Unterhaltung

EIN KLEINES GESCHENK

für unsere Abonnenten zum Weihnachtsfest und diesem angemessen, jedoch unterhaltsam wahrscheinlich für die meisten,  für einige womöglich nicht neu, eine Folge der zur Zeit besten deutschen „Fännsähn“(Fanny Müller)-Serie, die verständlicherweise live im schwarzen Loch nach Mitternacht angesiedelt ist:

http://www.zdf.de/ZDFmediathek/hauptnavigation/sendung-verpasst/#/beitrag/video/1474514/Tichy:-„Der-futurologische-Kongress-„



DREH MAL DAS COVER

´ne Falle ist alles, was die Welt ist.

(Aus (Teil X der beliebten Historische-Begegnungen-nachempfunden-Serie) „Wittgen- besucht Frankenstein“).



ANTIFASCHISMUS

ist bekanntlich das Lieblingshobby der Deutschen. Nicht von allen, naturgemäß, und nicht schon immer; wie man sich von Dr. Goppel und auch anderen Doktoren bestätigen lassen kann. Wie auch immer, Outdoor-Sportarten sind eben in, und es gibt wahrlich Sinnloseres, seine Freizeit totzuschlagen.

Gelegentlich kommt es zu überraschenden Beispielen. Eines davon entdecken wir im wie immer wärmstens ans Herz gelegten neuen Heft von Konkret. Herausgeber Gremliza schreibt: „Der für die ehemaligen Städte der Bewegung und der Reichsparteitage zuständige Ministerpräsident Seehofer beim Bewältigen seiner heimatlichen Vergangenheit:“ <Die Juden Bayerns sind unser fünfter Stamm> (äußerte also Seehofer; weiter Gremliza:) „Der erste Stamm sind Bayerns Bayern, der zweite Bayerns Franken, der dritte Bayerns Schwaben, der vierte Bayerns Nazis, pardon: Bayerns Sudetendeutsche. Da wird ihn sein fünfter Platz mächtig stolz machen, den Juden.“

Andere Menschen verbringen ihre Freizeit jedoch weniger gesund. Auch ohne darüber urteilen zu wollen, kann man´s nicht gutheißen. Ein Beispiel dazu aus Ry Cooders „Los Angeles Stories“, die ich zur Zeit versuche in anständiges Deutsch zu übertragen, natürlich selbst an Stellen, die gutzuheißen ich mich nicht verpflichtet fühle:

„Weiter oben in der Straße hörte ich ein Tenorsaxophon, auf dem jemand ein Riff mit nur einem Ton spielte, sowas wie ba-ba-bada, wieder und wieder. Ich ging dorthin, wo der Sound herkam – ein Pachuco in einem lila Zoot-Suit marschierte im Gleichschritt zum Rhythmus, den er trötete, gefolgt von zwei betrunkenen Matrosen, die eine Zwergen-Hure in die Mitte genommen hatten, einem Filipino mit einer zu großen Krempe am Hut und zuviel Luft in den Schuhen, und im Gefolge der Party torkelte auch noch ein Weinpenner aus der Fünften Straße im Regenmantel. Dann bog der Saxophonist in eine Bar mit dem Namen Club Rendezvous ein, und die Party folgte ihm.

Nur einen Moment später kam der Penner wieder rausgestolpert und fiel in den Rinnstein. Ich reichte ihm die Hand und half ihm auf, er bedankte sich höflich bei mir und ging seiner Wege. Ich ging rein.“

Zeit der Handlung: 1952. Die Staaten sind natürlich auch nicht mehr das, was wir mal gewollt hätten. Aber wer war das schon?



MY PUMPGUN IS MY BROTHER

singt Prince in einem Frühwerk, und das kann man kritisieren, jedoch oft auch verstehen. Wie man auch die CSU oft versteht und jetzt ihren Dr. Goppel (oder heißt er Dr. Goppels?). Dem ultrarechten Blatt (das kürzere Wort für ultrarechts ist per Gericht dafür verboten) Junge Freiheit hat er gerade zum 25. oder 33. Geburtstag gratuliert. „Die JF wird gebraucht! … Zur Verbesserung der Sicht des ganzen Deutschlandspektrums“,schreibt Dr.Goppels „anerkennend“ (Süddeutsche) und hat mit dem zweiten Satz mehr recht als er selber denken tut.

Über irgendwas mit Schulunterrichtskram hat der Doktor angeblich seine Doktorarbeit geschrieben. Unser Blockspezialteam hat etwas recherchiert und kommt zu einem anderen Ergebnis. Titel der Dr.-Goppels-Dr.-Arbeit: „Kulturgeschichtliche Hintergründe der Hose Richard Wagners, die Dr. Goebbels eines Tages mit seinem Hund Adolf in Bayreuth kaufen ging“.

Überhaupt spielt der Hund im Leben des 1947 geborenen CSU-Politikers eine wichtige Rolle, liest man auf seiner Homepage. Das Dauergekläff seines Lieblings mag die Nachbarn stören, der Dr. Goppels aber hört´s gern: „Unser Labrador bellt unüberhörbar, wenn Gefahr droht – draußen wie drinnen.“



SPITZENSATZ (3)

klingt erstmal ganz harmlos: „Ihren grundverschiedenen Texten verliehen die Literaten Laut.“ Zeigt aber, dass man um das Pressetextwesen keine Angst haben muss. Bei dem Mut zur gewagten Unterhaltung. Wäre schlimm, wenn solche Leute nicht wählen dürften, das muss eine Demokratie aushalten.



