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BIRTHDAY PARTY PPPASOLINI

Kein Klassiker des 20. Jh. hat mich in den letzten Jahren so beschäftigt wie PPPasolini, der heute vor 100 Jahren geboren wurde. Lange Zeit kannte ich nur einige Filme, ehe ich dann von etwas reingezogen wurde, an das ich mich nicht erinnere. Das Gedicht Pasolini und ich habe ich mehrmals umgeschrieben, zuletzt für den bei Starfruit Publications erschienenen Sammelband mit dem passenden Titel Ruiniert Euch! (ehe es die anderen tun, könnte man ergänzen), und werde es wohl weiter um- und umschreiben (wie auch ein neueres Gedicht, das ich noch nicht genügend auf- und umgeschrieben habe), bis endlich alles in Schutt und Asche umgelegt und abgeschrieben ist:

Pier Paolo Pasolini und der Tod | Art since 1945 | Hatje Cantz120 Tage von Sodom, Die - italo-cinema.de

+ + +  PASOLINI  UND  ICH  + + +

Mit einem Pflasterstein

hätte ich die Elbe treffen können

als ich im Hotel um 0400 erwachte.

Und sofort was tun wollte.

Und dann wenigstens Pasolini las

ein Aufsatz über Gramsci

Pasolinis Verhältnis zu Gramsci

oder wie Pasolini von Gramsci

nicht immer oder sehr oder

nur in gewissen Fällen

beeinflusst worden war.

Oder ging’s um Widersprüche

und den Versuch, sie zu erledigen?

Schwer zu sagen

denn ich habe nicht viel verstanden

nicht genug verstanden

immer noch zu wenig verstanden

auf jeden Fall viel zu wenig

und zu wissen, dass der eine

die Partei gegründet hatte

aus der der andere

nachdem der eine längst tot

ausgeschlossen worden war

nur weil er schwul war

war nicht genug Wissen.

So las ich viele Sätze doppelt

bis ich doch wieder einschlief.

Abends gingen wir in eine Pizzeria

auf St. Pauli, Nähe Herbertstraße.

Sie sah billig aus, sei aber sehr gut

und teuer, wurde uns gesagt.

Und echte Italiener übrigens.

Ich stand am Tresen

wartete auf meine Flasche

drehte mich um

hatte plötzlich so ein Gefühl.

Ein Mann sah mich an.

Von einem alten Foto, schwarz-weiß

und ohne ein Bild von ihm zu kennen

wusste ich: Das ist er!

Und ging so nah ran

bis ich´s lesen konnte

Antonio Gramsci (1891-1937) Mitgründer

der Kommunistischen Partei Italiens.

Mit dem Foto in der Pizzeria

wusste ich schon viel mehr

und wusste, dass ich eines Tages

noch mehr wissen würde

ehe ich mich dann

nicht mehr erinnern würde

was ich mal alles hätte

wissen wollen und tun sollen.

Wissen müssen, tun müssen.



HOFFNUNGSTRÄGER

<Verschiedene „Querdenker“ und Rechtsradikale verteidigen den Überfall Russlands auf die Ukraine. Viele von ihnen sehen in Putin einen Widerstandskämpfer gegen die „westliche Elite“ (…) Putin löst derzeit den ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump als Hoffnungsträger der Szene ab. Der russische Präsident wird als Widerstandskämpfer gegen den Westen stilisiert. Das „COMPACT“ Magazin schreibt: „Putin ist dem Westen verhasst, weil er ein Gegenmodell darstellt. Er ist ein Patriot und kein Vaterlandshasser, er lehnt Multi-Kulti und Gender ab.“>

https://www.tagesschau.de/investigativ/reaktionen-auf-putin-von-querdenkern-und-verschwoerungsideologen-101.html



PRESSEMITTEILUNG DES AUGSBURGER FLÜCHTLINGSRATS

Mittwoch, 2. März 2022

Pressemitteilung anlässlich der aktuellen Situation in der Ukraine und Europa — 03.03.2022

