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AUS

aktuellem Anlass aus unserer Abteilung Berufsberatung: „Lern doch was Randständiges“ (Video, 4´33) : http://www.fluter.de/de/138/thema/13145/



DER WELTTAG

des Buches ist auch der 40. Todestag von Rolf Dieter Brinkmann. Wenige Tage nachdem Bob Kaufman 90 geworden wäre. Und wir an „all those ships that never sailed“ denken. Während in Germanistan immer noch bevorzugt „Laubenpiepers Lyrik“ (Stefan Gärtner in Konkret 4/2015) ausgezeichnet und gefeiert wird. Man glaubt´s ja nicht und sagt whatashit. Und lässt sich von diesen hier, die ganz oder ziemlich neu sind, statt in Verzweiflung zu ertrinken, das Leben gern retten:

Jim  Thompson - Die Verdammten  Eine Tonne für Frau Scholz  Buchdeckel „978-3-608-50136-0             Unter Brüdern



LETZTE STORIES: Q wie QUELLEN

Im Münchner Stadtmuseum ist bis 28. Juni eine Retrospektive des Fotografen Anders Petersen. Es war nicht sein Foto auf dem Tom Waits-Album Rain Dogs, das mich zu meiner Kurzgeschichte Quellen (in Letzte Stories, 2009) inspirierte, sondern der Bildband Café Lehmitz

    QUELLEN

Soll ich dir mal was sagen? Ich glaube, ich bin ganz übel verarscht worden“, sagte Margot, „aber mit mir kann man´s ja machen.“

Nicht nur mit dir, Madame, das ist die traurige Wahrheit“, konterte ich.

Margot hing wie üblich in ihrer acht-Stunden-Schicht auf der Bank und war mal wieder in der Beschwerdeabteilung tätig. Was mich mehr interessierte, war das fette Buch, das auf ihrem Schoß lag. Sah aus wie ein Bildband, und viel zu edel für so eine kleine Arbeitsmaus mit zerschrammter Leber und ohne Gewerkschaftsausweis.

Was hast´n da, hast du dem Bürgermeister sein Familienalbum geklaut?“

Das kannste mir jetzt glauben oder nicht, mir doch egal.“

Sie muckte beleidigt herum, meine Herren, trotz der vielen Schichten, die sie abgesessen hatte, war sie immer noch so sensibel wie eine Auszubildende.

Sie hatte die Bank zu ihrem Firmensitz erklärt. Der aber nicht genug abwarf, um bei einer Bank ein Konto eingerichtet zu bekommen. Wenn ich vorbeikam, überwies ich ihr eine kleine Spende, und es war mir egal, ob sie dann am Abend ihre vier Plastiktüten packte und mit einem dicken Schlitten heimfuhr. Wenn, dann hatte sie sich den Schlitten mehr verdient als jeder andere.

Sie behauptet siebenundvierzig zu sein, und dafür, dass sie der Krise länger ins Auge schaut als alle, die jetzt das Maul so weit aufreißen, dass man ihnen zehn kleine Bankerlein reinschieben könnte, hat sie sich in einer Branche mit überdurchschnittlich hohem Berufsrisiko sehr gut gehalten.

Erzählt aber fast immer, dass sie gerade verarscht wurde. Als würde sie ihre Bank dann doch für ´ne Bank halten.

Also erzähl schon, Margot, wer hat dich denn jetzt wieder verarscht?“

Keine Reaktion. Ich setzte mich zu ihr. Immerhin war es eine Bank, auf der man Klartext reden konnte.

Sag mir den Namen und ich schlag ihn aus seinem verkackten Anzug. Zum Freundschaftspreis, versteht sich.“

Dieser Typ!“, rief sie und haute mit ihren dreckigen Fäusten auf den Bildband.

Sie fing zu blättern an. Ich sah viele große Schwarzweiß-Fotos, und auf eines drückte dann ihr Zeigefinger: „Da! Das bin ich!“

Ich ging näher ran – es stimmte, sie saß in einer Kneipe am Tisch, lächelte betrunken, eine Hand an einer Bierflasche. Sie war jung, hatte so ein Hauruck in den Augen. Der Typ mit dem Kopf an ihrer Schulter war eingeschlafen, und er schien den besten Platz auf dem Planeten bekommen zu haben.

Sie blätterte weiter: „Und da und da und da!“

Die Fotos zeigten sie immer im selben Schuppen. Sah aus wie ein Treffpunkt für Barfliegen, die woanders rausgeflogen waren. Das ganze Buch war voll von ihnen.

Tolle Fotos“, sagte ich.

Vor zwanzig Jahren war das, und weißte, was? Der Kerl ist berühmt geworden! Steht da. Der hat uns alle geknipst und dann hat der Preise dafür bekommen. Findste das vielleicht in Ordnung?“

Du meinst, er hat das nicht verdient?“

Mensch, der hätte mir doch was abgeben müssen! Der hat da einen Sack voll verdient mit, und ich? Bin gearscht. Oder nicht?“

Aber du hast ihm erlaubt, dass er die Fotos macht.“

Hat doch keiner gedacht, Mensch – wenn ich das gewusst hätte!“

Du klingst wie Jesus am Kreuz, Margot. Aber da ist nichts zu machen, das passiert ständig“, sagte ich.

