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ES GIBT FEHLER

die sind einfach ganz wunderbar. Bei diesem wünsche ich mir, dass Groucho Marx Regie geführt hat:

In der taz erschien gestern, 1.2., ein Interview mit mir über diese unglaubliche (dabei leider nicht nur lustige) Lachnummer des Augsburger Ordnungsreferenten Volker Ullrich (CSU), mit der er es endlich einmal schaffte, in ganz Deutschland in der Zeitung zu stehen. Er hatte mit großem Verbrechensbekämpfungsaufgebot erlangt, dass die Augsburger Allgemeine den Namen eines Mannes rauszurücken gezwungen war, der ihn in einem Online-Leserkommentar gereizt hatte. Aber lesen Sie selbst:

http://www.taz.de/1/archiv/digitaz/artikel/?ressort=tz&dig=2013%2F02%2F01%2Fa0137&cHash=da2c1a7cc5a91a3290ebba146b158039

Der Fehler kam dazu, als Perlentaucher und Spiegel Online das taz-Interview weitermeldeten. Plötzlich war ich selbst der Mann, der vom Ordnungsreferenten verfolgt wurde:

„Marion Bergermann spricht mit dem Schriftsteller Franz Dobler, von dessen Leserbrief sich ein Lokalpolitiker dermaßen beleidigt fühlte, dass dieser von der Augsburger Allgemeinen gerichtlich die Herausgabe seiner Daten erzwang.“

Schon schön – aber noch schöner, dass mein geschätzter Kollege Joseph von Westphalen mir aufgrund der Falschmeldung jetzt in seiner Kolumne für die Münchner Abendzeitung zur Seite sprang:

http://www.abendzeitung-muenchen.de/inhalt.joseph-von-westphalen-ich-habe-genug.1f77fafd-b694-4de2-b680-a739a1776de8.html

Tatsächlich von mir ist jedoch mein Kommentar zu diesem CSU-Oberpolitiker, dem man doch bitte den Posten des Mannes im Mond geben möge, der morgen in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung erscheint.

–XXX (Einfügung: nur für den internen Gebrauch: in der FAS v. 3.2. in der Feuilleton-Rubrik „Nachrichten“ ohne eigenen Titel, der ansonsten von mir aus NEUER WITZ AUS DER BRECHTSTADT geheißen hätte:) „Wer wissen will, wie es um die CSU in Bayerns drittgrößter Stadt wirklich steht, möge Präsident Seehofer anrufen. Das Lied, das er schon wieder singen kann, ist härter als Heinos neue Rockscheibe. Nachdem die Augsburger CSU allein in jüngster Zeit mit Stichworten wie Parteiabspaltung oder Parteiaus-schlussverfahren auftrumpfte, ist es jetzt Ordnungsreferent Volker Ullrich, der mal gescheit ins Rampenlicht drängt. Hat er doch am Montag Polizei und Justiz in der Augsburger Allgemeinen einreiten lassen, um einen üblen Hund zu erwischen, der ihn in einem Online-Kommentar beleidigte. Den Satz einfach löschen? Reichte ihm nicht. Was der geschrieben hat? „Du ganz du dreckige Dreck…“ oder sogar „Oberförster“? Ging ja noch. Aber es war halt was mit „Rechtsbeugung.“ In Zusammenhang mit „Straßenstrich-abschaffung“ (oder wie das heißt). Na servus! Der gute Herr Ullrich (37) will ja, echt jetzt, nach Berlin. Erfüllt ihm bitte diesen Traum. Ausnahmsweise ohne Wahlen und so Schmarren. Wird doch einmal möglich sein. Einer aus der Brechtstadt. Mehr muss man doch nicht sagen.“ XXX–

Ich erkläre hiermit und schwöre beim Grab meiner lieben Mutter: ich habe diesen nun justiziabel gewordenen Online-Kommentar nicht geschrieben und ich habe noch nie einen Online-Kommentar in die Augsburger Allgemeine geschrieben, weder unter meinem noch unter den Mädchennamen meiner Mütter.

Andererseits ist mir dieser Vorgang jedoch nicht so gaaanz fremd. Denn vor nicht allzu langer Zeit hatte ich eine örtliche „Partei“, die tatsächlich nur ein eingetragener Verein ist, sagen wir etwas beschrieben in einem weit entfernten Presseorgan. Mit der Folge, dass ich nun nichts über den dann sich ergebenden Vorgang sagen darf. Weil sonst… – Nein, du wirst jetzt dein dummes Maul halten! – Aber ich will doch nur… – Nein, du willst gar nichts. – Aber ich will doch nur, dass ihr mich… – Aus! – … wieder einmal diesen Fassbinder-Film schauen lasst´s, den einen da, den Dings halt.



