Bildung

DIE „GUTMENSCH“-GESCHICHTE

Wiglaf Droste (übrigens schon am 4.1.) über die Entwicklung des Begriffs, mit dem Untertitel: Wie aus der berechtigten Sprachkritik am Terminus „Gutmensch“ ein rechter Kampfbegriff wurde

https://www.jungewelt.de/2016/01-04/040.php?sstr=gutmensch



SAM PECKINPAH (5)

“Dann lernte ich Sam Peckinpah kennen”, schreibt Senta Berger in ihren Memoiren (S.259ff). “Sehr schmal, zart. Schüchtern. Er sagte: ‘Das ist keine tolle Rolle, die ich hier für Sie habe, aber ich bin froh, dass Sie sie spielen. Wenn wir Glück haben (…) können wir improvisieren am Drehort. Das Studio haßt es, weil sie dann keine Kontrolle haben, aber ich möchte es versuchen.’ Es war sein erster großer Studiofilm (Major Dundee, A.d.V.) mit einem enormen Budget. Peckinpah hatte von Anfang an Angst, seine Unabhängigkeit zu verlieren (…)

Der Film war ein wahrer Männerfilm. Es war für mich geradezu lächerlich, wie die Männer (…) in den Drehpausen und auch nach Drehschluß ‚Cowboy’ spielten. Wie Kinder. Jeder trug seine lächerliche Pistole im Gürtel, die Cowboystiefel wurden auch abends nicht abgelegt (…) Sam Peckinpah auf jeden Fall hatte immer schon morgens Gin in seinem Plastikbecher (…) Jerry Bresler, der ausführende Produzent für Columbia, saß immer unverrückbar hinter Peckinpah, mit dem Finger auf der jeweiligen Szene im Drehbuch. Es durfte nicht die geringste Abweichung geben (…) Wenn Sam einen seiner Sätze ändern wollte, mußte Jerry Bresler Frankovich in Hollywood anrufen (…) Peckinpah wurde mit der Zeit sehr aggressiv. Es gab schreckliche Szenen. Schreiduelle. Auseinandersetzungen.”

“Meinen nächsten Film sollte wieder Sam Peckinpah drehen (…) ‚The Glory Guys’ (…) Columbia feuerte (ihn) aber, wie der es übrigens erwartet hatte…”

“Mit Sam Peckinpah habe ich später noch einen Film gemacht:Steiner‘ (Steiner – Das Eiserne Kreuz, A.d.V.). Zu dieser Zeit hat er nicht nur schwer getrunken, sondern auch Drogen genommen (…) Der deutsche Produzent Wolf Hartwig wußte nicht, mit Peckinpah umzugehen. Seinen schneidigen, militärischen Ton vertrug Sam absolut nicht, und er schrie die schrecklichsten Flüche und Verwünschungen wie ‚Nazischwein’ und ‚hier ist kein KZ, Herr Hitler’ zurück (…) Meine Rolle stand nicht im Drehbuch. Jede Szene war improvisiert, wie Sam es gerne hatte und ich auch.”

Aus: Senta Berger: Ich habe ja gewußt, daß ich fliegen kann. Erinnerungen. Köln, 2006

*Ein Senta&Sam-Foto: http://textbaufranzdobler.tumblr.com/post/136178123951/gentlemanlosergentlemanjunkie-senta-berger-on#notes



WIR SIND HIER NICHT DIE KANDIDATEN OHNE MANIEREN

die sich nicht an die Gepflogenheiten (verdammt, fast hätten wir dieses schöne Wort vergessen…) des seriösen Journalismus halten würden, und beginnen also mit einem kurzen (das faule Pack alias „Mitarbeiter“ im, wie sie es nennen, wohlverdienten Urlaub) Jahresrückblick:

Bei einer Rede in Hamburg erinnerte konkret-Herausgeber Gremliza „an die 600.000 Bürger von Leningrad, die 1941 unter Mitwirkung eines Offiziers der 1. Panzer-Division ermordet wurden, der für seinen Einsatz mit dem Eisernen Kreuz dekoriert wurde. Sein Name: Helmut Schmidt. Davon auf zehntausend Zeitungsseiten und in tausend Sendestunden der letzten Wochen kein Wort.“ (konkret 1/16, S.4)

Und zu diesem „kein Wort“ dann noch dies: In einem Nachruf auf Lemmy Kilmister wird beklagt, dass die großen alten Rockmusiker abgetreten bzw. am Abtreten sind: „… David Bowie ist nur noch als Geist da. Bob Dylan krächzt je nach Form auf dem letzten oder vorletzten Loch. Lou Reed tot. J.J. Cale tot. Helmut Schmidt tot. Joe Cocker tot. Lemmy Kilmister jetzt auch tot …“ (Süddeutsche Zeitung, 30.12.2015, S.11)

Wie soll man das nennen? Es ist nicht Unwissenheit und es ist kein Gag. Es ist eine infame Verdrehung von Tatsachen. Um Leuten, die´s nicht besser wissen oder noch nicht wissen können, etwas anzudrehen. Lemmy hatte für diese Art miese Verkaufe immer knappe und eindeutige Kommentare auf Lager.



