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AUSGEZEICHNET GANZ AUSGEZEICHNET

Zwei großartige Auszeichnungen für zwei großartige Verleger, denen ich so extrem verbunden bin, dass ich mich selber ganz ausgezeichnet fühle – es ist mehr als nur echte Arbeit, die uns verbindet … bei Klaus Bittermanns Edition Tiamat waren es u.a. meine Bücher Sterne und Straßen und The Boy Named Sue, bei Manfred Rothenbergers Starfruit Publikations meine gesammelten Gedichte Ich will doch immer nur kriegen was ich haben will – Hallelujah und hoch die Tassen!:

„Der Vorstand der in Leipzig ansässigen Kurt Wolff Stiftung freut sich, bekanntgeben zu dürfen: Die Edition Tiamat, Berlin erhält den Kurt-Wolff-Preis 2026, der Verlag Starfruit Publications wird mit dem Kurt-Wolff-Förderpreis 2026 ausgezeichnet. Den Verlegern Klaus Bittermann und Manfred Rothenberger gratulieren wir herzlich! Die Preise werden am 20. März 2026 im Rahmen der Leipziger Buchmesse vergeben.“

„Den Kurt-Wolff-Preis 2026 erhält die Edition Tiamat aus Berlin. Deren Verleger Klaus Bittermann bereichert seit mehr als 45 Jahren die publizistische Landschaft mit politischen Essays und Büchern zu Geschichte und Zeitgeschehen, mit einem Schwerpunkt auf den Holocaust, Antisemitismus und Nationalismus. Belletristik, in Übersetzungen vor allem aus dem Englischen und Französischen, satirische Texte und Reportagen runden das Programm. Dank Klaus Bittermanns Engagement ergänzen seine Publikationen wichtige Stimmen im Meinungsstreit mit Unbequemem, Gesellschaftskritischem, historisch wie aktuell Relevantem, Humorvollem sowie linke Diskurse Erweiterndem. Der Kurt-Wolff-Preis ist mit 35.000 Euro dotiert.

Der Kurt-Wolff-Förderpreis 2026 wird dem Verlag Starfruit Publications aus Fürth verliehen. Seit 2009 publiziert der Verleger Manfred Rothenberger ein Programm, das spartenübergreifende Kollaborationen fördert, Lyrik wie Sachbücher, Biografien und Kunstbücher zeigt, das immer wieder überrascht, vermeintlich Abseitiges ins Licht hebt und dem es gelingt, literarisch interessante sowie politisch relevante Bücher in herausragender Gestaltung zu veröffentlichen. Der Förderpreis ist mit 15.000 Euro dotiert.“



THE BOOTLEG HISTORY

Augsburg: Zwei Abende Ausstellung und Programm zur Geschichte des Musikclubs Bootleg. Der damals in der Punkrock/Underground-Rock´n´Roll-Bundesliga spielte und vom maßgeblichen Magazin Spex als Nr.1-Club des Südens ausgezeichnet wurde. Die Geschichte war kurz, aber heftig: Eröffnet im Dezember 87, wurde das Bootleg schon im Mai 89 nach den intensiven Bemühungen von den gestörten Anwohnertruppen abgeschlossen. Nachdem sie über 100 Konzerte überlebt hatten, von Pussy Galore mit Jon Spencer, die angeblich den Lautstärkerekord aufstellten, über Screaming Trees bis Mo Tucker Band. Komplett nachzusehen auf den ausgestellten Plakaten, Flyern, Fotos und Live-Mitschnitten.