VOM ENDE DER STRASSE

  Konstanz

Quelle: http://www.bahnbilder.de/?name=galerie&kategorie=suchen&suchbegriff=konstanz



URLAUBSGRUESSE

aus dem schönen Kairo in der freundlichen Schweizerstadt Bern:



MARINA ABRAMOVIC SAGT

Ich glaube nicht an Pension, ich werde auf dem Schlachtfeld sterben.



MEHR SALUT AUF WALTER SERNER

Nachdem der einzige Investigativjournalist in unseren Reihen endlich über die Beziehungen zwischen Franz Jung und Dr. Walter Serner ausgepackt hat, reagieren die Kollegen von Songdog.at mit einem sehr persönlichen Salut auf Walter Serner, der nicht nur im Schlusssatz „Wir lieben Serner!“ mündet, sondern so zum Schlusssatz kommt:

„Als Friederich Dürrenmatt einmal gefragt wurde, was er von Günther Grass halte, antwortete er, dass ihm Günther Grass zu wenig intelligent für dessen dicke Bücher sei.“

Hier die ganze Festrede: http://songdog.at/blog/?p=8074



SPITZENSATZ (7)

Er „tat das, was alle gescheiterten Deutschen tun: Er machte mit seiner Frau eine Kneipe auf.“

(Helmut Mauró, 25.1.2013, Süddeutsche Zeitung)



DER GEDICHTBAND 2012

 Hrsg. von Cordula Güdemann und Jörg Sundermeier. Mit Zeichnungen von Fritz Panzer. 146 S. Verbrecher Verlag, Berlin 2012

„Dieser Gedichtband“, der sicher auch eines der bestgestalteten Bücher des letzten Jahres ist, „stellt in gewisser Weise Peter O. Chotjewitz´ letztes zu Lebzeiten geplantes Buch dar“, schreibt Verleger Jörg Sundermeier im Nachwort.

„Wir sprachen seit Herbst 2010 viel über einen möglichen Gedichtband. Chotjewitz fand es bezeichnend, dass er – der seinen ersten Gedichtband 1965 herausgebracht hatte und immer wieder Gedichte veröffentlichte, jedoch seit den 70er-Jahren keinen weiteren eigenständigen Lyrikband mehr vorgelegt hatte – am Ende seines Lebens nun wieder einen Gedichtband publizieren wollte. Als möglicher Illustrator stand für ihn schnell der österreichische Künstler Fritz Panzer fest.

Wie der Band genau aussehen würde, hätte Chotjewitz, der am 15. Dezember 2010 starb, ihn noch selbst zusammenstellen können, lässt sich nicht sagen. (…)“ – Die meisten der Gedichte, alles 3-Zeiler, entstanden 2010. Dieses heißt

Am Mississippi

Jazz ist es soweit

Blech blitzt Gold die Vorhaut senkt

die Krempe Pluto Platz



TOPCOVERS DER WELT NR.93

Let's Have A Beatnik Party!



BRECHTFESTIVAL AUGSBURG 2013 (5)

(+ Knastlesen 3) Mit den Kindern im Knast mal wieder Brecht gelesen. Kinder ist falscher Ausdruck (aber ich meine damit ja sowas wie meine Kinder), Durchschnittsalter 19 würde ich sagen, Teilnehmer 7 Männer und 1 Frau. Das Besondere im Rückblick ist, dass ich einen Rekord im Selberreden aufstellen musste. Was heißt, ca. 105 min. vorlesen (eher weniger) und drumherum Schlingensief-mäßig nonstop Spontanvortrag halten, Anekdoten resp. Brecht und alles mögliche erzählen und erwähnen und erklären.

Meine Kinder waren selten ruhig und aufmerksam; aber es kam wenig von ihnen; niemand dabei, derdie, wie es nicht selten vorkommt, mal ordentlich über sich selbst ausgepackt hätte. Keine Diskussion untereinander (das Thema Boxen ging zu meinem Erstaunen vollkommen ins Leere, obwohl 4 Migranten unterwegs (ich dachte, die boxen alle?!), und selbst der asiatische Kickboxer erzählte nicht mehr, als dass er Leichtgewicht kämpft und in letzter Zeit „wegen Arbeiten und so“ kaum dazu kommt….). Niemand erzählte, weswegen sie ihn eingebuchtet hatten, und niemand ist extrem selten…

Kurz gesagt: wenn man mal nen hyperaktiven Quatschkopf gebrauchen könnte, ist er nicht da.

