein Zufall, dass ich seine gut ausgewählten, d.h.nicht nur  Hits hörte, sondern dann sofort die Club2-CD. 2 CDs, um genau zu sein, einmal mehr hörend, dass womöglich das alles auf seine Art auf den Blues zurückgeht.  Auch mit dem Stolz, das Intro zum Booklet geschrieben zu haben, ich war nie besser, der erste Satz: „Die Grenzen sind dicht, aber im Club2 wurden alle Grenzen gesprengt.“

Ich komme drauf, weil es von den 3 Shades, der Club2-Hausband (könnte man sagen, wenn sie öfters gespielt und nicht nur dort selten geprobt hätten) endlich endlich endlich nach Singles und EP, ein langes Album gibt, auf Alien Transistor: „Thank God For Beatniks“.

Huh, ich bin ganz nah dran, mich vollkommen sinnvoll zu betrinken. Weil die alten Zeiten niemals dafür taugen können, um das Neue zu verdecken. Das ist alles, worum das geht. John Lee Hooker, und dann bei den 3 Shades rauskommen.

Mr. Quintron hat es im Club2-CD-Booklet genau formuliert: „“Ich leibe Munken. Ich leibe der Club2“. Der doch mehr eine Vorstellung als ein Ort war.

Und genau jetzt höre ich von der Nachlassdisque: 3 Shades mit „Dumb, Deaf, Crippled & Blind“. Aber trotzdem durchkommend, darf ich hinzufügen. Oder wie Paul Weller zu sagen pflegt: „Don´t let them bring you down“.



TRÄUME SIND

schon eine seltsame Einrichtung, und es entzieht sich meiner Kenntnis, ob es besser ist nichts oder viel zu träumen, und es gibt nur wenige Menschen, denen ich erlaube, mir ihre Träume zu erzählen. Der Rest ist etwa so wie Erzählungen und Diskussion über Zahnarztbesuche.

Wenn ich mich recht erinnere, ist bei Maro mal das Traumtagebuch von Jack Kerouac erschienen. Oder war es das von Burroughs? Also nicht, dass ich die beiden jemals literarisch verwechseln würde, aber hello.

Heute nacht träumte ich doch glatt exakt meine Top-5-Liste, die ich im Februar 2000 als Club Pavian-DJ abzugeben hatte, und als ich aufwachte, wusste ich, dass sie in jeder Postion stimmte.

1 Ramsey Midwood / Shootout At The OK Chinese Restaurant

2 Justus Köhnke / Spiralen der Erinnerung

3 GUZ / We Do Wie Du

4 Div. / Prayers From Hell

5 Div. / Psykoscifipoppia