SPITZENSATZ II

Die jeweils neueste Ausgabe von Konkret ist wie immer eine 1a-Quelle für unpackbare, unschlagbare Sätze. Speziell die kommentierte Zitatsammlung „Gremlizas Express“ ist allein schon den Kauf des Magazins wert. Hier ein poetischer Diamant des Zeit-Herausgebers Giovanni di Lorenzo, den Konkret-Herausgeber Gremliza aus der Frankfurter Allgemeinen gefischt hat:

„Wenige Stunden vor dem Tod des Papstes, berichtet Lorenzo, habe er die Berliner St.-Hedwigs-Kathedrale aufgesucht und dabei eine paradox anmutende Erfahrung gemacht: ‚Nicht wir waren ihm, dem Papst, im Sterben nahe, sondern der Papst war sterbend bei uns‘.“

Und in der Konkret-Rubrik „Herrschaftszeiten“ darf er natürlich (oder schon naturgemäß) nicht fehlen, unser fast schon Lieblingsadeliger, der große Filmschaffende Henckel von Donnersmarck, der, egal wo und wann, immer die ganz großen, im Sinne Deutschlands auch besonders aussagekräftigen Sätze herausproduziert, in einem Ausmaß, dass man schon fast den Hut ziehen muss, dass er nebenbei auch noch Filmewerke hinkriegen kann. Hier  ein auf der Berlinale 2009 vom Stapel gelassenes Flackschiff:

„Hätte Deutschland den Ersten Weltkrieg gewonnen, wären Sebastian Koch und Ulrich Tukur genauso große Stars wie George Clooney und Johnny Depp.“ – Moment, es gibt tatsächlich noch einen drauf: „Das hat mit politischen Zufälligkeiten zu tun.“

Melancholische Stimmung vor dem Jahreswechsel: Ich glaube, die Speerspitze des deutschen Adels wird selbst dann noch Europa regieren, wenn sogar Éinzeller nicht mehr überleben können.



Spitzensatz

Es müsste eine Kulturbehörde geben – geleitet von Steffi zu Guttenberg, wenn’s sein muss, mit dem „Journalisten“ Günter Jauch im Beratungsgremium, drunter wird’s kaum gehn – die einem einen Finderlohn zahlt, wenn man im Netz Spitzensätze findet und weitergibt, und hierfür den Höchstsatz:

„Er sieht aus wie 74, macht auf 30, ist aber 45 und seit 3 Jahren in Pension, und ich folge ihm in Gedanken in seine Schweinsbraten durchfurzte Wohnung, wo er zusammen mit Hundi lebt, den er als einzigen auf der Welt lieb hat, weil der ihn nie betrügt und immer so dankbar schaut, wenn er ihm eine neue Dose gegrillten Neger aufmacht.“ (Andreas Niedermann)

Den großartigen Block meines Freundkollegen Andreas Niedermann muss man lesen (Verbindung s. rechte Spalte). Und sein neues Buch, den kurzen Roman „Die Katzen von Kapsali“. Den man bei seinem beachtenswerten Songdog Verlag bestellen kann („unbedingt“, wie Friedrich Ani zu sagen pflegt). Ein Buch über Arbeiten, Jobs, Ein- und Ausstellung.

„Ich entstamme einem Milieu, in dem Arbeiten gleichgesetzt war mit Leben. Ich fing auch schon sehr früh damit an und hatte meinen ersten, regelmäßigen Job mit 10“, sagt der Autor in einem kurzen Interview im Anhang, und: „beinahe alle Schriftsteller in der Schweiz waren Lehrer. Bis auf einige, großartige Ausnahmen. Man bezog ein gutes Lehrergehalt und erledigte das Bücherschreiben in den Ferien. Für mich war und ist Schriftstellersein eher eine Art zu leben…“

Zugabe aus dem Buch: „Die ganze Nacht über Vibration und Gebrumm. Ich versuchte etwas Schlaf zu finden. In einem Pullman-Sessel. Inmitten all der Deutschen, die gleich eine Art Camp errichtet hatten. Mit Schlafsäcken, Decken, Rucksäcken, Kulturbeuteln und Plastikflaschen. Die paar Griechen, die es hier ebenfalls gab, hatten sich in die Sessel gefläzt und losgeschnarcht. Das können die. Ich dagegen kriegte kaum ein Auge zu.“



LOVE PARADE

Die aktuellen Pläne für die Love Parade 2011 in Frankfurt auf  Titanic-magazin.de, Startseite unten, ein Video-Breaking News-Bericht von Oliver Maria Schmitt.



CATWALK SMALLTALK III

„Rotwein-Cola-Mixgetränk fertig in Flaschen?!“

„In Hamburg. Hat Ahne erzählt. War in Hamburg.“

„Und am Etikett steht Kalte Muschi?!“

„Weiß nicht genau. War betrunken. Wahrscheinlich sagen die das nur so.“

„Du kannst ne Halbe Kalte Muschi bestellen?!“

„Pass auf, is rot.“

„Isses doch immer.“



CATWALK SMALLTALK II

„Er ist gegangen. Der Koch.“

„Aber nicht richtig. Er geht immer noch. Der Koch geht in die Küche und holt sich einen Brei.“

„Jetzt ist er auch gegangen, der Onkel Roland. War die Sprache meiner Mutter. Hat sogar Ausländern die Hand gegeben, ach ja.“

„Also ist er nicht gegangen.“

„Nein. Nur von a nach b. Also weiter auf den Sack.“

„Ein Sack geht, ein Sack kommt.“

„Kommst du noch mit?“

„Wenn´s geht.“