Klärung vorab: Brecht. Hatte niemand je gehört. Ich hielt eine streng nichtwissenschaftliche Einleitung. Las dann die Titelgeschichte aus dem Suhrkamp-Band „Der Kinnhaken und andere Box- und Sportgeschichten“. Das Mädchen war intelligent, die checkte alles. Der interessanteste Punkt an dieser Geschichte über einen hoffnungsvollen Bantamfighter ist ja, dass er deshalb scheitert, weil er im entscheidenden Moment das Selbstvertrauen verloren hat, sich zugleich ärgert, nicht den Mumm zu haben, zu tun, worauf er Lust hat (Bier und Zigaretten) und in den Kampf geht, als er schon zuviel Ablenkung zugelassen hat (Motorrad, Verlobte, Hausstand etc). Mit dem schönen Schlusssatz: „Wissen Sie, Vorsicht ist die Mutter des k.o.“ Aber wie gesagt, ich durfte mir zu allem den eigenen Mund fusslig reden. Was nicht heißt, dass es mich nicht gefreut hätte bzw. mich die wenigen Bemerkungen des Mädchens nicht gefreut hätten. Und mir gegenüber saß ein Türke, der absolut nichts rausließ und dabei von Minute zu Minute mehr brannte vor Aufmerksamkeit und mit leichtem Lächeln und Nicken etc immer wieder auf irgendwas reagierte.

Thema Sport natürlich. Boxen, ich laberte irgendwelches Zeug über Boxen bzw. erzählte von Max Schmeling oder Bubi Scholz, banales Auswendiglernwissen also. Lockte immerhin einen Jungen aus der Reserve, der dann erzählte, er habe eine Fußballkarriere angestrebt, ehe ihn vor einem Jahr der 3. Kreuzbandriss stoppte. Angeschoben hatte ihn sein Vater: der sei in den 80ern Profi in Polen gewesen und heute Schiri in der Landesliga. Guter Junge: war immer dabei und half mir immer wieder, indem er manchmal was sagte oder fragte.

Thema Theater, issja wohl berechtigt. Niemand von ihnen war je im Theater – halt, einer war als Kind mit der Schule in der Augsburger Puppenkiste (so wie ich), und davon hatte jeder schon mal gehört, also vom bedeutendsten Augsburger Theater, ist das vielleicht nichts. Ich schwadronierte also rum, woran das wohl liegen könnte, warum wir alle („ich auch, ich erzähl euch keinen Scheiß hier, ich mach euch nichs vor“) lieber fernsehen als ins Theater gehen. Thema: Rahmen. Thema: Tradition, gesellschaftlicher Hintergrund, Bildung. Und: Subvention; Millionen. Beispiel: Wieso bekommt das Theater Millionen, aber ein Filmfestival hier nur paar Zigtausend, sodass es nur noch alle zwei Jahre was machen kann? Was steckt dahinter, wer sagt, was wichtiger und mehr wert ist? Und was hat das mit uns zu tun? (Ich selbst habe eigentlich keine Meinung dazu, außer die, dass es erlaubt sein muss, diese Frage zu stellen, die ja für viele in der Theater-Verwaltungs-Subventions-Branche schon per se ein Angriff ist…verständlicherweise… – im Kopf hatte ich dabei, ohne es zu erwähnen, Thomas Meineckes wunderbaren Aufsatz von ca. 1982 in seiner Zeitschrift Mode & Verzweiflung mit dem Titel „Theater zu Parkhäusern“, und allein daran sieht man schon, so einfach wie es sich die Theaterfuzzis bei der Begründung zur Verteidigung ihrer Kohlen machen, denn sie behaupten ja in der Regel kaum mehr, als die letzte Security der wahren Kultur zu sein, ist es nicht…)

Ja, wo waren wir dann stehengeblieben? Weiß nicht mehr. Zuletzt las ich ein paar Geschichte vom Herrn Keuner vor. Von denen ich einige selbst nicht kapierte. Dann war es 16 h und für sie Zeit fürs Abendessen. Dann durften sie sich aufs Bett legen. Tagsüber ist es ihnen verboten, sich aufs Bett zu legen. Du kannst in der Zelle auf und ab gehen oder Kniebeugen machen oder am Tisch sitzen und ein Buch lesen. Mach ich auch oft. Ist okay.



CRAIG VS MARTINI

Der Berliner Filmemacher Christoph Rüter, seit seinem Film über Jörg Fauser ein großer Freund und Bündnispartner dieses Blocks, hat nicht nur ein großes Werk vorzuweisen, sonder auch eine Menge nicht verwendetes Material dazu.

Er hat jetzt angefangen, sein Archiv zu sichten und wird hochwertige Teile auf Youtube zu stellen. Schon die Nr.1 ist ein toller Clip: Der junge Daniel Craig during the shooting of Obsession (D: Peter Sehr), 1996 in Berlin with Heike Makatsch, Heinz Kraehkamp u.a. – 6´30

http://www.youtube.com/watch?v=TIiAtqKT3cw

Hier ein Überblick über Christoph Rüters Arbeiten:

http://christoph-rueter-filmproduktion.de/