In der Ukraine herrscht Krieg, zahlreiche Tote und Verletzte sind zu beklagen – auch in der Zivilgesellschaft. In den umkämpften Gebieten werden Wohnhäuser und die öffentliche Infrastruktur in Mitleidenschaft gezogen, zum Teil komplett zerstört. Unzählige Menschen befinden sich auf der Flucht, laut UN-Flüchtlingshochkommissariat sind bis 03.03. bereits ca. 875.000 Ukrainer*innen über die Grenzen geflohen. Ihr Weg führt sie fast ausschließlich auf das Territorium der EU, hauptsächlich nach Polen, aber auch nach Ungarn, Rumänien und in die Slowakei. Zugleich wird eine Rüstungsspirale in Gang gesetzt, in deren Dynamik der 100 Milliarden umfassende Sondertat der deutschen Bundesregierung ein vorläufiges trauriges Highlight darstellt.

Während hierzulande angeblich seriöse Medien von einer neuen Runde im Kampf der Kulturen schwadronieren und ihren Huntington aus dem Regal kramen, zeigen zivilgesellschaftliche Akteure vor Ort und im restlichen Europa, was Solidarität und Mitmenschlichkeit bedeuten. In beeindruckendem Tempo werden Decken, Schlafsäcke und Zelte gesammelt, Essen gekocht, Mitfahrgelegenheiten und Schlafplatzbörsen organisiert. In der russischen Zivilgesellschaft regt sich zudem immer mehr Widerstad gegen das politische Regime und seinen Krieg. Es ist wunderbar, all das in diesen Zeiten zu beobachten.

Auch die Regierungen der EU-Mitgliedsstaaten wollen dem in nichts nachstehen und verkünden vollmundig eine umfassende Aufnahme der aus der Ukraine fliehenden Menschen und versprechen ihnen beschleunigte Verfahren. Die EU möchte erstmalig die sogenannte „Massenzustrom“-Richtlinie aktivieren, die Kriegsflüchtlingen ohne ein aufwendiges Asylverfahren Schutz garantiert. 

Diese Kehrtwende der Mitgliedsstaaten und der EU-Bürokratie sind unbedingt zu begrüßen. Es muss momentan alles daran gesetzt werden, die Kriegshandlungen auf dem Territorium der Ukraine zu beenden und den Betroffenen schnellen, unbürokratischen und umfassenden Schutz zu gewährleisten!

Und doch versetzt uns diese Kehrtwende auch in ein gewisses Erstaunen und Fassungslosigkeit. Gerade noch blockierten Staaten wie Polen die Aufnahme von Flüchtenden an der Grenze zu Belarus. Tag für Tag sind Push-backs, Gewalt und Tod im Mittelmeer oder etwa an der griechischen Außengrenze auf der Tagesordnung. In Syrien herrscht nach wie vor staatlicher Krieg gegen die eigene Bevölkerung und die kurdisch verwalteten Regionen stehen unter dauerhaftem Beschuss von mehreren Seiten. Von dort, wie auch aus vielen anderen Regionen machen sich Menschen tagtäglich auf gefahrvolle Fluchtwege und die EU kennt in aller Regel kaum Erbarmen. In Libyen sorgt bspw. eine sogenannte Küstenwache mit Unterstützung und unter expliziter Tolerierung der EU für Leid und Elend – und insbesondere dafür, dass sich so wenige Menschen wie möglich auf die Bootsfahrt Richtung Europa machen.

So sehr wir vor diesem Hintergrund die unbedingte Aufnahmebereitschaft und Versorgung ukrainischer Geflüchteter begrüßen, kritisieren wir zugleich die Selektivität der EU im Umgang mit Menschen, die unter Krieg und Perspektivlosigkeit leiden. Eine Selektivität, die sich übrigens trotz aller Bekundungen einer allgemeinen Aufnahmebereitschaft schon jetzt an der polnischen Außengrenze zu reproduzieren scheint: wie die Tagesschau und andere unabhängige Beobachter*innen berichten, wurden Menschen nicht-weißer Hautfarbe offenbar an der Einreise gehindert.

