Lifestyle

AUFN PUNKT GEBRACHT

allein schon mit zwei Headlines: „Weltweit kämpfen extreme Rechte gegen die Gleichstellung von LGBT-Personen“ und „Russland hat die Repression gegen LGBT-Personen weiter verschärft“.

Paar Seiten mehr zum Thema in der heute erscheinenden Wochenzeitung Jungle World natürlich neben anderen Krisenberichten, aber auch, keine Panik, mit Sportartikeln wie „Bei der Kampfsportveranstaltung <Ostdeutschland kämpft> treten Neonazis an“ und Kulturberichten wie „Simone Schaberts Roman <Rosa in Grau> über die Schrecken der Nachkriegspsychiatrie“.

Das ganze Unterhaltungsprogramm: https://jungle.world/



UKRAINISCHES KRIEGSTAGEBUCH VOL 100

Der großartige ukrainische Autor („Richard Wagner und die Klezmerband“), DJ und Musiker (trikont.de-Artist) Yuriy Gurzhy hat am 12.1. die Nr. 100 seines Kriegstagebuchs für den Berliner Tagesspiegel veröffentlicht („In diesem Moment ging Antuan offline, weil er dringend in den Schutzbunker musste: Charkiw wurde wieder heftig beschossen.“), an seinem Geburtstag. Wir wünschen ihm, dass er keine weitere oder nur noch eine Kolumne schreiben muss.

https://www.tagesspiegel.de/kultur/ukrainisches-kriegstagebuch-100-donbass-in-bautzen-frieden-im-krieg-9172878.html

Hier ein erstes Musikvideo mit seiner neuen Formation The Pumpkin Machine, fast die ganze Musikwelt aufgemischt könnte man sagen:



SOMETHING SPECIAL ZUM TOD

von Specials-Sänger Terry Hall: mein Verlagskollege und taz-Redakteur Ulrich Gutmair hat ein damals nur Spex-online veröffentlichtes und inzwischen nicht mehr erhältliches Interview rausgeholt (hier ein Auszug) und so kommentiert: „Interessant, dass keiner der Nachrufe aus UK, die ich gelesen habe, auf Terrys jüdische Familie aus der Working Class Bezug nimmt, und auch nicht darauf, dass Terry in alter Familientradition immer Labour wählte – bis Corbyn kam. Too controversial, I guess.“ (Während sich, darf man ergänzen, die verstorbene Vivienne Westwood als Unterstützerin der anti-jüdischen BDS-Bewegung innerhalb der Brit-Kultur-Society in keiner controversial Position befand, sondern in einer fast schon dort erschreckend verbreiteten, was in den zahlreichen Punk-Nachrufen ebensowenig erwähnt wird wie die Tatsache, dass sie Punk nicht so gut wie erfunden oder geradezu mütterlich betreut, sondern vor allem von denen profitiert hat, die ihn gemacht haben, darin ebenbürtig dem mehr als nur dubiosen Ober-Business-Punk Malcolm McLaren, aber genug jetzt*):

„Terry Hall: (…) Der Antisemitismus ist für mich eine zentrale Frage, weil wir eine jüdische Familie sind. Ich glaube nicht, dass er [Jeremy Corbyn] aufrichtig ist, wenn er um Entschuldigung für antisemitische Ausfälle in der Partei bittet. Über viele Jahre hat er politische Freundschaften mit Leuten von Hamas oder der IRA geschlossen. Ich werde ihn sicher nicht wählen. Nicht nach seinen Bemerkungen zu Juden und Israel.
Spex: Auch die im Vereinigten Königreich einflussreiche BDS-Bewegung ist nah am Programm von Hamas.
Terry Hall: Mein Schwiegervater wurde in Berlin geboren, er musste die Stadt in den 1930ern verlassen. Das Vereinigte Königreich wurde sein Zuhause. Andere aus seiner Familie machten Israel zu ihrem neuen Heim. Die Briten haben Palästina nach dem Zweiten Weltkrieg verlassen, und die israelische Gesellschaft sah sich von Anfang an umzingelt. So ist es ja auch. Jeder durchschnittliche israelische Jude wird dir das erklären.
Spex: Es gibt ein Stück auf dem neuen Album, das Ihre Liebe zu jüdischer Musik zeigt. „Breaking Point“ klingt osteuropäisch, auch ein bisschen nach Brecht/Weill.
Terry Hall: Als ich Kind war, war das die erste Musik, die ich zu hören bekam. Mein Vater hörte auch immer Edith Piaf. Meine Lieblingsgenres sind Klezmer und die Musik der Roma. Wir haben bei „Breaking Point“ eine Tuba eingesetzt, weil ich die Musik der osteuropäischen Blaskapellen liebe.
Spex: Wenn man Sie googelt, sieht man ganz oben das Foto eines jungen Manns mit goldener Halskette, an der ein großer Davidstern hängt.
Terry Hall: Meine Mutter hat darauf bestanden, dass ich ihn täglich trage.
Spex: Haben Sie deswegen Probleme bekommen?
Terry Hall: Es gab damals eine Partei namens „The British Movement“, und wir, also die Band, bekamen von ihnen Todesdrohungen: Zwei Schwarze und ein Jude, das ist perfekt, Mann. Ich hatte also die Wahl, wem ich mich stellen sollte: Dem British Movement oder meiner Mutter.“
(Quelle: newsletter von Radio-DJ/Journalist Klaus Walter)
(*vielleicht vor dem nächsten Nachruf auf einen Superpunk die 550 Seiten von Jon Savages England´s Dreaming nicht nur durchblättern)