Bootleg: hat auch in mein Leben massiv eingegriffen. Wir kamen aus München zu einigen Konzerten, weil dort nichts ähnlich Gutes geboten war, und dann wurde ich zu einer Lesung aus meinem ersten Buch eingeladen, great, und wir lernten gute Leute kennen, und als wir bald darauf von den Münchner Mietpreisen endgültig die Nase voll hatten, zogen wir also um nach Augsburg, und Bootleg-Betreiber Peter Bommas, außerdem Herausgeber des Magazins Trash, wurde auch noch Verleger einiger meiner Bücher. Womit eine lange und vielverzweigte Freundschaftsgeschichte nur angedeutet ist…

Zusatzprogramm in der Transformatorenhalle 117 der Hutfabrik Lembert jeweils ab 19 Uhr:

12.12. Im Gespräch Peter Bommas und Pulle (Bootleg-Betreiber), Roderich Fabian (ex-BR-Zündfunk), Künstlerinnen Marie und Peter Lochmüller, Dolf Hermannstädter (Trust-Magazin), Bernd Spring (Isidor-Fanzine) + ein originalgetreues DJ-Set von Cpt. James T Maschek

13.12. Konzert mit denen, die schon damals dabei waren: The Creeping Candies & The Truffauts + DJ Thomas Patsch



WAS IST EINE VERNICHTUNGSKAMPAGNE?

Ziemlich oft taucht die Behauptung auf, es hätte eine „Vernichtungskampagne“ gegen die bekannte und von vielen gefeierte Journalistin gegeben. Hier ein besonders krasses Beispiel, was von gewissen (und gewiss kriegserfahrenen) Medienschaffenden als Teil von „Vernichtungskampagne“ eingestuft wird. Veröffentlicht (bzw. abgefeuert, jedoch ohne einen Wirkungstreffen zu landen) von Esther Schapira am 1.12. in der FAZ zum Thema „ARD-Korrespondentin Sophie von der Tann erhält den Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis“:

„Zwei Storys pro Woche musste allein BBC Arabic im Schnitt innerhalb der vergangenen zwei Jahre korrigieren wegen Falschmeldungen und eklatanten journalistischen Fehlern. Israelisches Leid wurde vorsätzlich minimiert, um Israel als Aggressor darzustellen. Insgesamt ist die Berichterstattung der BBC beim Thema Nahost geprägt durch Voreingenommenheit, tendenziöse Verzerrung, Aktivismus und wissentliche Verbreitung von Hamas-Propaganda. Zu diesem verheerenden Ergebnis kommt der interne Bericht des leitenden Journalisten Michael Prescott, der zu Rücktritten führte und den Sender in die vielleicht größte Krise seiner Existenz stürzte (F.A.Z. vom 26. November).
Die Folgen für jüdisches Leben in Deutschland
Es gibt keine vergleichbare Untersuchung der öffentlich-rechtlichen Medien bei uns. Sie wäre allerdings dringend nötig. Die BBC sollte ein mahnendes Beispiel sein, nun ebenfalls freiwillig die eigene journalistische Arbeit schonungslos zu prüfen. Die Beispiele tendenziöser Verzerrungen, Halbwahrheiten und Fehler der Nahostberichterstattung bei uns sind ebenfalls eklatant, bislang aber völlig folgenlos. Jedenfalls für die Verantwort­lichen. Die Folgen für jüdisches Leben in Deutschland lassen sich unter anderem in der Statistik nachlesen, die einen neuen Rekord an antisemitischen Gewalttaten verzeichnet. Wer sich nur über ARD, ZDF und Deutschlandfunk informiert, wird kein differenziertes Bild dieses komplexen Konflikts bekommen können.
Die Menschen in Gaza leiden, die Bilder der Zerstörung sind erschütternd. Das ist die Seite, die wir täglich gezeigt bekommen. Die andere Seite sehen wir nicht: weder die erbarmungslose Terrorherrschaft der Hamas noch das Leid der traumatisierten israelischen Gesellschaft. Diese Verkürzung führt zu einer Verzerrung. Es wirkt, als ob es in Gaza nur Opfer gäbe, und stempelt alle Israelis zu Tätern. Es gibt etliche Medienschaffende im öffentlich-rechtlichen Rundfunk, die sich mit diesem schlichten Weltbild unwohl fühlen, aber es braucht Mut, gegen den vorherrschenden Meinungskanon zu verstoßen. Im vertraulichen Gespräch berichten Mitarbeitende von einem be­drückenden Klima der Ausgrenzung der­jenigen, die sich nicht einreihen in die „Palästina-Solidarität“. Dabei müsste der Prescott-Bericht der BBC auch hiesigen Programmverantwortlichen die Augen ge­öffnet haben, wie leicht es der Terrorbande gelungen ist, Bildfälschungen und Propagandalügen unterzubringen. Die Ha­mas wusste, dass die unausweichlich fol­genden Bilder der Zerstörung in Gaza, der leidenden Zivilbevölkerung und toter Kinder ihre stärkste politische Waffe sein würden. Wie schnell die Täter-Opfer Umkehr aber gelungen ist und wie tatkräftig sich westliche seriöse Medien daran beteiligt haben, muss selbst die Hamas überrascht haben.
Eine „von der EU als Terrororganisation eingestufte Gruppe“
Als am 17. Oktober 2023 eine Rakete beim Al-Ahli-Krankenhaus einschlug, wurde sofort Israel für den Tod von angeblich bis zu 500 Menschen verantwortlich gemacht. Eine gezielte Falschmeldung, die auf fruchtbaren Boden fiel: Israel wird seit Jahren an Universitäten, im Kulturbetrieb und eben auch in Redaktionen als „kolonialistisches Projekt“ delegitimiert, gegen das jede Form des „Widerstands“ zulässig sei. Das erklärt, warum die ARD-Korrespondentin Sophie von der Tann glaubte, den bayerischen Antisemitismus-Beauftragten Ludwig Spaenle darauf hinweisen zu müssen, dass der 7. Oktober 2023 eine „historische Vor­geschichte“ habe. Das klingt nach „aber“ und meint genau das: die Relativierung des Hamas-Pogroms. Übertrieben? Dann stellen wir uns kurz die berechtigte Empörung vor, wenn eine Journalistin auf die „historische Vorgeschichte“ des Holocaust hinweisen würde.
Die Hamas als Terroristen zu benennen, schien die Korrespondentin jedenfalls vermeiden zu wollen. Nachdem es anfänglich „militante Kämpfer“ waren, wurde die Hamas zögerlich zu einer „von der EU als Terrororganisation eingestuften Gruppe“. Auf CNN rang der Korrespondent Richard Quest sichtlich mit den Worten („we’re running out of adjectives here“), um das Grauen zu beschreiben. Seine ARD-Kollegin aber sorgte sich am 8. Oktober, als nicht nur die jüdische Welt noch schockstarr war angesichts der unvorstellbaren Grausamkeit des Massakers, das in Gaza bejubelt wurde, vor allem um „die Menschen in Gaza“.
Die Echokammer ist entzückt