Wir schließen uns dem Plädoyer der im polnisch-ukrainischen Grenzgebiet tätigen, flüchtlingssolidarischen Organisation Ocalenie aus Polen an: Wir möchten in einem Land leben, in dem Flüchtlinge nicht nach Hautfarbe, Glaube oder Ethnie unterschieden werden!

Wir fordern: Öffnet die Grenzen für alle von Krieg und Perspektivlosigkeit betroffenen Menschen – egal welcher Herkunft!

Aktuelle Informationen und Zahlen finden sich bspw. beim UNHCR oder dem Mediendienst Migration.

 Berichte von der ungarisch-ukrainischen Grenze finden sich u.a. bei Bordermonitoring.



WAS AUCH GESAGT WERDEN MUSS

hat Dominic Johnson in der taz gesagt: „Auf der Flucht sind nicht alle gleich / Europa misst beim Umgang mit Geflüchteten mit zweierlei Maß. Die Ukrainer werden warmherzig empfangen – Menschen aus anderen Regionen nicht.“

https://taz.de/Europas-Fluechtlingspolitik/!5835227/



AUS GUTEN GRÜNDEN

So wahnsinnig tolerant wie unsere Redaktion ist, nehmen wir sogar politische Einschätzungen aus den speziellen Denkräumen so ernst, dass wir drüber nachdenken. Einer der Anführer der Corona-Opfergruppen, Anselm Lenz (nach eigenen Angaben Journalist und Verleger), ist bekanntlich vielseitig informatiert, hier sein Analyse zur aktuellen Lage:

„Am allermeisten braucht der niedergehende US-Nato-Raum diesen Konflikt, um seine eigenen Probleme im Inneren zu überdecken, darunter den lügnerischen und menschenverachtenden Corona-Putsch.“

„Ich möchte doch aus guten Gründen vorschlagen“, sagt meine Oma, „dass von diesen 100 Milliarden des neuen Militärhaushalts 10 Milliarden für die direkte Nazi-Abwehr verwendet werden, ich meine, das gehört doch eh dazu.“ (Aber auf sie hört niemand, weil sie natürlich total dement ist.)



EINE ZIEMLICH INTERESSANTE FRAGE

Wenn eine fiese Situation das Hirn malträtiert, freut man sich schon ein bisschen, wenn man eine Frage gestellt bekommt, die einen für paar Minuten auf andere Gedanken bringt. In einem großen  Nachrichtenmagazin stolpere ich im Online-Spielfeld über diese ziemlich interessante Frage: „Eine Wohnung, Hunderte Suchende – wie überzeuge ich den Makler?“ Gar nicht so einfach, ich nehme Antwort B: Mit einer 45er.



BLACK

Johnny Cash - Man In Black | Veröffentlichungen | Discogs

*26.2.1932



NICHTS ZU SUCHEN

Meinen Freund und Kollegen Jan Off zitiere ich nicht nur, sondern ich unterschreibe: „Höchste Zeit, dass sich auch Künstler*innen endlich wieder politisch einmischen. Dieses ständige Kreisen um die eigene Befindlichkeit muss ein Ende finden. Auch von der linken Szene erwarte ich ein starkes Signal. Wer den territorialen Raubzug Putins auch nur ansatzweise toleriert oder entschuldigt, hat im progressiven Lager nichts zu suchen.“



HARTE PROBLEME HEUTE

„Wo speisen Sie lieber? Im Kaminrestaurant mit Blick in den Park oder in den urigen Stubn Alois und Anton?“ Werde ich heute vom Parkhotel Egerner Höfe gefragt. Keine leichte Entscheidung. Werde mal die ukrainische Putzhilfe fragen, ob sie ´nen guten Rat für mich hat.


