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HÖRT AUF DEN SCHLAGZEUGER

„In diesem Interview spricht der als Schlagzeuger der Band »Ton Steine Scherben« bekanntgewordene Musiker und Autor Wolfgang Seidel über den Antisemitismus im Kulturbetrieb“: »Im Kulturbetrieb zensieren sich viele selbst aus Angst vor dem postkolonialen Mob«

https://jungle.world/blog/von-tunis-nach-teheran/2025/10/im-kulturbetrieb-zensieren-sich-viele-selbst-aus-angst-vor-dem?

 

 



ENDLICH WIEDER ADIR JAN

mit seinem Cosmopolitan Kurdesque-Sound und natürlich auf Trikont: „Yasmina ist die erste Single der neuen Platte AL MAST von Adir Jan, die am 21.11.2025 erscheint, fünf Jahre nach seinem viel besprochenen und gefeierten Album LEYLA“:

https://trikont.de/artists/adir-jan/adir-jan-al-mast/adir-jan-yasmina/



GEWALT & MEER

Pressemitteilung zur Veranstaltung des Augsburger Flüchtlingsrats:

Schikane, Gewalt & Meer – Film und Bericht zur Seenotrettung im Mittelmeer
14. November 2025, 20:00–22:30 Uhr: Cityclub Augsburg

„Europa schaut zu – Menschen sterben: Seenotrettung ist rechtliche und moralische Verpflichtung, keine Straftat!

In den vergangenen Tagen „erschütterten erneut zwei grausame Nachrichten Europa“: Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte (EMGR) hat Griechenland wegen unterlassener Seenotrettung und mehrfacher Verletzung des Rechts auf Leben verurteilt! In dem Fall starben im März 2018 vor der griechischen Insel Agathonisi 16 Menschen, darunter sieben Kinder und zwei Säuglinge – weil die griechische Küstenwache trotz präziser Notrufe über 24 Stunden hinweg untätig blieb.

Vor wenigen Tagen, am 12.10.2025 wurde im zentralen Mittelmeer ein weiteres Flüchtlingsboot Ziel eines bewaffneten Angriffs durch die sogenannte libysche Küstenwache – in der maltesischen Rettungszone, beobachtet von einem Frontex-Flugzeug. Drei Menschen wurden durch Schüsse schwer verletzt, mindestens eine Person getötet. Hilfe von Malta blieb aus.

Diese Vorfälle sind keine Einzelfälle, sondern Ausdruck und Resultat einer systematisch menschenverachtenden Politik der Abschottung und Entrechtung. Europa finanziert und legitimiert Akteure, die Folter, Schüsse und das bewusste Sterbenlassen von Schutzsuchenden zu ihrem Handwerk gemacht haben. Während Menschen auf offener See ertrinken oder beschossen werden, werden zivile Seenotretter kriminalisiert, festgesetzt und diffamiert. Und wer „überlebt“ ist mit illegalen Pushbacks und Inhaftierungen an den europäischen Außengrenzen, die im Rahmen der GEAS-Reform angedacht sind, konfrontiert. 

Daher sagen wir klar: Diese Politik tötet!
Seenotrettung ist keine politische Verhandlungsmasse – sie ist eine rechtliche Pflicht und ein moralischer Imperativ. Die Europäische Union und ihre Mitgliedsstaaten müssen endlich Verantwortung übernehmen: für sichere Fluchtwege, für die sofortige Beendigung der Kooperation mit der sogenannten libyschen Küstenwache und für ein Europa, das nicht länger zusieht, willentlich in Kauf nimmt, wie Menschen an seinen Grenzen sterben.

