Bildung

DENKRAUM HANNAH ARENDT

Jazzclub Augsburg, 18.3. 19h: Impulsvortrag: Prof. Dr. Llanque, Lehrstuhl für Politische Theorie Universität Augsburg * Moderation: Dr. Barbara Staudinger, Jüdisches Museum Augsburg Schwaben * Musik: Eva Gold * Veranstalter: Friedensbüro Augsburg



JEAN AMÉRY UND DIE BDS-TRUPPE

Die Unterstützerliste der antisemitischen und Anti-Israel-Kampftruppe BDS („Boycott, Divestment, Sanctions“) hat ja, mal ziemlich freundlich gesagt, auch was Gutes: Man findet da immer wieder Namen von KünstlerInnen, die man dort nicht finden wollte, und ist gezwungen, sich zu fragen z.B. wissen die, was sie tun? Hätte man es an ihren Werken schon lange erkennen müssen? Wurden sie zur Unterstützung gedrängt oder haben sie sich vorgedrängt?

Jüngstes Beispiel für mich: Die US-Bürgerrechtsikone Angela Davis, die für BDS nicht nur irgendwie, sondern wortgewaltig und schon lange trommelt (Link hier unten). Das haut mich jetzt nicht aus den Socken, deshalb ist der Kommentar kurz: Good-bye, Angela Davis.

Bei der Chose erinnerte ich mich an einige Sätze des Auschwitz-Überlebenden, Widerstandskämpfers und Autors Jean Améry von erschreckender Aktualität (ja ich weiß, Flaubert hätte in seinem „Wörterbuch der Gemeinplätze“ wahrscheinlich gefragt, warum „Aktualität“ immer „erschreckend“ sein muss, wenn sie einfach nur „zum Kotzen“ sein könnte…): 

Mit Blick auf „Deutschlands junge Demokraten“ schrieb er in seinem Vorwort zur Neuausgabe von „Jenseits von Schuld und Sühne“ 1976: „Das sowohl politische wie jüdische Nazi-Opfer, das ich war und bin, kann nicht schweigen, wenn unter dem Banner des Anti-Zionismus der alte miserable Antisemitismus sich wieder hervorwagt“. – Auch das hatte mit erschreckender Aktualität zu tun, denn der Linke Améry hatte schon rund zehn Jahre zuvor gegen antisemitische Strömungen in der studentischen Protestbewegung (dann auch in der RAF) angeschrieben, die damals wie heute mit dem Pro-Palästina-Banner durchkommen wollen.

„Es gibt unzählige Gründe, diesen klugen und tapferen Jean Améry zu lesen, wieder und wieder“, schrieb Marko Martin in der Jüdischen Allgemeinen anlässlich des 40. Todestags von Améry, der im Herbst 1978 Hand an sich gelegt hatte. 

https://www.jungewelt.de/artikel/347920.internationale-solidarit%C3%A4t-ich-bin-seit-meiner-collegezeit-solidarisch-mit-pal%C3%A4stina.html?sstr=angela%7Cdavis

https://www.juedische-allgemeine.de/kultur/chronist-des-verdraengten/

Gesamtwerk Améry: https://www.klett-cotta.de/autor/Jean_Am%C3%A9ry/179

Buchdeckel „978-3-608-93563-9 Im Banne des Jazz. Bildnisse grosser Jazz-Musiker.: Améry, Jean



ZUR ERMORDUNG

von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht vor hundert Jahren ein weiteres (vgl. hier gestern) und längeres Interview mit Klaus Gietinger „über die von der SPD geführte Konterrevolution 1918/19, warum Friedrich Ebert damals von »Volksgemeinschaft« sprach und über den Umgang bundesdeutscher Historiker mit der Novemberrevolution“ (was ja auch eine Verbindung zu den weiterhin aktuellen „Aktivitäten“ rechter Frankfurter Polizisten ergibt, ohne dass man mehr als ein Mal um die Ecke denken müsste…):

https://www.jungewelt.de/beilage/art/347048



ZU DEN MORDEN

an Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht am 15. Januar 1919, bekanntlich ein Lieblingsthema der SPD, ein interessantes Interview in der taz mit Regisseur und Autor Klaus Gietinger.