BEFREIUNG

Presse-Erklärung des PEN-Zentrum Deutschland:
„Wir sind glücklich, den verfolgten ugandischen Autor Kakwenza Rukirabashaija in Deutschland begrüßen zu können. Heute ist unser Kollege sicher hier angekommen, er befindet sich in der Obhut von Freundinnen, Freunden und des PEN.
Kakwenza Rukirabashaija wurde Ende Dezember 2021 von Personen ohne Ausweis und Uniform und ohne Haftbefehl aus seinem Haus brutal verschleppt. Zwei Wochen lang wurde er gefangen gehalten und schwer gefoltert. Seinen eigenen Eindrücken nach geschah dies in einer Kaserne der ugandischen Armee im Süden der Hauptstadt Kampala. Danach wurde er ins Hochsicherheitsgefängnis Kitalya verlegt. Nachdem ein Gericht entschieden hatte, ihn gegen Kaution freizulassen, wurde er erneut verschleppt und streng verwarnt, weder je wieder ein Buch zu schreiben, noch über seine Verschleppung und Folter zu sprechen. Anschließend konnte er nach Hause zurückkehren.
Die Staatsanwaltschaft wirft Rukirabashaija vor, durch seine Kommentare in sozialen Medien „den Frieden Seiner Exzellenz des Präsidenten der Republik Uganda, General Yoweri Kaguta Museveni, ohne den Zweck einer legitimen Kommunikation zu stören“. Der abstruse Vorwurf ist bezeichnend für den Charakter des Museveni-Regimes.
Seit der zweifelhaften Wiederwahl des seit 1986 regierenden Präsidenten hat die Unterdrückung von Oppositionellen und Kritikern im letzten Jahr an Intensität und Gewalt zugenommen. Es mehren sich auch ernstzunehmende Berichte über Folter. Der Fall Rukirabashaija hat die internationale Aufmerksamkeit auf diese Zustände gelenkt.
Nach der Veröffentlichung seines Bestsellers „Der gierige Barbar“, einer satirischen Erzählung über Korruption in einem fiktiven afrikanischen Land, wurde Kakwenza Rukirabashaija in Uganda erstmals verhaftet. Im vergangenen Jahr wurde er mit dem internationalen PEN-Pinter-Preis in der Kategorie „Mutigster Schriftsteller“ ausgezeichnet, nach seiner letzten Verhaftung ernannte ihn das deutsche PEN-Zentrum im Januar 2022 zum Ehrenmitglied.
In den letzten Wochen hat sich das deutsche PEN-Zentrum intensiv für Rukirabashaijas Freilassung eingesetzt. PEN-Präsident Deniz Yücel erklärte: „Wir sind sehr froh, dass unser Engagement für unser Ehrenmitglied ein gutes Ende genommen hat. Wenn autoritäre Regime prominente Kritiker verfolgen, geht es nie nur um den Einzelnen, sondern stets auch darum, ganze Gesellschaften einzuschüchtern. Darum betrachten wir unseren Einsatz für Rukirabashaija als Beitrag für die Freiheit des Wortes, in Uganda und überall auf der Welt.“
Das deutsche PEN-Zentrum dankt PEN International sowie den beteiligten Freundinnen und Freunden, die in den vergangenen Tagen und Wochen dazu beigetragen haben, Rukirabashaija aus den Fängen seiner Peiniger zu befreien.
Yücel wird Rukirabashaija an diesem Mittwoch an einen sicheren Ort bringen. Er braucht zunächst medizinische Versorgung. Sobald er sich hinreichend von den unmittelbaren Folgen der Folter erholt hat, wird Rukirabashaija sich in der Öffentlichkeit zu Wort melden. Der PEN wird ihn auch weiterhin unterstützen und ihn als Stipendiaten in sein Writers-in-Exile-Programm aufnehmen.“