Ihre sofortige Warnung vor den Fol­gen der israelischen Selbstverteidigung begeisterte die „Pro-Palästinensische“- Echo­­kammer und sorgte rasch für Reichweite auf ihrem privaten Instagram-Account. Vereinfachung komplexer Vorgänge durch einseitige Parteinahme, Emotionalisierung statt Analyse – die Logik der sozialen Medien bestimmt inzwischen auch die Nachrichten: Tiktok und Instagram für junge User, ARD und ZDF für ihre Eltern und Großeltern. Im verzweifelten Kampf um die ersehnte junge Zielgruppe haben unzählige Projektgruppen für eine Verjüngung und mehr Diversität gesorgt. Auch dadurch sind die Grenzen zwischen Aktivismus und Journalismus verschwommen.
Eine Person Frau hält ein Plakat und eine israelische Flagge während der Trauerfeier für Dror Or, eine ermordete israelische Geisel, im Kibbuz Reim nahe der Grenze zum Gazastreifen, am 30. November. Or wurde bei dem Angriff der Hamas am 7. Oktober getötet, seine Leiche wurde nach Gaza gebracht und von der Hamas im Rahmen des Waffenstillstandsabkommens zurückgegeben. EPA
Gegen Klicks und Follower wirkt Einspruch unter Verweis auf den Programmauftrag hoffnungslos gestrig. Wer im Mainstream der eigenen Blase schwimmt, hat Oberwasser. Diese Form des „Em­bedded Journalism“ wird klaglos akzeptiert. Wenn etwa der ARD-Korrespondent in Kairo, Ramin Sina, am historischen Tag der Geiselfreilassung und der Unterzeichnung des Friedensplans in Scharm el-Scheich live in den „Tagesthemen“ erklärt, dass der israelische Ministerpräsident Ne­thanjahu von vielen Teilnehmern des Gipfels als „Kriegstreiber“ wahrgenommen werde, und hinzufügt: „Ich persönlich kann dieser Lesart folgen“, dann ist dies schlicht unerträglich. Es zeigt schamlose Voreingenommenheit und das Fehlen jeglicher Empathie für Israel. Es zeigt aber auch, wie weit sich die ARD von ihren ei­genen Grundsätzen entfernt hat. Waren früher Meinung und Bericht strikt zu trennen, so wird deren Vermischung heute als mutige Haltung mit Preisen ausgezeichnet.
„Mutmaßliche Hamas-Tunnel
Dass jeder Krieg auch ein Krieg um die Deutungshoheit ist, dass also jede Seite ein massives Interesse an Einflussnahme hat, ist eine banale Erkenntnis. Das Misstrauen gegenüber Israel ist aber offenkundig deutlich größer als gegenüber den Angaben der Terrororganisation. Im Februar 2024 nehmen die israelischen Streitkräfte, nimmt die IDF ausländische Journalisten mit in einen Tunnel der Hamas. Er verläuft unter einer Schule. Direkt unter dem Hauptquartier des Hilfswerks der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge im Nahen Osten (UNRWA) liegt die Kommandozentrale der Hamas. Überprüfen könne sie die Angaben nicht, sagt Sophie von der Tann, obwohl sie selbst im Tunnel steht. Passend titelt „tagesschau.de“, das israelische Militär zeige „mutmaßliche Hamas-Tunnel“. Mutmaßlich? Den Angaben des Hamas-Gesundheitsministeriums zu mutmaßlichen Hungertoten traut sie dagegen erkennbar mehr als israelischen Wissenschaftlern.
Am 28. Juli 2025 wurde in Israel eine wissenschaftliche empirische Studie veröffentlicht, die zum Ergebnis kommt, dass es weder für eine Hungersnot in Gaza Belege gebe noch für systematische Angriffe auf Zivilisten. Darüber informiert uns die Korrespondentin nicht. Sie interviewt stattdessen zwei Experten, die nichts mit der Studie zu tun haben und von „Genozid“ sprechen. „Die Diskussion über die rechtlichen und ethischen Implikationen des Krieges ist zwar wichtig“, aber sie müsse „auf einer soliden Faktengrundlage be­ruhen, um sinnvoll und relevant zu sein“, heißt es in eben dieser Studie. Auch die gerade veröffentlichten und journalistisch sofort verbreiteten Zahlen des Max-Planck-Instituts Rostock von geschätzt mindestens 100.000 Kriegstoten in Gaza bezweifelt der Militärhistoriker und Mitautor der Studie, Professor Danny Orbach von der Hebräischen Universität Jeru­salem, wie er am vergangenen Mittwoch persönlich im Bundestag ausführte. Leider ohne jegliche Resonanz bei ARD und ZDF.
In der ARD heißt es: Jetzt erst recht
Solche Beispiele tendenziöser Berichterstattung führen zu Protesten auch von offizieller israelischer Seite, was verständlich und völlig legitim ist. Innerhalb der ARD aber lösen sie vor allem ein trotziges Jetzt-erst-recht aus, wie die Jurybegründung des Hanns-Joachim-Friedrichs-Preises für Sophie von der Tann zeigt. Die Journalistin habe, heißt es, „Haltung“ bewahrt gegenüber dem „wirkmächtigen“ israelischen Botschafter, der den „Kontext der deutschen Geschichte“ benutze, „um professionelle, fakten-basierte Berichterstattung auszuschalten“. Sophie von der Tann ist das junge ARD-Gesicht der Parole „Free Palestine from German Guilt“.
