Allgemein

GEFÄHRDERPROFIL COMPACT

Ein sehr gutes Gefährderprofil über das rechtsextreme Kampfblatt mit dem Chef, der aus der linken Szene kam:

https://taz.de/Rechtes-Magazin-Compact/!5873719/



SO KONKRET WIE GEWOHNT

Für alle, die immer Bedarf an mehr guten Denkstoffen haben:

Mehr vom Inhalt: »Das alles hat etwas von Voodoo-Glauben« Interview mit dem israelischen Soziologen Natan Sznaider über die Europäisierung der deutschen Schuld + Was hat sich der Papst nur dabei gedacht? Kay Sokolowsky über Franziskus I. und seinen Bußgang zu den Indigenen Kanadas + Wenn die Sonne erlischt Auf der Manifesta in Pristina kommt man um die Ruinen des Krieges und die Reste des Sozialismus nicht herum. Von Hannah Wolf und Radek Krolczyk + Dreadlockdown Über einen Fall kultureller Aneignung. Von Stefan Gärtner + Schillernde Bettlerinnen »Frei leben!« Eine Ausstellung stellt die Frauen der Münchener Bohème der Jahrhundertwende vor. Von Katrin Hildebrand



DA HASTE DEINE AKTUALISIERTE VERGANGENHEIT

„Und wie die Gesellschaft so ihr Staat: Die politische Polizei, die mühelos tausende Demonstranten von einem Treffen der Waffen-SS fernhalten oder wegtreiben konnte, steht ganz hilflos da, wenn zweihundert Glatzköpfe mit ihren Baseballschlägern stundenlang Leute durch eine Stadt jagen, die es gewagt haben, Asylbewerber zu beschützen … Sie sind ein Volk. Noch, da sie nur nicht mehr so schnell reicher werden wie zuvor, sind bloß 37 Prozent der Meinung, daß »die Deutschen sich im eigenen Land gegen die Ausländer wehren müssen«. Sich vorzustellen, welcher Meinung wieviele von ihnen sein werden, wenn das Volk ein Volk in Not ist, weil das Sozialprodukt nur um ein Prozent statt um zwei steigt, ist nicht schwer. Was daraus folgen wird, wo die Entwicklung vom Autoritären zum Faschistischen halten wird, ist offen. Daß sich dagegen noch weniger Widerstand regen wird als beim letzten Mal, ist seit dem deutschen Herbst 1992 gewiß.“ (Hermann L. Gremliza, konkret 19/92)

Ist möglicherweise ein Bild von 1 Person und Text „MER9 KankFooh&Ta konkret 1 mE Rostock und Bonner Zugaben: Sieg im völkischen Krieg US-Wahlen: Pest oder Clinton? Eduardo Galeano: 500 Jahre Raub und Mord Köhler: Prof. h.c. C. Fest“

Danke an konkret-Redakteur Thomas Blum für die Erinnerung.



GRÜSS GOTT WERTEGEMEINSCHAFT

Ist möglicherweise ein Bild von 1 Person und Text „„An der EU-Außengrenzen kann man ungestraft Geflüchtete entrechten und misshandeln, muss aber vielerorts mit Verfolgung rechnen, wenn man sie vor dem Ertrinken rettet oder sie humanitär versorgt. Was sind wir für eine Wertegemeinschaft, in der das normal zu sein scheint?" Erik Marquardt, Politiker und Menschenrechtsaktivist“



DIE GUTEN DEUTSCHEN UND AFGHANISTAN

Ist möglicherweise ein Bild von eine oder mehrere Personen und Text



DAS IST DOCH ALLES WIEDER MAL TOTAL ERFUNDEN

in der neuen Jungle World, sind die nicht von Lass-dich-impfen-Terroristen gekapert worden? Hab ich echt mal gehört jedenfalls!

„Ausgebeutet in der EU – Die Republik Moldau gehört zu den ärmsten Ländern Europas. Der Krieg in der Ukraine hat die Probleme noch vergrößert. Wie Ewa* verlassen viele das Land auf der Suche nach Arbeit, sie finden oft nur Prekarisierung und Ausbeutung.“

https://jungle.world/artikel/2022/31/ausgebeutet-der-eu



KEINE MACHT FÜR NIEMAND (OK AUSSER MICHAEL JORDAN)

Verdiente Auszeichnung für den (Comic-)Künstler Michael Jordan (mit dem ich die Ehre und das Vergnügen habe, ein Buch für Starfruit Publications zu machen, von dem noch nicht mehr klar ist, außer dass es gemacht werden wird, falls uns nicht der Teufel holt, bevor wir´s gemacht haben) (und der übrigens auch im gleich im Ventil Verlag erscheinenden Comic-Band zum 50-jährigen des Ton Steine Scherben-Albums „Keine Macht für Niemand“ vertreten ist):

