Literatur

THOMAS BRASCH

„Am 3. November 2001 verstarb mit 56 Jahren der Dichter Thomas Brasch. Zuerst widersetzte er sich der staatstragenden Vätergeneration in der DDR und dann, im anderen Teil Deutschlands, jeder Form von Autorität. „Künstler oder Krimineller“, das war seine Devise.“

Der großartige Dokumentarfilm von Christoph Rüter (2011, 93′), der mit Brasch befreundet war und ihn oft mit der Kamera begleitete:

https://www.arte.tv/de/videos/099737-000-A/brasch-das-wuenschen-und-das-fuerchten/

„Und doch, was weiß man über ein Leben, wenn man bloß seine Stationen kennt? Nicht viel, weiß Christoph Rüter, dessen eindringliches Porträt „BRASCH – Das Wünschen und das Fürchten“ nun ins Kino kommt. „Der Konflikt war sein Leben, der Schmerz sein Auge, die Wunde der Kontakt zur Außenwelt“, sagt Rüter. Und alldem – der ungemilderten Existenzform Brasch also – setzt der Film uns aus. Nichts von den üblichen Vergangenheitsvergewisserungen, schon gar keine Gespräche mit Zeitzeugen. Hier redet nur einer, sagt Rüter, und das ist Brasch selbst.“  (Der Tagesspiegel, Kerstin Decker)



LYRIK ISST SCHWÜRICK

und Kollege Jan Kuhlbrodt hat jetzt fast alles dazu gesagt: „die lyrikszene ist so politisch wie streuselkuchen. man spricht ständig von der marginalisierung der lyrik und heult sich gegenseitig ins taschentuch, aber zu den geschehnissen auf der buchmesse (rechte verlage, absagen und dergleichen) vernimmt man aus dieser ecke kein wort. (das ist etwas pauschal, aber es stößt mir schon auf)“ (fbook 26.10.) – Titelzeile ist ein Zitat von Wiglaf Droste.



TANZ MIT DEM SATAN

Miriam Linna von Kicks Books (und Norton Records und Ex-Cramps) feiert den 72. Geburtstag von Nick Tosches, der vor zwei Jahren drei Tage vor seinem 70. den letzten Zug nahm, auf der Frankfurter Buchm – (crap, sorry, vertippt):

Kleiner Ausschnitt: „BORN THIS DATE IN NEWARK DEPT. Last night I was perusing some early XXX-rated NT mayhem, which had floated up from the gloam, unhunted-for, just in time to wish him another posthumous HBD and to wonder if he ever did see print under a pseudonym with an exotic novel. Hugely missed for his incessant humor and immense vocabulary (…) I am grateful to Nick for a tall pile of things, from his enthusiastic backnotes to Hasil Adkins albums to his support of Andre Williams and the first Kicks Book, Sweets, and of course his fantabulous Save The Last Dance For Satan, which was issued unexpurgated here at KB. We both thought it was moderately thrilling to possibly be eliminated by some antiquated Italians.“ (Alle Worte und einige Bilder: https://www.facebook.com/kicksville2020/)

Als ich mal Tom Waits in einer Kneipe kurz vor dem See, an dem Hitchcock seine Vögel drehte, interviewte, kam er mit Nick Tosches´ Buch „Country“ im Arm rein und ich rief sofort: „Großartiges Buch!“ „Ich fang grade erst an“, sagte er. Wir müssen alle irgendwo anfangen. Wer mit irgendwas von Nick Tosches anfängt, hat den besten Anfang.

Ist möglicherweise ein Bild von 1 Person und Text „NICK TOSCHES SAVE THE LAST DANCE FOR SATAN SNT LAST BRCE JEFFERSON MARKET LIBRARY 425 SIKTH AVENUE (AT 10TH STREET) FRI. SEPT 9th 8pm FREE LAST BARCS LATAN CK1600KS.COM“Ist möglicherweise ein Bild von ‎2 Personen, Buch und ‎Text „‎10PM SHARP FRIDAY FEB. LITERARY HEAVYWEIGHTS ANDRE WILLIAMS MR. RHYTHM" AND NICK TOSCHES SWEETS MRLTERS SWEETS FROM READINGS and OTHER STORIES SWEETS Andre alam Beckn The Poetry Project at St. Marks Church 131 E. 10th Street New York City SMOKING SMOKING PROHIBITED دید‎“‎‎

Country von Nick ToschesKing of the Jews: The Greatest Mob Story Never Told: Tosches, Nick:  9780060936006: Amazon.com: BooksMusik – Edition Tiamat

Jetzt fällt mir ein, ich habe ja für die Tosches-Sammlung „Muddy Waters isst selten Fisch“ (Liebeskind Verlag) ein Nachwort geschrieben, ich könnte es suchen, aber meine Zeit ist um hier, ich soll meine Medikamente nehmen und die Klappe halten, also gut, nur dieses Bild noch – hau ab, Schwester, oder tanz mit dem Satan!