Vielleicht ist diese Verschiebung der folgenschwerste Sieg der Hamas. Antisemi­tische Narrative, zumal im Gewand der Israelkritik, werden nicht mehr analysiert. Kritik wird als unbilliger politischer Versuch der Einflussnahme abgewehrt. Der Antisemitismusvorwurf, argumentierte jüngst auch das ARD-Politikmagazin „Panorama“, werde benutzt, um Kritiker zu diffamieren, die Israel Genozid vorwerfen. Das mag vereinzelt stimmen, aber politische Motive sagen noch lange nichts aus über den inhaltlichen Gehalt des Vorwurfs. Die Verhältnismäßigkeit der israelischen Kriegsführung muss selbstverständlich diskutiert werden. Statt aber nach den Belegen für den Vorwurf des Völkermords zu fragen, wird nur präsentiert, was zur vorab feststehenden Antwort passt. Abweichende Beurteilungen, wie die von Professor Orbach, werden nicht einmal erwähnt. Stattdessen beklagt „Panorama“, dass Studenten der FU Berlin aus Angst vor dem Antisemitismus-Vorwurf, der „Karrieren vernichten“ könne, „Selbstzensur“ übten.
Gibt es Beispiele für vernichtete Karrieren durch unbegründete Antisemitismus-Vorwürfe? Oder handelt es sich um eine gefühlte Wahrheit, um die gefährliche Verbreitung des antisemitischen Gerüchts von der „jüdischen Lobby“? Was es nachweislich gibt, ist „Panorama“ keiner Erwähnung wert: das einschüchternde univer­sitäre Klima, in dem sich manche jüdische Studierende nur gemeinsam in die Mensa wagen, israelische Wissenschaftler bedroht werden und ihre Vorlesung aus Sicherheitsgründen teils nur online halten können.
Die Terrorherrschaft der Hamas ist ein blinder Fleck.
Die Instrumentalisierung des Genozidvorwurfs, die islamistische Infiltration in Wissenschaft, Kunst und Kultur, die Verflechtung der Hamas mit der UNRWA – all das wären lohnende Themen für die glorreichen Investigativteams von ARD und ZDF. Auch Hintergrundinformationen zur Terrorherrschaft der Hamas sind blinde Flecken der Berichterstattung, dabei haben diese unmittelbare Auswirkungen auf unseren Blick auf Gaza. Wer in Ungnade fällt, riskiert sein Leben. Wer Propaganda macht, wird belohnt. Eine Presseweste allein macht noch keinen Journalisten. Ein Mikrofon im Bild mit dem Logo der ARD oder des ZDF suggeriert, dass die Korrespondenten selbst vor Ort seien, tatsächlich aber sind es ausschließlich der Hamas genehme Bilder und Aussagen, die so zu uns gelangen. Entsprechend stehen alle Bilder, die uns aus Gaza zugeliefert werden, unter einem Glaubwürdigkeitsvorbehalt.
Daher ist die Überraschung des ZDF, dass sich ein Mitarbeiter einer palästinensischen Medienfirma, mit welcher der Sender eng kooperierte, als Hamas-Kommandeur erwies, entweder naiv oder unglaubwürdig. Über Ahmed Abu Mutair, dessen Tod der ZDF-Korrespondent Thomas Reichart sofort eingeordnet hatte in „das Muster“ israelischer Angriffe auf Journalisten, heißt es jetzt beruhigend, dass er nur ein unbedeutender technischer Mitarbeiter der Firma gewesen sei, der nie Einfluss auf die Berichterstattung des ZDF gehabt habe. Wer sich so rausredet, verschleiert die tatsächlichen Bedingungen der Berichterstattung in einer Diktatur. Wer traut sich, offen journalistisch zu ar­beiten in Gegenwart eines Hamas-Kommandeurs? Die Naivität hat System. Das war schon vor der Hamas so.
Als der damalige ZDF-Korrespondent Stefan Merseburger vor 25 Jahren mit seinem Team Bilder des Lynchmords an israelischen Reservisten in Ramallah drehte – die Geburtsstunde der blutigen Handflächen, mit denen heute Hamas-Fans im Westen posieren – wurde er massiv bedroht und sein Material vernichtet. Das alles geschah unter der als gemäßigt geltenden PLO. Schon damals setzte die palästinensische Seite auf die Macht der Bilder. Diese Strategie darf nicht länger aufgehen. Der Programmauftrag ist nicht weniger als eine Verpflichtung, das ganze Bild zu zeigen. Es wird Zeit, sich daran zu erinnern. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk wird langfristig nur überleben, wenn er bereit ist zu radikaler Selbstkritik und wenn er sich nicht ideologisch vereinnahmen lässt. Um es mit den Worten Hanns Joachim Friedrichs zu sagen: Guter Journalismus macht sich mit keiner Seite gemein.“
(„Esther Schapira ist Journalistin, Buchautorin und lebt in Frankfurt. Von 1995 an arbeitete sie als Redakteurin beim Hessischen Rundfunk zuletzt leitete sie die Abteilung Fernsehen Politik. gemeinsam mit Georg M. Hafner erhielt sie die Buber-Rosenzweig-Medaille.“)