BR24-Meldung: „Eine Jury aus verschiedenen Kulturschaffenden hatte Michael Jordan für den [Erlanger] Kulturpreis vorgeschlagen. Der Künstler wurde 1972 in Erlangen geboren, studierte dann Medienillustration in Hamburg und Druckgrafik in Wien. Er lebte in Thailand und in den USA. Seine Werke wurden unter anderem ausgestellt in Stockholm, Wien, Shenzhen und Rennes. Seit einigen Jahren wohnt der Zeichner und Druckgrafiker, Ausstellungsmacher, Kurator, Projektleiter und Kunstvermittler wieder in Erlangen. Die Jury würdigte Jordans „hohe künstlerische Qualität, seine internationale Vernetzung und deren Fruchtbarmachung für die Stadt sowie die Offenheit, sein Wissen und Können zu teilen und weiterzugeben, in Form von Lehraufträgen, Workshops und Projekten mit Schulklassen“. Nach eigenen Angaben zeichnet die Stadt zum ersten Mal einen Künstler aus, dessen Schwerpunkt im Bereich der grafischen Literatur und des Comics liegt. Die Verleihung wird im Spätherbst stattfinden…“

CHECK IT OUT: https://www.ansichten-des-jordan.de/

C by Michael Jordan / (wie wir schon arbeiten)



BEI DEN FRANKFURTER POLIZEISPORTSKANONEN

muss was passiert sein, weil nichts mehr los ist, hatten wir uns schon Sorgen gemacht. Natürlich völlig übertrieben und dumm wie Helikoptereltern:

„Auch im neuen Fall stützen sich die Durchsuchungsbeschlüsse auf die Ergebnisse von Ermittlungen in Chatgruppen eines Messengerdienstes. Mehrere Handys wurden beschlagnahmt. Gegen einen Polizisten wird wegen des Verdachts ermittelt, er habe bis 2018 Zeichen verfassungsfeindlicher Organisationen verwendet (…) Drei weiteren Beamten werde in diesem Zusammenhang Strafvereitelung im Amt vorgeworfen, teilten die Behörden mit. Einer von ihnen soll zusätzlich Dienstgeheimnisse verletzt haben. Gegen einen weiteren Beamten bestehe der Anfangsverdacht für eine Verletzung des Dienstgeheimnisses. Weitere Angaben machten die Behörden nicht.“ (Spiegel-online, 30.7.)

https://www.spiegel.de/panorama/neue-ermittlungen-gegen-frankfurter-polizisten



FEMINISTISCHE AUSSENPOLITIK

nennt ein Freund den deutschen Teil einer Katastrophe, die man wohl auch Verbrechen nennen könnte, und die viele sicher nicht feministisch nennen möchten. nd-Redakteurin Ulrike Wagener beschreibt das Ausmaß:

In dem Bürgerkriegsland Libyen werden schutzsuchende Menschen in Haftlagern festgehalten, ermordet, gefoltert, vergewaltigt und versklavt. Ein UN-Bericht von Anfang Juli hat das erneut bestätigt. Trotzdem zahlt die Europäische Union Geld für die Ausbildung der sogenannten libyschen Küstenwache – mit dem Wissen, dass diese Flüchtende im  Mittelmeer aufgreift und in ebendiese Lager bringt. 

Ist die Tatsache, dass das von Annalena Baerbock geführte Auswärtige Amt einen Teil des Mittelmeers offiziell als Such- und Rettungszone der libyschen Küstenwache anerkennt, ein Fakt oder ein Skandal? Die Meinungen gehen auseinander. »Die Bundesregierung muss sich entscheiden: Entweder sie setzt sich für Menschenrechte und Flüchtende ein oder sie erkennt eine libysche Rettungszone an und damit systematischen Völkerrechtsbruch im Auftrag der EU«, sagt Oliver Kulikowski von der Menschenrechtsorganisation Sea-Watch dem »nd«.

Illegale Rückführungen und Zurückweisungen sind längst nicht nur Programm der libyschen Küstenwache. Am Donnerstag wurden Details aus einem internen Bericht des Europäischen Amtes für Betrugsbekämpfung (OLAF) bekannt, die belegen, dass die EU-Grenzagentur Frontex illegale Pushbacks durch die griechische Küstenwache finanzierte – und dabei »bewusst« wegschaute. Im April trat Frontex-Chef Fabrice Leggeri wegen dieser Vorwürfe zurück. Der neue Report  bringt nun auch Mitglieder der EU-Kommission in Erklärungsnot.“ (nd-Tagesvorschau, 29.7.)