Auszug: „Gleichzeitig erlebe ich derzeit aber auch einen Rollback, was die Lesart dieser Ereignisse angeht. -Was meinen Sie damit?- Zum Beispiel hat der Journalist Arno Widmann, der ja die taz mitgegründet hat, am 9. November folgendes geschrieben: „So rabiat die junge Republik – auch unter Zuhilfenahme der alten Apparate – gegen alles, was links von ihr stand, vorging, so vernünftig war das auch.“ Das ist meines Erachtens eine Rechtfertigung nicht nur dieser Morde, sondern auch des Terrors. Noske hat ja später mit Pabst auch noch diesen Schießbefehl erlassen, wo Gefangene erschossen wurden, wo 1.200 Menschen allein in Berlin in wenigen Tagen umkamen. Über diese Dinge wird kaum mehr gesprochen. Das ist verrückt.“

http://www.taz.de/!5564580/



MITTWOCHSDISKO : ITALODISCO (SOZUSAGEN)

Dießen/Ammersee: Hauscafé (Blaues Haus) Sonntag, 2. Dezember 20h

http://mittwochsdisko.de/

100 Jahre Novemberrevolution: Cavalieri Erranti

Revolutionäre Deserteure aus Italien während des Großen Krieges und danach

Vor einhundert Jahren endete der Erste Weltkrieg und nach dem großen Massenmord entwickelten sich revolutionäre Bewegungen in Deutschland, Italien, Österreich und Ungarn. Sie wurden von konservativen, liberalen und sozialdemokratischen Regierungen bekämpft und im Bündnis mit Todesschwadronen und Freikorps niedergeschlagen. Damit begann der Aufstieg des Faschismus in Europa.

Auf einer Veranstaltung der Mittwochsdisko im Hauscafé (Blaues Haus) in Dießen am Sonntag, 2. Dezember, um 20 Uhr wird der Schriftsteller Egon Günther aus Riederau der Lebensgeschichte einiger italienischer Sozialisten und Anarchisten nachgehen, die an den Ereignissen beteiligt waren.

Sie hatten es nach dem Kriegseintritt Italiens vorgezogen zu emigrieren, statt in den Schützengräben zu verrecken. Vielen gingen in die Schweiz oder nach Ungarn und Deutschland. In ihren Gastländern waren diese Emigranten oft weiter politisch aktiv. Ihre Spuren finden sich bei der Besetzung des Vorwärts-Gebäudes im Januar 1919 in Berlin, im Schweizer Landesstreik und in den Kämpfen um die bairische und die ungarische Räterepublik im Frühjahr 1919.

Diese Veranstaltung findet in Kooperation mit dem Kurt Eisner Verein /Rosa Luxemburg Stiftung in Bayern statt.



9.11.18/18

Zum Hundertjährigen der bayerischen Revolution zwei BR-Produktionen, a) brandneu (live im Radio am 9.11. 21h) und b) von beständiger Qualität:

„Desperados oder Hitler geht ins Kino“ von Rudolf Herz und Julia Wahren

Hörspiel-Chefdramaturgin Katarina Agathos dazu: „Der Einfluss auf Politik und Gesellschaft ist in die Medien eingeschrieben – dies stellt in unserer medienübersättigten Gegenwart niemand in Frage. Er existiert bereits seit der Frühzeit von Radio und Filmkunst. Das Hörspiel „Desperados oder Hitler geht ins Kino“ macht einen heute verschollenen Stummfilm und seine Geschichte hörbar und schärft die Perspektive auf die Verquickung von Politik, Militär und Propaganda. Der 1919 in München uraufgeführte Hetzfilm im Gewand eines Melodrams handelt von der Niederschlagung eines Arbeiteraufstands und denunziert die Revolutionäre als Kriminelle. Seine Entstehungsgeschichte zeigt die tiefe Spaltung in der Arbeiterbewegung und im Kabinett Eisner. Im Anschluss an die Ursendung erzählen die Hörspielmacher Julia Wahren und Rudolf Herz von ihren Recherchen und der Arbeit am Hörspiel.“

https://www.br.de/mediathek/podcast/hoerspiel-pool/desperados-oder-hitler-geht-ins-kino-von-rudolf-herz-und-julia-wahren/1293864

Andreas Ammer/Markus Acher/Micha Acher: The King is Gone. Des Bayernkönigs Revolutionstage