PRO ASYL, Refugee Support Aegean und zahlreiche andere Organisationen fordern seit Jahren Aufklärung, Gerechtigkeit und einen Stopp der Pushback-Politik. Auch wir als Augsburger Flüchtlingsrat schließen uns dieser Forderung mit Nachdruck an. Daher wollen wir explizit auf die bevorstehende Veranstaltung hinweisen: Ein Film, Bericht und Diskussion über die humanitäre Katastrophe im Mittelmeer – und darüber, was wir in Deutschland tun können, um Solidarität sichtbar zu machen und dieser menschenverachtenden Politik entgegenzutreten.“

FlüRa lädt ein: Schikane, Gewalt & Meer – Film und Bericht zur Seenotrettung im Mittelmeer/ 14. November 2025, 20:00–22:30 Uhr, Cityclub Augsburg

https://augsburgerfluechtlingsrat.blogspot.com/

spendekunst.orgDer Augsburger Flüchtlingsrat präsentiert Kunst, Literatur, Musik und schöne Dinge zu Benefizpreisen. Fotografie | Gemälde | Handwerkliches | Literatur | Musik | Performance Künstler*innen spenden ihr Werk und wir spenden den Erlös der Verkäufe an Flüchtlingsprojekte.


AUF DEM GIPFEL DER DUMMHEIT

In Sachen Antisemitismus haben wir in den letzten Jahren nicht nur die miesesten Statements und Aktionen mitbekommen, sondern auch kaum zu glaubende Dummheiten. Dies scheint der Gipfel derartiger Dummheit zu sein:

Am 6. Oktober sollte ein DokFilm über eine jüdische Widerstandsgruppe in der Nazi-Zeit „im Hausprojekt Groni 50 in Berlin-Wedding gezeigt werden, denn in diesem Gebäude befand sich 1944/1945 das Hauptquartier von Chug Chaluzi. Doch im letzten Moment wurde die Veranstaltung abgesagt. Auf der Website des Hausprojekts heißt es dazu: »Die für heute Abend geplante Veranstaltung hat innerhalb der Groni 50 zu verschiedenen Diskussionen geführt, vor allem bezüglich der zionistischen Ausrichtung der jüdischen Widerstandsgruppe, die sich hier im Haus während der Nazi-Zeit versteckt und organisiert hat.«“

https://jungle.world/artikel/2025/42/antizionismus-gad-beck-juedischer-widerstand-unerwuenscht



WELCHES STADTBILD

hätten dieser Herr Merz und seine Freunde denn gerne? Ich habe das genau recherchiert: Berlin, 24-12-1944



INS ENDLOSE BLAU

ist der Titel des neuen Albums von Alexander Moeckl und natürlich eine Anspielung auf die Blues-Stimmung, die mit Bluegrass und CountryBlues verbunden ist: großartige Gitarren-Duo-Instrumentals (mit Partner Gregor Beck) von klarer ungebrochener Schönheit, zeitlos. Der Track „Die Sonnenseite von John Fahey“ als Hinweis: wir sind im Genre American Primitive Guitar. Fingerpicking auf klassischen und Bluegrass-Wurzeln. Im Fall von Moeckl/Beck allerdings ohne die experimentellen Ausflüge, die sich Primitive-Hero Fahey (1939-2001) auch geleistet hat (mit dem Verweis, dass Karl Bruckmaier zwei Bücher mit Fahey-Stories herausgegeben hat). 

Die Spezialisten vom Skug-Musikmagazin machen für „Ins endlose Blau“ ganz zurecht ein ganz großes Fass auf und stellen das Album neben die legendären Duo-Platten von Kolbe/Illenberger und Towner/Abercrombie, damit es „in die Gehörgänge einer Hörerschaft findet, die detaillierte Gitarrenmusik zu schätzen weiß“. – „Das ist aber nichts zum Ausflippen“, sagte mein Freund Moeckl zu mir bei der Übergabe, „am besten, du setzt dich ruhig in einen Sessel.“ Hallo, bin ich vielleicht einer, der für absolute Schönheit nichts übrig hat?!