GENERATION DURCHFALL

„Sie haben uns einen Clown serviert und im Hintergrund den lupenreinen Fascho durchmarschieren lassen. Ablenkung durch Empörung, während die eigentliche Agenda im Schatten voranschreitet.
Das Ganze ist selbstredend kein Zufall. Die AfD lebt von Polarisierung: Je mehr Lärm um die Randfiguren, desto weniger Aufmerksamkeit für die Kernfiguren, die die Strukturen aufbauen. Hohm als Jugendboss bedeutet, dass die AfD ihre rechte Flanke junger, radikaler Aktivisten weiter professionalisiert – genau das, wovor Verfassungsschützer und Kritiker seit Jahren warnen.
Statt über Hohms faschistische Ideologie oder Netzwerke zu reden (…) diskutiert halb Deutschland über Eichwalds „Witzchen“ (…)  vielleicht verliert dieser Trick irgendwann einmal auch an Wirkung. Was wichtig wäre, denn diese „Generation Durchfall“ ist brandgefährlich.“ (Jens S. Hoff, f-book 1.12.)


BRECHEN

„Merz & Dobrindt brechen mit ihrer Flüchtigspolitik jeden Tag EU-Recht. Und missachten die Gewaltenteilung.“ -Ronen Steinke, Phoenix, 2.12.

„So wird die Verpflegung im Knast geregelt – Was hinter Gittern auf den Teller kommt, regelt in Bayern die „Verpflegungsordnung für die Justizvollzugsanstalten“ (…) Wählen können Gefangene zwischen drei Kostformen, wie das bayerische Justizministerium erklärt: Normalkost, schweinefleischlose Kost und fleischlose Kost“ und die „Speisen sind nach den Regeln der Kochkunst schmackhaft und schonend zuzubereiten“, heißt es in der Verordnung weiter.“

https://www.br.de/nachrichten/bayern/essen-im-gefaengnis-was-hinter-gittern-auf-den-teller-kommt



FRED IS DEAD

ist auferstanden! Obwohl Jesus nicht mitmacht! Was soll das heißen? Fred Is Dead waren seit 1991 die zentrale Band des legendären Labels Hausmusik. Nach sechs Alben und 19 Jahren in anderen Bands und Tätigkeiten sind sie jetzt mit dem neuen Track „Albatros“ zurück und die Pause hat ihnen offensichtlich sehr gut getan und es sollen weitere Tracks folgen. Falls es kein Wunder ist, dann eine gute Nachricht:

Mehr History: http://hausmusik.com/diskographie.html

 



INTERESSANTE ERGEBNISSE

(Auszug) „X hat eine Funktion eingeführt, mit der man sehen kann, wo ein User mutmaßlich beheimatet ist (…) und siehe da, es gab interessante Ergebnisse. Wie zum Beispiel eine Unmenge von vorgeblichen Gaza-Bewohnern, die täglich vehement über Hungersnöte, getötete Zivilisten und allgemeine Ungerechtigkeiten berichtet und manchmal um finanzielle Hilfen gebeten hatten, in Wirklichkeit aber in den USA, Russland, Indien oder anderen Teilen der Welt an ihren Rechnern saßen.“ (aufgedeckt von Elke Wittich)

https://jungle.world/artikel/2025/48/account-standorte-auf-x-gruesse-aus-gaza?