„Tröööt. Die Revolution bricht los, die „Hochzeitskapelle“ spielt Blasmusik, der letzte König ist traurig und packt seine Zigarren. Irgendjemand singt die Internationale. Und Karl Marx bekommt plötzlich doch recht: „Die letzte Phase einer weltgeschichtlichen Phase ist ihre Komödie.“ Die wichtigste Quelle des Hörspiels ist ein obskures braunes Heftchen eines gewissen Josef Benno Sailer, das 1919 – kurz nach der Räterevolution in München – erschien und von Carl-Ludwig Reichert in der Publikation „Umsturz in München“ (1988) in Erinnerung gebracht worden ist. // Nach einem zeitgenössischen Text von Josef Benno Sailer / Mit Friedrich Ani, Eva Löbau, Judith Huber, Wowo Habdank / Musik: Die Hochzeitskapelle: Evi Keglmaier (Bratsche und Kinderklavier), Mathias Götz (Posaune, Percussion und Glockenspiel), Alex Haas (Banjo, Kontrabass und Harmonium), Micha Acher (Tuba und Orgel), Markus Acher (Schlagzeug und Marimba) / Komposition: Markus Acher/Micha Acher / Realisation: Andreas Ammer / BR 2015

https://www.br.de/mediathek/podcast/hoerspiel-pool/andreas-ammer-markus-acher-micha-acher-the-king-is-gone-des-bayernkoenigs-revolutionstage/30952



NOTIZEN AUS NEUSCHWABENLAND

heißt die Jungle World-Kolumne von Historiker Volker Weiß über die Rechtsradikalen  (die vom LKA Sachsen wahrscheinlich nicht gelesen wird bzw. nur die Exzerpte, die der Mann mit dem Hut verfassen könnte inklusive seiner extrem fundierten juristischen Hinweise, aber ich will nichts gesagt haben, wer bin ich denn, mit meinen v-v-verdammten Vorurteilen, g-g-gegen die ich seit Jahren ankämpfe!), jetzt neu Folge 29:

https://jungle.world/artikel/2018/34/poggenburgs-abgang

Außerdem u.a. im Heft: „Karneval der Israel-Hasser / Am Samstag wurde auf der Ruhrtriennale unter dem Motto »Freedom of Speech« über den Umgang mit der BDS-Kampagne gestritten. Die Intendantin Stefanie Carp scheint fest entschlossen, das Festival als Spielstätte für Israel-Hasser zu etablieren.“ Von Stefan Laurin:

https://jungle.world/artikel/2018/34/karneval-der-israel-hasser



EIN GESCHENK GIBT ES

anlässlich des 115. Geburtstags von Fritz Bauer, Generalstaatsanwalt im sog. Frankfurter Auschwitzprozess, von der Firma CV Films mit diesem Schreiben: „… möchte unsere Firma CV Films auf youtube an ihn erinnern, indem dort unser Film Fritz Bauer – TOD AUF RATEN (Weltpremiere im Panorame der BERLINALE, 2010) ab heute Mitternacht (vom 15./16.6.18) bis zur kommenden Sonntag-Nacht FOR FREE zu sehen ist. Bitte klicken Sie dazu den folgenden Link:
https://www.youtube.com/channel/UC1t3kuGEnXBFdgbwvr-v3ag?feature=em-share_video_user

DEN LINK GERNE STREUEN, denn wir meinen, dass Fritz Bauer immer noch nicht in der Weise bekannt ist wie es ihm gebührt. Das ERSTE hat die Ausstrahlung unseres Films aus absurden Gründen bislang abgelehnt. Auf 3SAT, PHOENIX und SWR war er aber einige Male mit guten Quoten zu sehen, natürlich auch auf vielen internationalen Festivals und TV-Sendern. Und das Interesse wächst, obwohl der Film nun über 8 Jahre in Deutschland und um die Welt tourt …“ *** www.fritz-bauer-film.de



NICO, 1988

wird in der neuen Jungle World ausführlich besprochen:

https://jungle.world/artikel/2018/28/das-geraeusch-der-niederlage 

Und dort eine neue Ausgabe von Volker Weiß´ Serie „Notizen aus Neuschwabenland“:

https://jungle.world/artikel/2018/28/patronage-paten-und-Faschisten

Cover #28



ALLE REDEN ZU VIEL

sagte Charles Bukowski, und Historiker Volker Weiß diskutiert das Thema in einem neuen Beitrag für die Blätter für internationale und deutsche Politik etwas spezieller:

https://www.blaetter.de/archiv/jahrgaenge/2018/juni/debatte-oder-protest-wie-weiter-gegen-rechts

Buchdeckel „978-3-608-94907-0 »Endlich eine Darstellung der deutschen Rechten, die  sich nicht in billiger Polemik erschöpft, sondern gründlich, gerecht und darum vernichtend ist.«Gustav Seibt