Unterhaltung

BILDUNG UND STRAFARBEIT

Es gibt Bücher, die man nicht im Visier und innerhalb von Minuten sind sie da wie ein Auftrag, den man nicht ablehnen es geht los. Auch dass es sich eine Art Strafarbeit ist nicht ausgeschlossen. Vielleicht die meisten Bücher, die man als Nachsitzen betrachten?

WARUM ICH MARCEL PROUST

NICHT GELESEN UND AUCH KEINE HOFFNUNG MEHR HABE

Eine Pandemienovelle mit einem verschollenen Kommentar von Marcel Duchamp und einem Untersuchungsbericht von Stephanie Weeber über proustsche Plagiatsvortäuschungen. 64 Seiten mit Lesebändchen gebunden und einer Handyfotografie der Übersetzerin.

Ich kündige nicht nur an, sondern mein Anwalt hat schon Titelschutz eingereicht. Auch das Cover steht bereit, weil das Wichtigste bekanntlich immer

Uhr Antik Alt - Kostenloses Foto auf Pixabay



ES GIBT BOTSCHAFTEN

von outer space, die wir nicht sofort richtig entschlüsseln können, selbst wenn wir selbst in dem Moment outer space sind. Während mir ein angeblicher Zahnarzt in den Mund schoss und ich mich fühlte wie Dustin Hoffman beim Zahnarzt in Marathon Man, sprach eine Stimme zu mir, und die Stimme sagte „let´s stay together“, und ich dachte „fuck off“, ehe ich erkannte, dass es Reverend Al Green war, der da zu mir sprach, und ich dachte, ein angeblicher Zahnarzt, in dessen Operationsmusikprogramm Reverend Al Green singt, wird mich schon nicht killen – wobei mir bewusst war, dass wir immer viel zu leichtgläubig sind,

Full of Fire - Wikipediawenn Reverend Green singt.



SPITZENSATZ (72)

„Dann fällt mir aber ein, dass gerade gestern erst unter einem Video über die Künstlerin Sophia Süßmilch, die sich gemeinsam mit ihrer Mutter in 125 Kilo Butter verkroch, wieder mal der Kommentarspaltenmob geiferte, und zwar ernsthaft mit der Anklage, hier würden Lebensmittel verschwendet und anderswo hätten die Leute gar nichts zu essen.“ (Jasper Nicolaisen, konkret 7/21)



SPITZENSATZ (71)

„Also, wenn das in den letzten 15 Monaten eine Diktatur gewesen sein soll, muss man fairerweise sagen, dass Deutschland in einer seiner historischen Kernkompetenzen doch sehr nachgelassen hat….“ (Hartmut El Kurdi, f-book 14.6.2021)



VERDREHT (13)

„Niemand wird als Obstler geboren“, will mir die Zeitung erzählen. Da kenne ich aber einige Nachdenkliche, auf deren Denkresultate man achten sollte, die was anderes erzählen. Auch ich selbst habe einige Erfahrungen auf dem Konto, die bestätigen, dass es Menschen gibt, die als Obstler geboren wurden. Wenn nicht sogar als Obstler wiedergeboren. Während Ingo Schulze der Meinung ist, niemand werde als Ostler geboren. Das macht nachdenklich. Sicher ist, dass niemand als Südler bezeichnet wird, ja, warum also Ostler? Ich glaube, man ist ein Ostler, wenn man mit einem Obstler gezeugt wurde. Ich bin ein Ostler und ich bin stolz darauf!



POLITIK & DESIGN BRANDNEU

Warum dürfen eigentlich Hunde nicht wählen? Normal sind die nicht dumm.