Ein Bekannter von mir hatte Interviews mit einem Dutzend eingebuchteter Hooligans geführt und machte jetzt einen Haufen Schotter mit ihren Ausführungen. Ein holländischer Journalist hatte sich ein paar Monate unter die Penner und fast am Nullpunkt rackernden Schrotthändler auf dieser berühmten Brücke in Istanbul gemischt und dann mit seinem Bericht groß abgeräumt. Eine andere Professionelle mit einem Theaterstück über Illegale in Deutschland, die sie aufgetan hatte, das sie auch zu einem Buch und einem Hörspiel verarbeitet hatte. Was für eine endlose Kette, mit der unendlich viele Parties gefeiert wurden.

Trotzdem“, sagte sie und gab ihrer Bierflasche einen Kuss.

Ich geb dir gratis einen guten Rat, Margot“, sagte ich und stand auf.

Das Problem in eurer Branche ist, dass ihr keine Verträge macht. Denk da mal drüber nach. Und auch über die Freiheit der Kunst. Die darfst du nicht unterschätzen.“

Schätzchen, wenn ich dich nicht hätte“, sagte sie und drückte mir mitfühlend die Hand.

„Ist doch wohl Ehrensache.“



ICH KANN MICH

mal wieder nicht entscheiden!

DYLAN, BOB  THE BASEMENT TAPES  LP 130 Gr.
DYLAN, BOB  THE BASEMENT TAPES  200 Gr. Pink vinyl
DYLAN, BOB  THE BASEMENT TAPES  LP 180 Gr.


EIN BULLE IM ZUG (7)

And now for something completely different! Das Magazin New Books in German in seiner neuen #37 über A Cop on the Train:

„Dobler captures the experience of life onboard the train perfectly, documenting the rhythm of days and nights shaped by its relentless motion. This is a sensitive literary portrayal of a life in turmoil – a crime novel with a difference and a deserving winner of the German Crime Fiction Prize.“

www.new-books-in-german.com



DIE ZUKUNFT FÜR NR.123

„Wirtschaftswissenschaftler aus Oxford stellten kürzlich eine Tabelle mit 702 Jobs zusammen, die von Robotern übernommen werden könnten. Auf Platz 1 (am unwahrscheinlichsten) stehen Entspannungstherapeuten, auf 702 (am wahrscheinlichsten) Telefonverkäufer. Anthropologen rangieren auf Platz 39, womit Graebers Job deutlich sicherer ist als der eines Autors (123) oder Redakteurs (140).“ Stuart Jeffries in einer Besprechung zu The Utopia Rules: On Technology, Stupidity and the Secret Joys of Bureaucracy von David Graeber (in der freitag, 9.4.2015)

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„ARMENIA“ – DER FILM

Für den kommenden Film von M.A. Littler (Slowboat Films), „Armenia“, mit Alain Croubalian (Kopf der Band The Dead Brothers) in der Hauptrolle, der sich auf den Weg zu seinen armenischen Wurzeln macht, gibt es ein Crowdfunding, dessen Unterstützung wir unseren Abonnenten ans Herz legen.

Littler ist seit 15 Jahren einer der wichtigsten Independent Filmer und hat einen Stapel Musik-, Dokumentar- und Spielfilme veröffentlicht. Seine Arbeit wurde u.a. 2014 mit einer Retrospektive im Deutschen Filmmuseum in Frankfurt ausgezeichnet.

Ausführliche Informationen zu „Armenia“ mit Trailer und Finanzierungsmöglichkeiten ab 10$ hier: https://www.indiegogo.com/projects/armenia-a-m-a-littler-film

Slowboat-Filmographie und mehr hier: http://slowboatfilms.com/



EBOOKS

neu bei FUEGO  http://www.fuego.de/books/  für je 5,49€

    



NO HARD FEELINGS

endlich live in Berlin!

ab 19.30h und schon jetzt hier: https://www.facebook.com/pages/No-Hard-Feelings/239929936213951?ref=hl



DEUTSCHE WERBUNG

ist, wir haben das schon immer geahnt, fast so genial wie die deutsche Mutter nach wie vor:

MÜTTER MELDEN SICH NICHT KRANK, SIE NEHMEN

WICK DUOGRIPPAL

DIE KOMBI-LÖSUNG BEI ERKÄLTUNG UND GRIPPE FÜR VIELBESCHÄFTIGTE MÜTTER

 Jeden Tag gibt es so viel zu tun und mit der Familie zu erleben, da will keine Mutter

wegen einer Erkältung oder Grippe ausfallen.

Das ist doch fast so genial wie der deutsche Trick, Kredite, die angeblich für Griechenland bestimmt sind, über Griechenland bei deutschen Banken ankommen zu lassen und sie von der PR-GmbH als Kredite für Griechenland erfolgreich zu präsentieren. Das muss uns erstmal jemand nachmachen. Wie so Vieles. Wegtreten.