DISKUTIEREN AM BAUM

Als ich alt genug war, um im Angesicht des Christbaums ordentlich über Gott und die Welt zu diskutieren, war Weihnachten nur noch ziemlich, naja, anstrengend. Als ich an Hl. Abend einmal nach Einbruch der Dunkelheit heimkam, hatte ich den Mercedes 200 D meines Vaters gegen einen Golf manövriert, der dann zum Schrottplatz musste, also da waren die folgenden Diskussionen nicht so kompliziert. Die Jungle World gab es in dieser Welt damals noch nicht, das hätte uns grad noch gefehlt.

Ist möglicherweise ein Bild von Text „J Apropos Dreadlocks, Jazz und Santa Claus. Wem gehört hier was? Die Aneignungsdebatte Appropriation コ Apropos Appropria Appropriation Die extradicke Weihnachtsausgabe. Ab 22. Dezember an ihrem Kiosk, im Internet oder im Abo. Aporopos Abo: Abos retten uns den Arsch. Jetzt Rettungsring werfen und Jungle World- Abo abschließen oder verschenken. jungle.world/ /Rettungsring-Abo“



DAS IST SCHON BISSCHEN WENIG

finde ich, für so eine komplizierte, wenn nicht sogar wahnsinnig komplizierte Frage: „»Die meisten Menschen sind Egoisten« – Stimmen Sie dieser Aussage zu? Nehmen Sie jetzt an der Umfrage Teil und erhalten sie als Dankeschön 4x DIE ZEIT kostenlos.“



WIEDER WAS VERPASST

„Alle Welt spricht über Sissy“, sagt die Moderatorin der ARD-Kulturnacht im Radio, die über die Frankfurter Buchmesse berichtet, genau jetzt, und weil ich hier tippe, kann ich noch nicht ausschalten.

Bin auch schockiert, dass ich nicht mehr weiß, was in der Welt vor sich geht. Ich werde wieder umsteigen auf was Sinnvolles wie harte Drogen.

Sound zum Abschießen gefällig? Vieux Farka Touré & Khruangbin.



PERSIAN POP 45s

Iranian pop music - Wikiwandpresented by Booty Carrell: „Originally came out as a limited Mix-CD in Japan. Very few copies were given away in Hamburg. One take live mix using original vinyl only. Impossible without Ali Bakhtiari and Alexander Nitze. Enjoy!“



GERMAN HIGH CLASS JOURNALISM TODAY

Wenn man es in der Text-Branche soweit geschafft hat, dass man in der Zeit schreiben kann, dann hat man dies und das und vielleicht auch noch „seit vier Jahren einen Freund. Er ist schön und klug und witzig und hat auch einen tollen festen Job.“ Da platzen wir schon wieder vor Sozialneid. Unser Freund ist nämlich nicht so toll (ganz unter uns gesagt, wird er sogar auf den Mond geschossen, sobald sich ein ähnlich witziger Onkel findet), er verbietet uns sogar, die Bezahlschranke zu überschreiten, um nach diesem verheißungsvollen Anfang weiterzulesen.

Weiter als „seit eineinhalb Jahren teilen wir 80 Quadratmeter, zwei Efeututen, drei Glücksfedern, einen Olivenbaum und drei Zimmer: eins zum Schlafen, eins zum“ gehts nämlich nicht. Ich behaupte nicht, dass das ein Problem ist, denn im Grunde gehts ja sowieso nie weiter, auch nicht für arrivierte Jungjournalist:innen, die den Weg von Uni über Spiegel bis Neon schon locker durchgejoggt sind.

Ob vor oder hinter der Bezahlschranke, sie zeigt uns allen, wo der Hammer hängt.



ES GEHT DOCH NICHTS ÜBER

die große Geheimtipp-Reportage! Ein schöner, nicht zu schwerer Bergwanderweg, ein ausführlicher Geheimtipp zur besten Sendezeit (BR2 ca. 11h30), der Geheimtipp natürlich nicht ausgeschildert, aber ganz leicht zu finden, wenn man sich an die genauen Angaben (top-journalistische Sorgfaltspflicht) hält, so ein nützlicher und wahrscheinlich auch nachhaltiger Geheimtipp, so dankbar ist man der Reporterin, deren Name, für mich jedenfalls, auch ein wertvoller Geheimtipp ist, den ich auf keinen Fall verraten werde, sonst rennt man ihr noch die Tür ein und sie weint, weil sie kein Geheimtipp mehr ist, und dann bin ich auch noch schuld, wenns wieder einen runterhaut.



DAS HABEN WIR DOCH SCHON IMMER SO GEWOLLT

Ist möglicherweise ein Bild von steht