SCHAUT IN DEN KOPF VON SAM PECKINPAH

gestorben am 28.12.1984 – den ich mit der Jim Thompson-Verfilmung The Getaway auf einer der wichtigsten Universitäten meines Lebens kennenlernte, im Münchner Werkstattkino.

midmarauder:

David Samuel “Sam” Peckinpah
February 21, 1925 – December 28, 1984

Der passende Schnitt von der Thompson- zur Peckinpah-Serie. Sam Peckinpah hat 1972 Jim Thompsons Thriller The Getaway verfilmt (siehe unten), und das ist, obwohl die Produzenten unfassbar viel versaut haben (Peckinpah pisste bei der Vorführung gegen die Leinwand), bis heute die ultimative Thompson-Verfilmung. (Thomas Wörtche beschreibt es in seinem großartigen Nachwort zu “Fürchte den Donner" so: Peckinpah habe den ersten Teil von Getaway verfilmt… / man könnte ergänzen: und den zweiten Teil haben die Produzenten vernichtet…)      



GRÜSS GOTT HERR LOBBYIST

Neuigkeit zur Petition

Erfolg: Auch CDU/CSU musste Lobbyisten nennen!

abgeordnetenwatch.de

17. Dez. 2015 — Zum Jahresende gibt es noch einmal großartige Nachrichten. Nach über einem Jahr ist es uns gelungen, die geheimen Lobbykontakte auch der CDU/CSU offen zu legen. Zur Erinnerung: die Union hatte sich sich als einzige Partei bis zuletzt geweigert, die Liste der Lobbyisten offen zu legen, denen sie einen Hausausweis verschafft hatte. Doch nach mehreren Gerichtsurteilen und dem zusätzlichen öffentlichen Druck musste sich auch die CDU/CSU dem Bürgerwillen beugen. Wir haben die Liste in unserem Blog veröffentlicht:
https://www.abgeordnetenwatch.de/blog/lobbyliste



DER LOBBYIST AKTUELL

Neuigkeit zur Petition

Diese Lobbyisten-Namen sollten geheim bleiben #Transparenz @a_watch

 
abgeordnetenwatch.de

30. Nov. 2015 — Auf diesen Moment haben wir mehr als eineinhalb Jahre hingearbeitet: der Bundestag hat endlich die Liste der Lobbyisten offengelegt, die per Geheimverfahren einen Bundestagshausausweis bekommen haben. Darunter sind auch die Lobbykontakte, die CDU und CSU bis zum Schluss unbedingt geheim halten wollten.

Rüstungskonzerne, Fracking-Lobby, Autoindustrie und Energieriesen – sie alle haben ungehinderten Zugang zu unseren Abgeordneten und können politische Entscheidungen in ihrem Sinne beeinflussen. Wer sich noch auf der Liste befindet und welche Fraktionen wem Zugang verschafft haben, lesen Sie hier: https://www.abgeordnetenwatch.de/blog/lobbyliste

Mit diesem Erfolg ist unsere Arbeit aber nicht beendet, im Gegenteil. Die Offenlegung der Lobbykontakte ist ein Etappensieg auf dem Weg zu einem dauerhaften Lobbyregister.

Wenn Sie künftig über unsere Recherchen zu Nebeneinkünften, Parteispenden und Korruption in der Politik informiert werden wollen, können Sie sich hier in unseren Newsletterverteiler eintragen: https://secured.abgeordnetenwatch.de/tools/newsletter.php



SOVIEL ZUR DEUTSCHEN LEITKULTUR

DJ Belp alias Belporama, auch bekannt als leitender Führungsoffizier von Schamoni Musik, hat einen Beitrag zu diesem Thema verfasst, zu dem im Musikgeschäft neben Trikont-Boss Achim Bergmann oder Veranstalter-Autor Berthold Seliger nicht viele fähig sind:

„Pope Ratzinger, Volkswagen-Ex-CEO Winterkorn, Soccer-Club FC Bayern Ex-Boss Uli Hoeness, And The List Goes On And On. Germans In Top Level Positions Turning Evil: This Is No Exception, Its A Result Of A Failed German Society. 