Muddy Waters isst selten Fisch: Artikel, Reportagen, Interviews : Tosches,  Nick, Dobler, Franz, Morawetz, Silvia, Schmitz, Werner: Amazon.de: Bücher



WAS SOLL MAN DENN

immer lesen, wenn man auch noch gute Laune kriegen möchte?! „These characters are in the wrong place, at the wrong time, with the wrong idea, thinking everything will be alright.“ Eine 8-Track-Hitliste shot By Gregory Galloway. Klingt verdammt akutell. (Sic). Warnung: Nichts Aktuelles.

 

https://crimereads.com/8-noir-novels-featuring-saps-and-suckers/

Nur ein Beispiel:

The Hot Spot - Limited Collector's Edition - Cover D [Bluray+DVD]



SARGASSO NUMBER IV

„Issue IV of SARGASSO, the art & literature haven of the holy, the ragged, and the mad is dedicated to the memory of our friend Alain Croubalian (1964 – 2021). You left us, to join „the others“.
104 pages/Seiten, limited & numbered edition.
Contributors/Autoren: Ableev, Claudia Bierschenk, Stephen Crane, Alain Croubalian, John Dorsey, Alan Ehrensache, Sven Heuchert, Maik Hübeler, Suzie Kaplan Olmsted, M.A. Littler, Kody Skye Lugo-Bautista, Anto Macaroni, Malina, Gerard Manley-Hopkins, Jack Micheline, Joe Milford, D.H. Ottn, Pauline Owens Teel, Kiev Stingl, Kinki Texas, John Tottenham, Katie Wallace, Martin H. Werner.“

Next issue/Nächste Ausgabe



BÜCHER MESSEN UND GEHENKTE

– Auf der Frankfurter Messe holt man sich eher einen Tripper als auf dem Platz der Gehenkten.

(Heute gelesen bei Hubert Fichte, S. 96, könnte jedoch eine veraltete Einschätzung sein, weil geschrieben 1985/86 oder weil „Spielzeit das Jahr 1970“ ist. Und hat er echt auf der Messe gemeint oder Frankfurt allgemein während der Messe? In der Nacht vor dem Abflug nach Knoxville bediente ich in einer Rocker- und Zuhälterkneipe am Bahnhof die Jukebox, um der Stille eine reinzuhaun, und dann legte mir der Wirt eine handvoll Euros auf den Tisch und meinte, du machst das schon, ehe es dann lauter wurde, und immer mehr Männer mit langen Haaren und dünnen weißen Trainingsanzügen, Nylon oder was das war, es sah dämlich aus, aber das ist eine andere Geschichte, die nichts mit Marrakesch zu tun hat, weil ich dort nie war).



JEAN AMÉRY

starb am 17. Oktober 1978 – „Mit einer Überdosis Schlaftabletten vollzog Jean Améry im Oktober 1978 den Suizid, der vier Jahre zuvor noch gescheitert war, weil ihn ein Freund in letzter Minute gefunden und ins Krankenhaus ­hatte bringen lassen. Sein Freitod war die zum Äußersten getriebene Konsequenz aus den »unauflöslichen Widersprüchen der condition suicidaire«, die der Auschwitz-Überlebende in seinem 1976 veröffentlichten Buch Hand an sich legen beschrieben hatte“, schreibt Jérôme Buske in der aktuellen Jungle World.