Er machte die Bemerkung, weil er eben auch ganz anders kann als schön akustisch: als Gitarrist der äußerst heftigen Psychorocker The Voodoophonics (mit Howlin´ Max Messer) oder bei The Standals („Voodoo Folk“ mit Rockbilly Steve Train), die übrigens alle mit Off Label Records verbunden sind. Eine Vielseitigkeit, die hinter Alexander Moeckl dann doch wieder sozusagen voodoomäßig John Fahey auftauchen lässt, zumal er sich außerdem ebenfalls, wenn´s passt und sein muss, als Veranstalter betätigt, damals mit Konzerten, als er noch einen Buchladen hatte, und demnächst, wenn er in der Augsburger Wirtschaft Kappeneck (dessen Wirt Sandro mit seiner Band San Antonio Kid ebenfalls bei Off Label ist) am 21.10. ein Konzert mit dem US-Primitive-Gitarristen Joseph Allred veranstaltet (zusammen mit Thomas P. von Randstock, wo einige seiner Solo-Platten erschienen sind). (Übrigens wären hier mehr Verweise möglich… ja, manchmal hat man den Eindruck, dass Augsburg ´ne ganz interessante Stadt ist…)

Moeckl/Beck: Ins endlose Blau. Vinyl/CD/Download

https://alexandermoeckl.bandcamp.com/  -oder: email hidden; JavaScript is required



DA WIRD SICH OSCAR WILDE

aber vor Freude im Grab umdrehen wie ein Betonmischer! Weil er nämlich von der British Library einen neuen Bibliotheksausweis bekommen hat! Weil „man die Ungerechtigkeit und das große Leid anerkennen [wolle], denen er ausgesetzt gewesen sei, teilte die British Library mit.“ Weil ihm nämlich die British Library vor 130 Jahren seinen Bibliotheksausweis entzogen hatte. Weil er damals wegen „grober Unsittlichkeit“ verurteilt worden war, weil „der irische Schriftsteller soll homosexuelle Beziehungen geführt haben, damals eine Straftat.“ Moment: „soll“?! Heißt das, der Fall wurde damals nicht aufgeklärt und müsste neu aufgerollt werden? Auch weil Oscar Wilde außerdem dafür verantwortlich ist, dass sein Enkel, der den neuen British Library-Ausweis bekommt, weil die Library zu feige ist, den Ausweis bei Oscar Wilde persönlich zu versenken, damit auf seinen Namen Bücher ausleihen kann und die „grobe Unsittlichkeit“ damit weiterlebt.

https://www.deutschlandfunkkultur.de/british-library-ehrt-oscar-wilde-posthum-mit-neuem-buechereiausweis-100.html



DIESE GANZ GEFÄHRLICHEN KLEINEN VERLAGE

Manchmal kommen Jobangebote angeflogen, die man noch nie auf irgendeinem Schirm hatte! Jedenfalls denke ich darüber nach … Was ist passiert?

„Das rechte Portal „Nius“ hat den Deutschen Verlagspreis und vermeintlich „radikal linke Buchverlage“ im Visier“. Der Preis wurde „2019 ins Leben gerufen“, um „insbesondere kleine Verlage zu unterstützen“, allerdings auch, haben die Kammerjäger von Nius aufgedeckt, „linksradikale Verlage, die gewaltverherrlichende Inhalte verbreiten“, wie z.B. der „Berliner Verbrecher Verlag, der 2013 das Buch „Gedenken abschaffen“ veröffentlicht hatte, eine Kritik an der Erinnerungskultur bezüglich der Bombardierung Dresdens im Zweiten Weltkrieg. Oder die Hamburger Edition Nautilus, die angeblich Bücher mit „Gewaltverherrlichungen“ vertreibe. Gleich fünf Artikel hat das Portal zu der Thematik veröffentlicht, und natürlich ist der Adressat des Ganzen der Kulturstaatsminister (…) Es sind dies die Geister, die Weimer selbst gerufen hat mit seinem Faible für die Hufeisentheorie und seinen vielen Einlassungen in den vergangenen Monaten zu den Gefahren gleichermaßen von links wie von rechts.“

https://www.tagesspiegel.de/kultur/kampagne-gegen-deutschen-verlagspreis-nius-versus-wolfram-weimer-14540768.html?