THE REASON WHY 70 YEARS AFTER WWII, HOLOCAUST, THE NAZI REGIME AND (NOT ONLY) 6 MILLION JEWS KILLED, ITS STILL NOT COOL TO BE PROUD TO BE A GERMAN.“

Hier der ganze, angemessen lange Text:

https://www.tumblr.com/textbaufranzdobler/133671381936/germans-in-power-most-likely-to-lean-towards-a



SPITZENSATZ (20)

„Die Modeseiten sind der Sekunde vor einer zärtlichen Berührung gewidmet – und ein ethisch-ästhetischer Appell: Die besonderen Momente können wir nur genießen, wenn wir sie ganz bewusst wahrnehmen.“ (Editorial, Süddeutsche Zeitung Magazin: Stil Leben Nr.02/15: Glänzende Zeiten. Ein Magazin über Luxus)



JETZT DIE GUTE NACHRICHT

„Der Mercedes von morgen erkennt Gefahren, noch bevor sie entstehen.“ Mercedes-Benz („Das Beste oder nichts.“)

Bildergebnis für nichts ist besser als gar nichts postkarten email hidden; JavaScript is required



WAS ES ALLES GIBT

Die Mauer in den Köpfen. Zum Beispiel. Ist sicher einer der interessantesten Begriffe, die wir dem Fall der Mauer zu verdanken haben; wo zuvor angenehme Leere war, stand plötzlich eine Mauer. Damit muss man erstmal klarkommen. Andere Begriffe begreifen wir nicht auf Anhieb, weil sie brandneu sind und wir sie noch nicht in den Griff bekommen. Dabei sind uns oft Politiker eine große Hilfe.

Das MdB Volker Ullrich (CSU) ist gerne eine besonders große Hilfe. Geht keiner Herausforderung aus dem Weg. Lädt zu einem Informations- und Diskussionsabend ein: „Wie geht die Politik mit der großen Herausforderung Asyl um?“ Dabei habe es, sagt die Zeitung, keine Hassäußerungen gegeben, sondern sachliche Fragen und Beiträge. Wäre ja noch schöner! Das MdB habe das Engagement vieler Deutscher gelobt, aber auch gemahnt, man müsse die Bedenken besorgter Bürger ernst nehmen – denn: „Es gibt eine Grenze für die kulturelle Aufnahmekapazität.“ Wovon spricht das MdB? Frage ich mich mit geradezu unmenschlicher Sachlichkeit. Es gibt also jetzt eine Grenze für die kulturelle Aufnahmekapazität – gut, aber auch bei uns in Bayern? Damit muss man erstmal klarkommen. Und dabei ruhig Blut bewahren.

Zuerst habe ich mich gefragt, woher kenne ich denn dieses MdB? Wo ich mich doch nicht besonders für Politik interessiere und für die eifrigen jungen Seehoferwasserträger auch nicht. Dann ist es mir eingefallen. Dieses relativ neue MdB hat seinen Gang nach Berlin nämlich erstaunlich gut vorbereitet, und im Februar 2013 schrieb ich für die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung diesen Kommentar dazu:

„Wer wissen will, wie es um die Christlich Soziale Union in Bayerns drittgrößter Stadt wirklich steht, der muss den Bayernhäuptling anrufen. Das Lied, das Ministerpräsident Seehofer nicht zum ersten Mal zum Besten geben könnte, wäre einige Nummern härter als die neue Rockscheibe vom Heino.

Nachdem die Augsburger CSU allein schon in jüngster Zeit mit Stichworten wie Parteiabspaltung, Parteiausschlussverfahren oder Stadtratsmehrheitsverlust glänzte, ist es jetzt der Ordnungsreferent Volker Ullrich, der mal richtig ins Rampenlicht drängt. Hat er doch letzten Montag glatt Polizei und Justiz in der Augsburger Allgemeinen einmarschieren lassen, um einen Verbrecher seiner verdienten Strafe zuführen zu können, der ihn in einem Online-Kommentar beleidigt hatte. Ja, und wie hat ihn der Kerl beschimpft? „Du ganz du dreckige Drecks…“ vielleicht oder sogar „Oberförster“? Wäre ja noch gegangen. Aber die Beleidigung war halt doch irgendwas mit „Rechtsbeugung.“ Was in Zusammenhang mit „Straßenstrichabschaffung“ oder wie das heißt natürlich nicht mehr lustig ist.

Es ist so: Der Ordnungs- und CSU-Politiker Volker Ullrich (37) will ja bekanntlich nach Berlin. Man möge ihm diesen Lebenstraum also doch bitte erfüllen und ausnahmsweise ohne Wahlen und solche Sperenzchen. Wird doch wohl einmal möglich sein. Ein Mann aus der Brechtstadt, mehr muss man doch nicht sagen.“

Soviel zu meiner persönlichen Grenze für kulturelle Aufnahmekapazität.