„Minutiös bereitet er alles vor“ (im Östereichischen Hof in Salzburg), schreibt Irene Heidelberger-Leonard in ihrer Améry-Biographie, „seine Abschiedsbriefe liegen bereit: In schönster Handschrift entschuldigt er sich bei der Hotelleitung, weil er ihr <Ärgerlichkeiten> bereite (…) Er wurde erwartet, nicht nur in Mannheim, auch zur Messe. Als die Nachricht aus Salzburg in Frankfurt einschlug, hielt die Frankfurter Bücherwelt eine Sekunde lang den Atem an (…) Ironie der Ironie: Allein die BILD-Zeitung verleiht ihm das Epitaph, das er so ersehnt hatte: <Selbstmorddichter Améry lag tot im Hotel – vergiftet!>“

In mein Exemplar von Hand an sich legen schrieb ich auf die letzte Seite „7. Dezember 1978“ (und könnte es auch so sehen, dass es der Beginn von vielen Ärgerlichkeiten war). Auf Améry war ich über einen Artikel des Spiegel-Journalisten Christian Schultz-Gerstein gekommen, dessen Buch Der Doppelkopf über den Widerstandskämpfer und Auschwitz-Häftling und über seinen eigenen Nazi-Vater dann ein Jahr später im März-Verlag erschien. Ob Schultz-Gerstein 1987 Selbstmord beging oder an Kreislaufversagen starb, konnte nicht geklärt werden. Bei Edition Tiamat erscheint demnächst eine erweiterte Neuausgabe seiner Arbeiten mit dem Améry-Interview.

Das Gesamtwerk von Jean Améry (und die Biographie) bei Klett-Cotta. Es konnte und kann die Ärgerlichkeiten da draußen nicht beseitigen. Aber es hilft.



DER DRECKSACK HAT GEBURTSTAG

und er ist nicht ein Drecksack, sondern eine hervorragende Literaturzeitschrift, die übrigens auch ein guter Härtetest ist, da müssen Sie einfach nur mal Ihre LiteraturdozentInnen oder Buchhändler*innen fragen, ob sie sie, den Drecksack kennen. Wenn nicht, sollten Sie deren fachliche Kompetenz auch mal hinterfragen, wenn nicht sogar hintergehen, oder besser hintertreiben?



MARGE PIERCY IS ONE

of the greatest writers on this planet, und die 85-jährige US-Amerikanerin (ganz anderer Herkunft) hat den Nobelpreis schon seit Jahren verdient, was ich beurteilen kann, weil ich ca. 2500 Seiten von ihr gelesen habe, nicht nur „Menschen im Krieg“, den besten Roman über den Zweiten Weltkrieg.

Kürzlich erschien im Neuen Deutschland ein langes und großartiges Interview mit ihr. Den Anlass (Texas) verdeutlicht dieser Auszug: „Zunächst möchte ich betonen: Mein erstes Gefühl nach der Abtreibung war Stolz auf mich selbst, darauf, dass ich das hinbekommen hatte. Ich habe mich in keiner Weise schuldig gefühlt. Es kam einfach nicht infrage, ein Kind in das Leben zu setzen, das ich damals hätte führen müssen. Ich wusste doch, wie es Frauen aus dem Arbeitermilieu erging, entweder heirateten sie oder saßen mit einem Haufen Kinder alleine da, weil der Mann abgehauen war. Viele mussten von Sozialhilfe leben oder Sexarbeit machen.“

https://www.nd-aktuell.de/artikel/1155794.marge-piercy-eine-nasenlaenge-vor-den-pinkertons.html

In ihrem frühen Roman „Braided Lives“ (deutscher Titel leider „Donna und Jill“) erzählt sie nicht nur von Abtreibungen und Frauen aus unterschiedlichen Milieus, sondern auch von der frühen Rock´n´Roll- und Rockabilly-Szene der 50er-Jahre, wovon außer Jack Kerouac wohl kaum jemand, der aus der Buchstabensuppe was rauszuholen versuchte, so viel Ahnung hatte wie sie. (Über die erwähnten Romane habe ich für eine längst abgeschaffte Rundfunksendung geschrieben und würde die Texte hier bringen, wenn ich sie nicht a) suchen und b) abtippen müsste).



AUCH AM NATIONALFEIERTAG

erscheint ein neues Buch, das allerdings zur Feier wirklich passt:

Keine Fotobeschreibung verfügbar. „jetzt bestellen, z.B. beim Ventil Verlag: https://www.ventil-verlag.de/titel/1882/kritik-am-mitmensch / „Wir sind nicht alleine auf der Welt. Wir teilen unseren Lebensraum mit den Mitmenschen. Und da beginnt auch schon das Problem!“ Lautet die Zusammenfassung der Forschungsergebnisse von Ferdinand Führer und Roland van Oystern, die sie in Titanic veröffentlicht haben, jedoch nicht „in edler Aufmachung“ und ohne Zeichnungen von lisbert.