Jedenfalls: hätte ich für die Nius-Abteilung des Heimatschutzbunds einige Insider-Informationen über die genannten und ein paar andere von diesen Verbrecher-Verlagen anzubieten, aber natürlich hat alles seinen Preis. Wobei ich mit dem Obernius und Ex-Bild-Chef Julian Reichelt ungern als Redaktor arbeiten würde, obwohl er immer gerne „wollen über das sprechen, was Menschen wirklich bewegt“ – aber hallo, was solls, immer diese blöden Vorurteile, der Mann macht doch auch nur seinen Job, um Deutschland vor dem Untergang zu bewahren!



NILS KOPPRUCH (29)

Der Singer-Songwriter und Maler und mein Freund starb am 10. Oktober 2012 völlig unerwartet wenige Tage vor seinem 47. Geburtstag – sein Werk lebt weiter.

Damals an dem Tag wollte ich morgens grade aus der Tür gehen, um zum Bahnhof zu gehen, um unsere Tochter in München zu besuchen, als ihr Anruf kam, und ich dachte, es wäre ihr was dazwischen gekommen, aber uns allen war was dazwischen gekommen, Nils ist gestorben, sagte sie, das habe sie grade von einem Musikerfreund erfahren, aber ich konnte es nicht glauben, aber dann hatte ich auch schon eine Mail mit der Nachricht, und dann konnte ich nicht mehr rausgehen, stand mit Mantel und Mütze so da, und es kommt mir manchmal so vor, als würde ich immer noch so dastehen und nicht rauskönnen und  kanns immer noch nicht glauben, wenn ich immer mal wieder an ihn denken muss, das kann doch nicht wahr sein, ich wache jetzt auf und habe mal wieder irgendeinen verdammten Unsinn geträumt, seit dreizehn Jahren dieser verdammte Unsinn.

* * *

Nils Koppruch veröffentlichte mit seiner Band Fink von 1997-2005 sieben Alben, danach drei Solo-Alben, ehe er mit Gisbert zu Knyphausen die Band Kid Kopphausen gründete, deren Album „I“ im August 2012 erschien. Koppruch starb wenige Wochen nach der ersten und sehr erfolgreichen Tournee. 2014 erschien bei Trocadero eine Werkausgabe inklusive der Doppel-CD „A Tribute to Nils Koppruch + Fink“ mit Einspielungen von Fehlfarben, Bernadette La Hengst, Olli Schulz, Kettcar u.v.a. Im September 2022 ebenfalls bei Rüdiger Ladwigs Trocadero Records: Alle Fink-Alben auf Vinyl anlässlich des 10. Todestags von Nils und des 25-jährigen Jubiläums der Band.



NACH DEM 7. OKTOBER

gibt es jetzt Hoffnung, aber gewisse Probleme werden nicht so schnell verschwinden, und dazu diese Veranstaltung:

STAATSTHEATER AUGSBURG Sonntag, 12.10.2025 15 Uhr – in Kooperation mit ARTISTS AGAINST ANTISEMITISM AUGSBURG:

Über den Israel-Palästina-Konflikt sprechen – Tischgespräche mit in Deutschland lebenden Israelis und Palästinensern – Mit: Alexandra Senfft, Natalie Hünig, Zakariyya Meißner, Sapir Heller, Matthias Naumann – Eintritt frei

„Kein anderer Konflikt weltweit ist in den deutschen Medien, in der Politik, aber auch im Alltag vieler Menschen so präsent. Dabei kommt es häufig zu heftigen Frontstellungen, als ginge es darum, die Konfrontation nach hier zu übertragen, oder als sei der Konflikt willkommener Anlass, andere politische Emotionen oder Ziele über ihn auszuleben, was die Lage nur weiter verschärft. (…) Zugleich gewinnt man dabei immer wieder den Eindruck, dass das Wissen über den Israel-Palästina-Konflikt, seine historischen und sozialen Gründe und Entwicklungen gering ist, die Meinungen aber oft umso gefestigter.
In dieser Gemengelage scheint es uns zentral, miteinander über den Konflikt und seine Wahrnehmung hier, die unterschiedlichen Positionen darin, Widersprüche und Gemeinsamkeiten zu sprechen. So dass ein für Fragen offener und kritischer Gesprächsraum über die Wahrnehmung des Israel-Palästina-Konflikts und seine Folgen in Deutschland entsteht.“