R.I.P. THOMAS „CÄSAR“ KAISER

Thomas Kaiser war viele Jahre der beste Textchef, den ein Printmedium kriegen konnte. Sein Weg verlief u.a. von GQ, Weltwoche, Monopol bis zum Freitag. Niemand kam mit einem falschen oder dummen Satz an ihm vorbei – das wusste ich nicht nur, sondern er hat es mir vorgeführt, als wir bei zwei Artikeln zusammenarbeiteten. Und er war ein Mann mit einer Haltung: Bei der Weltwoche und beim Freitag warf er den Job hin, als rechte oder politisch mindestens fragwürdige Gestalten in die Chefetage einzogen.

Für mich und uns hieß der Kaiser immer nur Cäsar, wir waren schon Freunde, als er noch studierte und damals schon klar war, dass er seine Begeisterung für Sport und Sprache nie verlieren würde. Wir standen im Stadion bei strömendem Regen und wir diskutierten gerne bis weit nach der Sperrstund. Cäsar starb vor einigen Wochen in Berlin. Gestern haben wir ihn an seine letzte Ruhestätte auf dem Neuen Friedhof in Ebersberg begleitet. Goddam bad day, aber wir haben auch viel erzählt und gelacht. Am 23. August wäre er 55 geworden.

Seine Freundin und ehemalige Kollegin Katja Kullmann schrieb zu seinem Tod: „Der Kaiser. Thomas hieß er mit Vornamen. Und er war vieles. Ein begnadeter Wortwitzfinder, der hellste Textchef, den der Journalismus je erlebt hat. Ein zärtlicher Hundesitter und wacher Alltagsobskuritätenbeobachter. Ein auf verspielte Art ehrgeiziger, aber immer fairer Backgammonspieler. Ein aufrichtiger, warmer, unterhaltsamer Gesprächspartner, über so gut wie alles konnte man mit ihm reden, über tiefste Tiefen und höchste Höhen, denn mit beidem kannte er sich aus. Ein Freund. Einer der echten. „Caesar“ sagten manche zu ihm. Andere nannten ihn „Kaiser Chief“. Mit „Capitano“ sprach ich ihn oft an (und er mich mit „Capitana“). Vor einigen Wochen starb er, mit 54 Jahren. Wie viele andere bin auch ich sehr traurig darüber. So traurig, dass ich es erst nicht fertig brachte, unsicher war, ob ich öffentlich an ihn erinnern soll, hier, in diesem Internet. Ob ihm das recht gewesen wäre. Nun aber sah ich, dass andere, die ihm ebenfalls nahe standen, doch noch mal ein Foto von oder mit ihm veröffentlicht haben. Und ein paar Zeilen dazu, in denen sie ihn noch einmal preisen. Den Kaiser. Der nie nie nie, never ever vergessen sein wird. Roger, roger, check, check, lieber Freund.“ (F-book, 14.7.)
Ist möglicherweise ein Bild von 1 Person, raucht und Innenbereich
Foto: K.Kullmann

Sein Freund und ehemaliger Kollege Michalis Pantelouris veröffentlichte am 10.7. diese Zeilen: „Caesar ist tot. Ich kann mir keine drei Worte vorstellen, die für mich schwerer zu schreiben wären. Schon weil ich mir nicht vorstellen kann, überhaupt zu schreiben, ohne an ihn zu denken. Er war der wahrscheinlich beste Texthandwerker, mit dem ich je gearbeitet habe, und es gibt bis heute – und wahrscheinlich für immer – Formulierungen, die ich nicht benutze, weil er sie mir verboten hat. Er hat keinen verlogenen Satz ertragen, was in dieser Welt heißt, er hat gelitten. Wir werden ihn feiern, an seinem Geburtstag am 23. August in Berlin… Es waren mehr als 20 Jahre, mein Freund, gute und schlechte, und vor allem: zu wenige. Es tut weh. Das Leben erwartet uns alle. Ich wünschte, du wärst hier.“

Der Medienjournalist Matthias Dell, beim Freitag damals Kollege von Kaiser und Kullmann, spricht in diesem Beitrag (4´) über die Aufgaben des Textchefs bzw. erklärt, was eine gute Textchefin tut, und widmet den Text dem Verstorbenen:

https://podcast-mp3.dradio.de/podcast/2022/07/13/kolumne_ein_lob_auf_die_schlussredakteurinnen_dlf_20220713_1548_d607a3f8.mp3?fbclid=IwAR0n3Ice5vtQ_ZPEUdhHU-D0wMxGL9OUJ4kEU_Sl6xnGkceXA8v4lU_tApg