Ist möglicherweise ein Bild von 2 Personen, Hund und Text „Jörg Baumann Für Unterfranken in den Bundestag! Unterstützen Sie mich! Deutschland. Aber normal. Kreisverband Aschaffenburg AfD“



SPITZENSATZ (70)

(ist der erste Spitzensatz, den unsere Unterhaltungsredaktion geklaut hat, bei der Facebook-Serie „# Erste Sätze rasch gelöschter Mails“ vom Kollegen Thomas Blum):

„Morgen startet das STO (Security Token Offering) von Cam.TV, der ersten europäischen Social Company für Peer-to-Peer-Marketing und Knowledge Sharing, die auf Blockchain-Technologie basiert und den GDPR-Normen entspricht.“ (VerfasserIn unbekannt)


IM RÜCKSPIEGEL

https://www.muenchner-stadtbibliothek.de/veranstaltungen/details/pop-punk-politik-die-1980er-jahre-in-muenchen-10455

„Mit vielen Dokumenten, Fotografien, Medien und Geschichten ruft „Pop, Punk, Politik“ die 1980er in Erinnerung. Dazu zählen Fanzines, Radiotexte, Songtexte und Lyrics, Manuskripte, Manifeste und Starschnitte ebenso wie die damals neue Do-It-Yourself-Strömung (DIY). Die Ausstellung skizziert ästhetische Verfahrensweisen der Subkultur für eine heutige Debatte über Emanzipation und die Verwegenheit der Revolte.

Pop Punk Politik – Die 1980er Jahre in München ist als ein sich über mehrere Monate entwickelndes Projekt konzipiert. Die Ausstellung versteht sich als erster Impuls und Einladung zur Beschäftigung mit Ästhetik und Verfahrensweisen der Textproduktion der Subkultur der 1980er Jahre in München. Während der Laufzeit wird sich die Monacensia weiterhin in den Austausch begeben, um Lücken im literarischen Gedächtnis der Stadt zu schließen und gemeinsam neues Wissen zu schaffen. Die Geschichte wird weitererzählt: digital und analog.“



SPITZENSATZ (69)

„Es ist in diesem Lande jede Diskursfähigkeit verloren gegangen.“

(Thomas Gottschalk, Welt, 29.4.)



AM WELTTAG DER DISKRIMINIERTEN DEUTSCHEN FERNSEHERSCHAUSPIELER*INNEN

schreibt Heiko Werning in der taz, wie immer sehr gefühlvoll: „Viel zu sehr auch wurde in dieser Pandemie bislang der Fokus auf die Opfer gelegt, von denen viele ja sowieso in den nächsten fünfzig Jahren gestorben wären. Oder auf das Personal auf den Intensivstationen, das zwar das Privileg genießt, gut bezahlt mit sicheren Tarifverträgen in einem krisensicheren Job zu arbeiten, sich aber dennoch dauernd über ein paar Überstunden beschwert. Während unsere Schauspielerinnen sich durchschlagen müssen von einem gebührenfinanzierten „Tatort“ zum anderen, von einem Engagement am staatlich subventionierten Theater zum nächsten.“

https://taz.de/Aktion-Alles-dicht-machen/!5768434/

Grüßgott, Herr Schauspielerin, möchte man hinzufügen, wenn du vom rechten Pack Applaus bekommst*, könntest du ein Problem haben, aber natürlich nur ggf., wenn du nicht gerade voll auf deine Hauptrolle als AfD-Vorsitzende in einem problembewussten Fernsehfilm (Drama) konzentriert bist, an dem später deine einfühlsame Einfühlsamkeit ausgezeichnet werden wird.

*der Beleg aus „Demokratischer Widerstand“, Rundbrief 302: „Die Schauspieler stehen auf. Mit der Kampagne »Alles dicht machen« haben 53 TV- und Theater-Stars, unter anderem Heike Makatsch, Jan-Josef-Liefers, Volker Bruch, Dietrich Brüggemann und Nina Gummich gestern ihre Unterstützung der Demokratiebewegung erklärt (…) Besonders klar ist die Ansprache des demokratischen Revolutionärs Jan-Josef Liefers, der auch auf unsere Zeitung und die Regierungspropaganda eingeht.“ Wir sind gespannt, welche Artisten gegen die Anti-Demokraten klagen werden.

Aus deren Rundbrief 303 diese Stelle aus dem Inhalt: „Hermann Ploppa klärt auf: »Das Märchen von den überforderten Intensivstationen«, Seite 9“