JETZT KOMMT WIEDER DIE ZEIT

für Weihnachtsfilme und wir schließen uns der Empfehlung von nd-Autor Thomas Blum an („wärmstens“ sagt man dann):

Ich möchte dieses Dokumentarfilmjuwel empfehlen. https://www.arte.tv/…/117204…/ich-hatte-nur-das-nichts/ Das Bildmaterial ist kompiliert aus Szenen, die Claude Lanzmann nicht für seinen epochalen Dokumentarfilm „Shoah“ (entstanden zwischen 1973 und 1985) verwendete. Wer „Shoah“ gesehen hat, wird einiges zur Entstehungsgeschichte dieses Werks erfahren, wer den Film nicht gesehen hat, wird vielleicht dazu angeregt, sich ihn anzusehen. Auch „Shoah“ selbst ist derzeit in der Arte-Mediathek zu finden. Ich empfehle, ihn anzuschauen. https://www.arte.tv/de/videos/RC-027339/shoah/ 



IM HUFEISEN

steckst du, wenn sie dich von links und rechts in die Zange nehmen … dazu die Details aus der JungleWorld vom 13.11.:

„Autoritäre und antisemitische Strömungen innerhalb der Linkspartei gewinnen an Bedeutung, und sie tun es schnell. Nachdem Ramses Kilani noch im vergangenen Jahr aus der Partei geflogen war, weil er die Hamas-Massaker vom 7. Oktober verteidigt hatte, hielt er im September eine Rede auf der Demonstration »Zusammen für Gaza« in Berlin – einer Veranstaltung, die von der Partei mitorganisiert worden war.

Durch Erfolge wie diesen gestärkt, legen die antizionistischen Strömungen es gerade darauf an, ihren Einfluss innerhalb der Partei weiter auszubauen. Anfang November hat die parteinahe Jugendorganisation Solid auf ihrem Bundeskongress einen »zutiefst antisemitischen Antrag beschlossen« (…) Der besagte Beschluss spricht vom »kolonialen und rassistischen Charakter des israelischen Staatsprojekts«, und zwar »von seinen Anfängen an«. Die »Befreiung Palästinas« wird darin in erlösungsantisemitischer Tradition als »Teil einer breiteren demokratischen und sozialistischen Revolution« bezeichnet, die »den Imperialismus und Kapitalismus aus der Region herauswirft«, anders ausgedrückt: dem jüdischen Staat ein Ende bereitet (…) Der Antrag wurde mit knapp 70 Prozent der Delegiertenstimmen angenommen.“ – Der ganze Gute-Nacht-Gesang hier:

https://jungle.world/artikel/2025/46/linkspartei-bds-antizionismus-aufwind-fuer-antisemiten?



SPITZENSATZ (106)

„Alle rennen ja zurzeit zu den großen Konzerten und versuchen auf ihren 300-Euro-Plätzen mit ihren 1200-Euro-Telefonen aus 100 Metern Entfernung ein halbwegs scharfes Bild für Instagram hinzukriegen.“ (Maik Brüggemeyer, f-book 18.11.)

Das korrespondiert, finde ich, mit dem super Marketingtipp einer Autorin für die schreibende Klasse: „Liebe alle! Über eine positive Reension auf Amazon mit füenf Sternen und drei Wörtern würd ich mich freuen; auch wenn das Buch noch nicht gelesen wurde.“ (Woraf dann üebrings kein Smeilay gesetzt wahr). „Drei Wörtern“, hm, könnte ein Intelligenztest sein.